Am Abend des 2. Juni 1967 erschoss der West-Berliner Polizist Karl-Heinz Kurras bei einer Demonstration den Studenten Benno Ohnesorg. Dass dies in Notwehr geschah, wie der Täter Kurras behauptete, gilt als widerlegt. Vielmehr schoss er aus kurzer Distanz Ohnesorg in den Hinterkopf, während dieser von weiteren Polizisten umringt war.
Die Bestürzung in der Öffentlichkeit über den Tod Ohnesorgs war groß. Für die westdeutsche Studentenbewegung wurde sie zu einem Fanal. Besonders die Tatsache, dass Kurras in den nachfolgenden Monaten und Jahren gerichtlich nicht annähernd zur Rechenschaft gezogen wurde, erschütterte das Vertrauen vieler junger Menschen in den Rechtsstaat. Teile der Studentenbewegung radikalisierten sich, das Ereignis wurde zum Namensgeber für die linksterroristische "Bewegung 2. Juni". Karl-Heinz Kurras selbst geriet zu einer Symbolfigur des repressiven Staates, den Manche in der Bundesrepublik zu erkennen glaubten.
Auch in der DDR machte der Fall Schlagzeilen: Die Tat galt als Mord, der Täter als ein Verbrecher im Dienst der "faschistischen" Bundesrepublik. Die DDR-Presse folgte damit der Linie der SED, die demonstrativ und sichtbar ihre Solidarität mit Ohnesorg bekundete. Als dessen Leichnam am 8. Juni aus Westberlin über die Transitstrecke in seine Heimatstadt Hannover überführt wurde, begleiteten nicht nur tausende West-Berliner den Konvoi. Hunderte Fahrzeuge folgten dem Sarg auf der Autobahn. Zu Beginn der Fahrt durch die DDR nahmen Aufgebote der Freien Deutschen Jugend (FDJ) und Betriebsdelegationen am Straßenrand Aufstellung, um dem Toten die letzte Ehre zu erweisen.
Viele Jahrzehnte blieb ein Faktum unbekannt: Zum Zeitpunkt des Schusses auf Ohnesorg war Kurras seit zwölf Jahren "Geheimer Mitarbeiter" (GM) des Ministeriums für Staatssicherheit. Der Stasi berichtete er detailliert aus dem Innenleben der West-Berliner Polizei und konnte daher als Top-Informant gelten. Dies tat er aus Überzeugung, seine Führungsoffiziere beschreiben in den Dokumenten Kurras ideologische Nähe zum Sozialismus. Auf eigenen Wunsch und Dank der Empfehlung des Ministeriums für Staatssicherheit wurde Kurras sogar heimlich SED-Parteimitglied – für westdeutsche Informanten war dies weder üblich noch Bedingung.
Der Todesschuss am 2. Juni 1967 war auch für den Führungsoffizier Werner Eiserbeck ein Schlag. Über Kurras' Verantwortung für den Tod von Benno Ohnesorg schrieb er in einem Auskunftsbericht nach dem 2. Juni: „Es ist zur Zeit noch schwer zu verstehen, wie dieser GM eine solche Handlung, auch wenn im Affekt oder durch Fahrlässigkeit hervorgerufen, begehen konnte, da sie doch ein Verbrechen darstellt.“ "Material sofort vernichten. Vorerst Arbeit einstellen", wies das MfS Kurras in einem chiffrierten Funkspruch an. "Betrachten Ereignis als bedauerlichen Unglücksfall."
Der Geheime Mitarbeiter "Otto Bohl"
Am Abend des 2. Juni 1967 erschoss der West-Berliner Polizist Karl-Heinz Kurras bei einer Demonstration den Studenten Benno Ohnesorg. Dass dies in Notwehr geschah, wie der Täter Kurras behauptete, gilt als widerlegt. Vielmehr schoss er aus kurzer Distanz Ohnesorg in den Hinterkopf, während dieser von weiteren Polizisten umringt war.
Die Bestürzung in der Öffentlichkeit über den Tod Ohnesorgs war groß. Für die westdeutsche Studentenbewegung wurde sie zu einem Fanal. Besonders die Tatsache, dass Kurras in den nachfolgenden Monaten und Jahren gerichtlich nicht annähernd zur Rechenschaft gezogen wurde, erschütterte das Vertrauen vieler junger Menschen in den Rechtsstaat. Teile der Studentenbewegung radikalisierten sich, das Ereignis wurde zum Namensgeber für die linksterroristische "Bewegung 2. Juni". Karl-Heinz Kurras selbst geriet zu einer Symbolfigur des repressiven Staates, den Manche in der Bundesrepublik zu erkennen glaubten.
Auch in der DDR machte der Fall Schlagzeilen: Die Tat galt als Mord, der Täter als ein Verbrecher im Dienst der "faschistischen" Bundesrepublik. Die DDR-Presse folgte damit der Linie der SED, die demonstrativ und sichtbar ihre Solidarität mit Ohnesorg bekundete. Als dessen Leichnam am 8. Juni aus Westberlin über die Transitstrecke in seine Heimatstadt Hannover überführt wurde, begleiteten nicht nur tausende West-Berliner den Konvoi. Hunderte Fahrzeuge folgten dem Sarg auf der Autobahn. Zu Beginn der Fahrt durch die DDR nahmen Aufgebote der Freien Deutschen Jugend (FDJ) und Betriebsdelegationen am Straßenrand Aufstellung, um dem Toten die letzte Ehre zu erweisen.
Viele Jahrzehnte blieb ein Faktum unbekannt: Zum Zeitpunkt des Schusses auf Ohnesorg war Kurras seit zwölf Jahren "Geheimer Mitarbeiter" (GM) des Ministeriums für Staatssicherheit. Der Stasi berichtete er detailliert aus dem Innenleben der West-Berliner Polizei und konnte daher als Top-Informant gelten. Dies tat er aus Überzeugung, seine Führungsoffiziere beschreiben in den Dokumenten Kurras ideologische Nähe zum Sozialismus. Auf eigenen Wunsch und Dank der Empfehlung des Ministeriums für Staatssicherheit wurde Kurras sogar heimlich SED-Parteimitglied – für westdeutsche Informanten war dies weder üblich noch Bedingung.
Der Todesschuss am 2. Juni 1967 war auch für den Führungsoffizier Werner Eiserbeck ein Schlag. Über Kurras' Verantwortung für den Tod von Benno Ohnesorg schrieb er in einem Auskunftsbericht nach dem 2. Juni: „Es ist zur Zeit noch schwer zu verstehen, wie dieser GM eine solche Handlung, auch wenn im Affekt oder durch Fahrlässigkeit hervorgerufen, begehen konnte, da sie doch ein Verbrechen darstellt.“ "Material sofort vernichten. Vorerst Arbeit einstellen", wies das MfS Kurras in einem chiffrierten Funkspruch an. "Betrachten Ereignis als bedauerlichen Unglücksfall."
Einleitung
Chiffrierter Funkspruch Nr. 41 des MfS an Karl-Heinz Kurras nach dem Schuss auf Benno Ohnesorg
Beginn der Zusammenarbeit
Bericht über das Auftreten von Karl-Heinz Kurras bei der Wache des Zentralkomitees der SED
"Vorschlag zur Anwerbung" von Karl-Heinz Kurras als "Geheimer Mitarbeiter"
"Verpflichtungserklärung" von Karl-Heinz Kurras als "Geheimer Mitarbeiter" des MfS
Entwicklung zur Spitzenquelle
Bericht von GM "Otto Bohl" über die Organisationsabteilung der West-Berliner Schutzpolizei
"Auskunftsbericht" von 1962 über GM "Otto Bohl" alias Karl-Heinz Kurras
"Perspektivplan" des MfS für GM "Otto Bohl" alias Karl-Heinz Kurras
Bericht über die Versetzung von Karl-Heinz Kurras zur Abteilung I der West-Berliner Polizei
Ein Füllhorn an Informationen
"Informationsbericht" von "Otto Bohl" über die Struktur der Abteilung I
Ergänzung zu einem "Informationsbericht" von GM "Otto Bohl" über die Struktur der Abteilung I der West-Berliner Kriminalpolizei
"Informationsbericht" von GM "Otto Bohl" über gefälschte Passierscheine
Vorschlag zur Auszeichnung" des GM "Otto Bohl" alias Karl-Heinz Kurras mit einer Geldprämie
Bericht über die Übergabe des "Geheimschreibverfahrens CL/63" an den GM "Otto Bohl"
Quittung über die Übergabe einer Pistole vom Typ "Radom" an den GM "Otto Bohl"
Einweisung von GM "Otto Bohl" in die Benutzung einer "Materialschleuse" am S-Bahnhof Friedrichstraße
Informant aus Überzeugung?
Bericht über einen Treff zwischen GHI "Lotte Schwarz" und GM "Bohl"
Bericht von GHI "Lotte Schwarz" über ein Gespräch mit GM "Otto Bohl" zur anstehenden Festnahme eines IM
Bericht über das Ergebnis eines Treffs zwischen GHI "Winter" und GM "Bohl"
Der 2. Juni 1967
"Auskunftsbericht" vom 8. Juni 1967 über Karl-Heinz Kurras alias GM "Otto Bohl"
Nachricht von GM "Otto Bohl" alias Karl-Heinz Kurras an das MfS nach dem Schuss auf Benno Ohnesorg
Ein politisches Risiko
Ergänzung zum "Auskunftsbericht" vom 8. Juni 1967 über Karl-Heinz Kurras alias GM "Otto Bohl"
Einreisesperre gegen Karl-Heinz Kurras
Bericht über ein Gespräch der Stasi mit Karl-Heinz Kurras im Jahre 1976
Bericht über eine Beobachtung von Karl-Heinz Kurras 1984 in Ost-Berlin