Signatur: BArch, MfS, BV Suhl, Abt. RD, Nr. 79, Bl. 2-9
Die Erholung der Stasi-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter war in einem eigenen Ferienwesen organisiert. Im Dezember 1988 besprachen die Leiter der Ferienheime in einer Arbeitssitzung aktuelle Entwicklungen.
Im Auftrag und mit Wissen der SED überwachte und unterdrückte das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) die eigene Bevölkerung. Innerhalb des Geheimpolizeiapparates sorgte ein eigenes Ferienwesen dafür, dass sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter regelmäßig vom Dienst erholen konnten. So zogen die in der DDR beliebten Urlaubsziele vornehmlich die Ostseeinseln Rügen und Usedom, die Sächsische Schweiz, das Erzgebirge, der Harz und der Thüringer Wald, auch das MfS an.
Die Ferienobjekte standen den hauptamtlich für die Stasi tätigen Männern und Frauen sowie deren Familien zur Verfügung. Für die Kinder der Stasi-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter existierten zahlreiche Ferienlager, beispielsweise in Klausheide am Möllensee in Brandenburg oder in Leupoldishain in Sachsen. Doch auch inoffizielle Mitarbeiter (IM), Offiziere im besonderen Einsatz (OibE), in der DDR stationierte Vertreter der sozialistischen Bruderdienste - allen voran des sowjetischen KGB - MfS-Rentner und "verdiente Kundschafter" kamen in den Genuss der Urlaubsplätze. Zusätzlich standen ausgewählte Ferienplätze für Schulungen, Weiterbildungen und für "operative Zwecke" zur Verfügung. Dazu gehörten beispielsweise Beobachtungsmaßnahmen oder Treffen von Führungsoffizieren mit IM oder OibE.
Das MfS-eigene Ferienwesen unterstand der Abteilung Versorgungsdienste der Verwaltung Rückwärtige Dienste (VRD). Der Diensteinheit oblag es, die zentralen Ferienheime zu unterhalten und die Ferienplatzvergabe zu koordinieren. Außerdem hatte sie die Aufgabe, die für das Ferienwesen verantwortlichen Mitarbeiter aus den nachgeordneten Bereichen, wie beispielsweise in den Hauptabteilungen und Bezirksverwaltungen, anzuleiten. Die Abteilung Finanzen des MfS übte die Finanzaufsicht aus: Die Buchhalter der Stasi kontrollierten streng sämtliche Einnahmen und Ausgaben, führten Inventuren und Revisionen durch und untersuchten Diebstähle sowie Rechnungs- und Warenmanipulationen.
Im Dezember 1988 fand eine Arbeitsberatung der Ferienheim-Leiter statt. Wie das Sitzungsprotokoll zeigt, kamen dabei verschiedene Themen zur Sprache: die Erweiterung des Bettenplatzangebotes, die Verpflegungsversorgung oder Probleme bei der Einhaltung der Hygienevorschriften in der Gastronomie. Außerdem betonten die Verantwortlichen den hohen Stellenwert der Ferienheime. Laut Protokoll werde mit dem Erholungseffekt "der Vervollkommnung der Dienst- und Lebensbedingungen der Angehörigen des MfS als eine Schwerpunktaufgabe der Rückwärtigen Dienste […] entsprochen" und letztlich die "Kampfkraft des MfS" gesteigert. Das Ferienwesen galt als "sozialpolitischer Auftrag" und "tschekistische Kampfaufgabe".
Dabei stellen insbesondere die in die zentrale Vergabe einbezogenen Objekte auch künftig ein wertvolles Potential an Urlaubsmöglichkeiten dar, die entsprechend den Erfahrungen der letzten Jahre steigende Nachfrage erreichten.
Komplex wurde in einem folgenden Schwerpunkt auf Probleme der Verpflegungsversorgung eingegangen. Es konnte festgestellt werden, daß seit der letzten Arbeitsberatung richtige Schlußfolgerungen gezogen wurden. Das Niveau der Verpflegungsversorgung und der gastronomischen Betreuung der Urlauber konnte stabilisiert werden, die konsequentere Einhaltung und Aktualisierung der Sortimentsfestlegungen, Speisepläne und Öffnungszeiten wurde umfassender realisiert. Zunehmend besser gelang es, durch flexibles Reagieren auf veränderte Nahrungsgüterangebote die Speiseplanung entsprechend auszurichten und saisonbedingte, z. T. preisgünstige Angebote mit in das Sortiment der täglichen Speiseversorgung einzubeziehen.
In diesem Zusammenhang wurde der Beschluß des Ministerrates vom 18.08.1988 zur Fleischversorgung und dem Einsatz von Spitzbeinen, Köpfen, Bauchfleisch, Sülze, Aspikwaren u. ä. und seine konsequente Durchsetzung im MfS - auch in den Ferienheimen erläutert. Aktuell wurde auf die Verfügung des Vorsitzenden des Ministerrates zum erhöhten Aufkommen an Geflügel und Kaninchen und deren Einsatz im Rahmen der Gemeinschaftsverpflegung eingegangen und die sich hieraus ergebenden Anforderungen erläutert.
Besonders hervorgehoben wurden im Zusammenhang mit der Verpflegungsversorgung Probleme der strikten Durchsetzung aller hygienischen Forderungen, auch in den Bereichen Beherbergung und Betreuung.
Bezogen auf die Verpflegungsversorgung und den damit verbundenen Prozessen der Abrechnung und Nachweisführung ist die Durchsetzung der 1. Durchführungsbestimmung zur Ordnung Nr. 11/82 des Genossen Minister ab 01.01.1989 ein wesentlicher Bestandteil der Linienverantwortung der Abt. Versorgungsdienste, erforderliche Anleitungs- und Kontrollmaßnahmen erfolgen in enger Zusammenarbeit mit der Abt. Finanzen.
Mit dem 6. Leistungsvergleich der Köche und Kellner im Zeitraum vom 02. bis 05.11.1988 im Ferienheim "Erwin Fischer", Prerow wurde erneut unter Beweis gestellt, daß wir auf diesen Gebieten über leistungsfähige Kollektive verfügen, Unterschiede in der qualitativen Ausführung der gestellten Aufgaben zwischen den 12 teilnehmenden Mannschaften gering sind. Bei einer insgesamt positiven Wertung aller Mannschaften zeigten sich insgesamt erneut einige Mängel und Schwächen hinsichtlich der konzeptionellen und theoretischen Grundlagen, Verletzung von Grundregeln der Gastronomie u. ä. m. Es ist erforderlich, auf Grundlage der den verantwortlichen Bereichen übergebenen Dokumente (Anlage) eine gründliche Auswertung vorzunehmen, z. B. waren von 24 Teilnehmern nur 6 in der Lage, ihren gültigen Hygieneausweis vorzuweisen, alle anderen reisten ohne diese Berechtigung für einen Einsatz im Küchenbereich an.
1950/51 hervorgegangen aus Teilbereichen der HA Intendantur; 1974 kurzzeitig in VRD eingegliedert; von 1975 bis zur Auflösung wieder selbständige Abteilung. Aufgaben: Realisierung der im Zusammenhang mit der Verwendung finanzieller Mittel stehenden Aufgaben; inklusive Zahlungs- und Verrechnungsverkehr; Besoldung/Entlohnung; Bearbeitung von Versicherungsangelegenheiten und Schadensmeldungen; Wahrnehmung der Haushalts-, Bank- und Revisionsfunktion gegenüber den MfS-Betrieben sowie der Aufgaben der Sparkasse als auch Aufbewahrung, Nachweis und Verwertung der an die Abteilung Finanzen des MfS übergebenen Asservate.
Im Zusammenhang mit der Verwaltungsreform der DDR vom Sommer 1952 wurden die fünf Länderverwaltungen für Staatssicherheit (LVfS) in 14 Bezirksverwaltungen umgebildet. Daneben bestanden die Verwaltung für Staatssicherheit Groß-Berlin und die Objektverwaltung "W" (Wismut) mit den Befugnissen einer BV. Letztere wurde 1982 als zusätzlicher Stellvertreterbereich "W" in die Struktur der BV Karl-Marx-Stadt eingegliedert.
Der Apparat der Zentrale des MfS Berlin und der der BV waren analog strukturiert und nach dem Linienprinzip organisiert. So waren die Hauptabteilung II in der Zentrale bzw. die Abteilungen II der BV für die Schwerpunkte der Spionageabwehr zuständig usw. Auf der Linie der Hauptverwaltung A waren die Abteilung XV der BV aktiv. Einige Zuständigkeiten behielt sich die Zentrale vor: so die Militärabwehr (Hauptabteilung I) und die internationalen Verbindungen (Abteilung X) oder die Arbeit des Büros für Besuchs- und Reiseangelegenheiten in Westberlin (Abteilung XVII). Für einige Aufgabenstellungen wurde die Bildung bezirklicher Struktureinheiten für unnötig erachtet. So gab es in den 60er und 70er Jahren für die Abteilung XXI und das Büro der Leitung II Referenten für Koordinierung (RfK) bzw. Offiziere BdL II. Für spezifische Aufgaben gab es territorial bedingte Diensteinheiten bei einigen BV, z. B. in Leipzig ein selbständiges Referat (sR) Messe, in Rostock die Abt. Hafen.
An der Spitze der BV standen der Leiter (Chef) und zwei Stellv. Operativ. Der Stellv. für Aufklärung fungierte zugleich als Leiter der Abt. XV. Die Schaffung des Stellvertreterbereichs Operative Technik im MfS Berlin im Jahre 1986 führte in den BV zur Bildung von Stellv. für Operative Technik/Sicherstellung.
Inoffizielle Mitarbeiter (IM) waren das wichtigste Instrument des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS), um primär Informationen über Bürger, die Gesellschaft, ihre Institutionen und Organisationen der DDR oder im Ausland zu gewinnen. Unter Umständen hatten IM auf Personen oder Ereignisse in der DDR steuernden Einfluss zu nehmen.
In der DDR-Gesellschaft hießen sie "Spitzel", "Denunzianten" oder "Kundschafter". Mit der deutschen Einheit hat sich die Bezeichnung Inoffizieller Mitarbeiter des MfS für die heimlichen Zuträger etabliert. Sie lieferten u. a. Informationen über Stimmungen und Meinungen in der Bevölkerung.
Die SED-Führung wollte stets über die konkrete Situation und Lage in der DDR unterrichtet sein. Die IM hatten den Auftrag, "staatsgefährdende" Bestrebungen zu ermitteln, was beim MfS "politisch ideologische Diversion" bzw. "politische Untergrundtätigkeit" hieß. Der Bogen hierfür war weit gespannt und reichte von einer privaten Meinungsäußerung bis hin zu politischen Aktivitäten. Überdies sollten sie, wenn auch selten, direkt auf gesellschaftliche Entwicklungen oder einzelne Personen einwirken.
Die IM waren das wichtigste Repressionsinstrument in der DDR. IM wurden auf bestimmte Schwerpunkte angesetzt, von denen tatsächliche oder vermeintliche Gefahren ausgehen konnten. Diese Objekte und Territorien, Bereiche oder Personen waren so zahlreich, dass die geheimpolizeiliche Durchdringung tendenziell den Charakter einer flächendeckenden Überwachung annahm.
Die Anzahl der vom MfS geführten inoffiziellen Mitarbeiter umfasste im Jahre 1989 ungefähr 189.000 IM, darunter 173.000 IM der Abwehrdiensteinheiten, ferner 13.400 IM in der DDR und 1.550 IM in der Bundesrepublik, die von der Hauptverwaltung A geführt wurden, sowie diverse andere wie Zelleninformatoren usw. Auf 89 DDR-Bürger kam somit ein IM. In der Zeit von 1950 bis 1989 gab es insgesamt ca. 620.000 IM.
Die Entwicklung des IM-Netzes ist nicht allein von einem kontinuierlichen Anstieg geprägt, sondern verweist auf besondere Wachstumsphasen in Zeiten innergesellschaftlicher Krisen wie dem 17. Juni 1953 oder am Vorabend des Mauerbaus. Im Zuge der deutsch-deutschen Entspannungspolitik wurde das IM-Netz ebenfalls erweitert. So umfasste es Mitte der 70er Jahre – hochgerechnet – über 200.000 IM. Angesichts wachsender oppositioneller Bewegungen hatte es in den 80er Jahren gleichfalls ein hohes Niveau.
Die flächendeckende Überwachung der Gesellschaft fiel regional recht unterschiedlich aus. Im Land Brandenburg, das die Bezirke Cottbus, Frankfurt (Oder) und Potsdam vereint, war sie stärker als in Thüringen. Die höchste IM-Dichte wies der ehemalige Bezirk Cottbus auf.
Das MfS operierte formal nach territorialen Gesichtspunkten und Sicherungsbereichen, setzte jedoch operative Schwerpunkte in der geheimpolizeilichen Arbeit. Bezogen auf das Gesamtministerium lagen diese – sowohl auf Kreis-, als auch auf Bezirks- und Hauptabteilungsebene – bei der Volkswirtschaft, der Spionageabwehr und auf der "politischen Untergrundtätigkeit", der "Bearbeitung " von oppositionellen Milieus und den Kirchen.
Die Motive zur Kooperation mit dem MfS waren überwiegend ideeller, seltener materieller Natur, noch seltener war Erpressung der Grund. Die Kooperation währte durchschnittlich sechs bis zehn Jahre oder länger. Augenfällig ist, dass darunter nicht wenige soziale Aufsteiger waren. Der Anteil von weiblichen IM lag in der DDR bei 17 Prozent, in der Bundesrepublik bei 28 Prozent. Über die Hälfte der IM war Mitglied der SED. Von den 2,3 Mio. Mitgliedern der Partei ausgehend, waren 4 bis 5 Prozent zuletzt inoffiziell aktiv, d. h. jedes zwanzigste SED-Mitglied.
Das MfS differenzierte IM nach Kategorien: Gesellschaftliche Mitarbeiter für Sicherheit, IM zur Sicherung und Durchdringung des Verantwortungsbereichs, IM im besonderen Einsatz, Führungs-IM und IM zur Sicherung der Konspiration und des Verbindungswesens. Die wichtigste Kategorie waren IM mit "Feindverbindungen" bzw. solche, die Personen zu "bearbeiten" hatten, die "im Verdacht der Feindtätigkeit" standen. Im Laufe der 80er Jahre nahm der Anteil von IM in der Kategorie IMB bis Dezember 1988 auf rund 3.900 zu.
Der Anteil von Bundesbürgern oder Ausländern unter den IM des MfS betrug nicht einmal 2 Prozent. 1989 waren mindestens 3.000 Bundesbürger inoffiziell im Dienste des MfS, zusätzlich mehrere Hundert Ausländer. In der Zeit von 1949 bis 1989 waren insgesamt mindestens 12.000 Bundesbürger und Westberliner IM.
Die operativen Ziele des MfS waren über die gesamte Bundesrepublik Deutschland verteilt. Darüber hinaus gab es Schwerpunkte in Europa, im Nahen Osten und Asien, nachgeordnet auch in Afrika und Lateinamerika. Nachrichtendienstliche Schwerpunkte waren vor allem die Wissenschafts- und Technikspionage, erst danach die politische und mit etwas Abstand die Militärspionage. Die Bundesrepublik Deutschland wurde folglich vor allem als Ressource zur Systemstabilisierung genutzt.
Die politische Spionage diente vornehmlich dazu, die politische Gefährdungslage des herrschenden Systems in der DDR bestimmen zu können. Dieses Profil deutet an, dass die Spionage der Bewahrung des Status quo dienen sollte. Von einer Unterwanderung der Bundesrepublik war die Geheimpolizei zahlenmäßig weit entfernt. Vielmehr waren ihre inoffiziellen Mitarbeiter damit beschäftigt, das DDR-System zu stabilisieren.
Zur Durchdringung von Ministerien und anderen wichtigen Stellen des Staatsapparates, der Wirtschaft, aber auch außerhalb der DDR setzte das MfS hauptamtliche Mitarbeiter als Offizier im besonderen Einsatz (OibE) ein. Sie agierten dort verdeckt und mit einer legendierten Biografie ausgestattet. Schwerpunkte waren das System der Sicherheitsbeauftragten in den Betrieben, Residenten sowie Wachkräfte in den Auslandsvertretungen der DDR.
In einigen Bereichen arbeiteten zeitweise regelrechte OibE-Strukturen, etwa im MdI der DDR (Personendatenbank), dem Entwicklungszentrum des Kombinates Robotron oder der Sektion Kriminalistik der Humboldt-Universität. 1983 gab es 3.471 OibE, danach sank die Zahl. 1988 verfügten 27 Diensteinheiten der MfS-Zentrale über 1.856 OibE.
Die Verwaltung Rückwärtige Dienste (VRD) entstand 1974 aus der HA VuW, der HV B und ihr unterstellter bzw. zugeordneter Diensteinheiten sowie der Abteilung Finanzen. Ihre Aufgaben waren die materiell-technische Sicherstellung der Arbeit der MfS-Diensteinheiten, insbesondere durch Planung und Bereitstellung des materiellen Bedarfs, Bestands- und Lagerhaltung sowie der Bilanzierung.
Dazu gehörten auch Sicherungsaufgaben zur Unterbindung jedweder Feindtätigkeit im Anleitungsbereich, vor allem in Betrieben im bzw. beim MfS sowie Erfassung, Lagerung und Verteilung und Verwertung der in den Diensteinheiten des MfS angefallenen Asservate mit Ausnahme von Zahlungsmitteln, Schmuck und Edelmetallen.
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Signatur: BArch, MfS, BV Suhl, Abt. RD, Nr. 79, Bl. 2-9
Die Erholung der Stasi-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter war in einem eigenen Ferienwesen organisiert. Im Dezember 1988 besprachen die Leiter der Ferienheime in einer Arbeitssitzung aktuelle Entwicklungen.
Im Auftrag und mit Wissen der SED überwachte und unterdrückte das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) die eigene Bevölkerung. Innerhalb des Geheimpolizeiapparates sorgte ein eigenes Ferienwesen dafür, dass sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter regelmäßig vom Dienst erholen konnten. So zogen die in der DDR beliebten Urlaubsziele vornehmlich die Ostseeinseln Rügen und Usedom, die Sächsische Schweiz, das Erzgebirge, der Harz und der Thüringer Wald, auch das MfS an.
Die Ferienobjekte standen den hauptamtlich für die Stasi tätigen Männern und Frauen sowie deren Familien zur Verfügung. Für die Kinder der Stasi-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter existierten zahlreiche Ferienlager, beispielsweise in Klausheide am Möllensee in Brandenburg oder in Leupoldishain in Sachsen. Doch auch inoffizielle Mitarbeiter (IM), Offiziere im besonderen Einsatz (OibE), in der DDR stationierte Vertreter der sozialistischen Bruderdienste - allen voran des sowjetischen KGB - MfS-Rentner und "verdiente Kundschafter" kamen in den Genuss der Urlaubsplätze. Zusätzlich standen ausgewählte Ferienplätze für Schulungen, Weiterbildungen und für "operative Zwecke" zur Verfügung. Dazu gehörten beispielsweise Beobachtungsmaßnahmen oder Treffen von Führungsoffizieren mit IM oder OibE.
Das MfS-eigene Ferienwesen unterstand der Abteilung Versorgungsdienste der Verwaltung Rückwärtige Dienste (VRD). Der Diensteinheit oblag es, die zentralen Ferienheime zu unterhalten und die Ferienplatzvergabe zu koordinieren. Außerdem hatte sie die Aufgabe, die für das Ferienwesen verantwortlichen Mitarbeiter aus den nachgeordneten Bereichen, wie beispielsweise in den Hauptabteilungen und Bezirksverwaltungen, anzuleiten. Die Abteilung Finanzen des MfS übte die Finanzaufsicht aus: Die Buchhalter der Stasi kontrollierten streng sämtliche Einnahmen und Ausgaben, führten Inventuren und Revisionen durch und untersuchten Diebstähle sowie Rechnungs- und Warenmanipulationen.
Im Dezember 1988 fand eine Arbeitsberatung der Ferienheim-Leiter statt. Wie das Sitzungsprotokoll zeigt, kamen dabei verschiedene Themen zur Sprache: die Erweiterung des Bettenplatzangebotes, die Verpflegungsversorgung oder Probleme bei der Einhaltung der Hygienevorschriften in der Gastronomie. Außerdem betonten die Verantwortlichen den hohen Stellenwert der Ferienheime. Laut Protokoll werde mit dem Erholungseffekt "der Vervollkommnung der Dienst- und Lebensbedingungen der Angehörigen des MfS als eine Schwerpunktaufgabe der Rückwärtigen Dienste […] entsprochen" und letztlich die "Kampfkraft des MfS" gesteigert. Das Ferienwesen galt als "sozialpolitischer Auftrag" und "tschekistische Kampfaufgabe".
Als weiterer komplexer Schwerpunkt wurden Probleme der kulturellen und sportlich-touristischen Betreuung der Urlauber sowie die Fragen deren Finanzierung behandelt. Gemäß einer Festlegung der Arbeitsberatung im November 1987 wurden 1988 umfassende Analysen erstellt. Es konnte herausgearbeitet werden, daß in allen Ferienheimen ein niveauvolles, vielfältiges und abwechslungsreiches Veranstaltungsangebot gesichert ist.
Ausgehend von den analytischen Untersuchungen wurden die für 1989 vorgesehen überarbeiteten Festlegungen zur finanziellen Planung und Realisierung der kulturellen Betreuung in den Ferienheimen erläutert, ebenso die am 01.11.1988 in Kraft getretene Anweisung Nr. 4/88 zur Förderung des künstlerischen Volksschaffens in ihrem konkreten Bezug auf die Ferienheime.
Im abschließenden Teil der grundsätzlichen Ausführungen wurden Schwerpunkte bei der Realisierung unseres sozialpolitischen Auftrages dargestellt, u. a. eingegangen auf
- die noch intensivere Nutzung der vorhandenen Grundfonds,
- den effektiven Einsatz aller materiellen und finanziellen Mittel,
- die Qualifizierung der Mitarbeiter in den Ferienheimen entsprechend den Funktionsplänen und am Arbeitsplatz,
- die weitere Sicherung eines hohen Niveaus in der Versorgung und Betreuung der Urlauber,
- eine qualitativ hochwertige Verpflegungsversorgung auf Grundlage der Ordnung Nr. 11/81 und der 1. und 2. Durchführungsbestimmung sowie der Hygieneordnung des MfS,
- die konsequente Durchsetzung von Ordnung und Sicherheit.
In der nachfolgenden Diskussion wurden eine Reihe der in den grundsätzlichen Ausführungen herausgearbeiteten Probleme, ausgehend von praktischen Erfahrungen in unterschiedlichen Dienstbereichen, ergänzt bzw. erläutert:
1. OSL Splitt
Leiter der Hygieneinspektion des MfS
Ausgehend von den Erfahrungen der letzten Jahre wurden die erreichten positiven Ergebnisse der Umsetzung der Ordnung 6/83 in der täglichen Praxis der Gemeinschaftsverpflegung im MfS insgesamt und der hierbei erreichte Stand in den Ferienheimen dargestellt.
Im weiteren wurde die gesundheitsprophylaktische Wirkung der Gemeinschaftsverpflegung in der DDR insgesamt sowie hier wirkende Faktoren herausgearbeitet, u. a. insbesondere auf Nährwert, Genußwert, Hygienewert, Speisenproduktion und -ausgabe, Niveau der Speiseneinnahme verwiesen. Besonders hervorgehoben wurden Formen und Methoden zur ständigen Qualitätssicherung in der Gemeinschaftsverpflegung (Kontrollen - eigene/fremde, sensonische Prüfverfahren, Kategorisierungs-Überprüfungen, sozialistischer Wettbewerb, Anwesenheit des Küchenleiters im Speisesaal während der Esseneinnahme u.a.m.).
1950/51 hervorgegangen aus Teilbereichen der HA Intendantur; 1974 kurzzeitig in VRD eingegliedert; von 1975 bis zur Auflösung wieder selbständige Abteilung. Aufgaben: Realisierung der im Zusammenhang mit der Verwendung finanzieller Mittel stehenden Aufgaben; inklusive Zahlungs- und Verrechnungsverkehr; Besoldung/Entlohnung; Bearbeitung von Versicherungsangelegenheiten und Schadensmeldungen; Wahrnehmung der Haushalts-, Bank- und Revisionsfunktion gegenüber den MfS-Betrieben sowie der Aufgaben der Sparkasse als auch Aufbewahrung, Nachweis und Verwertung der an die Abteilung Finanzen des MfS übergebenen Asservate.
Im Zusammenhang mit der Verwaltungsreform der DDR vom Sommer 1952 wurden die fünf Länderverwaltungen für Staatssicherheit (LVfS) in 14 Bezirksverwaltungen umgebildet. Daneben bestanden die Verwaltung für Staatssicherheit Groß-Berlin und die Objektverwaltung "W" (Wismut) mit den Befugnissen einer BV. Letztere wurde 1982 als zusätzlicher Stellvertreterbereich "W" in die Struktur der BV Karl-Marx-Stadt eingegliedert.
Der Apparat der Zentrale des MfS Berlin und der der BV waren analog strukturiert und nach dem Linienprinzip organisiert. So waren die Hauptabteilung II in der Zentrale bzw. die Abteilungen II der BV für die Schwerpunkte der Spionageabwehr zuständig usw. Auf der Linie der Hauptverwaltung A waren die Abteilung XV der BV aktiv. Einige Zuständigkeiten behielt sich die Zentrale vor: so die Militärabwehr (Hauptabteilung I) und die internationalen Verbindungen (Abteilung X) oder die Arbeit des Büros für Besuchs- und Reiseangelegenheiten in Westberlin (Abteilung XVII). Für einige Aufgabenstellungen wurde die Bildung bezirklicher Struktureinheiten für unnötig erachtet. So gab es in den 60er und 70er Jahren für die Abteilung XXI und das Büro der Leitung II Referenten für Koordinierung (RfK) bzw. Offiziere BdL II. Für spezifische Aufgaben gab es territorial bedingte Diensteinheiten bei einigen BV, z. B. in Leipzig ein selbständiges Referat (sR) Messe, in Rostock die Abt. Hafen.
An der Spitze der BV standen der Leiter (Chef) und zwei Stellv. Operativ. Der Stellv. für Aufklärung fungierte zugleich als Leiter der Abt. XV. Die Schaffung des Stellvertreterbereichs Operative Technik im MfS Berlin im Jahre 1986 führte in den BV zur Bildung von Stellv. für Operative Technik/Sicherstellung.
Inoffizielle Mitarbeiter (IM) waren das wichtigste Instrument des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS), um primär Informationen über Bürger, die Gesellschaft, ihre Institutionen und Organisationen der DDR oder im Ausland zu gewinnen. Unter Umständen hatten IM auf Personen oder Ereignisse in der DDR steuernden Einfluss zu nehmen.
In der DDR-Gesellschaft hießen sie "Spitzel", "Denunzianten" oder "Kundschafter". Mit der deutschen Einheit hat sich die Bezeichnung Inoffizieller Mitarbeiter des MfS für die heimlichen Zuträger etabliert. Sie lieferten u. a. Informationen über Stimmungen und Meinungen in der Bevölkerung.
Die SED-Führung wollte stets über die konkrete Situation und Lage in der DDR unterrichtet sein. Die IM hatten den Auftrag, "staatsgefährdende" Bestrebungen zu ermitteln, was beim MfS "politisch ideologische Diversion" bzw. "politische Untergrundtätigkeit" hieß. Der Bogen hierfür war weit gespannt und reichte von einer privaten Meinungsäußerung bis hin zu politischen Aktivitäten. Überdies sollten sie, wenn auch selten, direkt auf gesellschaftliche Entwicklungen oder einzelne Personen einwirken.
Die IM waren das wichtigste Repressionsinstrument in der DDR. IM wurden auf bestimmte Schwerpunkte angesetzt, von denen tatsächliche oder vermeintliche Gefahren ausgehen konnten. Diese Objekte und Territorien, Bereiche oder Personen waren so zahlreich, dass die geheimpolizeiliche Durchdringung tendenziell den Charakter einer flächendeckenden Überwachung annahm.
Die Anzahl der vom MfS geführten inoffiziellen Mitarbeiter umfasste im Jahre 1989 ungefähr 189.000 IM, darunter 173.000 IM der Abwehrdiensteinheiten, ferner 13.400 IM in der DDR und 1.550 IM in der Bundesrepublik, die von der Hauptverwaltung A geführt wurden, sowie diverse andere wie Zelleninformatoren usw. Auf 89 DDR-Bürger kam somit ein IM. In der Zeit von 1950 bis 1989 gab es insgesamt ca. 620.000 IM.
Die Entwicklung des IM-Netzes ist nicht allein von einem kontinuierlichen Anstieg geprägt, sondern verweist auf besondere Wachstumsphasen in Zeiten innergesellschaftlicher Krisen wie dem 17. Juni 1953 oder am Vorabend des Mauerbaus. Im Zuge der deutsch-deutschen Entspannungspolitik wurde das IM-Netz ebenfalls erweitert. So umfasste es Mitte der 70er Jahre – hochgerechnet – über 200.000 IM. Angesichts wachsender oppositioneller Bewegungen hatte es in den 80er Jahren gleichfalls ein hohes Niveau.
Die flächendeckende Überwachung der Gesellschaft fiel regional recht unterschiedlich aus. Im Land Brandenburg, das die Bezirke Cottbus, Frankfurt (Oder) und Potsdam vereint, war sie stärker als in Thüringen. Die höchste IM-Dichte wies der ehemalige Bezirk Cottbus auf.
Das MfS operierte formal nach territorialen Gesichtspunkten und Sicherungsbereichen, setzte jedoch operative Schwerpunkte in der geheimpolizeilichen Arbeit. Bezogen auf das Gesamtministerium lagen diese – sowohl auf Kreis-, als auch auf Bezirks- und Hauptabteilungsebene – bei der Volkswirtschaft, der Spionageabwehr und auf der "politischen Untergrundtätigkeit", der "Bearbeitung " von oppositionellen Milieus und den Kirchen.
Die Motive zur Kooperation mit dem MfS waren überwiegend ideeller, seltener materieller Natur, noch seltener war Erpressung der Grund. Die Kooperation währte durchschnittlich sechs bis zehn Jahre oder länger. Augenfällig ist, dass darunter nicht wenige soziale Aufsteiger waren. Der Anteil von weiblichen IM lag in der DDR bei 17 Prozent, in der Bundesrepublik bei 28 Prozent. Über die Hälfte der IM war Mitglied der SED. Von den 2,3 Mio. Mitgliedern der Partei ausgehend, waren 4 bis 5 Prozent zuletzt inoffiziell aktiv, d. h. jedes zwanzigste SED-Mitglied.
Das MfS differenzierte IM nach Kategorien: Gesellschaftliche Mitarbeiter für Sicherheit, IM zur Sicherung und Durchdringung des Verantwortungsbereichs, IM im besonderen Einsatz, Führungs-IM und IM zur Sicherung der Konspiration und des Verbindungswesens. Die wichtigste Kategorie waren IM mit "Feindverbindungen" bzw. solche, die Personen zu "bearbeiten" hatten, die "im Verdacht der Feindtätigkeit" standen. Im Laufe der 80er Jahre nahm der Anteil von IM in der Kategorie IMB bis Dezember 1988 auf rund 3.900 zu.
Der Anteil von Bundesbürgern oder Ausländern unter den IM des MfS betrug nicht einmal 2 Prozent. 1989 waren mindestens 3.000 Bundesbürger inoffiziell im Dienste des MfS, zusätzlich mehrere Hundert Ausländer. In der Zeit von 1949 bis 1989 waren insgesamt mindestens 12.000 Bundesbürger und Westberliner IM.
Die operativen Ziele des MfS waren über die gesamte Bundesrepublik Deutschland verteilt. Darüber hinaus gab es Schwerpunkte in Europa, im Nahen Osten und Asien, nachgeordnet auch in Afrika und Lateinamerika. Nachrichtendienstliche Schwerpunkte waren vor allem die Wissenschafts- und Technikspionage, erst danach die politische und mit etwas Abstand die Militärspionage. Die Bundesrepublik Deutschland wurde folglich vor allem als Ressource zur Systemstabilisierung genutzt.
Die politische Spionage diente vornehmlich dazu, die politische Gefährdungslage des herrschenden Systems in der DDR bestimmen zu können. Dieses Profil deutet an, dass die Spionage der Bewahrung des Status quo dienen sollte. Von einer Unterwanderung der Bundesrepublik war die Geheimpolizei zahlenmäßig weit entfernt. Vielmehr waren ihre inoffiziellen Mitarbeiter damit beschäftigt, das DDR-System zu stabilisieren.
Zur Durchdringung von Ministerien und anderen wichtigen Stellen des Staatsapparates, der Wirtschaft, aber auch außerhalb der DDR setzte das MfS hauptamtliche Mitarbeiter als Offizier im besonderen Einsatz (OibE) ein. Sie agierten dort verdeckt und mit einer legendierten Biografie ausgestattet. Schwerpunkte waren das System der Sicherheitsbeauftragten in den Betrieben, Residenten sowie Wachkräfte in den Auslandsvertretungen der DDR.
In einigen Bereichen arbeiteten zeitweise regelrechte OibE-Strukturen, etwa im MdI der DDR (Personendatenbank), dem Entwicklungszentrum des Kombinates Robotron oder der Sektion Kriminalistik der Humboldt-Universität. 1983 gab es 3.471 OibE, danach sank die Zahl. 1988 verfügten 27 Diensteinheiten der MfS-Zentrale über 1.856 OibE.
Die Verwaltung Rückwärtige Dienste (VRD) entstand 1974 aus der HA VuW, der HV B und ihr unterstellter bzw. zugeordneter Diensteinheiten sowie der Abteilung Finanzen. Ihre Aufgaben waren die materiell-technische Sicherstellung der Arbeit der MfS-Diensteinheiten, insbesondere durch Planung und Bereitstellung des materiellen Bedarfs, Bestands- und Lagerhaltung sowie der Bilanzierung.
Dazu gehörten auch Sicherungsaufgaben zur Unterbindung jedweder Feindtätigkeit im Anleitungsbereich, vor allem in Betrieben im bzw. beim MfS sowie Erfassung, Lagerung und Verteilung und Verwertung der in den Diensteinheiten des MfS angefallenen Asservate mit Ausnahme von Zahlungsmitteln, Schmuck und Edelmetallen.
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Signatur: BArch, MfS, BV Suhl, Abt. RD, Nr. 79, Bl. 2-9
Die Erholung der Stasi-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter war in einem eigenen Ferienwesen organisiert. Im Dezember 1988 besprachen die Leiter der Ferienheime in einer Arbeitssitzung aktuelle Entwicklungen.
Im Auftrag und mit Wissen der SED überwachte und unterdrückte das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) die eigene Bevölkerung. Innerhalb des Geheimpolizeiapparates sorgte ein eigenes Ferienwesen dafür, dass sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter regelmäßig vom Dienst erholen konnten. So zogen die in der DDR beliebten Urlaubsziele vornehmlich die Ostseeinseln Rügen und Usedom, die Sächsische Schweiz, das Erzgebirge, der Harz und der Thüringer Wald, auch das MfS an.
Die Ferienobjekte standen den hauptamtlich für die Stasi tätigen Männern und Frauen sowie deren Familien zur Verfügung. Für die Kinder der Stasi-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter existierten zahlreiche Ferienlager, beispielsweise in Klausheide am Möllensee in Brandenburg oder in Leupoldishain in Sachsen. Doch auch inoffizielle Mitarbeiter (IM), Offiziere im besonderen Einsatz (OibE), in der DDR stationierte Vertreter der sozialistischen Bruderdienste - allen voran des sowjetischen KGB - MfS-Rentner und "verdiente Kundschafter" kamen in den Genuss der Urlaubsplätze. Zusätzlich standen ausgewählte Ferienplätze für Schulungen, Weiterbildungen und für "operative Zwecke" zur Verfügung. Dazu gehörten beispielsweise Beobachtungsmaßnahmen oder Treffen von Führungsoffizieren mit IM oder OibE.
Das MfS-eigene Ferienwesen unterstand der Abteilung Versorgungsdienste der Verwaltung Rückwärtige Dienste (VRD). Der Diensteinheit oblag es, die zentralen Ferienheime zu unterhalten und die Ferienplatzvergabe zu koordinieren. Außerdem hatte sie die Aufgabe, die für das Ferienwesen verantwortlichen Mitarbeiter aus den nachgeordneten Bereichen, wie beispielsweise in den Hauptabteilungen und Bezirksverwaltungen, anzuleiten. Die Abteilung Finanzen des MfS übte die Finanzaufsicht aus: Die Buchhalter der Stasi kontrollierten streng sämtliche Einnahmen und Ausgaben, führten Inventuren und Revisionen durch und untersuchten Diebstähle sowie Rechnungs- und Warenmanipulationen.
Im Dezember 1988 fand eine Arbeitsberatung der Ferienheim-Leiter statt. Wie das Sitzungsprotokoll zeigt, kamen dabei verschiedene Themen zur Sprache: die Erweiterung des Bettenplatzangebotes, die Verpflegungsversorgung oder Probleme bei der Einhaltung der Hygienevorschriften in der Gastronomie. Außerdem betonten die Verantwortlichen den hohen Stellenwert der Ferienheime. Laut Protokoll werde mit dem Erholungseffekt "der Vervollkommnung der Dienst- und Lebensbedingungen der Angehörigen des MfS als eine Schwerpunktaufgabe der Rückwärtigen Dienste […] entsprochen" und letztlich die "Kampfkraft des MfS" gesteigert. Das Ferienwesen galt als "sozialpolitischer Auftrag" und "tschekistische Kampfaufgabe".
Aus aktuellem Anlaß wurde die Anwendung der Ziffer 5.5. der 3. Durchführungsbestimmung zur Ordnung 6/83 hinsichtlich des Aufkaufs und der Verarbeitung von Geflügel/Kaninchen erläutert. Der industrielle Aufkauf wie auch Kauf aus individueller Schlachtung bleibt im MfS ausgeschlossen, beim Aufkauf aus Lieferbetrieben ist auch auf die entsprechenden Zertifikate zu achten.
2. OSL Burock,
Leiter der Abteilung Finanzen/2
Im Diskussionsbeitrag wurden Prozesse und Probleme der schrittweisen Einführung und Durchsetzung der 1. Durchführungsbestimmung zur Ordnung 11/81 herausgearbeitet. Es ist davon auszugehen, daß nach mehrfacher Überarbeitung und mehrjähriger Erprobung in einzelnen Einrichtungen alle Voraussetzungen für die grundsätzliche Durchsetzung der 1. Durchführungsbestimmung ab 01.01.1989 gewährleistet sind. Mit der 1. DB besteht eine gute Grundlage, die Kontrollfähigkeit zu erhöhen und detaillierte Aussagen zu ökonomischen Prozessen zu gewinnen; die Anlagen sind für alle Verpflegungseinrichtungen anwendbar. Bei der Einführung der 1. DB ist die Rolle des subjektiven Faktors besonders zu beachten, es ist eine entsprechende Einstellung der jeweiligen Mitarbeiter zum ordnungsgemäßen Arbeiten mit den erforderlichen Belegen und ihre Sachkenntnis erforderlich. Hierzu muß eine entsprechende Anleitung und Kontrolle vor Ort erfolgen.
Der zunächst höher erscheinende Aufwand ist vertretbar im Bezug auf den Gewinn an Ordnungsmäßigkeit. Zu beachten ist, daß durch die verantwortlichen Leiter in Abstimmung mit dem Finanzorgan Festlegungen für jede Verpflegungseinrichtung, einschließlich der personellen Verantwortung und organisatorischen Regelungen entsprechend der Spezifik der Einrichtung, zu treffen sind.
3. Major Lutter,
Mitarbeiter der Abteilung Finanzen/3
Im Diskussionsbeitrag wurde die ab 01.11.1988 in Kraft gesetzte Anweisung 4/88 - zur Förderung des künstlerischen Volksschaffens - sowie Rechtsvorschriften über den Einsatz und die Anerkennung von Diskotheken erläutert. Auf Grundlage der Anweisung 4/88 kann künstlerisches Volksschaffen als nicht nebenberufliche Tätigkeit eingestuft und in entsprechendem Umfang vergütet werden. Damit wird auch spezifischen Sicherheitserfordernissen besser Rechnung getragen
und die Leistungsbereitschaft der entsprechenden Genossen zur Ausgestaltung von Veranstaltungen stimuliert. Die Finanzierung erfolgt nach einheitlichen Grundsätzen und auf der Basis entsprechender Verträge. Verträge sind abzuschließen auf Grundlage von Rechtsvorschriften und bei Vorliegen der staatlichen Spielberechtigung und Einstufung. Es ist der bargeldlose Zahlungsverkehr durchzusetzen.
Ein weiterer Teil der Ausführungen befaßte sich mit Problemen des Realisierungsstandes des Haushaltsplanes 1988, so z. B. der nicht anteilig pro Quartal in Anspruch genommenen bzw. abgerechneten finanziellen Mittel für kulturell-sportlich-touristische Betreuung und Handelsspannenabführung.
1950/51 hervorgegangen aus Teilbereichen der HA Intendantur; 1974 kurzzeitig in VRD eingegliedert; von 1975 bis zur Auflösung wieder selbständige Abteilung. Aufgaben: Realisierung der im Zusammenhang mit der Verwendung finanzieller Mittel stehenden Aufgaben; inklusive Zahlungs- und Verrechnungsverkehr; Besoldung/Entlohnung; Bearbeitung von Versicherungsangelegenheiten und Schadensmeldungen; Wahrnehmung der Haushalts-, Bank- und Revisionsfunktion gegenüber den MfS-Betrieben sowie der Aufgaben der Sparkasse als auch Aufbewahrung, Nachweis und Verwertung der an die Abteilung Finanzen des MfS übergebenen Asservate.
Im Zusammenhang mit der Verwaltungsreform der DDR vom Sommer 1952 wurden die fünf Länderverwaltungen für Staatssicherheit (LVfS) in 14 Bezirksverwaltungen umgebildet. Daneben bestanden die Verwaltung für Staatssicherheit Groß-Berlin und die Objektverwaltung "W" (Wismut) mit den Befugnissen einer BV. Letztere wurde 1982 als zusätzlicher Stellvertreterbereich "W" in die Struktur der BV Karl-Marx-Stadt eingegliedert.
Der Apparat der Zentrale des MfS Berlin und der der BV waren analog strukturiert und nach dem Linienprinzip organisiert. So waren die Hauptabteilung II in der Zentrale bzw. die Abteilungen II der BV für die Schwerpunkte der Spionageabwehr zuständig usw. Auf der Linie der Hauptverwaltung A waren die Abteilung XV der BV aktiv. Einige Zuständigkeiten behielt sich die Zentrale vor: so die Militärabwehr (Hauptabteilung I) und die internationalen Verbindungen (Abteilung X) oder die Arbeit des Büros für Besuchs- und Reiseangelegenheiten in Westberlin (Abteilung XVII). Für einige Aufgabenstellungen wurde die Bildung bezirklicher Struktureinheiten für unnötig erachtet. So gab es in den 60er und 70er Jahren für die Abteilung XXI und das Büro der Leitung II Referenten für Koordinierung (RfK) bzw. Offiziere BdL II. Für spezifische Aufgaben gab es territorial bedingte Diensteinheiten bei einigen BV, z. B. in Leipzig ein selbständiges Referat (sR) Messe, in Rostock die Abt. Hafen.
An der Spitze der BV standen der Leiter (Chef) und zwei Stellv. Operativ. Der Stellv. für Aufklärung fungierte zugleich als Leiter der Abt. XV. Die Schaffung des Stellvertreterbereichs Operative Technik im MfS Berlin im Jahre 1986 führte in den BV zur Bildung von Stellv. für Operative Technik/Sicherstellung.
Inoffizielle Mitarbeiter (IM) waren das wichtigste Instrument des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS), um primär Informationen über Bürger, die Gesellschaft, ihre Institutionen und Organisationen der DDR oder im Ausland zu gewinnen. Unter Umständen hatten IM auf Personen oder Ereignisse in der DDR steuernden Einfluss zu nehmen.
In der DDR-Gesellschaft hießen sie "Spitzel", "Denunzianten" oder "Kundschafter". Mit der deutschen Einheit hat sich die Bezeichnung Inoffizieller Mitarbeiter des MfS für die heimlichen Zuträger etabliert. Sie lieferten u. a. Informationen über Stimmungen und Meinungen in der Bevölkerung.
Die SED-Führung wollte stets über die konkrete Situation und Lage in der DDR unterrichtet sein. Die IM hatten den Auftrag, "staatsgefährdende" Bestrebungen zu ermitteln, was beim MfS "politisch ideologische Diversion" bzw. "politische Untergrundtätigkeit" hieß. Der Bogen hierfür war weit gespannt und reichte von einer privaten Meinungsäußerung bis hin zu politischen Aktivitäten. Überdies sollten sie, wenn auch selten, direkt auf gesellschaftliche Entwicklungen oder einzelne Personen einwirken.
Die IM waren das wichtigste Repressionsinstrument in der DDR. IM wurden auf bestimmte Schwerpunkte angesetzt, von denen tatsächliche oder vermeintliche Gefahren ausgehen konnten. Diese Objekte und Territorien, Bereiche oder Personen waren so zahlreich, dass die geheimpolizeiliche Durchdringung tendenziell den Charakter einer flächendeckenden Überwachung annahm.
Die Anzahl der vom MfS geführten inoffiziellen Mitarbeiter umfasste im Jahre 1989 ungefähr 189.000 IM, darunter 173.000 IM der Abwehrdiensteinheiten, ferner 13.400 IM in der DDR und 1.550 IM in der Bundesrepublik, die von der Hauptverwaltung A geführt wurden, sowie diverse andere wie Zelleninformatoren usw. Auf 89 DDR-Bürger kam somit ein IM. In der Zeit von 1950 bis 1989 gab es insgesamt ca. 620.000 IM.
Die Entwicklung des IM-Netzes ist nicht allein von einem kontinuierlichen Anstieg geprägt, sondern verweist auf besondere Wachstumsphasen in Zeiten innergesellschaftlicher Krisen wie dem 17. Juni 1953 oder am Vorabend des Mauerbaus. Im Zuge der deutsch-deutschen Entspannungspolitik wurde das IM-Netz ebenfalls erweitert. So umfasste es Mitte der 70er Jahre – hochgerechnet – über 200.000 IM. Angesichts wachsender oppositioneller Bewegungen hatte es in den 80er Jahren gleichfalls ein hohes Niveau.
Die flächendeckende Überwachung der Gesellschaft fiel regional recht unterschiedlich aus. Im Land Brandenburg, das die Bezirke Cottbus, Frankfurt (Oder) und Potsdam vereint, war sie stärker als in Thüringen. Die höchste IM-Dichte wies der ehemalige Bezirk Cottbus auf.
Das MfS operierte formal nach territorialen Gesichtspunkten und Sicherungsbereichen, setzte jedoch operative Schwerpunkte in der geheimpolizeilichen Arbeit. Bezogen auf das Gesamtministerium lagen diese – sowohl auf Kreis-, als auch auf Bezirks- und Hauptabteilungsebene – bei der Volkswirtschaft, der Spionageabwehr und auf der "politischen Untergrundtätigkeit", der "Bearbeitung " von oppositionellen Milieus und den Kirchen.
Die Motive zur Kooperation mit dem MfS waren überwiegend ideeller, seltener materieller Natur, noch seltener war Erpressung der Grund. Die Kooperation währte durchschnittlich sechs bis zehn Jahre oder länger. Augenfällig ist, dass darunter nicht wenige soziale Aufsteiger waren. Der Anteil von weiblichen IM lag in der DDR bei 17 Prozent, in der Bundesrepublik bei 28 Prozent. Über die Hälfte der IM war Mitglied der SED. Von den 2,3 Mio. Mitgliedern der Partei ausgehend, waren 4 bis 5 Prozent zuletzt inoffiziell aktiv, d. h. jedes zwanzigste SED-Mitglied.
Das MfS differenzierte IM nach Kategorien: Gesellschaftliche Mitarbeiter für Sicherheit, IM zur Sicherung und Durchdringung des Verantwortungsbereichs, IM im besonderen Einsatz, Führungs-IM und IM zur Sicherung der Konspiration und des Verbindungswesens. Die wichtigste Kategorie waren IM mit "Feindverbindungen" bzw. solche, die Personen zu "bearbeiten" hatten, die "im Verdacht der Feindtätigkeit" standen. Im Laufe der 80er Jahre nahm der Anteil von IM in der Kategorie IMB bis Dezember 1988 auf rund 3.900 zu.
Der Anteil von Bundesbürgern oder Ausländern unter den IM des MfS betrug nicht einmal 2 Prozent. 1989 waren mindestens 3.000 Bundesbürger inoffiziell im Dienste des MfS, zusätzlich mehrere Hundert Ausländer. In der Zeit von 1949 bis 1989 waren insgesamt mindestens 12.000 Bundesbürger und Westberliner IM.
Die operativen Ziele des MfS waren über die gesamte Bundesrepublik Deutschland verteilt. Darüber hinaus gab es Schwerpunkte in Europa, im Nahen Osten und Asien, nachgeordnet auch in Afrika und Lateinamerika. Nachrichtendienstliche Schwerpunkte waren vor allem die Wissenschafts- und Technikspionage, erst danach die politische und mit etwas Abstand die Militärspionage. Die Bundesrepublik Deutschland wurde folglich vor allem als Ressource zur Systemstabilisierung genutzt.
Die politische Spionage diente vornehmlich dazu, die politische Gefährdungslage des herrschenden Systems in der DDR bestimmen zu können. Dieses Profil deutet an, dass die Spionage der Bewahrung des Status quo dienen sollte. Von einer Unterwanderung der Bundesrepublik war die Geheimpolizei zahlenmäßig weit entfernt. Vielmehr waren ihre inoffiziellen Mitarbeiter damit beschäftigt, das DDR-System zu stabilisieren.
Zur Durchdringung von Ministerien und anderen wichtigen Stellen des Staatsapparates, der Wirtschaft, aber auch außerhalb der DDR setzte das MfS hauptamtliche Mitarbeiter als Offizier im besonderen Einsatz (OibE) ein. Sie agierten dort verdeckt und mit einer legendierten Biografie ausgestattet. Schwerpunkte waren das System der Sicherheitsbeauftragten in den Betrieben, Residenten sowie Wachkräfte in den Auslandsvertretungen der DDR.
In einigen Bereichen arbeiteten zeitweise regelrechte OibE-Strukturen, etwa im MdI der DDR (Personendatenbank), dem Entwicklungszentrum des Kombinates Robotron oder der Sektion Kriminalistik der Humboldt-Universität. 1983 gab es 3.471 OibE, danach sank die Zahl. 1988 verfügten 27 Diensteinheiten der MfS-Zentrale über 1.856 OibE.
Die Verwaltung Rückwärtige Dienste (VRD) entstand 1974 aus der HA VuW, der HV B und ihr unterstellter bzw. zugeordneter Diensteinheiten sowie der Abteilung Finanzen. Ihre Aufgaben waren die materiell-technische Sicherstellung der Arbeit der MfS-Diensteinheiten, insbesondere durch Planung und Bereitstellung des materiellen Bedarfs, Bestands- und Lagerhaltung sowie der Bilanzierung.
Dazu gehörten auch Sicherungsaufgaben zur Unterbindung jedweder Feindtätigkeit im Anleitungsbereich, vor allem in Betrieben im bzw. beim MfS sowie Erfassung, Lagerung und Verteilung und Verwertung der in den Diensteinheiten des MfS angefallenen Asservate mit Ausnahme von Zahlungsmitteln, Schmuck und Edelmetallen.
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