Signatur: BStU, MfS, HA XXII, Nr. 97, Bd. 4, Bl. 151-152
Das geheime "Objekt 76" der Terrorabwehr des Ministeriums für Staatssicherheit befand sich in Helenenaue. Auf der vorliegenden Skizze sind alle Gebäude verzeichnet und benannt.
Die Hauptabteilung XXII, zuständige für "Terrorabwehr", betrieb neben dem Dienstsitz des Leiters in Berlin-Hohenschönhausen mehrere getarnte Ausbildungsobjekte. Für die taktische Schulung von "Spezialkräften" wurde das "Objekt 76" in Helenenau genutzt.
Das Ausbildungsgelände wurde als das zentrale konspirative Ausbildungs- und Unterkunftsobjekt geführt. Dort wurden vorrangig "spezielle operative Kräfte" für ihren Einsatz im Operationsgebiet ausgebildet. Dazu gehörten Schulungen an verschiedenen Waffenarten und Kampftechniken. Darüber hinaus sollte der Leiter der HA XXII im Spannungsfall in das "Objekt 76" ausweichen.
Die Bebauung des Geländes bestand ursprünglich überwiegend aus ruinösen Stallungen und Wohnhäusern. Bis 1983 wurden diese aufwändig rekonstruiert und erweitert. Ein Überblick über den Zustand im Jahr 1989 liefert die vorliegende Grundrissskizze mit angehängter Legende.
Hauptabteilung XXII ("Terrorabwehr")
Die Abteilung XXII richtete ihre Aufmerksamkeit vor allem auf linksterroristische Organisationen, jedoch auch auf linksextreme Gruppen in der Bundesrepublik mit DDR-kritischer Ausrichtung (etwa "trotzkistischer" oder "maoistischer" Spielart), die autonome Szene in Westberlin sowie militante Gruppierungen im palästinensischen bzw. arabischen Lager (wie die Abu-Nidal-Gruppe). Sobald sich die Arbeit solcher Zellen gegen die DDR zu richten schienen, leitete die Abteilung XXII umfangreiche Zersetzungsmaßnahmen ein (so zum Beispiel gegenüber der KPD/ML).
Die Diensteinheit befasste sich auch mit neonazistischen und rechtsextremen Gruppen in der Bundesrepublik (wie der "Wehrsportgruppe Hoffmann") sowie allen Einrichtungen, die dezidiert antikommunistische Positionen vertraten (wie etwa die Arbeitsgemeinschaft 13. August - Haus am Checkpoint Charlie). Im Umfeld solcher Organisationen hatte die Abteilung XXII 161 IM platziert, davon 35 aus dem Westen (wie etwa den RAF-Anwalt Klaus Croissant oder den Ex-Terroristen Till Meyer).
Die Bildung der Abteilung XXII im Jahre 1975 war eine Reaktion auf die Entstehung des arabisch/palästinensischen und bundesdeutschen Terrorismus. Die Zahl der hauptamtlichen Mitarbeiter dieser Diensteinheit wuchs bis 1980 auf fast 140 Personen an, doch sogar mit 248 Mitarbeitern im Jahre 1988 war die Abteilung innerhalb des Mielke-Apparates vergleichsweise klein dimensioniert. Aufgrund der Brisanz ihrer Tätigkeit war sie besonders um Abschottung und Konspiration bemüht und suchte häufig Rückendeckung von oben.
Zunächst wurde die Abteilung XXII von Harry Dahl geleitet, ihm folgte 1985 Horst Franz. Um etwaige Drohanrufe oder potenzielle Gewaltakte auch in der DDR sowie mögliche Rückverbindungen westlicher Terroristen nach Ostdeutschland aufzudecken, existierten in den BV sogenannte Arbeitsgruppen XXII mit insgesamt 69 Mitarbeitern.
Aus weltanschaulichen Gründen hat die Staatssicherheit zudem damalige Befreiungsbewegungen der Dritten Welt (wie den Afrikanischen Nationalkongress / ANC) sowie etliche "junge Nationalstaaten" protegiert. Als Verbündete im Kampf gegen den "Imperialismus" wurden zwischen 1970 und 1989 insgesamt 1 895 Mitglieder dieser Organisationen militärisch oder geheimpolizeilich ausgebildet. Hierfür zuständig war die Arbeitsgruppe des Ministers/Sonderfragen (AGM/S), die auch Aufgaben der bewaffneten Flugsicherungsbegleitung wahrnahm und ggf. Gewalttäter überwältigen sollte.
Im Jahre 1987 wurde diese Diensteinheit in Abteilung XXIII umbenannt und verschmolz 1989 mit der Abteilung XXII zur Hauptabteilung XXII mit zuletzt 878 Mitarbeitern.
Signatur: BStU, MfS, HA XXII, Nr. 97, Bd. 4, Bl. 151-152
Das geheime "Objekt 76" der Terrorabwehr des Ministeriums für Staatssicherheit befand sich in Helenenaue. Auf der vorliegenden Skizze sind alle Gebäude verzeichnet und benannt.
Die Hauptabteilung XXII, zuständige für "Terrorabwehr", betrieb neben dem Dienstsitz des Leiters in Berlin-Hohenschönhausen mehrere getarnte Ausbildungsobjekte. Für die taktische Schulung von "Spezialkräften" wurde das "Objekt 76" in Helenenau genutzt.
Das Ausbildungsgelände wurde als das zentrale konspirative Ausbildungs- und Unterkunftsobjekt geführt. Dort wurden vorrangig "spezielle operative Kräfte" für ihren Einsatz im Operationsgebiet ausgebildet. Dazu gehörten Schulungen an verschiedenen Waffenarten und Kampftechniken. Darüber hinaus sollte der Leiter der HA XXII im Spannungsfall in das "Objekt 76" ausweichen.
Die Bebauung des Geländes bestand ursprünglich überwiegend aus ruinösen Stallungen und Wohnhäusern. Bis 1983 wurden diese aufwändig rekonstruiert und erweitert. Ein Überblick über den Zustand im Jahr 1989 liefert die vorliegende Grundrissskizze mit angehängter Legende.
Legende zur Gnmdrißskizze - Dienstobjekt 76
1: Haus 1 Versorgung, Lager, Unterbringung
2: Haus 2 OvD, Büroräume ( MLK )
3: Haus 3 Unterbringung, Garagen
4: Haus 4 Wohnhaus
5: Haus 5 Turnhalle, Sauna, Saal
6: Haus 6 Garagenkomplex
7: Haus 7 Heizhaus
8: Haus 8 Notstromaggregat, Tanklager, Werkstatt
9: Haus 9 Materiallager
10: Haus 10 Sportplatzgebäüde
11: Haus 11 ca. 300 m entfernt:
12: Spezialtrainingsgeräte
13: Sportplatz
14: Wasserbecken
Hauptabteilung XXII ("Terrorabwehr")
Die Abteilung XXII richtete ihre Aufmerksamkeit vor allem auf linksterroristische Organisationen, jedoch auch auf linksextreme Gruppen in der Bundesrepublik mit DDR-kritischer Ausrichtung (etwa "trotzkistischer" oder "maoistischer" Spielart), die autonome Szene in Westberlin sowie militante Gruppierungen im palästinensischen bzw. arabischen Lager (wie die Abu-Nidal-Gruppe). Sobald sich die Arbeit solcher Zellen gegen die DDR zu richten schienen, leitete die Abteilung XXII umfangreiche Zersetzungsmaßnahmen ein (so zum Beispiel gegenüber der KPD/ML).
Die Diensteinheit befasste sich auch mit neonazistischen und rechtsextremen Gruppen in der Bundesrepublik (wie der "Wehrsportgruppe Hoffmann") sowie allen Einrichtungen, die dezidiert antikommunistische Positionen vertraten (wie etwa die Arbeitsgemeinschaft 13. August - Haus am Checkpoint Charlie). Im Umfeld solcher Organisationen hatte die Abteilung XXII 161 IM platziert, davon 35 aus dem Westen (wie etwa den RAF-Anwalt Klaus Croissant oder den Ex-Terroristen Till Meyer).
Die Bildung der Abteilung XXII im Jahre 1975 war eine Reaktion auf die Entstehung des arabisch/palästinensischen und bundesdeutschen Terrorismus. Die Zahl der hauptamtlichen Mitarbeiter dieser Diensteinheit wuchs bis 1980 auf fast 140 Personen an, doch sogar mit 248 Mitarbeitern im Jahre 1988 war die Abteilung innerhalb des Mielke-Apparates vergleichsweise klein dimensioniert. Aufgrund der Brisanz ihrer Tätigkeit war sie besonders um Abschottung und Konspiration bemüht und suchte häufig Rückendeckung von oben.
Zunächst wurde die Abteilung XXII von Harry Dahl geleitet, ihm folgte 1985 Horst Franz. Um etwaige Drohanrufe oder potenzielle Gewaltakte auch in der DDR sowie mögliche Rückverbindungen westlicher Terroristen nach Ostdeutschland aufzudecken, existierten in den BV sogenannte Arbeitsgruppen XXII mit insgesamt 69 Mitarbeitern.
Aus weltanschaulichen Gründen hat die Staatssicherheit zudem damalige Befreiungsbewegungen der Dritten Welt (wie den Afrikanischen Nationalkongress / ANC) sowie etliche "junge Nationalstaaten" protegiert. Als Verbündete im Kampf gegen den "Imperialismus" wurden zwischen 1970 und 1989 insgesamt 1 895 Mitglieder dieser Organisationen militärisch oder geheimpolizeilich ausgebildet. Hierfür zuständig war die Arbeitsgruppe des Ministers/Sonderfragen (AGM/S), die auch Aufgaben der bewaffneten Flugsicherungsbegleitung wahrnahm und ggf. Gewalttäter überwältigen sollte.
Im Jahre 1987 wurde diese Diensteinheit in Abteilung XXIII umbenannt und verschmolz 1989 mit der Abteilung XXII zur Hauptabteilung XXII mit zuletzt 878 Mitarbeitern.
Ausbildungsmöglichkeiten im "Objekt 76" in Helenenau Dokument, 2 Seiten
Vorschlag zur Einrichtung eines Ausbildungsobjektes für die Abteilung XXII Dokument, 11 Seiten
Bericht über einen Vorfall an der Wache des "Objektes 76" in Helenenau Dokument, 1 Seite
Bericht des GMS "Paul" zum geheimen "Objekt 76" Dokument, 1 Seite