Aufruf zu Protesten gegen das Reinstsiliziumwerk Gittersee
Signatur: BStU, MfS, BV Dresden, Abt. XX, Nr. 10375, Bl. 1
Die Deutsche Demokratische Republik hatte in ihrer Verfassung von 1968 den Umweltschutz fest verankert. Mit der Gründung des Ministeriums für Umweltschutz und Wasserwirtschaft im Juni 1972 schuf sie eine Institution, welche die Maßnahmen des Umweltschutzes in die Tat umsetzen sollte. In der Realität fand im Gebiet der DDR eine massive Umweltverschmutzung durch staatliche Betriebe statt. Mit Flugblättern klärten Umweltschützer die Anwohner in Dresden-Gittersee über die Gefahren eines geplanten Siliziumwerkes auf.
Die Aufgabe die Natur und Umwelt zu schützen, lag nach der Verfassung der DDR in der Hand staatlicher Institutionen. Umweltschäden können dementsprechend nicht isoliert von der staatlichen Führung betrachtet werden. Wenn Probleme und Versäumnisse im Schutz der Umwelt überhaupt thematisiert wurden, dann wurden diese meist auf die geerbten Strukturen des zuvor herrschenden kapitalistischen Systems zurückgeführt.
Von offiziellen Stellen wurden Umweltschäden geleugnet, auch wenn es offenkundige Umweltschäden und -belastungen gab. Sowohl das Ministerium für Staatssicherheit (MfS), als auch das vom MfS regelmäßig ins Bild gesetzte Zentralkomitee der SED bzw. die regionalen Parteileitungen waren sich der entstandenen und entstehenden Schäden bewusst. Das MfS sorgte auch dafür, dass die durch staatseigene Unternehmen entstandene Verschmutzung der Umwelt nicht an die Öffentlichkeit geriet. Gleichzeitig überwachte die Stasi Umweltschutzgruppen wie Greenpeace, aber auch Umwelt- und Friedensgruppen, die unter dem Dach der Kirche agierten.
Seit Anfang 1989 regten sich Proteste in Dresden-Gittersee gegen die geplante Errichtung eines Reinstsiliziumwerkes. Durch Flugblätter wollten Umweltschützer die Anwohner über die Gefahren des geplanten Siliziumwerkes aufklären und zum Protest aufrufen.
Metadaten
- Datum:
- 1989 - 1989
- Überlieferungsform:
- Dokument