Signatur: BStU, MfS, AS, Nr. 754/70, Bd. 19, Bl. 44-45
Leo Lis wurde beim Versuch, die Mauer in der Nähe des Berliner Nordbahnhofes zu überwinden, von Grenzsoldaten erschossen. Die kleine Habe, die Leo Lis bei sich trug, listete die Stasi akribisch auf.
Leo Lis wohnte mit seiner kinderreichen Familie in der DDR. Er war Spätaussiedler aus dem polnischen Teil Schlesiens. Ein Teil seiner weitverzweigten Familie befand sich schon im Westen Deutschlands. Leo Lis hatte Sehnsucht nach dem Rest seiner Familie, doch er erhielt keine Genehmigung, mit seinen sechs Kindern und seiner Ehefrau die DDR zu verlassen. Er beschloss deshalb, es zunächst alleine zu versuchen. Bei der Flucht wurde er erschossen.
Am 19. September 1969 brach Leo Lis auf, stellte sein Fahrrad am Bahnhof in Kamenz ab und löste einen Fahrschein nach Ost-Berlin. Der wenig Sportbegeisterte erstand für den Folgetag ein Ticket für ein Fußballspiel in einem Stadion in der Nähe der Mauer. Er plante den Aufbruch in ein neues Leben. Einen Tag später war Leo Lis tot.
Am Nordbahnhof in Berlin versuchte er, die Grenze nach West-Berlin zu überwinden. 78 Kugeln wurden auf ihn abgefeuert. Er starb an einem Brustdurchschuss noch im Sperrgebiet. Er war zum damaligen Zeitpunkt 43 Jahre alt und hinterließ seine Frau und sechs Kinder.
Die kleine Habe, die Leo Lis bei sich trug, listete die Stasi akribisch auf.
Berlin, den 22.09.1969
Vermerk
Bei dem Grenzverletzer
Lis, Leo
geb. am 10.05.1934 in Bytom-Karb
wurden nachstehend aufgeführte Gegenstände und Unterlagen vorgefunden:
1. 1 PA, ausgestellt auf den Namen Lis, Leo mit der Nr. XII 1696739, ausgestellt am 27.08.1969 vom VPKA Kamenz
2. 40,13 Mark Bargeld
3. 1 Fahrkarte der Deutschen Reichsbahn mit der Nummer 7911 vom 19.09.1969, entwertet am 19.09.1969 für die Strecke Kamenz - Berlin/Stadtbahn
4. 1 Schnellzugzuschlagkarte der Zone I der Reichsbahn mit der Nummer 7912, ausgestellt am 19.09.1969 vom Bahnhof Kamenz, entwertet am 19.09.1969
5. 1 Aufkauf-bescheinigung des Konsum-Handelsbetriebes Kamenz mit der Nummer 43432 über den Aufkauf diverser Mengen Obst, ausgestellt auf den Namen Lis-Leo, über 82.30 Mark
6. 1 Beleg der GHG mit der Nummer 136716 über 5500....., mit dem Namen Lis unterzeichnet
7. 1 Beleg der GHG mit der Nummer 221136 über 55,-- Mark, mit dem Namen Lis unterzeichnet
8. 1 Beleg der GHG mit der Nr. 136716 über 1700.... , mit Namen Lis unterzeichnet
9. 1 Kunststoffstück mit der Aufschrift - Genkose - Infusionslösung 50 des VEB Berlin-Chemie
10. 1 Schlüssel mit der Nummer 9797
11. 1 entwertete Eintrittskarte des DTSB mit der Nr. 07750
12. 1 Programm über das Oberligapunktspiel FCV Berlin gegen Rot-Weiß Erfurt im Berliner Walter-Ulbricht-Stadion am 29.09. 6
13. 1 Armbanduhr, Marke UMF-Ruhla-Automatic mit schwarzem Armband
Straftaten gegen die staatliche Ordnung
Straftaten gegen die staatliche Ordnung waren Straftatbestände des 8. Kapitels des StGB/1968. Insbesondere der 2. Abschnitt ("Straftaten gegen die staatliche und öffentliche Ordnung") enthält politische Strafnormen, die für die strafrechtliche Untersuchungstätigkeit der Staatssicherheit (Untersuchungsorgan) von großer Bedeutung waren.
Das gilt vor allem für § 213 ("Ungesetzlicher Grenzübertritt"), der in der Honecker-Ära Grundlage von rund der Hälfte aller MfS-Ermittlungsverfahren war. Auch § 214 ("Beeinträchtigung staatlicher und gesellschaftlicher Tätigkeit") spielte, vor allem im Zusammenhang mit der Bekämpfung von Ausreiseantragstellern, in den 80er Jahren eine immer wichtigere Rolle.
Ähnliches gilt für § 219 ("Ungesetzliche Verbindungsaufnahme") und § 220 ("Öffentliche Herabwürdigung der staatlichen Ordnung"), die die ähnlichen, aber schwerer wiegenden Strafnormen aus dem 2. Kapitel des StGB/1968 § 100 ("Staatsfeindliche Verbindungen", ab 1979 "Landesverräterische Agententätigkeit") und § 106 ("Staatsfeindliche Hetze") weitgehend verdrängten (Staatsverbrechen).
Die Allgemeine Sachablage (AS) ist Bestand 2 der Abteilung XII. Der Bestand enthält v. a. sachbezogene Unterlagen. Größte Registraturbildner waren die HA I, die HA IX und das BdL. Des Weiteren liegen hier auch Vorgangshefte und Objektvorgänge sowie Akten der MfS-Vorgänger. Inhalte sind u. a. Ermittlungen zu Havarien und Unfällen, Untersuchungen von Widerstand und Flucht, Berichterstattung an die SED, Eingabenbearbeitung, Kontakte mit Ostblock-Diensten und Sicherung von Großveranstaltungen. Der Bestand ist zugänglich über ein BStU-Findbuch und die F 16. Der Umfang beträgt 490 lfm.
Signatur: BStU, MfS, AS, Nr. 754/70, Bd. 19, Bl. 44-45
Leo Lis wurde beim Versuch, die Mauer in der Nähe des Berliner Nordbahnhofes zu überwinden, von Grenzsoldaten erschossen. Die kleine Habe, die Leo Lis bei sich trug, listete die Stasi akribisch auf.
Leo Lis wohnte mit seiner kinderreichen Familie in der DDR. Er war Spätaussiedler aus dem polnischen Teil Schlesiens. Ein Teil seiner weitverzweigten Familie befand sich schon im Westen Deutschlands. Leo Lis hatte Sehnsucht nach dem Rest seiner Familie, doch er erhielt keine Genehmigung, mit seinen sechs Kindern und seiner Ehefrau die DDR zu verlassen. Er beschloss deshalb, es zunächst alleine zu versuchen. Bei der Flucht wurde er erschossen.
Am 19. September 1969 brach Leo Lis auf, stellte sein Fahrrad am Bahnhof in Kamenz ab und löste einen Fahrschein nach Ost-Berlin. Der wenig Sportbegeisterte erstand für den Folgetag ein Ticket für ein Fußballspiel in einem Stadion in der Nähe der Mauer. Er plante den Aufbruch in ein neues Leben. Einen Tag später war Leo Lis tot.
Am Nordbahnhof in Berlin versuchte er, die Grenze nach West-Berlin zu überwinden. 78 Kugeln wurden auf ihn abgefeuert. Er starb an einem Brustdurchschuss noch im Sperrgebiet. Er war zum damaligen Zeitpunkt 43 Jahre alt und hinterließ seine Frau und sechs Kinder.
Die kleine Habe, die Leo Lis bei sich trug, listete die Stasi akribisch auf.
14. 1 schwarze Geldbörse
15. 1 Taschentuch
16. 1 Sicherheitsnadel
17. 1 Schachtel Streichhölz - angebraucht
18. 1 Schachtel Zigaretten - Marke "Kom" mit 13 Zigaretten
19. 1 Schachtel Zigarette - Marke "Real" mit 20 Zigaretten
20. 2 angerauchte Zigaretten
21. 1.200 ml Flasche mit der Aufschrift "Halb und Halb" - VEB Bärensiegel Berlin 40 Vol. %, Mitropa
22. 2 zerrissene Zirgarettenschachteln der Marke "Juwel"
23. 1 Stück Papier mit der Aufschrift "Hansa" 200 Keks "
24. mehrere Stücke Silberpapier mit Keksresten
[Unterschrift: Meißner]
Oberleutnant
Straftaten gegen die staatliche Ordnung
Straftaten gegen die staatliche Ordnung waren Straftatbestände des 8. Kapitels des StGB/1968. Insbesondere der 2. Abschnitt ("Straftaten gegen die staatliche und öffentliche Ordnung") enthält politische Strafnormen, die für die strafrechtliche Untersuchungstätigkeit der Staatssicherheit (Untersuchungsorgan) von großer Bedeutung waren.
Das gilt vor allem für § 213 ("Ungesetzlicher Grenzübertritt"), der in der Honecker-Ära Grundlage von rund der Hälfte aller MfS-Ermittlungsverfahren war. Auch § 214 ("Beeinträchtigung staatlicher und gesellschaftlicher Tätigkeit") spielte, vor allem im Zusammenhang mit der Bekämpfung von Ausreiseantragstellern, in den 80er Jahren eine immer wichtigere Rolle.
Ähnliches gilt für § 219 ("Ungesetzliche Verbindungsaufnahme") und § 220 ("Öffentliche Herabwürdigung der staatlichen Ordnung"), die die ähnlichen, aber schwerer wiegenden Strafnormen aus dem 2. Kapitel des StGB/1968 § 100 ("Staatsfeindliche Verbindungen", ab 1979 "Landesverräterische Agententätigkeit") und § 106 ("Staatsfeindliche Hetze") weitgehend verdrängten (Staatsverbrechen).
Die Allgemeine Sachablage (AS) ist Bestand 2 der Abteilung XII. Der Bestand enthält v. a. sachbezogene Unterlagen. Größte Registraturbildner waren die HA I, die HA IX und das BdL. Des Weiteren liegen hier auch Vorgangshefte und Objektvorgänge sowie Akten der MfS-Vorgänger. Inhalte sind u. a. Ermittlungen zu Havarien und Unfällen, Untersuchungen von Widerstand und Flucht, Berichterstattung an die SED, Eingabenbearbeitung, Kontakte mit Ostblock-Diensten und Sicherung von Großveranstaltungen. Der Bestand ist zugänglich über ein BStU-Findbuch und die F 16. Der Umfang beträgt 490 lfm.
Maßnahmeplan zum Umgang mit dem Prager Frühling Dokument, 20 Seiten
Bericht zur konspirativen Durchsuchung eines Dienstzimmers im Ost-Berliner Tierpark Dokument, 2 Seiten
Ehemalige Büroräume Erich Mielkes nach der Auflösung des MfS 24 Fotografien
Einweisung von GM "Otto Bohl" in die Benutzung einer "Materialschleuse" am S-Bahnhof Friedrichstraße Dokument, 1 Seite