Signatur: BStU, MfS, HA XXII, Nr. 5383, Bd. 4, Bl. 58-66
Das mehrseitige Papier "Prozeßorganisation" im Dienstobjekt Helenenau zeigt, wie die Stasi-Mitarbeiter vor Ort versorgt wurden.
Die Abteilung XXII, zuständig vor allem für die Beobachtung und Unterstützung des Links- und Rechtsterrorismus im Westen und im Nahen Osten, verfügte auch über Spezialkräfte für die praktische Bekämpfung von Terroristen. Neben dem Dienstsitz des Leiters in Berlin-Hohenschönhausen verfügte die Diensteinheit u.a. über das "Objekt 76" in Helenenau, ein getarntes Ausbildungsobjekt zur taktischen Schulung der Spezialkräfte.
Das Ausbildungsgelände wurde als das zentrale konspirative Ausbildungs- und Unterkunftsobjekt geführt. Dort wurden die Spezialkräfte für verschiedene Waffenarten geschult und in unterschiedlichen Nahkampftechniken trainiert. Darüber hinaus war "Objekt 76" als Ausweichführungsstelle im Mobilmachungsfall des Leiters der Abteilung XXII vorgesehen. Weil die Ausbildung von Antiterroreinheiten und die Unterweisung ausländischer Kader in Sabotagehandlungen auch zu den Aufgaben der Arbeitsgruppe des Ministers/Sicherheit (AGM/S) gehörte, wurden die beiden Diensteinheiten 1989 zur Hauptabteilung XXII vereinigt.
Wie die Verpflegung der in Helenenau stationierten Kräfte funktionierte, lässt sich aus der vorliegenden "Prozeßorganisation" ersehen.
Hauptabteilung XXII
Abteilung 10
Berlin, den 24. April 1989
Prozeßorganisation
zur Bewirtschaftung der Verpflegungseinrichtung des DO Börnicke-Helenenau
Däbritz
Oberstleutnant
Abteilung XXII (Terrorabwehr)
1975 entstanden aus einer Unterstruktur der AG beim 1. Stellv. des Ministers; 1989 mit der Abt. XXIII zur HA XXII zusammengeführt.
Hauptabteilung XXII ("Terrorabwehr")
Die Abteilung XXII richtete ihre Aufmerksamkeit vor allem auf linksterroristische Organisationen, jedoch auch auf linksextreme Gruppen in der Bundesrepublik mit DDR-kritischer Ausrichtung (etwa "trotzkistischer" oder "maoistischer" Spielart), die autonome Szene in Westberlin sowie militante Gruppierungen im palästinensischen bzw. arabischen Lager (wie die Abu-Nidal-Gruppe). Sobald sich die Arbeit solcher Zellen gegen die DDR zu richten schienen, leitete die Abteilung XXII umfangreiche Zersetzungsmaßnahmen ein (so zum Beispiel gegenüber der KPD/ML).
Die Diensteinheit befasste sich auch mit neonazistischen und rechtsextremen Gruppen in der Bundesrepublik (wie der "Wehrsportgruppe Hoffmann") sowie allen Einrichtungen, die dezidiert antikommunistische Positionen vertraten (wie etwa die Arbeitsgemeinschaft 13. August - Haus am Checkpoint Charlie). Im Umfeld solcher Organisationen hatte die Abteilung XXII 161 IM platziert, davon 35 aus dem Westen (wie etwa den RAF-Anwalt Klaus Croissant oder den Ex-Terroristen Till Meyer).
Die Bildung der Abteilung XXII im Jahre 1975 war eine Reaktion auf die Entstehung des arabisch/palästinensischen und bundesdeutschen Terrorismus. Die Zahl der hauptamtlichen Mitarbeiter dieser Diensteinheit wuchs bis 1980 auf fast 140 Personen an, doch sogar mit 248 Mitarbeitern im Jahre 1988 war die Abteilung innerhalb des Mielke-Apparates vergleichsweise klein dimensioniert. Aufgrund der Brisanz ihrer Tätigkeit war sie besonders um Abschottung und Konspiration bemüht und suchte häufig Rückendeckung von oben.
Zunächst wurde die Abteilung XXII von Harry Dahl geleitet, ihm folgte 1985 Horst Franz. Um etwaige Drohanrufe oder potenzielle Gewaltakte auch in der DDR sowie mögliche Rückverbindungen westlicher Terroristen nach Ostdeutschland aufzudecken, existierten in den BV sogenannte Arbeitsgruppen XXII mit insgesamt 69 Mitarbeitern.
Aus weltanschaulichen Gründen hat die Staatssicherheit zudem damalige Befreiungsbewegungen der Dritten Welt (wie den Afrikanischen Nationalkongress / ANC) sowie etliche "junge Nationalstaaten" protegiert. Als Verbündete im Kampf gegen den "Imperialismus" wurden zwischen 1970 und 1989 insgesamt 1 895 Mitglieder dieser Organisationen militärisch oder geheimpolizeilich ausgebildet. Hierfür zuständig war die Arbeitsgruppe des Ministers/Sonderfragen (AGM/S), die auch Aufgaben der bewaffneten Flugsicherungsbegleitung wahrnahm und ggf. Gewalttäter überwältigen sollte.
Im Jahre 1987 wurde diese Diensteinheit in Abteilung XXIII umbenannt und verschmolz 1989 mit der Abteilung XXII zur Hauptabteilung XXII mit zuletzt 878 Mitarbeitern.
Die Arbeitsgruppe des Ministers (AGM) war eine 1960/61 aus dem Büro der Leitung herausgelöste Arbeitsgruppe für die Koordinierung der für den Mobilisierungsfall notwendigen Maßnahmen. Ihr oblagen
Die AGM war eingebunden in die bi- und multilaterale Zusammenarbeit der Sicherheitsorgane der sozialistischen Länder. Hierfür setzte die Vertretung des KGB beim MfS einen Verbindungsoffizier bei der AGM ein. Leiter der AGM waren 1960/61–1975 Alfred Karl Scholz, 1980–1987 Otto Geisler, 1987–1989 Erich Rümmler. Die AGM hatte 1961 8, 1970 34, 1980 48 und 1989 692 Mitarbeiter. In den BV übernahmen AGL analoge Funktionen.
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Signatur: BStU, MfS, HA XXII, Nr. 5383, Bd. 4, Bl. 58-66
Das mehrseitige Papier "Prozeßorganisation" im Dienstobjekt Helenenau zeigt, wie die Stasi-Mitarbeiter vor Ort versorgt wurden.
Die Abteilung XXII, zuständig vor allem für die Beobachtung und Unterstützung des Links- und Rechtsterrorismus im Westen und im Nahen Osten, verfügte auch über Spezialkräfte für die praktische Bekämpfung von Terroristen. Neben dem Dienstsitz des Leiters in Berlin-Hohenschönhausen verfügte die Diensteinheit u.a. über das "Objekt 76" in Helenenau, ein getarntes Ausbildungsobjekt zur taktischen Schulung der Spezialkräfte.
Das Ausbildungsgelände wurde als das zentrale konspirative Ausbildungs- und Unterkunftsobjekt geführt. Dort wurden die Spezialkräfte für verschiedene Waffenarten geschult und in unterschiedlichen Nahkampftechniken trainiert. Darüber hinaus war "Objekt 76" als Ausweichführungsstelle im Mobilmachungsfall des Leiters der Abteilung XXII vorgesehen. Weil die Ausbildung von Antiterroreinheiten und die Unterweisung ausländischer Kader in Sabotagehandlungen auch zu den Aufgaben der Arbeitsgruppe des Ministers/Sicherheit (AGM/S) gehörte, wurden die beiden Diensteinheiten 1989 zur Hauptabteilung XXII vereinigt.
Wie die Verpflegung der in Helenenau stationierten Kräfte funktionierte, lässt sich aus der vorliegenden "Prozeßorganisation" ersehen.
1. Aufgabenstellung der Verpflegungseinrichtung
Produktion von Imbiß und Mittag sowie Verkauf von Waren des täglichen Bedarfs für alle im Dienstobjekt tätigen Mitarbeiter und Gäste
1.1. Versorgungsstärke
Abteilung XXII/7 32 Essenteilnehmer
Abteilung XXII/5, Ref. 23 21 Essenteilnehmer
Abteilung XXII/10, Ref. 3 16 Essenteilnehmer
Lehrgänge 35 Essenteilnehmer
1.2. Öffnungszeiten
1. Frühstück 6.45 Uhr bis 7.15 Uhr Lehrgänge
2. Frühstück 9.30 Uhr bis 10.00 Uhr Lehrgänge
Mittag 12.00 Uhr bis 13.00 Uhr
Kaffeepause 15.00 Uhr bis 15.30 Uhr Lehrgänge
Abendbrot 18.00 Uhr bis 19.00 Uhr Lehrgänge
1.3. Sortiment
siehe Anlage 1
2. Planstellen
1 Leiter der Verpflegungseinrichtung
3 Köche
1 Lagerverwalter/Kassierer
1 Küchenhilfe/Kassierer
Abteilung XXII (Terrorabwehr)
1975 entstanden aus einer Unterstruktur der AG beim 1. Stellv. des Ministers; 1989 mit der Abt. XXIII zur HA XXII zusammengeführt.
Hauptabteilung XXII ("Terrorabwehr")
Die Abteilung XXII richtete ihre Aufmerksamkeit vor allem auf linksterroristische Organisationen, jedoch auch auf linksextreme Gruppen in der Bundesrepublik mit DDR-kritischer Ausrichtung (etwa "trotzkistischer" oder "maoistischer" Spielart), die autonome Szene in Westberlin sowie militante Gruppierungen im palästinensischen bzw. arabischen Lager (wie die Abu-Nidal-Gruppe). Sobald sich die Arbeit solcher Zellen gegen die DDR zu richten schienen, leitete die Abteilung XXII umfangreiche Zersetzungsmaßnahmen ein (so zum Beispiel gegenüber der KPD/ML).
Die Diensteinheit befasste sich auch mit neonazistischen und rechtsextremen Gruppen in der Bundesrepublik (wie der "Wehrsportgruppe Hoffmann") sowie allen Einrichtungen, die dezidiert antikommunistische Positionen vertraten (wie etwa die Arbeitsgemeinschaft 13. August - Haus am Checkpoint Charlie). Im Umfeld solcher Organisationen hatte die Abteilung XXII 161 IM platziert, davon 35 aus dem Westen (wie etwa den RAF-Anwalt Klaus Croissant oder den Ex-Terroristen Till Meyer).
Die Bildung der Abteilung XXII im Jahre 1975 war eine Reaktion auf die Entstehung des arabisch/palästinensischen und bundesdeutschen Terrorismus. Die Zahl der hauptamtlichen Mitarbeiter dieser Diensteinheit wuchs bis 1980 auf fast 140 Personen an, doch sogar mit 248 Mitarbeitern im Jahre 1988 war die Abteilung innerhalb des Mielke-Apparates vergleichsweise klein dimensioniert. Aufgrund der Brisanz ihrer Tätigkeit war sie besonders um Abschottung und Konspiration bemüht und suchte häufig Rückendeckung von oben.
Zunächst wurde die Abteilung XXII von Harry Dahl geleitet, ihm folgte 1985 Horst Franz. Um etwaige Drohanrufe oder potenzielle Gewaltakte auch in der DDR sowie mögliche Rückverbindungen westlicher Terroristen nach Ostdeutschland aufzudecken, existierten in den BV sogenannte Arbeitsgruppen XXII mit insgesamt 69 Mitarbeitern.
Aus weltanschaulichen Gründen hat die Staatssicherheit zudem damalige Befreiungsbewegungen der Dritten Welt (wie den Afrikanischen Nationalkongress / ANC) sowie etliche "junge Nationalstaaten" protegiert. Als Verbündete im Kampf gegen den "Imperialismus" wurden zwischen 1970 und 1989 insgesamt 1 895 Mitglieder dieser Organisationen militärisch oder geheimpolizeilich ausgebildet. Hierfür zuständig war die Arbeitsgruppe des Ministers/Sonderfragen (AGM/S), die auch Aufgaben der bewaffneten Flugsicherungsbegleitung wahrnahm und ggf. Gewalttäter überwältigen sollte.
Im Jahre 1987 wurde diese Diensteinheit in Abteilung XXIII umbenannt und verschmolz 1989 mit der Abteilung XXII zur Hauptabteilung XXII mit zuletzt 878 Mitarbeitern.
Die Arbeitsgruppe des Ministers (AGM) war eine 1960/61 aus dem Büro der Leitung herausgelöste Arbeitsgruppe für die Koordinierung der für den Mobilisierungsfall notwendigen Maßnahmen. Ihr oblagen
Die AGM war eingebunden in die bi- und multilaterale Zusammenarbeit der Sicherheitsorgane der sozialistischen Länder. Hierfür setzte die Vertretung des KGB beim MfS einen Verbindungsoffizier bei der AGM ein. Leiter der AGM waren 1960/61–1975 Alfred Karl Scholz, 1980–1987 Otto Geisler, 1987–1989 Erich Rümmler. Die AGM hatte 1961 8, 1970 34, 1980 48 und 1989 692 Mitarbeiter. In den BV übernahmen AGL analoge Funktionen.
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