Vergleich der Entführungen von Hanns Martin Schleyer und Peter Lorenz
Signatur: BStU, MfS, HA XXII, Nr. 136, Bl. 110-113
In dem vorliegenden Dokument werden die Entführungen von Hanns Martin Schleyer durch die RAF und von Peter Lorenz durch die Bewegung 2. Juni miteinander verglichen.
Die 1970 gegründete Rote Armee Fraktion (RAF) war eine linksterroristische Gruppe in der Bundesrepublik Deutschland. Die Staatssicherheit sammelte zunächst Informationen über die Terroristen, beobachtete deren Aktivitäten und duldete ihre Reisen in den Nahen Osten über den Ostberliner Flughafen Schönefeld. In den 80er Jahren intensivierten sich die Kontakte und die Staatssicherheit bot zehn RAF-Aussteigern Unterschlupf in der DDR. Zudem trainierte das MfS einige Terroristen im Umgang mit Waffen.
Am 27. Februar 1975 entführten Mitglieder der Bewegung 2. Juni den Spitzenkandidat der Berliner CDU für das Amt des Regierenden Bürgermeisters, Peter Lorenz. Zwei Jahre später, am 5. September 1977 entführten Angehörige der RAF den Präsidenten der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände und des Bundesverbands der Deutschen Industrie, Hanns Martin Schleyer. Im vorliegenden Dokument werden die Entführungen verglichen und fälschlicherweise beide der RAF zugeschrieben.
Beide Entführungen wiesen hinsichtlich ihrer Durchführung und der Absichten der Täter gewisse Parallelen auf. Bei dem vorliegenden Dokument handelt es sich um einen durch das MfS angestellten Vergleich der beiden Vorfälle. Im Anhang werden in Form einer Tabelle die Unterschiede und Gemeinsamkeiten der beiden Entführungen aufgelistet und mit Bemerkungen versehen. Die Aufstellung kommt zu dem Schluss, dass die Entführer Schleyers sich an der Entführung von Peter Lorenz orientiert haben. Als grundlegende Unterschiede werden die gesteigerte Brutalität, die Professionalität und die internationale Dimension bei der Schleyer-Entführung ausgemacht.
Auf den unterschiedlichen Ausgang der beiden Aktionen wird in dem Dokument nicht eingegangen. Bei der Lorenz-Entführung gelang es den Terroristen ihre inhaftierten Mitglieder freizupressen - und Peter Lorenz überlebte. Bei der Schleyer-Entführung blieb die Bundesregierung unnachgiebig - weswegen die Entführer Hanns Martin Schleyer ermordeten und die freizupressenden RAF-Mitglieder in Haft blieben. Diese begingen daraufhin Selbstmord in der Haftanstalt Stuttgart-Stammheim.
Metadaten
- Diensteinheit:
- Hauptabteilung Personenschutz, Allgemeine Informationsgruppe
- Datum:
- 30.11.1977