Signatur: BStU, MfS, BV Halle, AOP, Nr. 652/79, Bd. 2, Bl. 197-198
Mit dem Mauerbau im Jahr 1961 reagierte die DDR auch auf die anhaltende Fluchtbewegung der eigenen Bevölkerung in die Bundesrepublik und nach West-Berlin. Ikonographisch für diesen Ausdruck der deutsch-deutschen Teilung, mithin des Kalten Krieges, stand hierbei die Errichtung der Berliner Mauer. Der Ausbau und die Sicherung der Grenzanlagen wurden bis zum Ende der DDR wesentlicher Bestandteil der Sicherheitsarchitektur der DDR. Der Stasi kam hierbei eine Schlüsselrolle zu.
Nach dem Bau der Mauer wurden Fluchtversuche an der innerdeutschen Grenze zur Bundesrepublik nahezu unmöglich gemacht. Weitere Maßnahmen waren die Überwachung der eigenen Bevölkerung und die Absicherung der an der Grenze eingesetzten Grenzsoldaten durch Sicherheitsüberprüfungen und den Einsatz von IM. Auch die für die Produktion der Grenzanlagen sowie die Lieferung von Ausrüstungsgegenständen der Grenztruppen zuständigen VEB wurden durch das MfS überwacht.
Zu diesen Betrieben zählte der VEB Chemiewerk Kapen (VEB CWK) in der Nähe von Dessau. Dieser war "[…] Alleinhersteller von Spreng- und Sperrmitteln für die Sicherung der Staatsgrenze West", so die Stasi 1984. Insbesondere aufgrund der Herstellung der Splittermine SM-70 für die Grenzanlagen der DDR (nicht eingesetzt an der Berliner Mauer), kam der Überwachung des Betriebes seitens der BVfS Halle und deren Diensteinheiten besondere Bedeutung zu. Die SM-70 war eine Selbstschussanlage und wurde an die Grenzzäune mit Streurichtung in DDR-Gebiet montiert.
Zu einem besonderen Vorkommnis kam es am 30. März 1976 an einer Grenzanlage nahe Wendisch Lieps im heutigen Landkreis Ludwigslust-Parchim. Dem in der BRD lebenden Handwerker und ehemaligen DDR-Häftling Michael Gartenschläger, der im Jahre 1971 nach zehn Jahren Haft von der Bundesrepublik freigekauft worden war, gelang es, eine solche SM-70 an der innerdeutschen Grenze zu demontieren. Er wollte so die bis dahin im Westen unbekannte Wirkungsweise der Splittermine zeigen.
Gartenschlägers Tat blieb zunächst in Ost und West unerkannt. Erst einige Tage später erfuhr die Stasi, dass im Bezirk Schwerin eine der Splitterminen abhanden gekommen war. In einer Aktennotiz listete sie die gestohlenen Anlagenteile auf und gab Maßnahmen zur Verhinderung weiterer solcher Taten vor, die vom VEB CWK kurzfristig umzusetzen waren.
Bei einem weiteren Versuch im Grenzgebiet bei Wendisch Lieps eine SM-70 von der Grenzanlage zu demontieren, wurde Gartenschläger am 30. April 1976 von einem Einsatzkommando der HA I des MfS erschossen.
O.U., 06.04.1976
Aktennotiz
Am 05.04.1976 wurde der Unterzeichnende von einem besonderen Vorkommnis an der Staatsgrenze - durch die Verwaltung Pionierwesen des MfNV, Genossen OSL Walker, informiert:
- Durch Gen.OSL Walker in Verbindung mit einem Gen.OSL der Grenz-Organe, wurde folgender Sachverhalt dargelegt:
- An der Staatsgrenze zur BRD (vermutlich im Bezirk Schwerin), wurde eine Grenzsicherungsanlage von der BRD-Seite aus abgebaut (Diebstahl).
- Folgende Anlagenteile wurde gestohlen:
- Halterung einschl. Schalter/elektrisch und Splittermine SM-70.
- Die Genossen legten dar, wie wahrscheinlich die Möglichkeit bestand, diese Anlage betriebsunfähig zu machen und sie anschließend zu demontieren.
- In den Bolzen des Schalters, in dem sich das Loch des Sicherungsstiftes befindet, muß ein Gegenstand eingeführt worden sein, der das Funktionieren des Schalters unterbrach, d.h. es wurde ein Sicherungsstift eingebracht.
- Damit war es möglich, daß der Zündstrom bzw. Signalstromkreis nicht geschlossen war.
- Die Splittermine wurde abgeschraubt.
- Es besteht die Vermutung, daß die beiden Drähte zum Zünder, die aus dem Tragrohr der Halterung kommt, durchschnitten wurde, ohne daß dabei der Signalstromkreis angesprochen hat.
- Durchschneiden der Kabel, die aus dem Tragrohr zum Schalterelektrisch führen.
- Trennen der Halterung vom Pfahl, herausziehen der 4adrigen Leitung, die vom Verteilerkasten kommt; diese 4adrige Leitung wurde dann aufgetrennt und jede einzelne Ader durchschnitten.
- Ein Signal an die Zentrale erfolgte nicht.
- Von den Grenzorganen wurden Versuche unternommen -durch einen Fachmann-, diesen Diebstahl zu simulieren. Es wurde festgestellt, daß dieser Diebstahl bei Tag und Nacht innerhalb von 10 Minuten erfolgen kann. Diese Versuche wurden durch einen Genossen simuliert der eine genaue Kenntnis der Sicherungsanlage hatte.
Daraus muß geschlußfolgert werden, daß der Diebstahl von einem Spezialisten vorgenommen worden ist, u.zw. mit ausgezeichneten theoretischen und praktischen Kenntnissen der Anlage.
Daraus muß weiter geschlußfolgert werden, daß dieser Diebstahl von langer Hand vorbereitet war. (tet.
- Von der Arbeitsgruppe wurden folgende Schwachstellen herausgearbei-Dabei wurde aber vorangestellt, daß der Dieb unbedingt Kenntnis haben muß über die Schwachstellen der Grenzsicherungsanlage.
- Die Schwachstellen sind:
a) Einschieben eines Sicherungsstiftes
b) Abschrauben der Splittermine
c) Trennen der Leitung zum Schalter-elektrisch und zur Splittermine, wobei für das Trennen beider Leitungen gute Kenntnisse erforderlich sind.
Hauptabteilung I (NVA und Grenztruppen)
Die Hauptabteilung I war zuständig für die Überwachung des Ministeriums für Nationale Verteidigung sowie der nachgeordneten Führungsorgane, Truppen und Einrichtungen einschließlich der Grenztruppen der DDR. Armeeintern trug die Hauptabteilung I die Bezeichnung "Verwaltung 2000". Ihre Mitarbeiter wurden als Verbindungsoffiziere bezeichnet. Der Armeeführung war die Hauptabteilung I jedoch weder unterstellt noch rechenschaftspflichtig.
Die Hauptabteilung I ging im Dezember 1951 aus den Abteilungen VII a, VII b und VII c hervor. Seit 1956 (Gründung der Nationalen Volksarmee) trugen ihre Struktureinheiten die taktische Bezeichnung des Truppenteils bzw. der Einheit, für deren abwehrmäßige Sicherung sie zuständig waren. Der Mauerbau 1961 und die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht 1962 sorgten für Zäsuren in der Arbeit der Hauptabteilung I.
Von 1956 bis 1961 war die Hauptabteilung I außerdem für die Überwachung der Bereitschaftspolizei zuständig und von 1958 bis 1986 für das Wachregiment des MfS. Die Arbeit der Hauptabteilung I umfasste folgende Aufgaben:
Der Leiter der Hauptabteilung I unterstand einem Ministerstellvertreter, zuletzt Gerhard Neiber. Leiter der Hauptabteilung I waren 1950-1953 Heinz Gronau, 1953-1955 Ottomar Pech, 1955-1981 Karl Kleinjung und ab 1981 Manfred Dietze. Der Verantwortungsbereich der Hauptabteilung I umfasste 1986 knapp 300.000 Soldaten und Zivilbeschäftigte. Hierfür waren ihr 1989 2.223 Planstellen zugeteilt, darunter jede 2. Stelle für IM-führende Mitarbeiter. Die Hauptabteilung I verfügte über 13 Planstellen für Offiziere im besonderen Einsatz (OibE). 1987 führte die Hauptabteilung I 22.585 Inoffizielle Mitarbeiter (IM) und Gesellschaftliche Mitarbeiter für Sicherheit (GMS). Zu den Informanten zählten nicht nur Militärangehörige oder Zivilbeschäftigte. Die Zahl der IM, die die Hauptabteilung I im Westen führte, lag unter 150. Die Bearbeitung von Operativen Vorgängen (OV) und Operativen Personenkontrollen (OPK) war vergleichsweise gering. Sie betrug 1988 59 OV und 312 OPK.
Inoffizielle Mitarbeiter (IM) waren das wichtigste Instrument des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS), um primär Informationen über Bürger, die Gesellschaft, ihre Institutionen und Organisationen der DDR oder im Ausland zu gewinnen. Unter Umständen hatten IM auf Personen oder Ereignisse in der DDR steuernden Einfluss zu nehmen.
In der DDR-Gesellschaft hießen sie "Spitzel", "Denunzianten" oder "Kundschafter". Mit der deutschen Einheit hat sich die Bezeichnung Inoffizieller Mitarbeiter des MfS für die heimlichen Zuträger etabliert. Sie lieferten u. a. Informationen über Stimmungen und Meinungen in der Bevölkerung.
Die SED-Führung wollte stets über die konkrete Situation und Lage in der DDR unterrichtet sein. Die IM hatten den Auftrag, "staatsgefährdende" Bestrebungen zu ermitteln, was beim MfS "politisch ideologische Diversion" bzw. "politische Untergrundtätigkeit" hieß. Der Bogen hierfür war weit gespannt und reichte von einer privaten Meinungsäußerung bis hin zu politischen Aktivitäten. Überdies sollten sie, wenn auch selten, direkt auf gesellschaftliche Entwicklungen oder einzelne Personen einwirken.
Die IM waren das wichtigste Repressionsinstrument in der DDR. IM wurden auf bestimmte Schwerpunkte angesetzt, von denen tatsächliche oder vermeintliche Gefahren ausgehen konnten. Diese Objekte und Territorien, Bereiche oder Personen waren so zahlreich, dass die geheimpolizeiliche Durchdringung tendenziell den Charakter einer flächendeckenden Überwachung annahm.
Die Anzahl der vom MfS geführten inoffiziellen Mitarbeiter umfasste im Jahre 1989 ungefähr 189.000 IM, darunter 173.000 IM der Abwehrdiensteinheiten, ferner 13.400 IM in der DDR und 1.550 IM in der Bundesrepublik, die von der Hauptverwaltung A geführt wurden, sowie diverse andere wie Zelleninformatoren usw. Auf 89 DDR-Bürger kam somit ein IM. In der Zeit von 1950 bis 1989 gab es insgesamt ca. 620.000 IM.
Die Entwicklung des IM-Netzes ist nicht allein von einem kontinuierlichen Anstieg geprägt, sondern verweist auf besondere Wachstumsphasen in Zeiten innergesellschaftlicher Krisen wie dem 17. Juni 1953 oder am Vorabend des Mauerbaus. Im Zuge der deutsch-deutschen Entspannungspolitik wurde das IM-Netz ebenfalls erweitert. So umfasste es Mitte der 70er Jahre – hochgerechnet – über 200.000 IM. Angesichts wachsender oppositioneller Bewegungen hatte es in den 80er Jahren gleichfalls ein hohes Niveau.
Die flächendeckende Überwachung der Gesellschaft fiel regional recht unterschiedlich aus. Im Land Brandenburg, das die Bezirke Cottbus, Frankfurt (Oder) und Potsdam vereint, war sie stärker als in Thüringen. Die höchste IM-Dichte wies der ehemalige Bezirk Cottbus auf.
Das MfS operierte formal nach territorialen Gesichtspunkten und Sicherungsbereichen, setzte jedoch operative Schwerpunkte in der geheimpolizeilichen Arbeit. Bezogen auf das Gesamtministerium lagen diese – sowohl auf Kreis-, als auch auf Bezirks- und Hauptabteilungsebene – bei der Volkswirtschaft, der Spionageabwehr und auf der "politischen Untergrundtätigkeit", der "Bearbeitung " von oppositionellen Milieus und den Kirchen.
Die Motive zur Kooperation mit dem MfS waren überwiegend ideeller, seltener materieller Natur, noch seltener war Erpressung der Grund. Die Kooperation währte durchschnittlich sechs bis zehn Jahre oder länger. Augenfällig ist, dass darunter nicht wenige soziale Aufsteiger waren. Der Anteil von weiblichen IM lag in der DDR bei 17 Prozent, in der Bundesrepublik bei 28 Prozent. Über die Hälfte der IM war Mitglied der SED. Von den 2,3 Mio. Mitgliedern der Partei ausgehend, waren 4 bis 5 Prozent zuletzt inoffiziell aktiv, d. h. jedes zwanzigste SED-Mitglied.
Das MfS differenzierte IM nach Kategorien: Gesellschaftliche Mitarbeiter für Sicherheit, IM zur Sicherung und Durchdringung des Verantwortungsbereichs, IM im besonderen Einsatz, Führungs-IM und IM zur Sicherung der Konspiration und des Verbindungswesens. Die wichtigste Kategorie waren IM mit "Feindverbindungen" bzw. solche, die Personen zu "bearbeiten" hatten, die "im Verdacht der Feindtätigkeit" standen. Im Laufe der 80er Jahre nahm der Anteil von IM in der Kategorie IMB bis Dezember 1988 auf rund 3.900 zu.
Der Anteil von Bundesbürgern oder Ausländern unter den IM des MfS betrug nicht einmal 2 Prozent. 1989 waren mindestens 3.000 Bundesbürger inoffiziell im Dienste des MfS, zusätzlich mehrere Hundert Ausländer. In der Zeit von 1949 bis 1989 waren insgesamt mindestens 12.000 Bundesbürger und Westberliner IM.
Die operativen Ziele des MfS waren über die gesamte Bundesrepublik Deutschland verteilt. Darüber hinaus gab es Schwerpunkte in Europa, im Nahen Osten und Asien, nachgeordnet auch in Afrika und Lateinamerika. Nachrichtendienstliche Schwerpunkte waren vor allem die Wissenschafts- und Technikspionage, erst danach die politische und mit etwas Abstand die Militärspionage. Die Bundesrepublik Deutschland wurde folglich vor allem als Ressource zur Systemstabilisierung genutzt.
Die politische Spionage diente vornehmlich dazu, die politische Gefährdungslage des herrschenden Systems in der DDR bestimmen zu können. Dieses Profil deutet an, dass die Spionage der Bewahrung des Status quo dienen sollte. Von einer Unterwanderung der Bundesrepublik war die Geheimpolizei zahlenmäßig weit entfernt. Vielmehr waren ihre inoffiziellen Mitarbeiter damit beschäftigt, das DDR-System zu stabilisieren.
Signatur: BStU, MfS, BV Halle, AOP, Nr. 652/79, Bd. 2, Bl. 197-198
Mit dem Mauerbau im Jahr 1961 reagierte die DDR auch auf die anhaltende Fluchtbewegung der eigenen Bevölkerung in die Bundesrepublik und nach West-Berlin. Ikonographisch für diesen Ausdruck der deutsch-deutschen Teilung, mithin des Kalten Krieges, stand hierbei die Errichtung der Berliner Mauer. Der Ausbau und die Sicherung der Grenzanlagen wurden bis zum Ende der DDR wesentlicher Bestandteil der Sicherheitsarchitektur der DDR. Der Stasi kam hierbei eine Schlüsselrolle zu.
Nach dem Bau der Mauer wurden Fluchtversuche an der innerdeutschen Grenze zur Bundesrepublik nahezu unmöglich gemacht. Weitere Maßnahmen waren die Überwachung der eigenen Bevölkerung und die Absicherung der an der Grenze eingesetzten Grenzsoldaten durch Sicherheitsüberprüfungen und den Einsatz von IM. Auch die für die Produktion der Grenzanlagen sowie die Lieferung von Ausrüstungsgegenständen der Grenztruppen zuständigen VEB wurden durch das MfS überwacht.
Zu diesen Betrieben zählte der VEB Chemiewerk Kapen (VEB CWK) in der Nähe von Dessau. Dieser war "[…] Alleinhersteller von Spreng- und Sperrmitteln für die Sicherung der Staatsgrenze West", so die Stasi 1984. Insbesondere aufgrund der Herstellung der Splittermine SM-70 für die Grenzanlagen der DDR (nicht eingesetzt an der Berliner Mauer), kam der Überwachung des Betriebes seitens der BVfS Halle und deren Diensteinheiten besondere Bedeutung zu. Die SM-70 war eine Selbstschussanlage und wurde an die Grenzzäune mit Streurichtung in DDR-Gebiet montiert.
Zu einem besonderen Vorkommnis kam es am 30. März 1976 an einer Grenzanlage nahe Wendisch Lieps im heutigen Landkreis Ludwigslust-Parchim. Dem in der BRD lebenden Handwerker und ehemaligen DDR-Häftling Michael Gartenschläger, der im Jahre 1971 nach zehn Jahren Haft von der Bundesrepublik freigekauft worden war, gelang es, eine solche SM-70 an der innerdeutschen Grenze zu demontieren. Er wollte so die bis dahin im Westen unbekannte Wirkungsweise der Splittermine zeigen.
Gartenschlägers Tat blieb zunächst in Ost und West unerkannt. Erst einige Tage später erfuhr die Stasi, dass im Bezirk Schwerin eine der Splitterminen abhanden gekommen war. In einer Aktennotiz listete sie die gestohlenen Anlagenteile auf und gab Maßnahmen zur Verhinderung weiterer solcher Taten vor, die vom VEB CWK kurzfristig umzusetzen waren.
Bei einem weiteren Versuch im Grenzgebiet bei Wendisch Lieps eine SM-70 von der Grenzanlage zu demontieren, wurde Gartenschläger am 30. April 1976 von einem Einsatzkommando der HA I des MfS erschossen.
Die Arbeitsgruppe hat vorgeschlagen, folgende kurzfristige Maßnahmen 1976 durchzuführen:
1.) Vom VEB CWK sind Vorschläge zu unterbreiten, daß in Zukunft der Schalter-elektrisch- ohne Sicherungsstift ausgeliefert wird und der Schlagbolzen durch ein Spezialwerkzeug, was gleichzeitig später für die Justierung dient, gesichert wird.
In den vorhandenen Grenzsicherungsanlagen ist das Loch für den Sicherungsstift durch Epoxidharz zu vergießen.
2.) Das Abschrauben der Splittermine ist dadurch zu verhindern, indem beim Anschrauben der Splittermine = Metallkleber auf das Gewinde aufgebracht wird, der nach dem Anschrauben fest wird und somit eine unlösbare Verbindung darstellt.
3.) Es ist eine Ummantelung unmittelbar am Tragrohr anzubringen, die absichert, daß man erschwert an das Zündkabel und an die Kabel zum Schalter-elektrisch- sowie an die Brechplatte herankommt.
Der VEB CWK wurde beauftragt, bis zum 30.04.1976, seine derzeitigen Vorstellungen einzureichen: über die Realisierung der unter Punkt 1 bis 3 genannten Maßnahmen.
Es wurde weiterhin festgelegt, daß das F/E-Thema 'Weiterentwicklung 501 wst' dahingehend zu konzipieren ist, daß die gesamte Anlage weitgehendst gegen Diebstahl gesichert wird.
[Unterschrift: Günter Wagner]
Hauptabteilung I (NVA und Grenztruppen)
Die Hauptabteilung I war zuständig für die Überwachung des Ministeriums für Nationale Verteidigung sowie der nachgeordneten Führungsorgane, Truppen und Einrichtungen einschließlich der Grenztruppen der DDR. Armeeintern trug die Hauptabteilung I die Bezeichnung "Verwaltung 2000". Ihre Mitarbeiter wurden als Verbindungsoffiziere bezeichnet. Der Armeeführung war die Hauptabteilung I jedoch weder unterstellt noch rechenschaftspflichtig.
Die Hauptabteilung I ging im Dezember 1951 aus den Abteilungen VII a, VII b und VII c hervor. Seit 1956 (Gründung der Nationalen Volksarmee) trugen ihre Struktureinheiten die taktische Bezeichnung des Truppenteils bzw. der Einheit, für deren abwehrmäßige Sicherung sie zuständig waren. Der Mauerbau 1961 und die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht 1962 sorgten für Zäsuren in der Arbeit der Hauptabteilung I.
Von 1956 bis 1961 war die Hauptabteilung I außerdem für die Überwachung der Bereitschaftspolizei zuständig und von 1958 bis 1986 für das Wachregiment des MfS. Die Arbeit der Hauptabteilung I umfasste folgende Aufgaben:
Der Leiter der Hauptabteilung I unterstand einem Ministerstellvertreter, zuletzt Gerhard Neiber. Leiter der Hauptabteilung I waren 1950-1953 Heinz Gronau, 1953-1955 Ottomar Pech, 1955-1981 Karl Kleinjung und ab 1981 Manfred Dietze. Der Verantwortungsbereich der Hauptabteilung I umfasste 1986 knapp 300.000 Soldaten und Zivilbeschäftigte. Hierfür waren ihr 1989 2.223 Planstellen zugeteilt, darunter jede 2. Stelle für IM-führende Mitarbeiter. Die Hauptabteilung I verfügte über 13 Planstellen für Offiziere im besonderen Einsatz (OibE). 1987 führte die Hauptabteilung I 22.585 Inoffizielle Mitarbeiter (IM) und Gesellschaftliche Mitarbeiter für Sicherheit (GMS). Zu den Informanten zählten nicht nur Militärangehörige oder Zivilbeschäftigte. Die Zahl der IM, die die Hauptabteilung I im Westen führte, lag unter 150. Die Bearbeitung von Operativen Vorgängen (OV) und Operativen Personenkontrollen (OPK) war vergleichsweise gering. Sie betrug 1988 59 OV und 312 OPK.
Inoffizielle Mitarbeiter (IM) waren das wichtigste Instrument des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS), um primär Informationen über Bürger, die Gesellschaft, ihre Institutionen und Organisationen der DDR oder im Ausland zu gewinnen. Unter Umständen hatten IM auf Personen oder Ereignisse in der DDR steuernden Einfluss zu nehmen.
In der DDR-Gesellschaft hießen sie "Spitzel", "Denunzianten" oder "Kundschafter". Mit der deutschen Einheit hat sich die Bezeichnung Inoffizieller Mitarbeiter des MfS für die heimlichen Zuträger etabliert. Sie lieferten u. a. Informationen über Stimmungen und Meinungen in der Bevölkerung.
Die SED-Führung wollte stets über die konkrete Situation und Lage in der DDR unterrichtet sein. Die IM hatten den Auftrag, "staatsgefährdende" Bestrebungen zu ermitteln, was beim MfS "politisch ideologische Diversion" bzw. "politische Untergrundtätigkeit" hieß. Der Bogen hierfür war weit gespannt und reichte von einer privaten Meinungsäußerung bis hin zu politischen Aktivitäten. Überdies sollten sie, wenn auch selten, direkt auf gesellschaftliche Entwicklungen oder einzelne Personen einwirken.
Die IM waren das wichtigste Repressionsinstrument in der DDR. IM wurden auf bestimmte Schwerpunkte angesetzt, von denen tatsächliche oder vermeintliche Gefahren ausgehen konnten. Diese Objekte und Territorien, Bereiche oder Personen waren so zahlreich, dass die geheimpolizeiliche Durchdringung tendenziell den Charakter einer flächendeckenden Überwachung annahm.
Die Anzahl der vom MfS geführten inoffiziellen Mitarbeiter umfasste im Jahre 1989 ungefähr 189.000 IM, darunter 173.000 IM der Abwehrdiensteinheiten, ferner 13.400 IM in der DDR und 1.550 IM in der Bundesrepublik, die von der Hauptverwaltung A geführt wurden, sowie diverse andere wie Zelleninformatoren usw. Auf 89 DDR-Bürger kam somit ein IM. In der Zeit von 1950 bis 1989 gab es insgesamt ca. 620.000 IM.
Die Entwicklung des IM-Netzes ist nicht allein von einem kontinuierlichen Anstieg geprägt, sondern verweist auf besondere Wachstumsphasen in Zeiten innergesellschaftlicher Krisen wie dem 17. Juni 1953 oder am Vorabend des Mauerbaus. Im Zuge der deutsch-deutschen Entspannungspolitik wurde das IM-Netz ebenfalls erweitert. So umfasste es Mitte der 70er Jahre – hochgerechnet – über 200.000 IM. Angesichts wachsender oppositioneller Bewegungen hatte es in den 80er Jahren gleichfalls ein hohes Niveau.
Die flächendeckende Überwachung der Gesellschaft fiel regional recht unterschiedlich aus. Im Land Brandenburg, das die Bezirke Cottbus, Frankfurt (Oder) und Potsdam vereint, war sie stärker als in Thüringen. Die höchste IM-Dichte wies der ehemalige Bezirk Cottbus auf.
Das MfS operierte formal nach territorialen Gesichtspunkten und Sicherungsbereichen, setzte jedoch operative Schwerpunkte in der geheimpolizeilichen Arbeit. Bezogen auf das Gesamtministerium lagen diese – sowohl auf Kreis-, als auch auf Bezirks- und Hauptabteilungsebene – bei der Volkswirtschaft, der Spionageabwehr und auf der "politischen Untergrundtätigkeit", der "Bearbeitung " von oppositionellen Milieus und den Kirchen.
Die Motive zur Kooperation mit dem MfS waren überwiegend ideeller, seltener materieller Natur, noch seltener war Erpressung der Grund. Die Kooperation währte durchschnittlich sechs bis zehn Jahre oder länger. Augenfällig ist, dass darunter nicht wenige soziale Aufsteiger waren. Der Anteil von weiblichen IM lag in der DDR bei 17 Prozent, in der Bundesrepublik bei 28 Prozent. Über die Hälfte der IM war Mitglied der SED. Von den 2,3 Mio. Mitgliedern der Partei ausgehend, waren 4 bis 5 Prozent zuletzt inoffiziell aktiv, d. h. jedes zwanzigste SED-Mitglied.
Das MfS differenzierte IM nach Kategorien: Gesellschaftliche Mitarbeiter für Sicherheit, IM zur Sicherung und Durchdringung des Verantwortungsbereichs, IM im besonderen Einsatz, Führungs-IM und IM zur Sicherung der Konspiration und des Verbindungswesens. Die wichtigste Kategorie waren IM mit "Feindverbindungen" bzw. solche, die Personen zu "bearbeiten" hatten, die "im Verdacht der Feindtätigkeit" standen. Im Laufe der 80er Jahre nahm der Anteil von IM in der Kategorie IMB bis Dezember 1988 auf rund 3.900 zu.
Der Anteil von Bundesbürgern oder Ausländern unter den IM des MfS betrug nicht einmal 2 Prozent. 1989 waren mindestens 3.000 Bundesbürger inoffiziell im Dienste des MfS, zusätzlich mehrere Hundert Ausländer. In der Zeit von 1949 bis 1989 waren insgesamt mindestens 12.000 Bundesbürger und Westberliner IM.
Die operativen Ziele des MfS waren über die gesamte Bundesrepublik Deutschland verteilt. Darüber hinaus gab es Schwerpunkte in Europa, im Nahen Osten und Asien, nachgeordnet auch in Afrika und Lateinamerika. Nachrichtendienstliche Schwerpunkte waren vor allem die Wissenschafts- und Technikspionage, erst danach die politische und mit etwas Abstand die Militärspionage. Die Bundesrepublik Deutschland wurde folglich vor allem als Ressource zur Systemstabilisierung genutzt.
Die politische Spionage diente vornehmlich dazu, die politische Gefährdungslage des herrschenden Systems in der DDR bestimmen zu können. Dieses Profil deutet an, dass die Spionage der Bewahrung des Status quo dienen sollte. Von einer Unterwanderung der Bundesrepublik war die Geheimpolizei zahlenmäßig weit entfernt. Vielmehr waren ihre inoffiziellen Mitarbeiter damit beschäftigt, das DDR-System zu stabilisieren.
Anschauungsskizzen zu Aufbau und Funktionsweise der Splittermine SM-70 Dokument, 5 Seiten
Information zum Diebstahl von 2 Schützenminen vom Typ SM 70 im SiA 12, Grenzkompanie Leisterförde, Kreis Hagenow, GR-6 Schönberg sowie eingeleiteter und vorgesehener politisch-operativer Maßnahmen Dokument, 5 Seiten
Bildbericht zur Situation im Sicherungsabschnitt 12 des GR 6 am 1.4.76, wo durch Streifenposten das Fehlen einer Schützenmine vom Typ SM-70 festgestellt wurde Dokument, 12 Seiten
Lageplan VEB Chemiewerk Kapen Dokument, 1 Seite