Signatur: BStU, MfS, HA XXII, Nr. 780, Bd. 9, Bl. 1-6
In einer Liste mit "operativ bedeutsamen" Personen erfasste die Stasi im Oktober 1978 eine Reihe von Mitgliedern und Sympathisanten der RAF und der Bewegung 2. Juni sowie deren Verbindungen in die DDR. Die Geheimpolizei befürchtete Aktionen der Linksterroristen auch gegen die DDR – etwa gegen ihre Botschaften im Ausland.
Die 1970 gegründete Rote Armee Fraktion (RAF) war eine linksterroristische Gruppe in der Bundesrepublik Deutschland. Die Staatssicherheit sammelte zunächst Informationen über die Terroristen, beobachtete deren Aktivitäten und duldete ihre Reisen in den Nahen Osten über den Ostberliner Flughafen Schönefeld. In den 80er Jahren intensivierten sich die Kontakte und die Staatssicherheit bot zehn RAF-Aussteigern Unterschlupf in der DDR. Zudem trainierte das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) einige Terroristen im Umgang mit Waffen.
Um die Linksterroristen unter Kontrolle zu halten, versuchte die Staatssicherheit diese zu identifizieren und ihre Pläne in Erfahrung zu bringen. Sie gehorchte dabei den eigenen Sicherheitsinteressen, denn das MfS befürchtete, dass die RAF gegen die DDR aktiv werden könnte. Aus diesem Grund erarbeitete die Geheimpolizei die vorliegende Aufstellung mit Mitgliedern und Sympathisanten der RAF und der Bewegung 2. Juni sowie deren Kontakte in die DDR. Darunter befinden sich Freunde, Angehörige oder Partner der jeweiligen "operativ bedeutsamen" Personen sowie Hinweise und Empfehlungen zur weiteren Überwachung.
Name, Vorname, Erfassungsverhältnis; Operativ bedeutsame Anhaltspunkte; Bemerkungen, Vorschläge zur Entscheidung
23. Panka, Wolfgang, erf. bt. XXII; Vertrauensanwalt von Mitglied der "Bewegung 2. Juni", verwandtschaftl. Beziehungen in die DDR-Hauptstadt; op. Aufklärung zur eventl. operativen Nutzung
24. Proll, Thorwald (ehem. "RAF"), erf. Abt. XXII; - Bruder der in England inhaftierten Astrid Proll,- Verfasser linksextremistischer Gedichte, - Verbindungen zu DDR-Schriftstellen zusammen mit den ehemaligen RAF-Mitgliedern Schulenburg, Lutz und Mittelstädt, Hanna; op. Aufklärung und Abwehrmaßnahmen notwendig
25. Nick, Hilmar ("2. Juni") erf. Abt. XXII; - in WB inhaftiert, - ehem. DDR-Bürger mit Rückverbindungen; op. Aufklärung
26. Raspe, Jan-Carl ("RAF", in der Strafanstalt Stammheim tot aufgefunden); - Verbindung zur Schwester [Anonymisiert] u.a. als Empfänger von RAF-Material nach wie vor von operativem Interesse); in op. Bearbeitung Abt. XXII
Der Begriff Rückverbindung bezog sich auf ehemalige DDR-Bürger, die ausgereist oder geflohen waren und in einem nichtsozialistischen Staat lebten. Mit Rückverbindung umschrieb das MfS sämtliche Kontakte, die zwischen diesen Personen und DDR-Bürgern bestanden. Dabei spielte es laut MfS-Lesart keine Rolle, ob die Beziehungen privater und familiärer Natur waren oder aus beruflichen Kontakten herrührten. Das MfS betrachtete die Rückverbindung als Sicherheitsrisiko und versuchte sie daher unter Kontrolle zu halten oder durch geeignete Maßnahmen zu unterbinden. In den 80er Jahren galten sie als ein Faktor, der Ausreisebestrebungen begünstigte.
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