Signatur: BArch, MfS, BV Suhl, Abt. RD, Nr. 79, Bl. 2-9
Die Erholung der Stasi-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter war in einem eigenen Ferienwesen organisiert. Im Dezember 1988 besprachen die Leiter der Ferienheime in einer Arbeitssitzung aktuelle Entwicklungen.
Im Auftrag und mit Wissen der SED überwachte und unterdrückte das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) die eigene Bevölkerung. Innerhalb des Geheimpolizeiapparates sorgte ein eigenes Ferienwesen dafür, dass sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter regelmäßig vom Dienst erholen konnten. So zogen die in der DDR beliebten Urlaubsziele vornehmlich die Ostseeinseln Rügen und Usedom, die Sächsische Schweiz, das Erzgebirge, der Harz und der Thüringer Wald, auch das MfS an.
Die Ferienobjekte standen den hauptamtlich für die Stasi tätigen Männern und Frauen sowie deren Familien zur Verfügung. Für die Kinder der Stasi-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter existierten zahlreiche Ferienlager, beispielsweise in Klausheide am Möllensee in Brandenburg oder in Leupoldishain in Sachsen. Doch auch inoffizielle Mitarbeiter (IM), Offiziere im besonderen Einsatz (OibE), in der DDR stationierte Vertreter der sozialistischen Bruderdienste - allen voran des sowjetischen KGB - MfS-Rentner und "verdiente Kundschafter" kamen in den Genuss der Urlaubsplätze. Zusätzlich standen ausgewählte Ferienplätze für Schulungen, Weiterbildungen und für "operative Zwecke" zur Verfügung. Dazu gehörten beispielsweise Beobachtungsmaßnahmen oder Treffen von Führungsoffizieren mit IM oder OibE.
Das MfS-eigene Ferienwesen unterstand der Abteilung Versorgungsdienste der Verwaltung Rückwärtige Dienste (VRD). Der Diensteinheit oblag es, die zentralen Ferienheime zu unterhalten und die Ferienplatzvergabe zu koordinieren. Außerdem hatte sie die Aufgabe, die für das Ferienwesen verantwortlichen Mitarbeiter aus den nachgeordneten Bereichen, wie beispielsweise in den Hauptabteilungen und Bezirksverwaltungen, anzuleiten. Die Abteilung Finanzen des MfS übte die Finanzaufsicht aus: Die Buchhalter der Stasi kontrollierten streng sämtliche Einnahmen und Ausgaben, führten Inventuren und Revisionen durch und untersuchten Diebstähle sowie Rechnungs- und Warenmanipulationen.
Im Dezember 1988 fand eine Arbeitsberatung der Ferienheim-Leiter statt. Wie das Sitzungsprotokoll zeigt, kamen dabei verschiedene Themen zur Sprache: die Erweiterung des Bettenplatzangebotes, die Verpflegungsversorgung oder Probleme bei der Einhaltung der Hygienevorschriften in der Gastronomie. Außerdem betonten die Verantwortlichen den hohen Stellenwert der Ferienheime. Laut Protokoll werde mit dem Erholungseffekt "der Vervollkommnung der Dienst- und Lebensbedingungen der Angehörigen des MfS als eine Schwerpunktaufgabe der Rückwärtigen Dienste […] entsprochen" und letztlich die "Kampfkraft des MfS" gesteigert. Das Ferienwesen galt als "sozialpolitischer Auftrag" und "tschekistische Kampfaufgabe".
Gewährleistung der Teilnahme der Leiter der Ferienheime am Leistungsvergleich, ggf. in Kombination von Leistungsvergleich und Arbeitsberatung der Leiter der Ferienheiime.
- Einordnung von Wochenendbelegungen nicht mehr unmittelbar vor oder nach Schließzeiten, keine Einordnung von geschlossenen Rentnerbelegungen im Januar im Ferienheim "Katzenstein", da jahreszeitlich bedingt die Rentner sich nahezu ausschließlich im Heim aufhalten; Transportbegleitung von Veteranendurchgängen durch eine ausgebildete Krankenschwester;
- Erhöhung der zentralen Einflußnahme auf rechtzeitige Übergabe ordnungsgemäß ausgefüllter Voranmeldungen, Vergabe der Zimmer 1/1 in Oberwiesenthal ausdrücklich als nur für eine erwachsene Person und ein Kind geeignet bzw. für eine Einzelperson;
- Herausstellung einer Reihe von Problemen der umfassenden materiell-technischen Sicherstellung, Baureparaturen und Dienstleistungen. Als besondere Schwerpunkte sind kurzfristig einer Klärung zuzuführen:
- Maßnahmen zur Sicherung normgerechter Raumtemperaturen in einigen Urlauberzimmern im Haus 2, Masserberg
- Schneeberäumung der Zufahrtsstraße zum Ferienheim "Katzenstein"
- Reparatur der Geschirrwaschmaschine im Ferienheim "Kapellmühle" (seit Monaten Geschirrwäsche per Hand)
Grundsätzlich nicht gefolgt werden kann Vorschlägen zur Erhöhung des Ausstattungsgrades mit Kofferfernsehgeräten s/w zur Ausleihe sowie zur Verkürzung der NND bei einzelnen Artikeln.
Das Schlußwort der Beratung wurde durch den Leiter der Abt. Versorgungsdienste, Genossen Oberst Zabel, gehalten.
Durch ihn wurde an die Spitze gestellt, daß in der Arbeitsberatung wertvolle Erfahrungen bei der Realisierung des gestellten versorgungspolitischen Auftrages vermittelt und eine erfolgreiche Bilanz gezogen werden konnte.
Es wurde eindeutig herausgearbeitet, daß die weitere Entwicklung auf dem Gebiet des Ferienwesens vorrangig im Rahmen der intensiven Nutzung der verfügbaren Kapazitäten erfolgen wird, hierauf sind alle Maßnahmen auszurichten und planmäßig einzuordnen. Maßgebliche Änderungen zum Umfang und Inhalt der Urlauberversorgung- und -betreuung mit extensivem Charakter können nicht in Betracht gezogen werden. Zur planmäßigen Entwicklung der Leistungen über Intensivierung/Rationalisierung ist die konzeptionelle Arbeit weiter zu entwickeln.
Hierzu hat die Abt. Feriendienst mit der Erarbeitung des Entwurfs einer Ordnung über die Ferienplatzversorgung der Mitarbeiter des MfS im 1. Quartal 1989 ihren spezifischen Beitrag zu leisten.
1950/51 hervorgegangen aus Teilbereichen der HA Intendantur; 1974 kurzzeitig in VRD eingegliedert; von 1975 bis zur Auflösung wieder selbständige Abteilung. Aufgaben: Realisierung der im Zusammenhang mit der Verwendung finanzieller Mittel stehenden Aufgaben; inklusive Zahlungs- und Verrechnungsverkehr; Besoldung/Entlohnung; Bearbeitung von Versicherungsangelegenheiten und Schadensmeldungen; Wahrnehmung der Haushalts-, Bank- und Revisionsfunktion gegenüber den MfS-Betrieben sowie der Aufgaben der Sparkasse als auch Aufbewahrung, Nachweis und Verwertung der an die Abteilung Finanzen des MfS übergebenen Asservate.
Im Zusammenhang mit der Verwaltungsreform der DDR vom Sommer 1952 wurden die fünf Länderverwaltungen für Staatssicherheit (LVfS) in 14 Bezirksverwaltungen umgebildet. Daneben bestanden die Verwaltung für Staatssicherheit Groß-Berlin und die Objektverwaltung "W" (Wismut) mit den Befugnissen einer BV. Letztere wurde 1982 als zusätzlicher Stellvertreterbereich "W" in die Struktur der BV Karl-Marx-Stadt eingegliedert.
Der Apparat der Zentrale des MfS Berlin und der der BV waren analog strukturiert und nach dem Linienprinzip organisiert. So waren die Hauptabteilung II in der Zentrale bzw. die Abteilungen II der BV für die Schwerpunkte der Spionageabwehr zuständig usw. Auf der Linie der Hauptverwaltung A waren die Abteilung XV der BV aktiv. Einige Zuständigkeiten behielt sich die Zentrale vor: so die Militärabwehr (Hauptabteilung I) und die internationalen Verbindungen (Abteilung X) oder die Arbeit des Büros für Besuchs- und Reiseangelegenheiten in Westberlin (Abteilung XVII). Für einige Aufgabenstellungen wurde die Bildung bezirklicher Struktureinheiten für unnötig erachtet. So gab es in den 60er und 70er Jahren für die Abteilung XXI und das Büro der Leitung II Referenten für Koordinierung (RfK) bzw. Offiziere BdL II. Für spezifische Aufgaben gab es territorial bedingte Diensteinheiten bei einigen BV, z. B. in Leipzig ein selbständiges Referat (sR) Messe, in Rostock die Abt. Hafen.
An der Spitze der BV standen der Leiter (Chef) und zwei Stellv. Operativ. Der Stellv. für Aufklärung fungierte zugleich als Leiter der Abt. XV. Die Schaffung des Stellvertreterbereichs Operative Technik im MfS Berlin im Jahre 1986 führte in den BV zur Bildung von Stellv. für Operative Technik/Sicherstellung.
Inoffizielle Mitarbeiter (IM) waren das wichtigste Instrument des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS), um primär Informationen über Bürger, die Gesellschaft, ihre Institutionen und Organisationen der DDR oder im Ausland zu gewinnen. Unter Umständen hatten IM auf Personen oder Ereignisse in der DDR steuernden Einfluss zu nehmen.
In der DDR-Gesellschaft hießen sie "Spitzel", "Denunzianten" oder "Kundschafter". Mit der deutschen Einheit hat sich die Bezeichnung Inoffizieller Mitarbeiter des MfS für die heimlichen Zuträger etabliert. Sie lieferten u. a. Informationen über Stimmungen und Meinungen in der Bevölkerung.
Die SED-Führung wollte stets über die konkrete Situation und Lage in der DDR unterrichtet sein. Die IM hatten den Auftrag, "staatsgefährdende" Bestrebungen zu ermitteln, was beim MfS "politisch ideologische Diversion" bzw. "politische Untergrundtätigkeit" hieß. Der Bogen hierfür war weit gespannt und reichte von einer privaten Meinungsäußerung bis hin zu politischen Aktivitäten. Überdies sollten sie, wenn auch selten, direkt auf gesellschaftliche Entwicklungen oder einzelne Personen einwirken.
Die IM waren das wichtigste Repressionsinstrument in der DDR. IM wurden auf bestimmte Schwerpunkte angesetzt, von denen tatsächliche oder vermeintliche Gefahren ausgehen konnten. Diese Objekte und Territorien, Bereiche oder Personen waren so zahlreich, dass die geheimpolizeiliche Durchdringung tendenziell den Charakter einer flächendeckenden Überwachung annahm.
Die Anzahl der vom MfS geführten inoffiziellen Mitarbeiter umfasste im Jahre 1989 ungefähr 189.000 IM, darunter 173.000 IM der Abwehrdiensteinheiten, ferner 13.400 IM in der DDR und 1.550 IM in der Bundesrepublik, die von der Hauptverwaltung A geführt wurden, sowie diverse andere wie Zelleninformatoren usw. Auf 89 DDR-Bürger kam somit ein IM. In der Zeit von 1950 bis 1989 gab es insgesamt ca. 620.000 IM.
Die Entwicklung des IM-Netzes ist nicht allein von einem kontinuierlichen Anstieg geprägt, sondern verweist auf besondere Wachstumsphasen in Zeiten innergesellschaftlicher Krisen wie dem 17. Juni 1953 oder am Vorabend des Mauerbaus. Im Zuge der deutsch-deutschen Entspannungspolitik wurde das IM-Netz ebenfalls erweitert. So umfasste es Mitte der 70er Jahre – hochgerechnet – über 200.000 IM. Angesichts wachsender oppositioneller Bewegungen hatte es in den 80er Jahren gleichfalls ein hohes Niveau.
Die flächendeckende Überwachung der Gesellschaft fiel regional recht unterschiedlich aus. Im Land Brandenburg, das die Bezirke Cottbus, Frankfurt (Oder) und Potsdam vereint, war sie stärker als in Thüringen. Die höchste IM-Dichte wies der ehemalige Bezirk Cottbus auf.
Das MfS operierte formal nach territorialen Gesichtspunkten und Sicherungsbereichen, setzte jedoch operative Schwerpunkte in der geheimpolizeilichen Arbeit. Bezogen auf das Gesamtministerium lagen diese – sowohl auf Kreis-, als auch auf Bezirks- und Hauptabteilungsebene – bei der Volkswirtschaft, der Spionageabwehr und auf der "politischen Untergrundtätigkeit", der "Bearbeitung " von oppositionellen Milieus und den Kirchen.
Die Motive zur Kooperation mit dem MfS waren überwiegend ideeller, seltener materieller Natur, noch seltener war Erpressung der Grund. Die Kooperation währte durchschnittlich sechs bis zehn Jahre oder länger. Augenfällig ist, dass darunter nicht wenige soziale Aufsteiger waren. Der Anteil von weiblichen IM lag in der DDR bei 17 Prozent, in der Bundesrepublik bei 28 Prozent. Über die Hälfte der IM war Mitglied der SED. Von den 2,3 Mio. Mitgliedern der Partei ausgehend, waren 4 bis 5 Prozent zuletzt inoffiziell aktiv, d. h. jedes zwanzigste SED-Mitglied.
Das MfS differenzierte IM nach Kategorien: Gesellschaftliche Mitarbeiter für Sicherheit, IM zur Sicherung und Durchdringung des Verantwortungsbereichs, IM im besonderen Einsatz, Führungs-IM und IM zur Sicherung der Konspiration und des Verbindungswesens. Die wichtigste Kategorie waren IM mit "Feindverbindungen" bzw. solche, die Personen zu "bearbeiten" hatten, die "im Verdacht der Feindtätigkeit" standen. Im Laufe der 80er Jahre nahm der Anteil von IM in der Kategorie IMB bis Dezember 1988 auf rund 3.900 zu.
Der Anteil von Bundesbürgern oder Ausländern unter den IM des MfS betrug nicht einmal 2 Prozent. 1989 waren mindestens 3.000 Bundesbürger inoffiziell im Dienste des MfS, zusätzlich mehrere Hundert Ausländer. In der Zeit von 1949 bis 1989 waren insgesamt mindestens 12.000 Bundesbürger und Westberliner IM.
Die operativen Ziele des MfS waren über die gesamte Bundesrepublik Deutschland verteilt. Darüber hinaus gab es Schwerpunkte in Europa, im Nahen Osten und Asien, nachgeordnet auch in Afrika und Lateinamerika. Nachrichtendienstliche Schwerpunkte waren vor allem die Wissenschafts- und Technikspionage, erst danach die politische und mit etwas Abstand die Militärspionage. Die Bundesrepublik Deutschland wurde folglich vor allem als Ressource zur Systemstabilisierung genutzt.
Die politische Spionage diente vornehmlich dazu, die politische Gefährdungslage des herrschenden Systems in der DDR bestimmen zu können. Dieses Profil deutet an, dass die Spionage der Bewahrung des Status quo dienen sollte. Von einer Unterwanderung der Bundesrepublik war die Geheimpolizei zahlenmäßig weit entfernt. Vielmehr waren ihre inoffiziellen Mitarbeiter damit beschäftigt, das DDR-System zu stabilisieren.
Zur Durchdringung von Ministerien und anderen wichtigen Stellen des Staatsapparates, der Wirtschaft, aber auch außerhalb der DDR setzte das MfS hauptamtliche Mitarbeiter als Offizier im besonderen Einsatz (OibE) ein. Sie agierten dort verdeckt und mit einer legendierten Biografie ausgestattet. Schwerpunkte waren das System der Sicherheitsbeauftragten in den Betrieben, Residenten sowie Wachkräfte in den Auslandsvertretungen der DDR.
In einigen Bereichen arbeiteten zeitweise regelrechte OibE-Strukturen, etwa im MdI der DDR (Personendatenbank), dem Entwicklungszentrum des Kombinates Robotron oder der Sektion Kriminalistik der Humboldt-Universität. 1983 gab es 3.471 OibE, danach sank die Zahl. 1988 verfügten 27 Diensteinheiten der MfS-Zentrale über 1.856 OibE.
Die Verwaltung Rückwärtige Dienste (VRD) entstand 1974 aus der HA VuW, der HV B und ihr unterstellter bzw. zugeordneter Diensteinheiten sowie der Abteilung Finanzen. Ihre Aufgaben waren die materiell-technische Sicherstellung der Arbeit der MfS-Diensteinheiten, insbesondere durch Planung und Bereitstellung des materiellen Bedarfs, Bestands- und Lagerhaltung sowie der Bilanzierung.
Dazu gehörten auch Sicherungsaufgaben zur Unterbindung jedweder Feindtätigkeit im Anleitungsbereich, vor allem in Betrieben im bzw. beim MfS sowie Erfassung, Lagerung und Verteilung und Verwertung der in den Diensteinheiten des MfS angefallenen Asservate mit Ausnahme von Zahlungsmitteln, Schmuck und Edelmetallen.
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Signatur: BArch, MfS, BV Suhl, Abt. RD, Nr. 79, Bl. 2-9
Die Erholung der Stasi-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter war in einem eigenen Ferienwesen organisiert. Im Dezember 1988 besprachen die Leiter der Ferienheime in einer Arbeitssitzung aktuelle Entwicklungen.
Im Auftrag und mit Wissen der SED überwachte und unterdrückte das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) die eigene Bevölkerung. Innerhalb des Geheimpolizeiapparates sorgte ein eigenes Ferienwesen dafür, dass sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter regelmäßig vom Dienst erholen konnten. So zogen die in der DDR beliebten Urlaubsziele vornehmlich die Ostseeinseln Rügen und Usedom, die Sächsische Schweiz, das Erzgebirge, der Harz und der Thüringer Wald, auch das MfS an.
Die Ferienobjekte standen den hauptamtlich für die Stasi tätigen Männern und Frauen sowie deren Familien zur Verfügung. Für die Kinder der Stasi-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter existierten zahlreiche Ferienlager, beispielsweise in Klausheide am Möllensee in Brandenburg oder in Leupoldishain in Sachsen. Doch auch inoffizielle Mitarbeiter (IM), Offiziere im besonderen Einsatz (OibE), in der DDR stationierte Vertreter der sozialistischen Bruderdienste - allen voran des sowjetischen KGB - MfS-Rentner und "verdiente Kundschafter" kamen in den Genuss der Urlaubsplätze. Zusätzlich standen ausgewählte Ferienplätze für Schulungen, Weiterbildungen und für "operative Zwecke" zur Verfügung. Dazu gehörten beispielsweise Beobachtungsmaßnahmen oder Treffen von Führungsoffizieren mit IM oder OibE.
Das MfS-eigene Ferienwesen unterstand der Abteilung Versorgungsdienste der Verwaltung Rückwärtige Dienste (VRD). Der Diensteinheit oblag es, die zentralen Ferienheime zu unterhalten und die Ferienplatzvergabe zu koordinieren. Außerdem hatte sie die Aufgabe, die für das Ferienwesen verantwortlichen Mitarbeiter aus den nachgeordneten Bereichen, wie beispielsweise in den Hauptabteilungen und Bezirksverwaltungen, anzuleiten. Die Abteilung Finanzen des MfS übte die Finanzaufsicht aus: Die Buchhalter der Stasi kontrollierten streng sämtliche Einnahmen und Ausgaben, führten Inventuren und Revisionen durch und untersuchten Diebstähle sowie Rechnungs- und Warenmanipulationen.
Im Dezember 1988 fand eine Arbeitsberatung der Ferienheim-Leiter statt. Wie das Sitzungsprotokoll zeigt, kamen dabei verschiedene Themen zur Sprache: die Erweiterung des Bettenplatzangebotes, die Verpflegungsversorgung oder Probleme bei der Einhaltung der Hygienevorschriften in der Gastronomie. Außerdem betonten die Verantwortlichen den hohen Stellenwert der Ferienheime. Laut Protokoll werde mit dem Erholungseffekt "der Vervollkommnung der Dienst- und Lebensbedingungen der Angehörigen des MfS als eine Schwerpunktaufgabe der Rückwärtigen Dienste […] entsprochen" und letztlich die "Kampfkraft des MfS" gesteigert. Das Ferienwesen galt als "sozialpolitischer Auftrag" und "tschekistische Kampfaufgabe".
Die Anstrengungen der Kollektive in den Ferienheimen sind auf eine fachlich fundierte und qualifizierte Arbeit gegenüber den Urlaubern auszurichten. Gezielte Maßnahmen der Qualifizierung im Prozeß der Arbeit - besonders der jüngeren Mitarbeiter, die ausschließlich auf ihre während der Berufsausbildung erworbenen Kenntnisse zurückgreifen können, haben dieser Aufgabenstellung Rechnung zu tragen. Arbeit mit Fachzeitschriften, dem Fachbuch, gastronomisches Training u.a.m. muß diesen Prozeß weiter untersetzen.
Mittelpunkt der organisierten Urlaubsgestaltung ist der Urlauber, der bei ihm erzielte Erholungseffekt ist Maßstab unserer Arbeit und unser Beitrag zur Stärkung der Kampfkraft des MfS.
Um den Urlauber noch besser in den Stand zu versetzen, sich auf den Urlaub vorzubereiten, ist das Informationsmaterial für Feriensachbearbeiter durch die Abt. Friendienst zum abgestimmten Termin fertigzustellen und zu übergeben.
Der Leiter der Abt. Feriendienst ist weiterhin beauftragt, im ersten Halbjahr 1989 analog zu 1988 Stützpunktberatungen zu Schwerpunkten
- Umsetzung der drei grundsätzlichen Arbeitsdokumente
- Ergebnisse und Erfahrungen bei der Durchsetzung der 1. Durchführungsbestimmung zur Ordnung 11/81
- zu den veränderten Formen der materiell-technischen Sicherstellung der Ferienheime
- Finanzierung der Urlauberbetreuung
zu organisieren und durchzuführen.
Gleichzeitig sind Untersuchungen über die Nutzung vorhandener Bereiche für die kulturelle und sportliche Betätigung der Urlauber zu führen und ggf. durch ihre Kombination höhere Nutzeffekte zu erzielen.
In diesem Zusammenhang wurde durch Gen. Oberst Zabel die gemeinsame Verantwortung für Gewährleistung gleichwertiger, niveauvoller Erholungsbedingungen für die Angehörigen des MfS und ihrer Familien - unabhängig in welchem Objekt - herausgearbeitet und die Linienverantwortung der Abt. Versorgungsdienste als Bestandteil dieser Arbeit, einschließlich der Kontingentierung und Verteilung dargestellt.
Das setzt voraus, daß Informationen über wesentliche kadermäßige und sonstige Veränderungen, die mit Konsequenzen für die Urlauberbetreuung verbunden sein können, rechtzeitig und im erforderlichen Umfang erfolgen.
Im Schlußwort sprach Gen. Oberst Zabel für den seit der letzten Arbeitsberatung geleisteten Beitrag den Verantwortlichen der Abt. RD der zuständigen Bezirksverwaltungen sowie den Leitern der Ferienheime seinen Dank aus, verbunden mit der Bitte, diesen Dank im Rahmen einer Auswertung der Arbeitsberatung auch allen Kollektivmitgliedern der Ferienheime zu übermitteln.
Leiter der Abteilung
i. V.
[Unterschrift]
Schultz
Major
Anlage
1950/51 hervorgegangen aus Teilbereichen der HA Intendantur; 1974 kurzzeitig in VRD eingegliedert; von 1975 bis zur Auflösung wieder selbständige Abteilung. Aufgaben: Realisierung der im Zusammenhang mit der Verwendung finanzieller Mittel stehenden Aufgaben; inklusive Zahlungs- und Verrechnungsverkehr; Besoldung/Entlohnung; Bearbeitung von Versicherungsangelegenheiten und Schadensmeldungen; Wahrnehmung der Haushalts-, Bank- und Revisionsfunktion gegenüber den MfS-Betrieben sowie der Aufgaben der Sparkasse als auch Aufbewahrung, Nachweis und Verwertung der an die Abteilung Finanzen des MfS übergebenen Asservate.
Im Zusammenhang mit der Verwaltungsreform der DDR vom Sommer 1952 wurden die fünf Länderverwaltungen für Staatssicherheit (LVfS) in 14 Bezirksverwaltungen umgebildet. Daneben bestanden die Verwaltung für Staatssicherheit Groß-Berlin und die Objektverwaltung "W" (Wismut) mit den Befugnissen einer BV. Letztere wurde 1982 als zusätzlicher Stellvertreterbereich "W" in die Struktur der BV Karl-Marx-Stadt eingegliedert.
Der Apparat der Zentrale des MfS Berlin und der der BV waren analog strukturiert und nach dem Linienprinzip organisiert. So waren die Hauptabteilung II in der Zentrale bzw. die Abteilungen II der BV für die Schwerpunkte der Spionageabwehr zuständig usw. Auf der Linie der Hauptverwaltung A waren die Abteilung XV der BV aktiv. Einige Zuständigkeiten behielt sich die Zentrale vor: so die Militärabwehr (Hauptabteilung I) und die internationalen Verbindungen (Abteilung X) oder die Arbeit des Büros für Besuchs- und Reiseangelegenheiten in Westberlin (Abteilung XVII). Für einige Aufgabenstellungen wurde die Bildung bezirklicher Struktureinheiten für unnötig erachtet. So gab es in den 60er und 70er Jahren für die Abteilung XXI und das Büro der Leitung II Referenten für Koordinierung (RfK) bzw. Offiziere BdL II. Für spezifische Aufgaben gab es territorial bedingte Diensteinheiten bei einigen BV, z. B. in Leipzig ein selbständiges Referat (sR) Messe, in Rostock die Abt. Hafen.
An der Spitze der BV standen der Leiter (Chef) und zwei Stellv. Operativ. Der Stellv. für Aufklärung fungierte zugleich als Leiter der Abt. XV. Die Schaffung des Stellvertreterbereichs Operative Technik im MfS Berlin im Jahre 1986 führte in den BV zur Bildung von Stellv. für Operative Technik/Sicherstellung.
Inoffizielle Mitarbeiter (IM) waren das wichtigste Instrument des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS), um primär Informationen über Bürger, die Gesellschaft, ihre Institutionen und Organisationen der DDR oder im Ausland zu gewinnen. Unter Umständen hatten IM auf Personen oder Ereignisse in der DDR steuernden Einfluss zu nehmen.
In der DDR-Gesellschaft hießen sie "Spitzel", "Denunzianten" oder "Kundschafter". Mit der deutschen Einheit hat sich die Bezeichnung Inoffizieller Mitarbeiter des MfS für die heimlichen Zuträger etabliert. Sie lieferten u. a. Informationen über Stimmungen und Meinungen in der Bevölkerung.
Die SED-Führung wollte stets über die konkrete Situation und Lage in der DDR unterrichtet sein. Die IM hatten den Auftrag, "staatsgefährdende" Bestrebungen zu ermitteln, was beim MfS "politisch ideologische Diversion" bzw. "politische Untergrundtätigkeit" hieß. Der Bogen hierfür war weit gespannt und reichte von einer privaten Meinungsäußerung bis hin zu politischen Aktivitäten. Überdies sollten sie, wenn auch selten, direkt auf gesellschaftliche Entwicklungen oder einzelne Personen einwirken.
Die IM waren das wichtigste Repressionsinstrument in der DDR. IM wurden auf bestimmte Schwerpunkte angesetzt, von denen tatsächliche oder vermeintliche Gefahren ausgehen konnten. Diese Objekte und Territorien, Bereiche oder Personen waren so zahlreich, dass die geheimpolizeiliche Durchdringung tendenziell den Charakter einer flächendeckenden Überwachung annahm.
Die Anzahl der vom MfS geführten inoffiziellen Mitarbeiter umfasste im Jahre 1989 ungefähr 189.000 IM, darunter 173.000 IM der Abwehrdiensteinheiten, ferner 13.400 IM in der DDR und 1.550 IM in der Bundesrepublik, die von der Hauptverwaltung A geführt wurden, sowie diverse andere wie Zelleninformatoren usw. Auf 89 DDR-Bürger kam somit ein IM. In der Zeit von 1950 bis 1989 gab es insgesamt ca. 620.000 IM.
Die Entwicklung des IM-Netzes ist nicht allein von einem kontinuierlichen Anstieg geprägt, sondern verweist auf besondere Wachstumsphasen in Zeiten innergesellschaftlicher Krisen wie dem 17. Juni 1953 oder am Vorabend des Mauerbaus. Im Zuge der deutsch-deutschen Entspannungspolitik wurde das IM-Netz ebenfalls erweitert. So umfasste es Mitte der 70er Jahre – hochgerechnet – über 200.000 IM. Angesichts wachsender oppositioneller Bewegungen hatte es in den 80er Jahren gleichfalls ein hohes Niveau.
Die flächendeckende Überwachung der Gesellschaft fiel regional recht unterschiedlich aus. Im Land Brandenburg, das die Bezirke Cottbus, Frankfurt (Oder) und Potsdam vereint, war sie stärker als in Thüringen. Die höchste IM-Dichte wies der ehemalige Bezirk Cottbus auf.
Das MfS operierte formal nach territorialen Gesichtspunkten und Sicherungsbereichen, setzte jedoch operative Schwerpunkte in der geheimpolizeilichen Arbeit. Bezogen auf das Gesamtministerium lagen diese – sowohl auf Kreis-, als auch auf Bezirks- und Hauptabteilungsebene – bei der Volkswirtschaft, der Spionageabwehr und auf der "politischen Untergrundtätigkeit", der "Bearbeitung " von oppositionellen Milieus und den Kirchen.
Die Motive zur Kooperation mit dem MfS waren überwiegend ideeller, seltener materieller Natur, noch seltener war Erpressung der Grund. Die Kooperation währte durchschnittlich sechs bis zehn Jahre oder länger. Augenfällig ist, dass darunter nicht wenige soziale Aufsteiger waren. Der Anteil von weiblichen IM lag in der DDR bei 17 Prozent, in der Bundesrepublik bei 28 Prozent. Über die Hälfte der IM war Mitglied der SED. Von den 2,3 Mio. Mitgliedern der Partei ausgehend, waren 4 bis 5 Prozent zuletzt inoffiziell aktiv, d. h. jedes zwanzigste SED-Mitglied.
Das MfS differenzierte IM nach Kategorien: Gesellschaftliche Mitarbeiter für Sicherheit, IM zur Sicherung und Durchdringung des Verantwortungsbereichs, IM im besonderen Einsatz, Führungs-IM und IM zur Sicherung der Konspiration und des Verbindungswesens. Die wichtigste Kategorie waren IM mit "Feindverbindungen" bzw. solche, die Personen zu "bearbeiten" hatten, die "im Verdacht der Feindtätigkeit" standen. Im Laufe der 80er Jahre nahm der Anteil von IM in der Kategorie IMB bis Dezember 1988 auf rund 3.900 zu.
Der Anteil von Bundesbürgern oder Ausländern unter den IM des MfS betrug nicht einmal 2 Prozent. 1989 waren mindestens 3.000 Bundesbürger inoffiziell im Dienste des MfS, zusätzlich mehrere Hundert Ausländer. In der Zeit von 1949 bis 1989 waren insgesamt mindestens 12.000 Bundesbürger und Westberliner IM.
Die operativen Ziele des MfS waren über die gesamte Bundesrepublik Deutschland verteilt. Darüber hinaus gab es Schwerpunkte in Europa, im Nahen Osten und Asien, nachgeordnet auch in Afrika und Lateinamerika. Nachrichtendienstliche Schwerpunkte waren vor allem die Wissenschafts- und Technikspionage, erst danach die politische und mit etwas Abstand die Militärspionage. Die Bundesrepublik Deutschland wurde folglich vor allem als Ressource zur Systemstabilisierung genutzt.
Die politische Spionage diente vornehmlich dazu, die politische Gefährdungslage des herrschenden Systems in der DDR bestimmen zu können. Dieses Profil deutet an, dass die Spionage der Bewahrung des Status quo dienen sollte. Von einer Unterwanderung der Bundesrepublik war die Geheimpolizei zahlenmäßig weit entfernt. Vielmehr waren ihre inoffiziellen Mitarbeiter damit beschäftigt, das DDR-System zu stabilisieren.
Zur Durchdringung von Ministerien und anderen wichtigen Stellen des Staatsapparates, der Wirtschaft, aber auch außerhalb der DDR setzte das MfS hauptamtliche Mitarbeiter als Offizier im besonderen Einsatz (OibE) ein. Sie agierten dort verdeckt und mit einer legendierten Biografie ausgestattet. Schwerpunkte waren das System der Sicherheitsbeauftragten in den Betrieben, Residenten sowie Wachkräfte in den Auslandsvertretungen der DDR.
In einigen Bereichen arbeiteten zeitweise regelrechte OibE-Strukturen, etwa im MdI der DDR (Personendatenbank), dem Entwicklungszentrum des Kombinates Robotron oder der Sektion Kriminalistik der Humboldt-Universität. 1983 gab es 3.471 OibE, danach sank die Zahl. 1988 verfügten 27 Diensteinheiten der MfS-Zentrale über 1.856 OibE.
Die Verwaltung Rückwärtige Dienste (VRD) entstand 1974 aus der HA VuW, der HV B und ihr unterstellter bzw. zugeordneter Diensteinheiten sowie der Abteilung Finanzen. Ihre Aufgaben waren die materiell-technische Sicherstellung der Arbeit der MfS-Diensteinheiten, insbesondere durch Planung und Bereitstellung des materiellen Bedarfs, Bestands- und Lagerhaltung sowie der Bilanzierung.
Dazu gehörten auch Sicherungsaufgaben zur Unterbindung jedweder Feindtätigkeit im Anleitungsbereich, vor allem in Betrieben im bzw. beim MfS sowie Erfassung, Lagerung und Verteilung und Verwertung der in den Diensteinheiten des MfS angefallenen Asservate mit Ausnahme von Zahlungsmitteln, Schmuck und Edelmetallen.
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