Signatur: BStU, MfS, BV Halle, Abt. XVIII, Nr. 3508, Bl. 1-6
Ab 1984 errichteten DDR-Bauarbeiter Wohnhäuser in Bad Segeberg. Die Stasi überwachte die Baustelle, kontrollierte die Auswahl der Bauarbeiter und den grenzüberschreitenden Transport der Baumaterialien
Um westliche Devisen für den Staatshaushalt zu erwirtschaften, exportierte die DDR in den 80er Jahre auch Bauleistungen. In Bad Segeberg entstand An der Trave 77 – 83 ab dem Frühjahr 1984 ein schlüsselfertiger Wohnblock, Modell "WBS70 - Typ Halle", den der VEB Wohnungsbaukombinat Halle errichtete. Westdeutscher Partner für den Bau von 48 Wohnungen war eine Firma in Wahlstedt in der Nähe von Bad Segeberg.
Im Vorfeld des Baubeginns entwarf die Stasi, hier die Abteilung XVIII der Bezirksverwaltung Halle, im September 1983 eine "Konzeption" zur Überwachung der zukünftigen Baustelle. Sie kontrollierte im Verlauf Baumaßnahmen die Auswahl der Bauarbeiter ("Reisekader") und überwachte den grenzüberschreitenden Transport der Baumaterialien über Inoffizielle Mitarbeiter.
4.6. Einleitung koordinierter spezifischer operativer Kontroll- und Überprüfungsmaßnahmen zu in der BRD eingesetzten Reisekadern, zu denen im Rahmen der Aufklärung und Bestätigung als NSW-Reisekader operativ zu beachtende Punkte bekannt wurdenf'Anlaß zu weiteren Überprüfungshandlungen geben.
- Koordinierung spezifischer Kontrollmaßnahmen mit den Abteilungen M, PZF, VI und 26.
verantwortlich: Abteilung XVIII/4
4.7. Koordinierung des Einsatzes aller operativen Kräfte im Baustelleneinsatz mit der Abteilung XV der BV Halle unter besonderer Beachtung der Regimeverhältnisse und vorhandener operativer Erkenntnisse aus dem Operationsgebiet.
verantwortlich: Abteilung XVIII/4
Leiter der Abteilung
[Handschriftlich Lawrenz]
Lawrenz
Oberstleutnant
Im Zusammenhang mit der Verwaltungsreform der DDR vom Sommer 1952 wurden die fünf Länderverwaltungen für Staatssicherheit (LVfS) in 14 Bezirksverwaltungen umgebildet. Daneben bestanden die Verwaltung für Staatssicherheit Groß-Berlin und die Objektverwaltung "W" (Wismut) mit den Befugnissen einer BV. Letztere wurde 1982 als zusätzlicher Stellvertreterbereich "W" in die Struktur der BV Karl-Marx-Stadt eingegliedert.
Der Apparat der Zentrale des MfS Berlin und der der BV waren analog strukturiert und nach dem Linienprinzip organisiert. So waren die Hauptabteilung II in der Zentrale bzw. die Abteilungen II der BV für die Schwerpunkte der Spionageabwehr zuständig usw. Auf der Linie der Hauptverwaltung A waren die Abteilung XV der BV aktiv. Einige Zuständigkeiten behielt sich die Zentrale vor: so die Militärabwehr (Hauptabteilung I) und die internationalen Verbindungen (Abteilung X) oder die Arbeit des Büros für Besuchs- und Reiseangelegenheiten in Westberlin (Abteilung XVII). Für einige Aufgabenstellungen wurde die Bildung bezirklicher Struktureinheiten für unnötig erachtet. So gab es in den 60er und 70er Jahren für die Abteilung XXI und das Büro der Leitung II Referenten für Koordinierung (RfK) bzw. Offiziere BdL II. Für spezifische Aufgaben gab es territorial bedingte Diensteinheiten bei einigen BV, z. B. in Leipzig ein selbständiges Referat (sR) Messe, in Rostock die Abt. Hafen.
An der Spitze der BV standen der Leiter (Chef) und zwei Stellv. Operativ. Der Stellv. für Aufklärung fungierte zugleich als Leiter der Abt. XV. Die Schaffung des Stellvertreterbereichs Operative Technik im MfS Berlin im Jahre 1986 führte in den BV zur Bildung von Stellv. für Operative Technik/Sicherstellung.
Mit Operationsgebiet bezeichnete das MfS zusammenfassend alle Länder, in denen bzw. gegen die es geheimdienstliche Aktionen durchführte. Zumeist waren damit die Bundesrepublik Deutschland und Westberlin gemeint, der Begriff konnte aber auch jedes andere westliche oder neutrale Land einschließen. Aufgrund besonderer innenpolitischer Entwicklungen galten 1968/69 auch die Tschechoslowakei, spätestens seit den 70er Jahren faktisch Rumänien und in den 80er Jahren auch Polen als Operationsgebiet.
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