Information über das Europapokal-Halbfinale zwischen Dynamo Dresden und dem VfB Stuttgart in Dresden
Signatur: BStU, MfS, ZAIG, Nr. 3744, Bl. 4-6
Deutsch-deutsche Fussballduelle stellten das Ministerium für Staatssicherheit vor besondere Herausforderungen. Von der Begegnung zwischen Dynamo Dresden und dem VfB Stuttgart im April 1989 berichtete Stasi-Minister Mielke dem Politbüro persönlich.
Fußballduelle zwischen Mannschaften aus den beiden deutschen Staaten waren auch für die Stasi eine Herausforderung. Bei Heimspielen organisierte sie umfangreiche Sicherungs-, Kontroll-, und Überwachungsmaßnahmen. Vor allem "Störversuche" und mögliche "provokatorische Handlungen" von DDR-Bürgern sollten verhindert werden.
Mit der vorliegenden "Information" berichtete Stasi-Chef Erich Mielke dem Politbüro persönlich über die Abläufe des Europapokal-Halbinfal-Rückspiels zwischen Dynamo Dresden und dem VfB Stuttgart vom 19. April 1989. Der Bericht geht insbesondere auf einen Vorfall ein, bei dem sich ein junger Westdeutscher gegen die Mauer aussprach. Gegen ihn wurde ein "Ordnungsstrafverfahren" eingeleitet.
Metadaten
- Diensteinheit:
- Zentrale Auswertungs- und Informationsgruppe
- Datum:
- 20.4.1989
Am 19. 4. 1989 gegen 16.00 Uhr rief im Stadtzentrum Dresdens, unmittelbar vor der Großgaststätte "Am Zwinger", ein unter starkem Alkoholeinfluß stehender BRD-Tourist (22 Jahre) die Lösung "Die Mauer muß weg - morgen hat Hitler Geburtstag". Er wurde dem VPKA Dresden zugeführt. In der Befragung gab er zum Motiv seiner Handlung an "gegen die Mauer zu sein, damit sich alle Deutschen - so wie heute in Dresden - begegnen können". Gegen den BRD-Touristen wurde ein Ordnungsstrafverfahren eingeleitet. Er wurde nach Beendigung des Fußballspiels an den zuständigen Reiseleiter übergeben und reiste zusammen mit seiner Reisegruppe aus der DDR aus.
Von den 86 vorgemeldeten Korrespondenten aus dem sozialistischen und nichtsozialistischen Ausland hatten sich 46 im Pressebüro akkreditieren lassen. Sie traten während ihres Aufenthaltes in Dresden nicht negativ in Erscheinung.
Während des Einlasses der Zuschauer in das Stadion und im gesamten Zeitraum des Spieles sowie nach dem Spiel kam es zu keinen Vorkommnissen.
Mit dem Ziel der vorbeugenden Verhinderung von Störungen der öffentlichen Ordnung und Sicherheit wurden am 19. 4. 1989 im Stadtgebiet von Dresden insgesamt 8 Personen aus mehreren Bezirken der DDR im Alter zwischen 19 und 35 Jahren zugeführt. Gründe für die Zuführungen waren Trunkenheit und Beleidigung bzw. Belästigung von Angehörigen der DVP und weiteren Bürgern sowie Versuche des Verkaufs von Eintrittskarten für das Europapokalspiel in spekulativer Absicht. Gegen alle Personen wurden differenzierte ordnungsstrafrechtliche Maßnahmen realisiert. Sie wurden nach Spielende entlassen bzw. wurde ihre Rückführung in die Heimatbezirke veranlaßt.
Die staatliche Sicherheit sowie die öffentliche Ordnung und Sicherheit waren durchgängig gewährleistet.
[Unterschrift Mielke]