Signatur: BStU, MfS, BV Leipzig, Ka, Nr. 71
Befragung eines Mitarbeiters der Abteilung M zur Arbeitsweise und zu den Methoden der für die Postkontrolle zuständigen Organisationseinheit der Stasi.
Innerhalb des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) war die Abteilungen M für die Postkontrolle zuständig. Sie existierte seit 1950. Zu ihren Aufgaben zählte die Kontrolle und Auswertung nationaler und internationaler Postsendungen. Vor allem operative Diensteinheiten wie die Hauptabteilung II und Hauptabteilung V nahmen den Dienst in Anspruch.
In allen Hauptpost- und Bahnpostämtern unterhielt die Postkontrolle eigene Diensträume. Das waren die Außenstellen der Abteilung M. Sie waren zur Tarnung als Abteilung 12 in die Struktur der Deutschen Post eingebaut. Dort filterten hauptamtliche Stasi-Mitarbeiter in Postuniformen den gesamten Briefverkehr nach konkreten Vorgaben oder auffälligen Merkmalen. Einer genaueren Kontrolle unterzog die Staatssicherheit grundsätzlich Sendungen des gesamten internationalen Postverkehrs, Briefe aus und nach Ost-Berlin sowie den Bezirkshauptstädten und aus Briefkästen an Transitstrecken. Ins Visier gerieten immer wieder auch Orte, in denen sich Widerstand gegen das SED-Regime regte.
Über einen Kurierdienst gelangten die aussortierten Sendungen in Dienstgebäude des MfS. Dort wurden sie mit Wasserdampf befeuchtet, geöffnet, kopiert und auf Wertsachen durchsucht. Die Mitarbeiter der Abteilung M verschlossen danach die geöffneten Briefe sorgfältig und ersetzten außerdem bei Bedarf die Umschläge inklusive Wertmarke. Dafür gab es eine eigens angelegte Briefmarkensammlung und Poststempel aus aller Welt. Für diesen Prozess stand in der Regel ein Zeitraum von zwölf Stunden zur Verfügung. Erst danach konnte die Deutsche Post mit der regulären Briefzustellung beginnen.
[weibliche Person 1:]
[unverständlich] Hatten Sie den denn angefordert oder hatten Sie da eine bestimmte Zeit? Denn wenn das jetzt dringend war, müssten wir jetzt schnell mal danach gucken.
[männliche Person 1:]
Freilich. Da wurde gesagt eben hier so und so, das dort hinbringen, oder was weiß ich was. Das wurde schon [unverständlich]. Aber ansonsten gab es natürlich auch festgelegte Zeiten, wo es dann weggebracht wurde oder geholt wurde.
[weibliche Person 2:]
Sie haben also nicht nur - äh - Spione gespeichert, sondern auch eben so [unverständlich]?
[männliche Person 1:]
Ich will mal so sagen, von außen sieht man es nicht, ja, wer ist wer, wer drinne steckt, was drinne steht. Wenn die einer aufmacht die Sendung und die haben die auswertet inhaltlich und haben gemerkt, der eignet sich nicht nachrichtendienstlich - kann kein Spion sein. Aber vom Inhalt her, [unverständlich] das interessiert die Fachabteilung sowieso oder das ist für den interessant, dann wurde das natürlich auch dann dokumentiert. Und wurde dann auch im Speicher vermerkt - auf der Karte.
[weibliche Person 1:]
Und generell jetzt so, wenn jetzt angenommen Sie sehen jetzt irgendwelche Briefe dort mit rein geraten sind, wo sie gar kein Interesse hatten ...
[männliche Person 2:]
Wurden dort hingemacht und gingen nicht mehr weg.
[unverständlich]
[männliche Person 1:]
Also es wurde maschinell gemacht, zum größten Teil [unverständlich].
[weibliche Person 2:]
Es war von außen nicht sichtbar, dass [unverständlich]
[männliche Person 1:]
Ja, [unverständlich]
[männliche Person 3:]
Muss man da nicht unterscheiden zwischen dem, was für den normale Verkehr - also sagen wir mal so für die Spionageverdächtigen trifft das bestimmt zu, dass die ordentlich zugemacht worden sind. Aber alle anderen sind doch alle seltsam zugemacht worden, also da mehr zugequatscht als - jedenfalls im letzten halben Jahr schon. Also doch, wir haben sie bekommen und man hat gesehen, die waren mit Band dann teilweise noch zugemacht; irgendwelches Papierband. Das hat bestimmt nicht der Absender gemacht. Denn unsere Absender waren immer sehr [unverständlich].
[männliche Person 1:]
Band zugemacht?
[männliche Person 3:]
Ja ja, einfach so mit Band überklebt. Das wurde nicht mal mehr richtig zugeklebt. Von wem ist denn das dann? Was vermuten Sie denn, von wem dann so etwas ist? Das macht doch der Zoll nicht.
[weibliche Person 1:]
Dann war es vielleicht schlecht verklebteste Post [unverständlich]
[männliche Person 3:]
Aber es ist so oft aufgetreten und vor allen Dingen ...
[männliche Person 1:]
Also wenn der Zoll etwas kontrolliert - der Zoll kontrolliert schon auch viel Post - Briefe. Der nimmt sich gar nicht in Acht, weil die das ja regulär machen, nach dem Zollgesetz. Die machen das nach dem Zollgesetz. Die reißen den auf hier, versuchen die Klappe aufzukriegen, aber wenn das nicht ist, dann schwarten die den auch normal zu. Aber dann muss ja ein Stempel dann drauf: Von der Zollkontrolle, ja. Wenn der dort nicht drauf ist - also wir haben nie einen wieder zugemacht mit Zeug, was vorher nicht drauf gewesen ist, oder oder ...
[männliche Person 3:]
[unverständlich] im letzten viertel Jahr [unverständlich]
[männliche Person 1:]
Weil dann im letzten viertel Jahr, na gut, da möchte ich auch sagen, da haben sich andere mit reingehangen - außerhalb unserer Abteilung. Die Fachabteilungen, die hier verantwortlich waren und so, die haben sich dann dort mit hineingehangen und haben dann auch - das weiß ich selber - Sachen aufgemacht und nicht wieder zu geklatscht. Das ist wahr.
[weibliche Person 1:]
Vielleicht ist mir bekannt, dass Post von Waren nach Leipzig nicht angekommen ist; an einen bestimmten Pfarrer. Da ging es am Anfang um Abzüge vom Neuen Forum, was die so beschlossen haben und wo Versammlungen, Besprechungen sind, sind nie angekommen. Das ist wohl dann [unverständlich] Da war das schon erlaubt das Neue Forum am Anfang. Da wundere ich mich eigentlich darüber.
[männliche Person 1:]
Da kann ich jetzt nichts sagen da dazu. Also am Anfang wurde es bestimmt einbehalten und wenn es viele Sendungen waren, dann wurden eben bloß verschiedene einbehalten. Das ist schon möglich.
[weibliche Person 1:]
[unverständlich]
[männliche Person 1:]
Aber wie gesagt, so toll war hier alles, dass da ab und zu mal was drunter und drüber gegangen ist, das ist schon möglich.
[weibliche Person 1:]
Wie ist denn das? War das dann jetzt die letzte Zeit, wo doch die Unruhen hier so ein bisschen waren, auch verschärft bei Ihnen in der Abteilung dann mit Anweisungen und Anforderungen von anderen Abteilungen oder hat sich das jetzt bei Ihnen nicht ausgewirkt? Sagen wir mal so die Zeit August, September, Oktober.
[männliche Person 1:]
Also, auf jeden Fall hat sich das auch ausgewirkt. Das ist normal.
[weibliche Person 1:]
Haben Sie da Sonderbelehrungen gekriegt, oder?
[männliche Person 1:]
Nein. Aber man ...
[weibliche Person 1:]
Oder neue Gesichtspunkte nach was man eben gucken muss, was. Es war ja doch ...
[männliche Person 1:]
Es ging dann ziemlich rasch, muss man sagen, es kamen dann eine Reihe von Dienstanweisungen, die die ganzen Probleme betroffen haben. Sicherlich hat sich die Situation verschärft. An den Fahndungsmethoden im Großen und Ganzen hat sich nichts geändert. Kann man nicht sagen. Aber von den Instruktionen her, was zu fahnden ist, Verfahrensfragen dazu, da hat sich natürlich von einem Tag zum anderen Tag dann manches überholt, manches überschlagen. Also gerade Verfahrensfragen zu solchen Sachen hier, Neues Forum und dergleichen, da kam mal die Anweisung, dann die Anweisung, da hieß alles raus, alles weiter ...
[weibliche Person 2:]
[unverständlich]
[männliche Person 1:]
Wir haben es an und für sich einmal von Berlin, die haben sich immer mit hineingehangen, aber eben auch dann hier von der 20, ja, die ja dann den Hut auf hatten bei der ganzen Problematik und die Fachabteilungen entscheiden. Wir haben das nicht zu entscheiden. Wenn die also sagen, alles was hier rauskommt, hier [unverständlich], oder was weiß ich was es da alles gab, einbehalten alles oder alles weiterschicken, einmal dann treffen diese Leiter der Abteilungen diese Entscheidung und die haben wir dann auch zu akzeptieren. Dann können sie nicht sagen, nein, also das ist weiter zu, oder so.
[männliche Person 3:]
Wie ist das denn, sie haben meistens von bestimmten Absendern oder bestimmte Gruppierungen, oder wie ist es denn da gewesen? Wie wurden diese Anforderungen dann gestellt? Wurde die Gruppierung genannt, oder wie [unverständlich]
[männliche Person 1:]
Das ist jetzt natürlich schwer zu sagen.
[männliche Person 3:]
Es gibt ja diese ganzen Kirchengruppen [unverständlich]
[männliche Person 1:]
Es sind auf jeden Fall alle, erstmal alle Gruppierungen, die es gab, die wurden alle aufgeführt. Aber jetzt eben als Gruppierung, die eben zu beachten sind in der Auswertertätigkeit. Aber nicht etwa das dagestanden ist, es ist alles einzubehalten. Höchstens mal von einer Gruppierung, wenn es eben mal besonders hart war, oder irgend so etwas. Aber es interessierten praktisch jetzt alle Hinweise zu den Gruppierungen, die durch die Mitarbeiter, die in den Auswertungsbereichen saßen, dann zu erarbeiten sind.
[männliche Person 3:]
Haben sie noch so aus dem Bereich [unverständlich] Mitte des Jahres ungefähr was im Kopf, was da [unverständlich] Was war denn das so, das waren ja nicht bloß Kirchen [unverständlich]
[männliche Person 1:]
Umweltschützer hier, diese ganzen ...
[weibliche Person 1:]
Ökogruppen.
[männliche Person 1:]
Ökogruppen.
[männliche Person 3:]
[unverständlich]
[männliche Person 1:]
Pleißemarsch-Legion und so.
[weibliche Person 1:]
Pleißemarsch.
[männliche Person 1:]
Dann hier die Umweltschutzgruppen.
[männliche Person 3:]
[unverständlich] Was gab es denn außerhalb der Kirche noch?
[weibliche Person 2:]
Freidenker?
[männliche Person 3:]
Die haben sie nicht kontrolliert?
[männliche Person 1:]
Nein, die spielten keine Rolle.
[männliche Person 3:]
Die mussten nicht kontrolliert werden?
[männliche Person 1:]
Spielte keine Rolle.
[weibliche Person 1:]
Jetzt zum Beispiel - sagen wir mal Pleißemarsch. Kriegten Sie jetzt nach dem Pleißemarsch spezielle Richtlinien von angenommen einer bestimmten Abteilung? Alles was darüber geschrieben wird von Leuten [unverständlich]
[männliche Person 1:]
Vor dem Pleißemarsch.
[weibliche Person 1:]
Vor dem Pleißemarsch.
[männliche Person 1:]
Um eventuell operativ was machen zu können.
[weibliche Person 1:]
Sind da jetzt auch praktisch Leute von ihnen dabei gewesen in der bunten Masse gemischt?
[männliche Person 1:]
Das weiß ich nicht. Es ist anzunehmen, dass da welche rumgestanden haben, aber ...
[weibliche Person 1:]
Denn eigentlich war das ja wenig [unverständlich] eigentlich trotz alldem eine gute Sache der Pleißemarsch?
[männliche Person 1:]
Ich muss wirklich sagen hier, mit mir brauchten sie darüber nicht zu diskutieren über die ganzen Fragen.
[weibliche Person 2:]
Ihre Leute wurden wohl nicht abgestellt für den Pleißemarsch?
[männliche Person 1:]
Sie haben auch mit [unverständlich] Einsätze gemacht, haben sie mitgemacht. Aber beim Pleißemarsch war keiner mit dabei. Die haben meistens die Experten genommen, was weiß ich, die 20 hier, die eine bestimmte Sache. Unsere, die waren zum Beispiel dabei jedes Jahr zum Messerundgang, oder so.
[weibliche Person 1:]
Wo hatte die Abteilung 20 gesessen?
[männliche Person 1:]
Hier im Haus.
[weibliche Person 1:]
Hier im Haus? Und wo denn da?
[männliche Person 1:]
Drüben im Neubau.
[weibliche Person 2:]
Ich habe mal noch eine Frage, sie haben gesagt ein Abteilungsleiter, zwei Stellvertreter und ein Beauftragter des Leiters [unverständlich]
[männliche Person 1:]
Der ist hauptsächlich für die Mobilmachung verantwortlich gewesen.
[weibliche Person 2:]
Was heißt das?
[männliche Person 1:]
Na alles was im Kriegsfalle hier an Maßnahmen abzuspulen ist. Da die ganzen Mobilmachungsunterlagen, Verteidigungszustand, die Maßnahmen, die die Diensteinheit im Verteidigungszustand durchführen muss - je nach Befehl, je nach Weisung. Das ist praktisch alles ausgearbeitet. Ist alles unter Kontrolle. Die wurden regelmäßig Übungen durchgemacht, also stabsmäßig, wo also eben ein bestimmter Fall angenommen wurde und dann musste dann eben, auf der Grundlage dieses angenommenen Falls für die Diensteinheit entsprechende Maßnahmen festgelegt werden im Verteidigungszustand.
[weibliche Person 1:]
Und jetzt haben sie jetzt wenn sie jetzt [unverständlich] diesen Luftschutzkeller gab? Für was war denn der vorgesehen? Für solche Sachen aber eigentlich?
[männliche Person 1:]
Ist möglich, ja. Den haben wir bloß gesehen, weil wir dann ...
[weibliche Person 1:]
Und hier im Haus war sowas nicht? Dass sie irgendwo hätten hingehen können?
[männliche Person 1:]
Nein.
[weibliche Person 2:]
Und der Leiter und die Stellvertreter? Was haben die gemacht?
[männliche Person 1:]
[unverständlich] Wir hatten alle drei unsere Kollektive [unverständlich] je nach Unterstellung und für die Kollektive war jeder verantwortlich und musste diese anleiten und kontrollieren.
[weibliche Person 2:]
Und sie waren Anleiter sozusagen?
[männliche Person 1:]
Ja, Stellvertreter. So und je nach Referate hier musste man alles organisieren bis hin zu - was weiß ich - Urlaub, Hausarbeitstag hier und was es alles gab.
[weibliche Person 1:]
Und bei den Mitarbeitern hatten sie jetzt praktisch auch Inoffizielle Mitarbeiter?
[männliche Person 1:]
Nein.
[weibliche Person 1:]
Gar keinen?
[männliche Person 1:]
Nein.
[weibliche Person 1:]
Da brauchten sie dementsprechend auch keine konspirativen Objekte?
[männliche Person 1:]
Nein. Wir hatten die zwei [unverständlich], aber so hatten wir gar nichts.
[unverständlich]
[weibliche Person 1:]
Und jetzt so mit der Abteilung 19 hatten sie jetzt nichts zu tun? Die waren ja so auf deren Nachrichtenwesen, die hatten ...
[männliche Person 1:]
Die 19.
[weibliche Person 1:]
Jetzt über, weil die ja auch ihre Ausreiseleute betreuten? Das die jetzt speziell Aufträge gegeben hätten?
[männliche Person 1:]
Nein, eigentlich nicht. Die 19, die hat - denen gehört ja auch praktisch die Post mit, als Objekt und die hat praktisch dort die Leute mit bearbeitet und gemacht. Da kam höchstens mal ein Hinweis, wenn es da irgendwas gab, von der Post, wenn einer mal geschwatzt hat hier gegen uns, oder so. Das wir das dann über die 19 erfahren haben. Aber sonst hatten wir wenig zu tun mit der 19.
[weibliche Person 1:]
Und jetzt da im Zoll hatten sie keine Zimmer? Bloß die Verbindung mit diesen ...
[weibliche Person 2:]
Sind Ihre Leute alle entlassen?
[männliche Person 1:]
Ja.
[weibliche Person 1:] Wissen Sie so ungefähr, was die für Arbeit haben?
[männliche Person 1:]
Ein, zwei vielleicht noch [unverständlich]. Von einem weiß ich es noch, aber der hat gesundheitliche Probleme der Mann. Aber sonst haben die alle Arbeit, einschließlich der Leiter.
[männliche Person 3:]
[unverständlich]
[männliche Person 1:]
In verschiedensten Bereichen. Bitte?
[männliche Person 3:]
Zur Post.
[männliche Person 1:]
Zur Post auch.
[weibliche Person 1:]
Und zum Zoll?
[männliche Person 1:]
Also Zoll kann ich nicht sagen. Da wollte einer hin, aber der hat es abgelehnt wieder. Das war aber ein anderer Bezirk.
[weibliche Person 1:]
Die Leute beklagen sich, dass sehr viele vom MfS zum Zoll gegangen sind.
[männliche Person 1:]
[unverständlich] Nein, die wollten uns gar nicht haben [unverständlich].
[männliche Person 3:]
[unverständlich]
[männliche Person 1:]
Ich weiß bloß von einem. Der ist bei ZKD hier Kurierdienst [unverständlich]. Aber sonst weiß ich von unseren hier keinen.
[weibliche Person 1:]
Ich will jetzt nicht wissen wo, aber Sie haben Arbeit?
[männliche Person 1:]
Ja, ich bin rechtschaffender Arbeiter [unverständlich]
[weibliche Person 1:]
Richtige Probleme gab es auf Arbeit?
[männliche Person 1:]
Ja, das übliche Gerede - damit habe ich aber gerechnet. Das kann man ...
[weibliche Person 1:]
Die haben von Anfang an gewusst, wo sie herkommen?
[männliche Person 1:]
Ich habe es ihnen gesagt und Leute haben auch gefragt und es ist sinnlos da rumzueiern, was soll's. Da kommt dann mal der nächste hier und sagt "Guten Tag", von denen sie es wissen und dann es sowieso rum. Na ja, höchstens ein, zwei, die da ein bisschen stänkern. Aber es geht, es ist zu ertragen. Ich gewöhne mich langsam daran.
[weibliche Person 2:]
Nochmal eine ganz andere Frage. Angenommen ...
[männliche Person 1:]
Aber es gibt eben erschreckende Vorstellungen, über das, was nun alles gemacht wurde und gemacht werden [unverständlich]
[weibliche Person 1:]
Na ja, ich habe auch mit ...
[männliche Person 3:]
[unverständlich] Für ihre Verhältnisse ist das vielleicht nicht so erschreckend, aber für unsere [unverständlich]
[weibliche Person 2:]
Und Leute, die das nicht mehr verkraftet haben, die also sich verpflichtet haben, die die Arbeit ihrer Abteilung nicht so eingeschätzt haben. [unverständlich]
[männliche Person 1:]
Ach, es gibt etliche, die [unverständlich]
[weibliche Person 2:]
[unverständlich]
[männliche Person 1:]
Immer die Gunst des Angeklagten. Also wenn einer aus diesem oder jenem Grund - äh - rauswollte, dann ist der halt gegangen. Ganz normal. Es gab eine Zeit ...
[weibliche Person 1:]
... der Schweigepflicht.
[männliche Person 1:]
Ja, das sowieso. Das sowieso. Aber es gab mal die Zeit so Anfang der 70er Jahre noch, oder so, da war das dann, da war der [unverständlich] nicht weit. Der gesagt hat, ich will nicht mehr aus irgendeinem Grund. Aber das ist lange nicht mehr so.
[weibliche Person 1:]
Bloß ich habe den Eindruck, wenn ich mich mit den Älteren unterhalten habe, die sind alle aus einem bestimmten Ziel hergekommen und hatten eigentlich noch bei der Sache sozusagen eine ehrliche Absicht gehabt. Und wenn ich mich mit den Jüngeren unterhalten habe, habe ich so Antworten gekriegt, für das Geld hätten sie es auch gemacht. Da war dann so das Blatt ein bisschen gewendet. Ich habe dann bloß sagen können, also es tut mir Leid, ich hätte es nicht für das Geld gemacht. Und wenn es schon soweit ist, das es Geld, also das finde ich dann schon ganz schön schlimm. Und da, denke ich mir, sind auch sehr viele Auswüchse entstanden. Vielleicht aus irgendwelchen Zielsetzungen und Habsucht, Gier und aus irgendwelchen Gründen ist das dann doch vielleicht ein bisschen zusätzlich übertrieben worden. Ich weiß es nicht. Ich weiß nicht, ob da irgendwelche Leistungen und belobigt und belohnt wurden?
[männliche Person 1:]
Nein, das kann man nicht so sagen. Das hat wirklich nur Ausschlag auf die jeweilige Persönlichkeit selber beziehungsweise auf die eigene Aufgabenerfüllung. Aber eher umgedreht, dass sie nachlässig gearbeitet haben und haben gesagt: "Ich kriege mein Geld auch so, auch wenn ich schlafe nachts in der Nachtschicht hier", oder irgend so etwas. Da fällt mir schon etwas ein, weil die Arbeitsergebnisse viel auf Vertrauensbasis beruhten. Weil ich ja keinem nachrechnen kann, ob in dem Brief, der nicht weitergegangen ist, nicht doch was drin stand, oder irgendsowas. Ja, wie das so üblich ist. Da sind Dinger gelaufen [unverständlich]
[weibliche Person 1:]
Aber sie mussten doch auch damit rechnen, wenn sie jetzt nicht so gearbeitet haben, wie sie das dachten, dass sie durch irgendeine Abteilung beobachtet werden. Dass sie das als Leiter weitergeben und darum Mitarbeiter so und so, da bin ich nicht mehr zufrieden und habe das Gefühl, da trägt Sachen nach außen ...
[männliche Person 1:]
Das ist wieder eine andere Seite. Damit haben wir erstmal nichts zu tun gehabt, mit solchen Problemen. Es hat aber Hinweise gegeben, dass uns zu Ohren eben kam, dass Mitarbeiter sagen wir mal nach außen getragen haben, geschwatzt haben aus Verärgerung, aus was weiß ich hohen dienstlichen Anforderungen und es nicht wollten, weil sie eben bloß gekommen sind, um Geld zu verdienen. Also das hat es gegeben. Das ist richtig. Aber ...
[weibliche Person 1:]
Ist denn jetzt irgendwie ... Sind die da überprüft worden, ob das wirklich war, oder?
[männliche Person 1:]
Wenn das nachweislich war - nachgewiesen wurde - wurden sie auch disziplinarisch zur Verantwortung gezogen. Also die hatten wir auch in unserer Abteilung solche Fälle. Wo sie geschwatzt haben dann, vor allem unter Alkoholgenuss. Oder der eine wollte - der hat es gut gemeint - der wollte einen werben für uns und hat dem nun erzählt, was er machen muss alles und so.
[weibliche Person 1:]
Und wie sahen da solche disziplinarischen Strafen aus?
[männliche Person 1:]
Da gibt es Tadel, das ist das Kleinste - wird nicht eingetragen. Meistens kriegten sie einen Verweis oder strengen Verweis. Oder eben [unverständlich]. Oder eben eine Entlassung.
[weibliche Person 1:]
Das war da für Sie auch eine große Gefahr, dass Sie entlassen [unverständlich]
[männliche Person 1:]
Hätte, ja. Wenn die da draußen irgendwie geschwatzt haben, oder was, dann hätte man damit rechnen müssen. Aber die sind dann praktisch hier im Dienst untragbar gewesen, das ...
[weibliche Person 1:]
Und wie ist denn das jetzt so, fühlen sie sich, es gab ja einen Eid. Fühlen Sie sich noch an den Eid gebunden, oder ist das jetzt, Sie sind im Prinzip entpflichtet?
[männliche Person 1:]
Na ja, das ist ein paar Mal nun hier diskutiert worden das Problem der Entpflichtung. Den Staatsanwalt [unverständlich] hin und her. Frei [unverständlich] und noch gebunden. Aber man hat nun mittlerweile auch eine andere Einstellung zu den ganzen Problemen. Ich sehe heute natürlich manches anders wie vor einigen Jahren. Das ist normal. [unverständlich] Austausch mit anderen Menschen, eben nicht nur unter uns hier, das ist schon wesentlich, obwohl wir auch wussten einigermaßen, wie der Hase läuft durch die Inhaltskontrollen. Aber eben auch mit den ganzen Enthüllungen jetzt in den letzten Monaten hier. Also wer da sagt von sich, er hätte das vorher auch schon geahnt und ... Ich weiß nicht [unverständlich] was da so alles hochkommt, was wir alles nicht gedeckt haben und [unverständlich] da kann ich mich auch nicht identifizieren. [unverständlich]
[weibliche Person 1:]
Ich nehme an, dadurch das jeder Bereich nur sein Arbeitsgebiet hatte und keinen Einblick in den anderen Arbeitsbereich, wussten die Mitarbeiter zum Teil dort nicht, wie weit dort diese ganze Beobachtung eben ab [unverständlich]. Denn auch die Telefonabteilung, die eben zum Teil die Telefone mitgeschnitten hat und so, war ja völlig, hatte ja keinen Kontakt mit Ihnen gehabt, oder?
[männliche Person 1:]
Unsere besonders. Wir waren besonders isoliert. Einmal war das dann sowieso - wir kriegten hier kaum Information oder irgendsowas von hier im Hause. Es gab praktisch einen sogenannten Rücklauf, den gab es nicht. Selbst wenn wir eine gute Sache - das muss eine ganz gute Sache gewesen sein, wo sie dann - was weiß ich hier - die Abteilung lobend hervorgehoben haben oder irgendsowas und mal was ausgewertet haben, wo wir mal einen Spion gefasst hatten, als Abteilung. Das wurde ausgewertet, dann haben wir einen großen Wimpel gekriegt, hier Wettbewerbswimpel hier und und und. Aber sonst Arbeitsergebnisse und was die operativen Diensteinheiten aus den Problemen gemacht haben, was wir denen zugearbeitet haben, Null. Ja also da, ich weiß natürlich nicht gern, wer den Hinweis rausgetan hat, was die letztendlich nun schön ist, nie mit den Methoden, mit denen wir das gemacht haben mit zuständigen Dritten. Also das ist nun, ich bin schon [unverständlich], das gewusst, was er unmittelbar gemacht hat [unverständlich]
[weibliche Person 2:]
[unverständlich] Also so ist das gelaufen, da war ich auch ein bisschen [unverständlich]. Ich kann mir das nicht vorstellen [unverständlich]. Das es dann schon mehr zur Routine [unverständlich]
[männliche Person 1:]
Interessiert haben wir uns schon, aber da gab es nichts. Es war auch ein bisschen so - wie man sagt man dazu - die wollten es gerne - was weiß ich - für ihre eigenen Erfolge verbuchen [unverständlich] nicht durch einen Hinweis der Abteilung M. So reibungslos lief das auch nicht immer, wenn einzelne Diensteinheiten hier untereinander. Ich glaube, das ist überall so.
[männliche Person 3:]
[unverständlich] Hetzmaterial [unverständlich]
[männliche Person 1:]
Da muss ich also auch in der Vergangenheit graben. Es gab also Zeiten, da wurde alles, was aus der BRD kam und irgendwie politischen Charakter hatte oder pornografischen Charakter hatte, diese beiden, wurde eingestanzt. Also ein geschriebener Zeitungsartikel zum Beispiel schon über ein politisches Problem aus der Sicht der BRD her verurteilt, das war dann schon eine Hetze.
[weibliche Person 1:]
Auch kirchliche Bücher, kirchliche Sachen?
[männliche Person 1:]
Nein, eigentlich nicht so, nein, nein. Also mit der Kirche das, zum Beispiel offizielle kirchliche Bücher, kirchliche Schriften oder so, das wurde dort nicht beachtet. [Husten im Hintergrund] Das eigentlich nicht. Aber alles, was politischen Charakter hatte.
[weibliche Person 1:]
[unverständlich] Zum Beispiel auch die Zeugen Jehovas wurden doch auch ausgewertet.
[männliche Person 1:]
Ja, das war, das wurde auch, da gab es irgendwie so ein Blatt hier, Wachturm hier oder so, das wurde auch einbehalten. Das stimmt.
[männliche Person 3:]
Hat sich das verändert zu 89? Sie sagten, das ist jetzt mal die Einschätzung von länger ...
[männliche Person 1:]
Ach so. Das hat sich immer mehr gelockert. Also der Realitätssinn, der hielt natürlich auch Einzug, so dass jetzt in den letzten Jahren, wenn da Zeitungsausschnitte drin waren, politischen Inhaltes und so, was unsere Bürger sowieso im Fernsehen sehen; ob sie das nun geschrieben kriegen, oder nicht; das ging dann alles weiter.
[männliche Person 3:]
[unverständlich] speziell bestimmte Gruppierungen dann aus der Liste, Aufstellung herausgenommen worden sind, die ...
[männliche Person 1:]
Ja, auch, auch.
[männliche Person 1:]
Wenn ich die jetzt vor mir hätte, dann wüsste ich, ja die hätten wir alle drauf. Aber zum Beispiel die Umweltproblematik, die wurde immer realer gesehen. Die Aktion "1 Mark für Espenhain" und so, wo das rauskam, das waren auch erst bösartige Sachen. Und dann flachte es immer mehr ab.
[weibliche Person 1:]
Bloß es wurde ja nur in der Kirche gesammelt. Das wurde ja nicht nach außen gesammelt. In den Kirchen selber ...
[männliche Person 1:]
Ja, das war schon eine Aktion. Es war ein Loslösen vom Staat, von staatlichem Umweltschutz und eben in der Kirche und so reicht eben schon.
[weibliche Person 2:]
Sie haben ja gesagt, Bücher haben sie nicht eingezogen.
[männliche Person 1:]
Welche?
[weibliche Person 2:]
[unverständlich]
[männliche Person 1:]
Nein, das haben wir nicht gemacht. Also wenn sie in Paketen kamen, hatte die der Zoll zurückgewiesen.
[weibliche Person 2:]
Was war denn das [unverständlich]. aber ausgeräumt haben sie nichts? Oder zum Beispiel die, die ...
[männliche Person 1:]
[unverständlich]
[weibliche Person 2:]
Nein, nein, das stand - äh - rechts im Raum, wo auch die ganzen Karteikarten lagen. In dem Schrank waren die [unverständlich]
[weibliche Person 1:]
Ganz links, links.
[weibliche Person 2:]
Ja [unverständlich]
[weibliche Person 1:]
Rechts, rechts, links hinten da, rechts.
[männliche Person 1:]
[unverständlich] Rechts. Das ist vom Leiter. Das wird dem sein Privatzeug gewesen sein. Der hat jede Menge Bücher gehabt, hier privat.
[männliche Person 3:]
[unverständlich]
[weibliche Person 1:]
[unverständlich]
[weibliche Person 2:]
Ja, aber wann war denn das, wo auf dem Tisch diese ganzen Sachen ...
[weibliche Person 1:]
Ja, das war ganz hinten links, bist du links hinter gelaufen, in dem rechten Zimmer. Gleich vorne ...
[männliche Person 1:]
Das ist das, was wir von unserem Chef hier rausgeräumt haben, aus dem seinen Wandregal hier oder Anbau.
[männliche Person 3:]
Na gut, dann können wir gleich mal fragen - äh - können Sie uns ungefähr sagen, welche Räume für Ihre Abteilung da waren? Ungefähr. Und wo die verteilt waren hier?
[männliche Person 1:]
Nur auf der Etage hier. Die gesamte vierte Etage.
[männliche Person 3:]
Zweite Etage?
[männliche Person 1:]
Vierte.
[männliche Person 3:]
Wir sind in der vierten?
[männliche Person 1:]
Hier im Altbau, vier Etagen.
[männliche Person 3:]
Gesamt?
[männliche Person 1:]
Gesamtetagen hier bei uns. Und die Garderoben waren oben in der sechsten.
[weibliche Person 1:]
Die [unverständlich] zu den Schlüsseln jetzt für diese Tresoren, wissen Sie wer die hat? Da sind nämlich noch viele verschlossen.
[männliche Person 3:]
Darf ich erstmal noch zu Ende machen, die Räume, ja, so wo waren wir? Sonst war sonst von M nichts?
[männliche Person 1:]
Nein, nein. Wir waren froh, dass wir hier die Etage gekriegt haben. Früher war das mal anders, da waren wir verteilt vom Boden bis zum Keller. Aber dann haben wir darum gekämpft, das alles auf einer Etage zu kriegen. Und das haben nun auch hier ...
Ach, du mit den Schlüsseln hier. Das kann ich nicht sagen.
[weibliche Person 1:]
[unverständlich]
[männliche Person 1:]
Das kann ich jetzt nicht sagen. Entweder haben es noch ehemalige Mitarbeiter ...
[weibliche Person 1:]
[unverständlich] Die ihre Schlösser aufgemacht haben, die haben alle einen drinnen liegen und einen draußen dranstecken.
[männliche Person 1:]
Denn wir haben dem praktisch beide Schlüssel gegeben. Weil das ein Wert war von dem und das keiner mal sagen kann, ihr habt da noch ein Double hier. Da war ein anderer drinnen. Dadurch haben die beide Schlüssel. Und manche hier, die sind hier ruck zuck weg und so. Da gucke ich da nicht mehr nach irgendwann.
[männliche Person 3:]
In welchem Schichtdienst haben eigentlich die Mitarbeiter [unverständlich]
[männliche Person 1:]
Drei Schichten, direkt drei Schichten.
[männliche Person 3:] Zum Aussortieren der Post nach den bestimmten Adresslisten - äh - was für ein System wurde da angewandt? Damit es ein bisschen übersichtlich ist, haben die ja nicht alles im Kopf gehabt die ganzen Adresskataloge. Um nachzublättern ist es ja etwas ungünstig.
[männliche Person 1:]
Kein Katalog, sondern Listen haben die sich zusammengestellt.
[männliche Person 3:]
Hier Ihr Tisch, oder?
[männliche Person 1:]
Nein, an die Wand gehangen. Also praktisch - äh, äh - Einschubstreifen, wie man so schön sagt. Das war an der Wand eine Schiene und in der Schiene steckten dann lauter Einschubstreifen drin, wo die Namen drauf standen. Da war eben die eine Schiene, war eben ein Ort in der BRD. Die nächste Schiene der nächste Ort. Da standen dann alle Namen dort dazu. Da haben die eben, wenn die eben jetzt das Bund Hamburg hatten, haben eben auf die eine Schiene nur geguckt - Hamburg.
[weibliche Person 1:]
Die Post war schon vorsortiert?
[männliche Person 1:]
Ja.
[weibliche Person 1:]
Von der Post?
[männliche Person 1:]
Vorsortiert und abgebunden.
[weibliche Person 1:]
Von der Post?
[männliche Person 1:]
Von der Post.
[männliche Person 3:]
Und die ganzen Kommentare, die dazu gehörten, ob es nun vollständig oder was dazu alles für Kommentare gehörten, die standen mit da drauf?
[männliche Person 1:]
Nein, das haben wir schon wegen der Sicherheit nicht gemacht, hier. Die Mitarbeiter durften schon wieder nicht wissen, was da nun im Einzelnen mit der Person und so. Die wussten bloß, das ist eben die eine Sache nur der Name oder die Hausnummer oder irgendsowas. Die vom Leiter meinetwegen, die waren besonders gekennzeichnet, dass man besonders aufpasst auf diese Namen, weil die wichtig waren. Aber sonst waren keine Informationen, nur der nackige Name.
[männliche Person 3:]
Reichten denn da solche Wände aus, oder?
[männliche Person 1:]
Na klar.
[männliche Person 3:]
Ich meine, damit man es lesen kann, muss es ja entsprechend groß sein. Hätte ja sein können, dass [unverständlich]
[männliche Person 1:]
Das reicht aus. War aber auch ringsrum voll der Raum. Pro Leitzone, Leitzone 1 bis 8 BRD, pro Leitzone ein Arbeitsplatz und ...
[weibliche Person 1:]
Jetzt zum Beispiel, die Abteilung 8, die hat sich jetzt für bestimmte Personen interessiert, aus irgendwelchen Gründen, die Sie nicht erfahren haben? Und die hat jetzt Ihnen die Adresse gegeben von der Person, wie sie was haben wollten?
[männliche Person 1:]
Von der Person?
[weibliche Person 1:]
Die wussten ja nicht den Absender. Die Person, die Sie jetzt beobachtet haben, die ...
[männliche Person 1:]
Also DDR-Bürger?
[weibliche Person 1:]
Ja DDR-Bürger, ich jetzt zum Beispiel, da war jetzt meine Adresse da und alles, was von mir jetzt kam, wurde erstmal einbehalten oder abgelichtet und die Kopie zur Abteilung, die den Auftrag gestellt hat, geschickt? Sie haben nicht erfahren warum?
[männliche Person 1:]
Ach wo.
[weibliche Person 1:]
Sie haben jetzt bloß praktisch meinen Namen gehabt und meine Adresse. Und auf Grund dieser Sache haben Sie dann rausgesucht für die Abteilung, ohne zu wissen warum?
[männliche Person 1:]
Ja.
[weibliche Person 1:]
Auch Sie jetzt als Leiter?
[männliche Person 1:]
Ja, weil die Einleitungskarten, die wir hatten, die lassen gar nichts anderes zu. Die nackige Adresse drauf und dann eben die Unterschrift des jeweiligen Leiters.
[weibliche Person 1:]
Da steht dann so "Fahndung", oder so?
[männliche Person 1:]
Ja, genau. Und dann eben was gefahndet werden soll - also Pakete oder Briefe hier oder Grobsendungen oder so und ...
[weibliche Person 1:]
Und da konnte es völlig egal sein, welche Adresse, wo das hingeht. Da ging es nur nach Absender.
[männliche Person 1:]
Nicht Absender, Empfänger. Wir haben immer nur nach Empfänger gefahndet.
[weibliche Person 1:]
Aber wenn ich jetzt geschrieben habe in Leipzig, musste es doch auf meinen Absender gehen?
[männliche Person 1:]
Nein. Das konnten wir nicht und das haben wir auch nicht gemacht. Da musste diejenige Abteilung wissen, wo sie hinschreiben. Damit wir dann nach der Anschrift dann ...
[weibliche Person 1:]
Aber ich hätte jetzt doch über drei Ecken ...
[männliche Person 1:]
Na dann haben wir es nicht gekriegt [unverständlich]. Es musste immer bekannt sein, wo die Person, die interessiert, hinschreibt, damit man das dann fahnden kann.
[weibliche Person 1:]
Also wenn Sie jetzt praktisch eine Adresse hatten in München, dann wurde von sämtlichen Leuten, die an die Adresse geschrieben - das konnten 20 Mann in Leipzig sein, die an die Adresse schreiben ...
[männliche Person 1:]
Der Name.
[weibliche Person 1:]
Nach dem Namen.
[männliche Person 1:]
Ja. Also Müller nach was weiß ich [unverständlich] Landstraße 90 schrieb und dann gibt es eben noch ein Müller, der dort hinschreibt, na dann wurden die alle mit erfasst. Aber das ist selten. Selten. Weil irgendwas war dann immer anders. Aber bei solchen Allerweltsnamen da kam das schon mal vor, dass in einem Haus meinetwegen drei Müllers wohnen, dann gingen die an drei raus, aber einer war eben bloß der Richtige.
[männliche Person 3:]
[unverständlich]
[männliche Person 1:]
Geräte?
[männliche Person 3:]
Ja.
[männliche Person 1:]
Na die hatten so ein Stab, wo man hineingucken kann, ohne zu öffnen.
[männliche Person 3:]
[unverständlich]
[männliche Person 1:]
Nichts.
[weibliche Person 1:]
Höchstens über eine Ecke rein, oder so?
[männliche Person 1:]
Na Ecke, nein, die Pakete sind doch bloß, da kann man doch entsprechend, der Stab ist sehr dünn. Stammt aus dem medizinischen Bereich.
[weibliche Person 2:]
Haben Sie auch für Briefe genommen?
[männliche Person 1:]
Nein. Weil da hatten wir keine Erlaubnis, das höchstens mit den Außenstellen gemacht. Na aber bei den Paketen, wenn die stark verklebt waren, wo es immense Arbeit gewesen wäre, die auf und zu zu machen oder andere Sachen vorlagen, dann haben die mit dem Ding - das ist aber selten gewesen, dass die damit gearbeitet haben. Der wird praktisch eingeführt der Stab [unverständlich] strahlt Licht aus und man kann dann gucken. Irgendwie aus dem medizinischen Bereich [unverständlich] Halspartie einführen und nach dem Rechten sehen. Aber sonst kann ich nichts sagen.
[weibliche Person 3:]
Habe ich das richtig verstanden [unverständlich] Abteilung AI und 6?
[männliche Person 1:]
Nicht AI, Referat, Referat AI und Referat 6. Das ist die Anleitung vom Abteilungsleiter.
[weibliche Person 3:]
[unverständlich]
[männliche Person 3:]
Wie war denn das eigentlich, es gab doch einen Befehl, dass in dem Fall wo jetzt eben Bürger eindringen in [unverständlich], dass da der Einlass verwehrt werden soll, allerdings ohne Waffengewalt, - äh - Sie hätten sich dazu entsprechend die Sprays ranholen lassen. Wie sind sie zum Einsatz gekommen?
[männliche Person 1:]
Das mit den Sprays hier, das ist, das hat damit nichts zu tun. Also ich kenne ...
[männliche Person 3:]
Sie haben vorhin gesagt ...
[männliche Person 1:]
Ja, ich, das war bei mir. Das hat jetzt mit ihren ... aber mit irgendwas jetzt zu verwehren ohne Waffengewalt, oder was, davon kenne ich nichts.
[männliche Person 3:]
[unverständlich]
[männliche Person 1:]
Kenne ich nicht. Weiß ich nicht. Ich muss, ich hatte bloß gemerkt, dass durch die Demonstration und und und und das weitete sich ja immer mehr aus, dass sie eventuell dann, weil das [unverständlich] ziemlich nahe lag und eventuell mal dort mal Abstecher dort hin macht. Darum ging mir es. Das war so, das habe ich von mir aus gemacht.
[männliche Person 3:]
Es gab ja sowieso erstmal den Befehl, dass [unverständlich]. Und es gab auch noch einen Extrabefehl [unverständlich]. Von wann der genau war der Einlass, das haben wir ja erfahren.
[männliche Person 1:]
Nicht alles, die Augen und die Ohren nicht richtig. Das ist nicht so, dass das ...
[männliche Person 3:]
Wozu haben Sie es rangeholt, wenn sie es nicht verwendet haben? Das ist mir unbegreiflich.
[männliche Person 1:]
Ich bin froh, dass ich es nicht musste. Wieso nicht rangeholt?
[männliche Person 3:]
Dann würden Sie ja damit sagen, sie hätten erst auf den Befehl gewartet.
[männliche Person 1:]
Nichts ist. Das ...
[männliche Person 3:]
[unverständlich]
[männliche Person 1:]
Im Falle ... Nicht hier. Das habe ich nicht hier gesagt, vor den Außenstellen gesagt. So, im Falle es will einer eindringen dort, dafür habe ich das besorgt. Das ist aber keiner.
[männliche Person 3:]
[unverständlich]
[männliche Person 1:]
Es ist keiner eingedrungen. Deshalb ist es auch nicht zur Anwendung gekommen.
[männliche Person 3:]
Gut und jetzt auch hier im Haus.
[männliche Person 1:]
Na dann, wo wir sie aufgelöst haben, habe ich sie hergeholt. Gleich Ende Oktober sind doch die Außenstellen aufgelöst worden. Seitdem ist doch dort nichts mehr.
[männliche Person 3:]
Warum haben Sie es für die anderen vorgesehen und für sich nicht?
[männliche Person 1:]
Für das Haus hier? Da brauche ich kein Reizgas für das Haus hier.
[männliche Person 3:]
[unverständlich]
[männliche Person 1:]
Hier gab es eine Hausverteidigung, die dafür verantwortlich waren. Wir wurden hier nicht eingezogen, oder irgendwas. Wir hatten zwar hier mit Anwesenheit geglänzt, aber ...
[männliche Person 3:]
In dem [unverständlich]plan wurde doch bestimmt [unverständlich]
[männliche Person 1:]
Das hat damit ... das, nein, ach wo.
[männliche Person 3:]
Nicht [unverständlich]plan für den Fall das jemand hier eindringt?
[männliche Person 1:]
Nein.
[männliche Person 3:]
Da gab es doch bestimmt auch einen Plan, ich weiß nicht, ob der der [unverständlich]plan heißt, aber der wird ...
[männliche Person 1:]
Nein, ach wo. Das hat die BdL-Org organisiert im Haus, die waren verantwortlich für die Hausverteidigung, und da hatten wir zum Beispiel oben in der vierten Etage keine Aufgaben, oder irgendwas. Gar nicht.
[weibliche Person 1:]
[unverständlich]
[männliche Person 1:]
Wie, ein eigener Bereich?
[weibliche Person 1:]
Na irgendwelche Leute ...
[männliche Person 1:]
Nein, der war verantwortlich für die Hausverteidigung. Und der hat das organisiert mit - äh - mit seinen Leuten und dann verschiedenen ehemaligen Mitarbeitern aus anderen Bereichen. Das konnte also sein, dass der gesagt hat: "Hier pass mal auf, ich brauche zwei Mann von dir mit, die kommen mal mit runter hier und stellen sich mit an die Tür", oder irgendsowas.
[männliche Person 3:]
[unverständlich] also diese Sache außer Kraft gesetzt. Also die Hausverteidigung [unverständlich] installiert war [unverständlich]. Mit welchem Befehl wurde die außer Kraft gesetzt?
[männliche Person 1:]
Weiß ich nicht. Kann ich nichts sagen dazu. Kann ich nichts sagen.
[männliche Person 3:]
Es gibt doch, das war Ihnen bestimmt bekannt, der Widerspruch zwischen den Anweisungen des MfS, gerade hier bei Ihren Kontrollakten und den Gesetzlichkeiten, wie Sie sagen. Wie haben Sie das damals so bewertet?
[männliche Person 1:]
Na ja.
[männliche Person 3:]
Was haben Sie damals darüber gedacht?
[männliche Person 1:]
Dass wir eine Aufgabe haben, dass unsere Arbeit der Sicherheit dient.
[männliche Person 3:]
[unverständlich]
[männliche Person 1:]
Da hat sich keiner Gedanken darüber gemacht, weil wir das auf der Schule anders gelernt haben. Weil das nicht darum geht, ob es in der Verfassung steht oder nicht, sondern ...
[weibliche Person 1:]
Was für eine Schule, Partei oder ...?
[männliche Person 1:]
Die Fachschule, MfS-Schule [unverständlich]. Also da ist über solche Fragen nicht gesprochen worden, sondern da ging es eben um Sicherheitsfragen zur Einhaltung der Sicherheit, Gewährleistung der Sicherheit da ist jedes Mittel recht, so in dem Sinn. Und hier die Verletzung des Postgeheimnisses und so, dass ist dem weit untergeordnet. So haben wir ...
[männliche Person 3:]
Für die Normalerklärung eines Geheimdienstes verstehe ich das ja vielleicht noch, aber hier wurden ja teilweise Gruppen bedacht, oder so was, das hätte ja teilweise auch Ihre Familienmitglieder betreffen können. So, da macht man sich doch irgendwie Gedanken, was das soll?
[männliche Person 1:]
Das stimmt schon, aber das war die Weisung, da nutzt Gedankenmachen gar nichts. Es war jetzt von mir auch nicht ...
[männliche Person 3:]
Es ist nicht zufällig [unverständlich]
[männliche Person 1:]
Nein, wenn ich jetzt nicht sage, na ja, macht euch [unverständlich], mein Gott was soll es und und und. Aber so wurde das angewiesen und so musste es gemacht werden.
[weibliche Person 2:]
Wussten Sie genau, was [unverständlich]
[männliche Person 1:]
Nein, das wusste sie nicht. Die wussten zwar, wo ich beteiligt bin, aber ...
[männliche Person 3:]
Unter den IMs war es üblich, dass sie sich zum Teil gegenseitig beobachtet hatten? [unverständlich]
[männliche Person 1:]
Nein.
[männliche Person 3:]
Wurde das von den offiziellen Mitarbeitern der IMs unter der Kontrolle [unverständlich]
[männliche Person 1:]
Kann ich nicht sagen. Also hier in dem Bereich weiß ich es nicht. Wir hatten ja keine IMs, aber so untereinander hier ...
[weibliche Person 1:]
Wenn sich jetzt einer beim MfS beworben hat, unter welchen Kriterien ...
[männliche Person 1:]
Gibt es nicht, bewerben und so. Es gibt keine Selbstbewerber.
[weibliche Person 1:]
Da wurden jetzt Sie, wenn Sie sagten: "Ach, gut, okay, ich mach das mit", da hätten Sie in jede Abteilung kommen können? Das war dann Befehl, oder? Wenn der jetzt gesagt hat: "Ich würde ja alles machen, aber mit der Post, das packe ich nicht, das ..."
[männliche Person 1:]
Da wäre er mit hoher Wahrscheinlichkeit in eine andere Abteilung gekommen. Aber früher war das auch so, da wurden die ja dann durch den jeweiligen Kader, Sachbearbeiter, dann schon für die Abteilung geworben. Also der mich früher beworben hatte, das war einer hier aus der Abteilung M. Und der hat mich direkt - er hat natürlich nicht gesagt, was ich machen muss, erst wo ich dann hier war - aber direkt für die Arbeit. Es gibt aber auch eben Werbungen für das Organ grundsätzlich. Da gab es - äh - da wurde noch nicht festgelegt, wo geht er dann hin.
[weibliche Person 1:]
Über den Betrieb?
[männliche Person 1:]
Der kam über den Betrieb.
[weibliche Person 1:]
Armee, oder so?
[männliche Person 1:]
Armee auch, auch bekannt, aber vor allem Betrieb.
[unverständlich]
[männliche Person 1:]
Wiedersehen.
Na ja und was der sagte, das war einleuchtend und plausibel als junger Genosse. Da gab es keine Frage. Da "Ja" zu sagen, oder "Nein" zu sagen.
[weibliche Person 1:]
Am Anfang hatten Sie da Probleme, dass Sie das beschäftigt hat oder so abends?
[männliche Person 1:]
Der Anfang hier war schwer. Das war alleine schon deswegen schwer, weil nun überall gab es Fragen von der ganzen Verwandtschaft, die Frau bohrte nun und so man konnte nichts sagen. [unverständlich] Da gab es schon ein paar Probleme, bis die sich da abreagiert haben und dass sie es dann gelassen haben und selber auch. Die ersten Jahre waren schon schwer, muss man sagen.
[weibliche Person 1:]
Und war das dann verbunden, dass Sie Ihren Freundeskreis verkleinern mussten, oder?
[männliche Person 1:]
Nein, da war ich so glücklich dran, dass die alle in eine Linie passten. Da hatte ich persönlich keine Probleme, aber gibt es natürlich viele Probleme in der Abteilung, ehemalige Abteilung, Mitarbeiter, die [unverständlich], da gab es schon erhebliche Probleme.
[männliche Person 3:]
Sind Ihnen in der Zwischenzeit noch ein paar Gruppierungen eingefallen, die in Ihre Kontrolle fielen?
[männliche Person 1:]
Papiere?
[männliche Person 3:]
Äh - Gruppierungen [unverständlich] - äh - kann man ja nochmal nachfragen ...
[männliche Person 1:]
Das ist, wenn man schon seit um vier auf Achse ist.
[weibliche Person 1:]
War das sicherlich auch so, wenn sich jetzt solche Gruppierungen wie das Neue Forum oder solche Vereinigungen, dass dann auch Mitarbeiter versucht wurden einzuschleusen? [unverständlich]
[männliche Person 1:]
Ich kann mir es denken, aber da will ich nichts sagen dazu.
[männliche Person 3:]
Nehmen wir mal zum Beispiel; was haben wir da alles; Umweltbibliothek, Arche ...
[weibliche Person 1:]
Kirchentag, Kirchentag ist so ...
[männliche Person 1:]
Das ist keine Gruppierung.
[weibliche Person 2:]
Pleiße.
[männliche Person 1:]
Das ist auch keine Gruppierung.
[weibliche Person 2:]
Das waren aber schon [unverständlich] zu solchen Anlässen [unverständlich]
[männliche Person 3:]
Frieden- und Menschenrechtsgruppen.
[männliche Person 1:]
Auf jeden Fall waren die mit dabei. Die SDP war mit.
[weibliche Person 2:]
[unverständlich]
[männliche Person 1:]
Nein. Das waren hier die Anfänge mit der SDP, wo das hier anfing, das sollte unterbunden werden.
[männliche Person 3:]
Also die, sagen wir so, die anfänglich so sich im August bildenden Gruppen, waren die eigentlich dabei? Das ging ja alles los. SDP, Vereinigte Linke, Forum, die Frieden- und Menschenrechte gab es ja schon immer, DA ...
[männliche Person 1:]
Nein, die nicht. Vereinigte Linke und so ...
[weibliche Person 2:]
[unverständlich] Initiative?
[männliche Person 3:]
Das ist das [unverständlich]
[männliche Person 1:]
Das spielte eine Rolle, ja.
[weibliche Person 1:]
Nach welchen Kriterien wurde das denn eingestellt, wenn Sie sagen, die Vereinigte Linke nicht?
[männliche Person 1:]
Nein, das war direkt nicht aufgeführt. Das spielte keine Rolle so was - äh - Neues Forum anfänglich, aber dann auch nicht mehr, dann wurde auch gesagt hier [unverständlich]
[weibliche Person 1:]
Bis wann war denn hier [unverständlich] mit drin?
[männliche Person 1:]
Was habe ich gesagt? Ende Oktober haben wir hier aufgehört. Ja, da wurden die Außenstellen beide aufgelöst innerhalb einer Woche und dann war Feierabend. Dann haben wir bloß noch so ein paar Speicherüberprüfungen gemacht [unverständlich] andere Diensteinheiten, aber ...
[weibliche Person 2:]
Haben Sie das angewiesen, oder?
[männliche Person 1:]
Nein, das ist angewiesen worden, zentral, vom Leiter der BV uns dann übermittelt worden.
[Vernichtung von Stasi-Unterlagen]
[weibliche Person 2:]
Und da haben Sie dann auch angefangen so zu vernichten?
[männliche Person 1:]
Ja, ja.
[weibliche Person 2:]
Gab es da irgendwelche Richtlinien, oder?
[männliche Person 1:]
Zu vernichten, oder was? Na eigentlich nicht am Anfang.
[weibliche Person 2:]
Das haben Sie ...
[männliche Person 1:]
Am Anfang gar nicht, bloß wir haben gedacht: "Das brauchst du nie mehr das Zeug, wenn es keine Briefkontrolle mehr gibt." Denn die Außenstellen, die waren ja die Grundlage für eine Postkontrolle.
[weibliche Person 2:]
Ja, das haben Sie ja nicht gewusst, ob das nicht doch noch nur vorübergehend ist, oder ...
[männliche Person 1:]
Klar haben wir das gewusst. Die Lage, die entwickelte sich, bis da Feierabend ist. Es gab zwar welche [unverständlich], die sich da festhielten noch dran, gerade so bei den älteren Genossen, aber das war uns klar.
[männliche Person 3:]
Zumindest sollte ein neuer Nachrichtendienst aufgemacht werden.
[männliche Person 1:]
Verfassungsschutz hier?
[männliche Person 3:]
Ja. Da hätte es ja sein können, dass es bestimmte Abteilungen wieder geben muss, also auch Postkontrolle vielleicht.
[männliche Person 1:]
Wir hätten nie wieder die Außenstellen besitzen können, oder aufmachen können oder irgendwas [unverständlich]
[männliche Person 3:]
Das hat sich zu dem Augenblick noch nicht so dargestellt. [unverständlich] Und die [unverständlich] war ja zu dem Zeitpunkt noch so, dass man nichts so Genaues wusste. Es waren immer bloß Andeutungen da.
[weibliche Person 1:]
Es ist doch in vielen Abteilungen viel vernichtet worden. Was kam denn da für eine Anweisung für die Vernichtung? Die ist von Mielke selber gekommen?
[männliche Person 1:]
Paar Fragen? Ich weiß bloß, dass wir angefangen haben, da war noch gar nichts da von Anweisung.
[weibliche Person 2:]
Das haben Sie veranlasst dann?
[männliche Person 1:]
Ja, weil das wirklich nicht mehr gebraucht worden ist das Zeug.
[weibliche Person 1:]
Praktisch durch den Reißwolf?
[männliche Person 1:]
Reißwolf oder hier in ... zerrupft, in Säcken hier.
Abteilung M (Postkontrolle)
Die 1951/52 entstandene Abt. M im MfS Berlin und in den BV führte die bis 1952 von den Abt. VIa betriebene Postkontrolle fort. Die Abt. M gliederte sich anfangs in die Leitung und die Referate I (Information/Stimmungsberichte), II (Haupttelegrafenamt) und III (Kontrollpunkt 1). In den BV hießen die Außenstellen AFAS (Aussortierungsstellen für antidemokratische Schriften bzw. Auftragsfahndung bei abgehenden Sendungen). Die Postkontrolle war bis 1989 als Abt. 12 bzw. Abt. XII in die Struktur der Deutschen Post eingebaut. Die auf der Grundlage der Postauswertung erstellten Stimmungsberichte sollten das MfS in die Lage versetzen, jederzeit ein Bild über die Stimmung der Bevölkerung der verschiedenen sozialen Schichten zu erhalten. Mitte der 50er Jahre wurde begonnen, die Möglichkeiten der Abt. M bei Personenüberprüfungen systematisch zu nutzen.
Im Zusammenhang mit der internationalen Anerkennung der DDR richtete die Abt. M 1973 die "Kurierstelle für Botschaftspost" (KfB) ein. In den 70er Jahren kam es zur verstärkten Entwicklung sowie zum Einsatz von Brieföffnungsautomaten, Briefschließmaschinen und der Röntgentechnik. Um die zwischen der Bundespost und der Deutschen Post der DDR vereinbarte verkürzte Bearbeitungszeit im Postverkehr zu gewährleisten, wurde 1984 die Abt. PZF als neue Abt. M 4 in die Linie M übernommen und dadurch Doppelarbeit abgebaut. Von 1979 bis 1983 war der Mitarbeiterbestand um 41,5 Prozent gestiegen.
Nach dem Tode des bis zu diesem Zeitpunkt zuständigen Stellv. des Ministers Beater übernahm Mielke die HA II und die dieser zugeordnete Abt. M des MfS Berlin in seinen Verantwortungsbereich. Im Oktober 1989 gehörten der Linie M 2192 Offiziere an (MfS Berlin 516, BV 1676). Da das Postgeheimnis in den Verfassungen der DDR seit 1949 nominell verbrieft war, räumte der letzte Leiter der Abt. M, Generalmajor Rudi Strobel, im November 1989 ein, dass für die Tätigkeit der Linie M eine eindeutige gesetzliche Regelung fehle.
Abteilung M (Postkontrolle)
Die 1951/52 entstandene Abt. M im MfS Berlin und in den BV führte die bis 1952 von den Abt. VIa betriebene Postkontrolle fort. Die Abt. M gliederte sich anfangs in die Leitung und die Referate I (Information/Stimmungsberichte), II (Haupttelegrafenamt) und III (Kontrollpunkt 1). In den BV hießen die Außenstellen AFAS (Aussortierungsstellen für antidemokratische Schriften bzw. Auftragsfahndung bei abgehenden Sendungen). Die Postkontrolle war bis 1989 als Abt. 12 bzw. Abt. XII in die Struktur der Deutschen Post eingebaut. Die auf der Grundlage der Postauswertung erstellten Stimmungsberichte sollten das MfS in die Lage versetzen, jederzeit ein Bild über die Stimmung der Bevölkerung der verschiedenen sozialen Schichten zu erhalten. Mitte der 50er Jahre wurde begonnen, die Möglichkeiten der Abt. M bei Personenüberprüfungen systematisch zu nutzen.
Im Zusammenhang mit der internationalen Anerkennung der DDR richtete die Abt. M 1973 die "Kurierstelle für Botschaftspost" (KfB) ein. In den 70er Jahren kam es zur verstärkten Entwicklung sowie zum Einsatz von Brieföffnungsautomaten, Briefschließmaschinen und der Röntgentechnik. Um die zwischen der Bundespost und der Deutschen Post der DDR vereinbarte verkürzte Bearbeitungszeit im Postverkehr zu gewährleisten, wurde 1984 die Abt. PZF als neue Abt. M 4 in die Linie M übernommen und dadurch Doppelarbeit abgebaut. Von 1979 bis 1983 war der Mitarbeiterbestand um 41,5 Prozent gestiegen.
Nach dem Tode des bis zu diesem Zeitpunkt zuständigen Stellv. des Ministers Beater übernahm Mielke die HA II und die dieser zugeordnete Abt. M des MfS Berlin in seinen Verantwortungsbereich. Im Oktober 1989 gehörten der Linie M 2192 Offiziere an (MfS Berlin 516, BV 1676). Da das Postgeheimnis in den Verfassungen der DDR seit 1949 nominell verbrieft war, räumte der letzte Leiter der Abt. M, Generalmajor Rudi Strobel, im November 1989 ein, dass für die Tätigkeit der Linie M eine eindeutige gesetzliche Regelung fehle.
Hauptabteilung V (Staatsapparat, Kultur, Kirchen, Untergrund)
Die Hauptabteilung V entstand 1953 aus den Abteilungen V und VI. 1964 wurde sie umbenannt in Hauptabteilung XX. Die Hauptabteilung XX bildete den Kernbereich der politischen Repression und Überwachung der Staatssicherheit. In Struktur und Tätigkeit passte sie sich mehrfach an die sich wandelnden Bedingungen der Herrschaftssicherung an.
Die Hauptabteilung XX und die ihr nachgeordneten Abteilungen XX in den Bezirksverwaltungen (Linie XX) sowie entsprechende Arbeitsbereiche in den KD überwachten wichtige Teile des Staatsapparates (u. a. Justiz, Gesundheitswesen und bis 1986 das Post- und Fernmeldewesen), die Blockparteien und Massenorganisationen, den Kultur- und Sportbereich, die Medien und die Kirchen sowie SED-Sonderobjekte und Parteibetriebe. Federführend war die Hauptabteilung XX auch bei der Bekämpfung der "politischen Untergrundtätigkeit" (PUT), also der Opposition.
Ab der zweiten Hälfte der 50er Jahre und verstärkt seit dem Beginn der Entspannungspolitik fühlte sich das SED-Regime zunehmend durch die "politisch-ideologische Diversion" (PiD) bedroht. Die Schwächung der "Arbeiter-und-Bauern-Macht" durch "ideologische Aufweichung und Zersetzung" galt als Hauptinstrument des Westens bei der Unterminierung der DDR. Auch bei der Bekämpfung der PiD hatte die Hauptabteilung XX innerhalb des MfS die Federführung.
Das Erstarken der Bürgerrechtsbewegung (Friedens-, Umwelt- und Menschenrechtsgruppen) in der DDR führte in den 80er Jahren zu einem weiteren Bedeutungszuwachs der Linie XX. In der DA 2/85 bestätigte Minister Mielke dementsprechend die Federführung der Hauptabteilung XX bei der Bekämpfung der PUT.
Im Verlauf der fast 40-jährigen Entwicklung der Hauptabteilung XX veränderte sich ihre Struktur mehrfach. In der Endphase verfügte sie über neun operative Abteilungen und vier Funktionalorgane der Leitung (Sekretariat, Arbeitsgruppe der Leitung, Koordinierungsgruppe des Leiters, Auswertungs- und Kontrollgruppe).
Die HA V lag ab 1953 zunächst im unmittelbaren Anleitungsbereich von Mielke in seiner Eigenschaft als 1. Stellv. des Staatssicherheitschefs. Ab 1955 war der stellv. Minister Beater und 1964–1974 der stellv. Minister Schröder auf der Ebene der MfS-Leitung für die Hauptabteilung XX zuständig. Beide waren zuvor selbst (Beater 1953–1955, Schröder 1955–1963) Leiter der HA V. Seit 1975 gehörte die Hauptabteilung XX zum Verantwortungsbereich von Mielkes Stellvertreter Mittig. Von 1964 bis zur Auflösung des MfS leitete Kienberg die Hauptabteilung XX. Ihm standen seit 1965 zwei Stellvertreter zur Seite.
1954 waren in der HA V insgesamt 139 Mitarbeiter beschäftigt. Im Herbst 1989 verfügte die Hauptabteilung XX über 461 Mitarbeiter, von denen mehr als 200 als IM-führende Mitarbeiter eingesetzt waren.
In den 15 BV waren auf der Linie XX im Oktober 1989 insgesamt knapp 1000 Kader und damit auf der gesamten Linie XX fast 1500 hauptamtliche Mitarbeiter im Einsatz. Gleichzeitig konnte allein die Hauptabteilung XX mit etwas mehr als 1500 IM auf einen überdurchschnittlich hohen Bestand an inoffiziellen Kräften zurückgreifen. Ihrem Aufgabenprofil entsprechend spiegelt sich nicht zuletzt in der Entwicklung der Hauptabteilung XX auch die Geschichte von Opposition, Widerstand und politischer Dissidenz in der DDR. Im Herbst 1989 wurden von der Diensteinheit 31 OV (10 Prozent aller OV im Berliner Ministeriumsbereich) und 59 OPK (8,7 Prozent) bearbeitet.
Hauptabteilung V (Staatsapparat, Kultur, Kirchen, Untergrund)
Die Hauptabteilung V entstand 1953 aus den Abteilungen V und VI. 1964 wurde sie umbenannt in Hauptabteilung XX. Die Hauptabteilung XX bildete den Kernbereich der politischen Repression und Überwachung der Staatssicherheit. In Struktur und Tätigkeit passte sie sich mehrfach an die sich wandelnden Bedingungen der Herrschaftssicherung an.
Die Hauptabteilung XX und die ihr nachgeordneten Abteilungen XX in den Bezirksverwaltungen (Linie XX) sowie entsprechende Arbeitsbereiche in den KD überwachten wichtige Teile des Staatsapparates (u. a. Justiz, Gesundheitswesen und bis 1986 das Post- und Fernmeldewesen), die Blockparteien und Massenorganisationen, den Kultur- und Sportbereich, die Medien und die Kirchen sowie SED-Sonderobjekte und Parteibetriebe. Federführend war die Hauptabteilung XX auch bei der Bekämpfung der "politischen Untergrundtätigkeit" (PUT), also der Opposition.
Ab der zweiten Hälfte der 50er Jahre und verstärkt seit dem Beginn der Entspannungspolitik fühlte sich das SED-Regime zunehmend durch die "politisch-ideologische Diversion" (PiD) bedroht. Die Schwächung der "Arbeiter-und-Bauern-Macht" durch "ideologische Aufweichung und Zersetzung" galt als Hauptinstrument des Westens bei der Unterminierung der DDR. Auch bei der Bekämpfung der PiD hatte die Hauptabteilung XX innerhalb des MfS die Federführung.
Das Erstarken der Bürgerrechtsbewegung (Friedens-, Umwelt- und Menschenrechtsgruppen) in der DDR führte in den 80er Jahren zu einem weiteren Bedeutungszuwachs der Linie XX. In der DA 2/85 bestätigte Minister Mielke dementsprechend die Federführung der Hauptabteilung XX bei der Bekämpfung der PUT.
Im Verlauf der fast 40-jährigen Entwicklung der Hauptabteilung XX veränderte sich ihre Struktur mehrfach. In der Endphase verfügte sie über neun operative Abteilungen und vier Funktionalorgane der Leitung (Sekretariat, Arbeitsgruppe der Leitung, Koordinierungsgruppe des Leiters, Auswertungs- und Kontrollgruppe).
Die HA V lag ab 1953 zunächst im unmittelbaren Anleitungsbereich von Mielke in seiner Eigenschaft als 1. Stellv. des Staatssicherheitschefs. Ab 1955 war der stellv. Minister Beater und 1964–1974 der stellv. Minister Schröder auf der Ebene der MfS-Leitung für die Hauptabteilung XX zuständig. Beide waren zuvor selbst (Beater 1953–1955, Schröder 1955–1963) Leiter der HA V. Seit 1975 gehörte die Hauptabteilung XX zum Verantwortungsbereich von Mielkes Stellvertreter Mittig. Von 1964 bis zur Auflösung des MfS leitete Kienberg die Hauptabteilung XX. Ihm standen seit 1965 zwei Stellvertreter zur Seite.
1954 waren in der HA V insgesamt 139 Mitarbeiter beschäftigt. Im Herbst 1989 verfügte die Hauptabteilung XX über 461 Mitarbeiter, von denen mehr als 200 als IM-führende Mitarbeiter eingesetzt waren.
In den 15 BV waren auf der Linie XX im Oktober 1989 insgesamt knapp 1000 Kader und damit auf der gesamten Linie XX fast 1500 hauptamtliche Mitarbeiter im Einsatz. Gleichzeitig konnte allein die Hauptabteilung XX mit etwas mehr als 1500 IM auf einen überdurchschnittlich hohen Bestand an inoffiziellen Kräften zurückgreifen. Ihrem Aufgabenprofil entsprechend spiegelt sich nicht zuletzt in der Entwicklung der Hauptabteilung XX auch die Geschichte von Opposition, Widerstand und politischer Dissidenz in der DDR. Im Herbst 1989 wurden von der Diensteinheit 31 OV (10 Prozent aller OV im Berliner Ministeriumsbereich) und 59 OPK (8,7 Prozent) bearbeitet.
Hauptabteilung II (Spionageabwehr)
Die Hauptabteilung II wurde 1953 durch Fusion der Abteilungen II (Spionage) und IV (Spionageabwehr) gebildet. Sie deckte klassische Bereiche der Spionageabwehr ab. Dazu zählte auch die interne Abwehrarbeit im MfS, etwa die Überwachung aktiver und ehemaliger MfS-Mitarbeiter, von Einrichtungen der KGB-Dienststelle Berlin-Karlshorst sowie von Objekten der sowjetischen Streitkräfte und der Sektion Kriminalistik an der Ostberliner Humboldt-Universität. Darüber hinaus betrieb die Hauptabteilung II im Rahmen der "offensiven Spionageabwehr" aktive Spionage in der Bundesrepublik; diese zielte auf westliche Geheimdienste, auf Bundeswehr, Polizei, Massenmedien, Emigrantenverbände u. a.
Die Hauptabteilung II überwachte, sicherte und kontrollierte die DDR-Botschaften im Ausland, die ausländischen diplomatischen Vertretungen in der DDR sowie das Außenministerium der DDR. DDR-Bürger, die westliche Botschaften bzw. die Ständige Vertretung der Bundesrepublik in Ostberlin aufsuchten, wurden systematisch erfasst. In den Zuständigkeitsbereich der Hauptabteilung II fielen auch die Überwachung der in der DDR lebenden Ausländer sowie die Betreuung von Funktionären und Mitgliedern illegaler, verfolgter kommunistischer Parteien, die in der DDR Aufnahme fanden.
Besondere Brisanz beinhaltete die politisch-operative Sicherung der Westkontakte von SED und FDGB. So kümmerte sich die Hauptabteilung II um die Militärorganisation der DKP ("Gruppe Ralf Forster", eine ca. 220 Bundesbürger umfassende Sabotage- und Bürgerkriegstruppe), organisierte in Absprache mit der NVA deren militärische Ausbildung, finanzierte die Gruppe und stattete sie mit Falschpapieren aus.
Die Hauptabteilung II sicherte (bis 1961 und wieder ab 1980; zwischenzeitlich gab es hierfür die Abteilung BdL II) die Abteilung Verkehr des ZK der SED ab, die kommunistische Organisationen im Westen unterstützte und dort SED-Tarnfirmen betrieb. Die Hauptabteilung II versuchte, Aktivitäten bundesdeutscher Behörden gegen DKP, SEW und SED-Tarnfirmen festzustellen und zu verhindern.
Im Ergebnis der Entspannungspolitik nahmen Begegnungen zwischen Ost- und Westdeutschen zu, westliche Medienvertreter konnten sich in der DDR akkreditieren. Das veranlasste den beträchtlichen personellen Ausbau der Hauptabteilung II. Sie war nun auch zuständig für die Überwachung westlicher Journalisten in der DDR. Ziel war es, unerwünschten Informationsabfluss und unbequeme, kritische Berichterstattung zu verhindern. 1987 übertrug Erich Mielke in der Dienstanweisung 1/87 der Hauptabteilung II die Führung der Spionageabwehr, um ein unkoordiniertes Nebeneinander verschiedener Diensteinheiten zu vermeiden.
Die Hauptabteilung II leitete von Beginn an die Operativgruppen des MfS in der Sowjetunion und Polen, seit 1989 auch in der ČSSR, Ungarn und Bulgarien. Mit den entsprechenden Spionageabwehr-Abteilungen in diesen Ländern gab es eine ausgeprägte bi- und multilaterale Zusammenarbeit, die aber erst in den frühen 80er Jahren vertraglich fixiert wurde (kommunistischer Geheimdienst). Im Dezember 1981 übernahm die Hauptabteilung II innerhalb des MfS die Federführung bei der Bekämpfung der unabhängigen polnischen Gewerkschaft "Solidarność". Schließlich unterstützte die Hauptabteilung II Sicherheitsorgane in (pro)sozialistischen Entwicklungsländern, entsandte Berater und bildete deren Geheimdienstmitarbeiter in der DDR aus.
Die Hauptabteilung II verfügte über eigene Abteilungen für Fahndung, Logistik, operative Technik und Beobachtung und war in dieser Hinsicht nicht auf andere Abteilungen angewiesen. Zum unmittelbaren Anleitungsbereich des Leiters der Hauptabteilung II gehörte die Abteilung M (Postkontrolle).
1989 zählte die Hauptabteilung II in der Ostberliner Zentrale 1.432 hauptamtliche Mitarbeiter, in den Bezirksverwaltungen (BV) auf der Linie II weitere 934. Hinzu kamen Mitarbeiter in den Kreisdienststellen (KD), die die Aufgaben der Linie II ausführten. Genaue Zahlen der Inoffiziellen Mitarbeiter (IM) ließen sich bis heute nicht ermitteln. Die Hauptabteilung II hatte mindestens 3.000 IM, die Abt. II der BV etwa 4.000; hinzu kamen weitere IM der KD. 1976 führte die Hauptabteilung II im Westen 109 IM. Unter den West-IM befanden sich z. T. hochkarätige Agenten.
Hauptabteilung II (Spionageabwehr)
Die Hauptabteilung II wurde 1953 durch Fusion der Abteilungen II (Spionage) und IV (Spionageabwehr) gebildet. Sie deckte klassische Bereiche der Spionageabwehr ab. Dazu zählte auch die interne Abwehrarbeit im MfS, etwa die Überwachung aktiver und ehemaliger MfS-Mitarbeiter, von Einrichtungen der KGB-Dienststelle Berlin-Karlshorst sowie von Objekten der sowjetischen Streitkräfte und der Sektion Kriminalistik an der Ostberliner Humboldt-Universität. Darüber hinaus betrieb die Hauptabteilung II im Rahmen der "offensiven Spionageabwehr" aktive Spionage in der Bundesrepublik; diese zielte auf westliche Geheimdienste, auf Bundeswehr, Polizei, Massenmedien, Emigrantenverbände u. a.
Die Hauptabteilung II überwachte, sicherte und kontrollierte die DDR-Botschaften im Ausland, die ausländischen diplomatischen Vertretungen in der DDR sowie das Außenministerium der DDR. DDR-Bürger, die westliche Botschaften bzw. die Ständige Vertretung der Bundesrepublik in Ostberlin aufsuchten, wurden systematisch erfasst. In den Zuständigkeitsbereich der Hauptabteilung II fielen auch die Überwachung der in der DDR lebenden Ausländer sowie die Betreuung von Funktionären und Mitgliedern illegaler, verfolgter kommunistischer Parteien, die in der DDR Aufnahme fanden.
Besondere Brisanz beinhaltete die politisch-operative Sicherung der Westkontakte von SED und FDGB. So kümmerte sich die Hauptabteilung II um die Militärorganisation der DKP ("Gruppe Ralf Forster", eine ca. 220 Bundesbürger umfassende Sabotage- und Bürgerkriegstruppe), organisierte in Absprache mit der NVA deren militärische Ausbildung, finanzierte die Gruppe und stattete sie mit Falschpapieren aus.
Die Hauptabteilung II sicherte (bis 1961 und wieder ab 1980; zwischenzeitlich gab es hierfür die Abteilung BdL II) die Abteilung Verkehr des ZK der SED ab, die kommunistische Organisationen im Westen unterstützte und dort SED-Tarnfirmen betrieb. Die Hauptabteilung II versuchte, Aktivitäten bundesdeutscher Behörden gegen DKP, SEW und SED-Tarnfirmen festzustellen und zu verhindern.
Im Ergebnis der Entspannungspolitik nahmen Begegnungen zwischen Ost- und Westdeutschen zu, westliche Medienvertreter konnten sich in der DDR akkreditieren. Das veranlasste den beträchtlichen personellen Ausbau der Hauptabteilung II. Sie war nun auch zuständig für die Überwachung westlicher Journalisten in der DDR. Ziel war es, unerwünschten Informationsabfluss und unbequeme, kritische Berichterstattung zu verhindern. 1987 übertrug Erich Mielke in der Dienstanweisung 1/87 der Hauptabteilung II die Führung der Spionageabwehr, um ein unkoordiniertes Nebeneinander verschiedener Diensteinheiten zu vermeiden.
Die Hauptabteilung II leitete von Beginn an die Operativgruppen des MfS in der Sowjetunion und Polen, seit 1989 auch in der ČSSR, Ungarn und Bulgarien. Mit den entsprechenden Spionageabwehr-Abteilungen in diesen Ländern gab es eine ausgeprägte bi- und multilaterale Zusammenarbeit, die aber erst in den frühen 80er Jahren vertraglich fixiert wurde (kommunistischer Geheimdienst). Im Dezember 1981 übernahm die Hauptabteilung II innerhalb des MfS die Federführung bei der Bekämpfung der unabhängigen polnischen Gewerkschaft "Solidarność". Schließlich unterstützte die Hauptabteilung II Sicherheitsorgane in (pro)sozialistischen Entwicklungsländern, entsandte Berater und bildete deren Geheimdienstmitarbeiter in der DDR aus.
Die Hauptabteilung II verfügte über eigene Abteilungen für Fahndung, Logistik, operative Technik und Beobachtung und war in dieser Hinsicht nicht auf andere Abteilungen angewiesen. Zum unmittelbaren Anleitungsbereich des Leiters der Hauptabteilung II gehörte die Abteilung M (Postkontrolle).
1989 zählte die Hauptabteilung II in der Ostberliner Zentrale 1.432 hauptamtliche Mitarbeiter, in den Bezirksverwaltungen (BV) auf der Linie II weitere 934. Hinzu kamen Mitarbeiter in den Kreisdienststellen (KD), die die Aufgaben der Linie II ausführten. Genaue Zahlen der Inoffiziellen Mitarbeiter (IM) ließen sich bis heute nicht ermitteln. Die Hauptabteilung II hatte mindestens 3.000 IM, die Abt. II der BV etwa 4.000; hinzu kamen weitere IM der KD. 1976 führte die Hauptabteilung II im Westen 109 IM. Unter den West-IM befanden sich z. T. hochkarätige Agenten.
Die Umwandlung des MfS in ein AfNS erfolgte im Zusammenhang mit der Neubildung der Regierung durch Ministerpräsident Hans Modrow am 17./18.11.1989. Zum Leiter des Amtes wurde Schwanitz gewählt. War Mielke als Minister für Staatssicherheit noch dem Vorsitzenden des Nationalen Verteidigungsrates der DDR und faktisch dem SED-Generalsekretär unterstellt gewesen, so ordnete man Schwanitz dem Vorsitzenden des Ministerrates unter. In der Regierungserklärung wurde dem neuen Amt vorgegeben, dass »neues Denken in Fragen der öffentlichen Ordnung und Sicherheit« auch von diesem Bereich erwartet werde und dass der Apparat zu verkleinern sei. Näheres hätte in einem Gesetz geregelt werden müssen, das geplant wurde, aber nie verabschiedet worden ist. Noch am Tag seiner Wahl informierte der neue Amtschef die Mitarbeiter der Staatssicherheit, dass der »Prozess der revolutionären Erneuerung« vorbehaltlos zu unterstützen sei. Kommissionen zur Neustrukturierung wurden eingerichtet und die Diensteinheiten aufgefordert, eigene Vorschläge einzubringen. Dies waren Versuche einer technokratischen Reform, die von der alten Generalsriege angeleitet wurden. Angekündigt wurde, das Personal abzubauen – zuerst ging es um 10 %, zwei Wochen später war die Vorgabe bereits eine Reduktion um 50 %. Das alte Feindbild sollte nicht mehr gelten: »Andersdenkende« seien jetzt zu tolerieren, nur »Verfassungsfeinde« zu bekämpfen. Unklar blieb, wer Letzteren in einer Zeit zuzurechnen war, in der die Verfassung selbst zur Disposition stand. Zugleich wurde die Aktenvernichtung in diesen Wochen fortgesetzt, viele inoffizielle Mitarbeiter »abgeschaltet«. Die Mitarbeiter waren zunehmend verunsichert und demotiviert. Anfang Dezember beschleunigte sich der revolutionäre Umbruch: Am 1.12.1989 wurde die führende Rolle der SED aus der Verfassung gestrichen, am 3. trat das ZK der SED zurück, am 4. und 5.12. besetzten aufgebrachte Bürger KD und Bezirksämter des AfNS. Die Stasi-Mitarbeiter leisteten keinen gewaltsamen Widerstand. Am 5.12. trat das Kollegium des AfNS zurück. In den folgenden Tagen wurden die Leiter der meisten Hauptabteilungen und der Bezirksämter abgesetzt. Am 7.12.1989 forderte der Zentrale Runde Tisch die Auflösung des AfNS – auch mit den Stimmen der SED-Sprecher. Am 14.12. wurde durch den Ministerrat beschlossen, das AfNS aufzulösen und durch einen sehr viel kleineren Verfassungsschutz (ca. 10 000 Mitarbeiter) und einen mit ca. 4000 Mitarbeitern gegenüber der HV A fast unveränderten Nachrichtendienst zu ersetzen. In diese Dienste sollten keine ehemaligen Führungskader der Staatssicherheit übernommen werden. Parallel dazu bestand aber das »AfNS in Auflösung« fort, dessen Leiter den alten Apparat abwickeln sollten. Das war eine Ambivalenz, die das allgemeine Misstrauen weiter verstärkte und die Forderung nach vollständiger Auflösung der Geheimpolizei wieder lauter werden ließ.
Die Kirchen gerieten nicht selten unter Verdacht, gegen die politischen Verhältnisse in der DDR zu opponieren. Das lag an ihrer weitgehenden Eigenständigkeit, an der christlichen Botschaft, die von den kommunistischen Ideologen als konkurrierendes Sinn- und Erklärungsangebot abgelehnt wurde, sowie an ihrem Beharren auf Mitsprache und Gestaltungsanspruch in gesellschaftlichen Fragen. Im Auftrag der SED wurde daher das MfS tätig, um die von den Kirchen ausgehenden vermeintlichen und tatsächlichen Gefahren für das politisch-ideologische System der DDR abzuwehren.
Die SED-Kirchenpolitik war in den vier Jahrzehnten der DDR Wandlungen unterworfen. In den 50er Jahren führte die SED mehrfach einen offenen Kirchenkampf. Dieser richtete sich u. a. gegen die kirchliche Jugend- und Studentenarbeit, v. a. bei der Einführung der Jugendweihe, sowie gegen karitative Einrichtungen wie die Bahnhofsmissionen. Mehrere Religionsgemeinschaften wurden verboten und deren Anhänger verfolgt.
Die SED war zudem bestrebt, die Verlesung von solchen Hirtenbriefen und Kanzelabkündigungen zu unterbinden, in denen sozialethische, gesellschaftskritische oder politische Fragen aufgegriffen wurden. Von der Polizei und dem MfS wurden kirchliche Einrichtungen durchsucht und Literatur beschlagnahmt. Neben kirchlichen Mitarbeitern wurden unter Mitwirkung des MfS auch Pfarrer – zwischen 1950 und 1960 mindestens 140 – inhaftiert.
Ab den 60er Jahren beschränkte sich die SED zunehmend darauf, durch eine rigorose Auslegung der Veranstaltungsordnung unerwünschte kirchliche Aktivitäten zu behindern. Das offizielle Eindringen in kirchliche Räume wie im November 1987, als es nachts in der Zionsgemeinde in Ostberlin zu Durchsuchungen und Festnahmen kam, war in den 70er und 80er Jahren eher untypisch, weil dies die Staat-Kirche-Beziehungen erheblich belastete. Vor allem seit 1978 bemühte sich die SED, ein Stillhalteabkommen zwischen Kirchenleitungen und Staat zu respektieren.
Das MfS versuchte aber stets, indirekt Einfluss auf kirchliche Entscheidungen zu nehmen. Dies und die verdeckte Informationsbeschaffung zählten zu den Hauptbetätigungsfeldern des MfS im Rahmen der von der SED konzipierten Kirchenpolitik. Die Informationsbeschaffung erfolgte mittels Observation, IM-Einsatz und auf dem Weg der sog. Gesprächsabschöpfung. Dabei gelang es in Einzelfällen auch, Christen in kirchlichen Leitungspositionen als IM zu gewinnen.
So arbeitete der thüringische Kirchenjurist und Oberkirchenrat Gerhard Lotz seit 1955 mit dem MfS als IM "Karl" zusammen. Durch die Positionierung eines Offiziers im besonderen Einsatz im Konsistorium in Magdeburg, Detlev Hammer, der ab 1974 juristischer, dann Oberkonsistorialrat war, vermochte es das MfS, einen hauptamtlichen Mitarbeiter innerhalb der Leitungsstruktur der provinzsächsischen Kirche zu platzieren. Außerdem hatte das MfS gegenüber den Kirchen dann tätig zu werden, wenn Verdachtsmomente dafür vorlagen, dass die Kirchen über den ihnen von der SED zugewiesenen religiös-kultischen Bereich hinaus tätig wurden.
Dementsprechend observierte das MfS Kirchengemeinden und Pfarrer, die – wie es beim MfS hieß – im Rahmen der "Partnerschaftsarbeit" Besuchskontakt zu Kirchengemeinden in der Bundesrepublik unterhielten. Das MfS legte hierzu OV an und ermittelte gegen die Organisatoren der Zusammenkünfte.
Als Ziele der MfS-Aufklärung galten ebenso kirchliche Synoden und Basistreffen, auf denen grundsätzlich die potenzielle Gefahr bestand, dass Kritik an den Verhältnissen in der DDR geübt werden würde. In das Blickfeld des MfS rückten die evangelischen Kirchen insbesondere ab Mitte der 70er Jahre: Zunächst rief die auch unter nichtkirchlichen Jugendlichen an Attraktivität gewinnende kirchliche Jugendarbeit, dann die Friedens-, Umwelt- und Menschenrechtsarbeit unter dem Dach der Kirche den Argwohn des MfS hervor.
Insgesamt war das MfS nur eine von mehreren Institutionen des SED-Staates, die im Rahmen der SED-Kirchenpolitik tätig wurden. Im Zusammenspiel mit ihnen versuchte das MfS, die Kirchen zu kontrollieren und zu disziplinieren.
In Auswertung der kirchenpolitischen Kampagnen der 50er Jahre und bestärkt durch konzeptionelle Arbeiten, drängte die SED-Führung ab Anfang der 80er Jahre zunehmend auf ein koordiniertes Vorgehen. Die vom MdI und den Abteilungen für Inneres erstellten Rapportmeldungen, Berichte und Personeneinschätzungen zu Gottesdiensten und kirchlichen Mitarbeitern wurden vereinbarungsgemäß dem MfS zur Verfügung gestellt und bildeten häufig den Grundstock jener Berichte und Personencharakteristiken, die sich in den Beständen des MfS wiederfinden.
Bereits vor Gründung des MfS hatte bei der Deutschen Verwaltung des Innern in der Abteilung K 5 das Referat C 3 existiert. Als Aufgabenbeschreibung wurde die "Aufklärung und Bekämpfung der kirchlichen Feindtätigkeit" genannt. Ab 1950 bestand im MfS zunächst die Abteilung V, die sich ab 1953 Hauptabteilung V nannte und 1964 im Zuge einer Umstrukturierung zur Hauptabteilung XX wurde.
Innerhalb dieser Organisationsstruktur zeichnete die Abt. 4 für die "Bearbeitung" der Kirchen verantwortlich. 1988 gliedert sich diese in sechs Fachreferate, wobei je eins für die evangelischen Kirchen, die katholische Kirche sowie die Religionsgemeinschaften und Sekten zuständig war. Ein Referat widmete sich Operativen Vorgängen. Als Schwerpunkt der Arbeit wurde die "Bekämpfung der politischen Untergrundtätigkeit" benannt. Zwei weitere Referate nahmen koordinierende Funktionen wahr.
Neben der Hauptabteilung XX/4 stützte sich das MfS bei der Bekämpfung und Infiltration der Kirchen auf die Zuarbeit verschiedener Hauptabteilungen und Abteilungen - so u. a. auf die Dienste der HV A bei der "Aufklärung" von westlichen Partnergemeinden und Pfarrern, die die kirchliche Friedensarbeit in den ostdeutschen Gemeinden unterstützten. Im Fall der Inhaftierung kirchlicher Mitarbeiter übernahm die Hauptabteilung IX als Untersuchungsorgan den Vorgang.
Hinzu kamen andere institutionalisierte Formen der "Bearbeitung". Als politisch-ideologische fungierte ab 1958 das Referat Familienforschung, das Verwicklungen missliebiger Kirchenvertreter in das NS-Regime aufdecken oder konstruieren sollte, um die so Diffamierten unter Druck setzen zu können. Angesiedelt war es beim Deutschen Zentralarchiv in Potsdam. Es verwaltete verschiedene aus NS-Beständen stammende Unterlagen und wertete sie aus. Dabei handelte es sich um eine verdeckt arbeitende Einrichtung des MfS.
Um den steigenden Informationsbedarf – unter Berücksichtigung der Spezifik kirchlicher und religiöser Angelegenheiten – zu decken und um Sonderaufträge u. a. auch im Ausland ausführen zu können, etablierte das MfS 1960 die sog. Auswertungsgruppe, die dem Referat V zugeordnet wurde. In einem konspirativen Objekt in Berlin-Pankow ("Institut Wandlitz") arbeiteten hauptamtliche IM und mehrere OibE zusammen.
Seine "Absicherung" fand das Vorgehen des MfS gegenüber den Kirchen durch ein umfangreiches Netz von OibE und IM, die das MfS im Staatssekretariat für Kirchenfragen und in den Kirchenabteilungen der DDR-Bezirke unterhielt. 1989 gab es im Staatssekretariat drei OibE; zudem berichtete der persönliche Referent und Büroleiter der Staatssekretäre Hans Seigewasser und Klaus Gysi, Horst Dohle, ab 1975 als IM "Horst" dem MfS. Insgesamt aber gelang es dem MfS nicht, die Kirchen umfassend zu unterwandern.
Bekämpfung von Widerstand und Opposition umschreibt, was zwischen 1950 und 1989 als eine Kernaufgabe des MfS galt. Gegen den Willen eines Großteils der ostdeutschen Bevölkerung wurde eine Diktatur etabliert, die nicht durch Wahlen legitimiert war: Dies war einer der Gründe für die Bildung des MfS am 8.2.1950.
Um ihren gesellschaftlichen Alleinvertretungs- und Herrschaftsanspruch zu sichern, schuf sich die SED als Repressions- und polizeistaatliche Unterdrückungsinstanz das MfS - das konsequenterweise so auch offiziell von ihr als "Schild und Schwert der Partei" bezeichnet wurde. Bereits in der "Richtlinie über die Erfassung von Personen, die eine feindliche Tätigkeit durchführen und von den Organen des MfS der DDR festgestellt wurden" vom 20.9.1950 wurde dementsprechend festgelegt, dass "alle Personen" zu registrieren seien, deren Verhalten geeignet war, die "Grundlagen" der DDR in Frage zu stellen.
Ferner wurde bestimmt, dass "über Personen, die eine feindliche Tätigkeit ausüben, [...] Vorgänge" anzulegen sind und über "die erfassten Personen [...] eine zentrale Kartei" einzurichten ist. Das offensive Vorgehen gegen Regimegegner erfuhr eine Ergänzung in den gleichzeitig getroffenen Festlegungen zur Übergabe der als "feindlich" klassifizierten Personen an die Staatsanwaltschaften.
Das MfS wurde somit bei der Bekämpfung von Widerstand und Opposition zur Ermittlungsinstanz; die nachfolgenden Urteile gegen Oppositionelle und Regimekritiker ergingen in enger Kooperation mit den vom MfS zumeist vorab instruierten Gerichten und zum Schein vermeintlicher Rechtsstaatlichkeit unter Hinzuziehung von mit dem MfS häufig zusammenarbeitenden Rechtsanwälten.
Inhalte, Auftreten und Erscheinungsbild von politisch abweichendem Verhalten, Widerstand und Opposition wandelten sich im Laufe der DDR-Geschichte. Zugleich änderten sich auch die Strategien und Methoden des MfS in Abhängigkeit vom konkreten Erscheinungsbild von Protest und Widerstand, aber auch analog zum Ausbauniveau des Apparates und seines Zuträger- und Informantennetzes sowie zur jeweils getroffenen Lageeinschätzung und unter Berücksichtigung der politischen Rahmenbedingungen.
Zu allen Zeiten gab es in beinahe allen Bevölkerungsgruppen und in allen Regionen Aufbegehren, Opposition und Widerstand. In den ersten Jahren nach Gründung der DDR gingen die SED und das MfS mit drakonischen Abschreckungsstrafen (u. a. Todesurteilen) gegen politische Gegner vor. Gefällt wurden die Urteile nicht selten in penibel vorbereiteten Strafprozessen mit präparierten Belastungszeugen und unter Verwendung erzwungener Geständnisse.
In mehreren Orten der DDR wurden z. B. Oberschüler (Werdau, Leipzig, Werder, Eisenfeld, Fürstenberg/Oder, Güstrow), die anknüpfend an das Vorbild der Gruppe "Weiße Rose" in der NS-Diktatur Widerstand geleistet hatte, zum Tode oder zu langjährigen Zuchthausstrafen verurteilt, weil sie Informationen gesammelt und Flugblätter verteilt hatten. Manch einer von ihnen überlebte die Haftbedingungen nicht oder nur mit dauerhaften gesundheitlichen Schäden.
Im Laufe der 50er Jahre ging das MfS schrittweise zum verdeckten Terror über. Nach wie vor ergingen langjährige Zuchthausstrafen; politische Opponenten, die von Westberlin aus die Verhältnisse in der DDR kritisierten, wurden - wie Karl Wilhelm Fricke 1955 - in geheimen Operationen entführt, nach Ostberlin verschleppt, in MfS-Haft festgehalten und vor DDR-Gerichte gestellt (Entführung).
Das Bestreben der SED, sich in der westlichen Öffentlichkeit aufgrund dieser ungelösten Fälle und angesichts eklatanter Menschenrechtsverletzungen nicht fortlaufender Kritik ausgesetzt zu sehen, führte, begünstigt durch die Absicht, der maroden Finanz- und Wirtschaftslage mit westlicher Unterstützung beizukommen, schrittweise zu einem Wandel. Im Ergebnis kam es auch zu einer Modifikation der MfS-Strategien im Vorgehen gegenüber Widerstand und Opposition.
Neben die im Vergleich zu den 50er Jahren zwar niedrigeren, für die Betroffenen aber nach wie vor empfindlich hohen Haftstrafen traten als beabsichtigt "lautloses" Vorgehen die Strategien der Kriminalisierung und Zersetzung. In einem "Entwurf der Sektion politisch-operative Spezialdisziplin" des MfS, der auf 1978 zu datieren ist, wird hierzu ausgeführt: "Um der Behauptung des Gegners die Spitze zu nehmen, dass wir ideologische Meinungsverschiedenheiten oder Andersdenkende mit Mitteln des sogenannten politischen Strafrechts bekämpfen, sind dazu noch wirksamer Maßnahmen zur Kriminalisierung dieser Handlungen sowie nicht strafrechtliche Mittel anzuwenden."
In der Richtlinie 1/76 "zur Entwicklung und Bearbeitung Operativer Vorgänge" vom Januar 1976 wurden unter Punkt 2.6 "die Anwendung von Maßnahmen der Zersetzung" geregelt und unter Punkt 2.6.2 die "Formen, Mittel und Methoden der Zersetzung" erörtert. Jene reichten u. a. von der "systematischen Diskreditierung des öffentlichen Rufes" auch mittels "unwahrer […] Angaben" und der "Verbreitung von Gerüchten" über das "Erzeugen von Misstrauen", dem "Vorladen von Personen zu staatlichen Dienststellen" bis zur "Verwendung anonymer oder pseudonymer Briefe, […] Telefonanrufe".
Mit der "Ordnungswidrigkeitenverordnung" (OWVO) von 1984 ging man zudem verstärkt dazu über, politisch unliebsame Personen, sofern sie sich an Protesten beteiligten, mit Ordnungsstrafen zu überziehen und sie somit materiell unter Druck zu setzen. All diese Maßnahmen sollten nach außen hin den Eindruck erwecken, dass das MfS weniger rigoros als in früheren Jahren gegen Regimegegner vorging.
Nach der Freilassung von Oppositionellen, die kurz zuvor während der Durchsuchung der Umweltbibliothek 1987 und nach den Protesten am Rande der Liebknecht-Luxemburg-Demonstration 1988 in Berlin inhaftiert worden waren, äußerten selbst SED-Mitglieder Zweifel, ob das MfS noch in der Lage sei, offensiv und effektiv gegen politische Opponenten vorzugehen.
Hochgerüstet und allemal zum Einschreiten bereit, trat das MfS jedoch noch bis in den Herbst 1989 gegenüber weniger prominenten Menschen in Aktion, die Widerstand leisteten, inhaftierte diese und ließ gegen sie hohe Haftstrafen verhängen. Bis zum Ende der DDR schritt das MfS bei sog. Demonstrativhandlungen ein und ging gegen - wie es hieß - ungesetzliche Gruppenbildungen vor.
Im Zusammenhang mit der Verwaltungsreform der DDR vom Sommer 1952 wurden die fünf Länderverwaltungen für Staatssicherheit (LVfS) in 14 Bezirksverwaltungen umgebildet. Daneben bestanden die Verwaltung für Staatssicherheit Groß-Berlin und die Objektverwaltung "W" (Wismut) mit den Befugnissen einer BV. Letztere wurde 1982 als zusätzlicher Stellvertreterbereich "W" in die Struktur der BV Karl-Marx-Stadt eingegliedert.
Der Apparat der Zentrale des MfS Berlin und der der BV waren analog strukturiert und nach dem Linienprinzip organisiert. So waren die Hauptabteilung II in der Zentrale bzw. die Abteilungen II der BV für die Schwerpunkte der Spionageabwehr zuständig usw. Auf der Linie der Hauptverwaltung A waren die Abteilung XV der BV aktiv. Einige Zuständigkeiten behielt sich die Zentrale vor: so die Militärabwehr (Hauptabteilung I) und die internationalen Verbindungen (Abteilung X) oder die Arbeit des Büros für Besuchs- und Reiseangelegenheiten in Westberlin (Abteilung XVII). Für einige Aufgabenstellungen wurde die Bildung bezirklicher Struktureinheiten für unnötig erachtet. So gab es in den 60er und 70er Jahren für die Abteilung XXI und das Büro der Leitung II Referenten für Koordinierung (RfK) bzw. Offiziere BdL II. Für spezifische Aufgaben gab es territorial bedingte Diensteinheiten bei einigen BV, z. B. in Leipzig ein selbständiges Referat (sR) Messe, in Rostock die Abt. Hafen.
An der Spitze der BV standen der Leiter (Chef) und zwei Stellv. Operativ. Der Stellv. für Aufklärung fungierte zugleich als Leiter der Abt. XV. Die Schaffung des Stellvertreterbereichs Operative Technik im MfS Berlin im Jahre 1986 führte in den BV zur Bildung von Stellv. für Operative Technik/Sicherstellung.
Im Zusammenhang mit der Verwaltungsreform der DDR vom Sommer 1952 wurden die fünf Länderverwaltungen für Staatssicherheit (LVfS) in 14 Bezirksverwaltungen umgebildet. Daneben bestanden die Verwaltung für Staatssicherheit Groß-Berlin und die Objektverwaltung "W" (Wismut) mit den Befugnissen einer BV. Letztere wurde 1982 als zusätzlicher Stellvertreterbereich "W" in die Struktur der BV Karl-Marx-Stadt eingegliedert.
Der Apparat der Zentrale des MfS Berlin und der der BV waren analog strukturiert und nach dem Linienprinzip organisiert. So waren die Hauptabteilung II in der Zentrale bzw. die Abteilungen II der BV für die Schwerpunkte der Spionageabwehr zuständig usw. Auf der Linie der Hauptverwaltung A waren die Abteilung XV der BV aktiv. Einige Zuständigkeiten behielt sich die Zentrale vor: so die Militärabwehr (Hauptabteilung I) und die internationalen Verbindungen (Abteilung X) oder die Arbeit des Büros für Besuchs- und Reiseangelegenheiten in Westberlin (Abteilung XVII). Für einige Aufgabenstellungen wurde die Bildung bezirklicher Struktureinheiten für unnötig erachtet. So gab es in den 60er und 70er Jahren für die Abteilung XXI und das Büro der Leitung II Referenten für Koordinierung (RfK) bzw. Offiziere BdL II. Für spezifische Aufgaben gab es territorial bedingte Diensteinheiten bei einigen BV, z. B. in Leipzig ein selbständiges Referat (sR) Messe, in Rostock die Abt. Hafen.
An der Spitze der BV standen der Leiter (Chef) und zwei Stellv. Operativ. Der Stellv. für Aufklärung fungierte zugleich als Leiter der Abt. XV. Die Schaffung des Stellvertreterbereichs Operative Technik im MfS Berlin im Jahre 1986 führte in den BV zur Bildung von Stellv. für Operative Technik/Sicherstellung.
1956 entstanden durch Umbenennung der Abteilung Allgemeines. Aufgaben des Büros der Leitung waren unter anderem
Von Beginn an betrieb das MfS – neben gezielten Fahndungsmaßnahmen – eine systematische Kontrolle und Auswertung der nationalen und internationalen Postsendungen (Brief- und Telegrammverkehr). Zuständig hierfür waren die Abteilungen M (sowie vor 1952 ihre Vorläufer-Abteilungen VI a). Neben Einzelpersonen konnten auch ganze Häuser, Straßen, Ortschaften oder Städte, aber auch Betriebsangehörige bzw. -belegschaften und Berufsgruppen unter Postkontrolle gestellt werden. Die Aufträge hierzu wurden von den jeweils operativ zuständigen Diensteinheiten erteilt.
Die Postkontrolle basierte auf dem politisch-operativen Zusammenwirken insbesondere mit der Deutschen Post der DDR, daneben auch mit der Volkspolizei und der Zollverwaltung der DDR (Postzollfahndung). Grundsätzlich durchlief die gesamte Post in den zentralen Postämtern die dort getarnt arbeitenden Kontrollstellen der Abteilungen M. Diese sortierten Briefe aus, die aufgrund der Adresse oder der äußeren Merkmale als verdächtig angesehen wurden, und öffneten sie. Zumeist wurden sie kopiert sowie, möglichst ohne Spuren zu hinterlassen, anschließend wieder verschlossen und weiterbefördert, teilweise aber auch – wenn es geboten erschien – einbehalten.
Bei der Postkontrolle entnahm das MfS die in den Sendungen enthaltene Valuta (1984-1989 rund 32 Mio. DM) und andere Wertsachen zugunsten des Staatshaushaltes der DDR. Durch den zunehmenden Einsatz von Geräten und technischen Verfahren sowie qualifizierter Fahndungsmethoden entwickelte sich die Postkontrolle zu einem leistungsstarken Überwachungs- und Kontrollsystem.
Von Beginn an betrieb das MfS – neben gezielten Fahndungsmaßnahmen – eine systematische Kontrolle und Auswertung der nationalen und internationalen Postsendungen (Brief- und Telegrammverkehr). Zuständig hierfür waren die Abteilungen M (sowie vor 1952 ihre Vorläufer-Abteilungen VI a). Neben Einzelpersonen konnten auch ganze Häuser, Straßen, Ortschaften oder Städte, aber auch Betriebsangehörige bzw. -belegschaften und Berufsgruppen unter Postkontrolle gestellt werden. Die Aufträge hierzu wurden von den jeweils operativ zuständigen Diensteinheiten erteilt.
Die Postkontrolle basierte auf dem politisch-operativen Zusammenwirken insbesondere mit der Deutschen Post der DDR, daneben auch mit der Volkspolizei und der Zollverwaltung der DDR (Postzollfahndung). Grundsätzlich durchlief die gesamte Post in den zentralen Postämtern die dort getarnt arbeitenden Kontrollstellen der Abteilungen M. Diese sortierten Briefe aus, die aufgrund der Adresse oder der äußeren Merkmale als verdächtig angesehen wurden, und öffneten sie. Zumeist wurden sie kopiert sowie, möglichst ohne Spuren zu hinterlassen, anschließend wieder verschlossen und weiterbefördert, teilweise aber auch – wenn es geboten erschien – einbehalten.
Bei der Postkontrolle entnahm das MfS die in den Sendungen enthaltene Valuta (1984-1989 rund 32 Mio. DM) und andere Wertsachen zugunsten des Staatshaushaltes der DDR. Durch den zunehmenden Einsatz von Geräten und technischen Verfahren sowie qualifizierter Fahndungsmethoden entwickelte sich die Postkontrolle zu einem leistungsstarken Überwachungs- und Kontrollsystem.
Festnahmen am Berliner Alexanderplatz Video, 17 Minuten, 47 Sekunden
Vernehmung einer männlichen Person wegen versuchter Flucht aus der DDR Video, 33 Minuten, 39 Sekunden
Vernehmung von Karl Laurenz im Geheimprozess gegen ihn und Elli Barczatis wegen Spionage Audio, 38 Minuten, 31 Sekunden
Günter Guillaume über seine Tätigkeit als "Kundschafter" in der Bundesrepublik (Teil 2) Audio, 41 Minuten, 9 Sekunden