Signatur: BArch, MfS, AOP, Nr. 17683/62, Bd. 1, Bl. 24-33
Im April 1959 erstellte die MfS-Kreisdienststelle Lichtenberg einen Bericht über Vergiftungen im Tierpark Berlin-Friedrichsfelde. Darin listet sie die verendeten Tiere sowie mögliche Täter und Tatmotive auf.
Am 2. Juli 1955 wurde der Tierpark auf dem Gelände des enteigneten Schlossparks Friedrichsfelde in Ost-Berlin eröffnet. Seine Entstehung war eng mit den politischen Entwicklungen der Nachkriegsjahre verknüpft: Der 1844 eröffnete und weltweit renommierte Berliner Zoologische Garten gehörte nach der Teilung zum Westteil der Stadt. Im Kontext des Kalten Krieges und der Systemkonkurrenz wollte die SED-Führung verhindern, dass die DDR auf diesem Gebiet ins Hintertreffen geriet. Mit dem Aufbau eines eigenen Tierparks erhoffte sie sich internationale Anerkennung der noch jungen DDR.
Als Schau- und Handelsobjekten kam den Tieren ein hoher Wert zu. Tierpark und Zoo versuchten sich auf diesem Gebiet gegenseitig zu übertrumpfen. Jeder wollte seinen Besucherinnen und Besuchern die exotischsten Exemplare präsentieren. Ein Großteil der Tiere für Ost-Berlin kam aus sozialistischen "Bruderstaaten" wie der Sowjetunion, China oder Vietnam.
Als politisch und volkswirtschaftlich bedeutendes Objekt war der Tierpark von Beginn an staatlicher Überwachung ausgesetzt. Das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) ließ sich unter anderem über internationale Konferenzen im Tierpark und den Zustand der Tierhäuser im Winter berichten. In einzelnen Fällen ging es aber auch gezielt gegen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor.
Ab April 1958 verendeten im Tierpark Friedrichsfelde vermehrt Tiere mit Vergiftungserscheinungen. Betroffen waren sowohl Tiere in den Gehegen als auch im Quarantänelager. Als die Todesfälle Anfang 1959 zunahmen, schaltete sich das MfS ein. Wegen des Verdachts der vorsätzlichen Tötung legte die Stasi am 26. Februar 1959 einen Überprüfungsvorgang an. Darin ermittelte sie gegen mehrere Tierpfleger. Gerade in der Anfangszeit des Tierparks bedeutete der Verlust von zum Teil sehr wertvollen Tieren einen hohen Schaden. Außerdem drohte das Ansehen des Tierparks unter den Vorfällen zu leiden.
Die Ermittlungen fielen in den Zuständigkeitsbereich der MfS-Kreisdienststelle (KD) Lichtenberg, die sich direkt neben dem Tierpark befand. Durch Beobachtungen, Postüberwachung und den Einsatz geheimer Informatoren (GI) versuchte sie gemeinsam mit der Volkspolizei (VP), den Verantwortlichen für die Tiervergiftungen zu überführen.
In einem ersten zusammenfassenden Bericht von April 1959 bezeichnete die KD die Vorfälle als "Schädlingstätigkeit". Diese sei gegen einen der "größten kulturellen Erfolge[n]" der DDR und "eines der größten NAW-Projekte Berlins" gerichtet. "Schädlingstätigkeit und Sabotage" zählten gemäß § 23 Strafergänzungsgesetz vom 11. Dezember 1957 zu den Staatsverbrechen und wurden besonders schwer bestraft.
Der Bericht enthält eine Auflistung der vergifteten Tiere in den Gehegen und in der Quarantänestation. Letztere stammten aus dem Bestand eines österreichischen Tierhändlers und hatten auf ihrem Weg Richtung Westen einen Zwischenstopp im Tierpark eingelegt. Den größten Teil des Dokuments nimmt eine Aufzählung möglicher Täter und Tatmotive ein. Das MfS hat zu diesem Zeitpunkt bereits einen Hauptverdächtigen ins Visier genommen: den 24-jährige Günther Rabe (Name geändert), der seit 1. September 1955 als Tier-, später als Oberpfleger im Tierpark arbeitete.
Am Ende des Berichts betonen die beiden Verfasser von der KD Lichtenberg, dass alle Treffen der VP mit GI vorher mit der Staatssicherheit abzusprechen seien. Diese besitze außerdem ein Einspruchsrecht. Daran wird deutlich, dass das MfS bei den Ermittlungen das Sagen hatte.
4. [pseudonymisiert: Kuhn], Diplom - Biologe
Assistent im Tierpark
[pseudonymisiert: Kuhn] ist wissenschaftlicher Assistent das Tierpark und ist für Wirbel- und Säugetiere spezialisiert. Auch er arbeitet zur Zeit an seinem Doktorexamen.
[pseudonymisiert: Kuhn] ist als der fortschrittlichste Mensch innerhalb der Tierparkleitung anzusehen. Sein Vater ist Mitglied der SED. Er selbst ist Mitglied der FDJ und der DSF. Er war einige Zeit im Ministerium für Kultur, Abt. Massenpolitische Arbeit tätig, wo er ebenfalls eine gute Beurteilung erhalten hat.
Im Park ist er unter den Arbeitern auf Grund seines aufgeschlossenen und [unterstrichen: einfachen Wesens beliebt. Er wird als sehr tierliebend] charakterisiert. [unterstrichen: [pseudonymisiert: K.] ist für eine Werbung als GI vorgesehen.]
Auf Grund der mangelnden charakterlichen und politischen Haltlosigkeit wird er ebenfalls aus den Kreis der Verdächtigten ausgeklammert.
5. [pseudonymisiert: Bruno Schiffer]
geb. am [anonymisiert]1932
wohnhaft: Bln.- Friedrichsfelde, [anonymisiert]
[pseudonymisiert: S.] ist der letzte der drei wissenschaftlichen Assistenten des Tierparkes.
Er wird als unbeliebt geschildert, da er einmal ein sogenannter "Postenträger" für den Prof. Dathe ist. Er besitzt ähnliche Eigenschaften wie der Prof. Dathe, in dem er gern den Vorgesetzten hervor kehrt und mit den Arbeitern nur im überstrengen Tone verkehrt.
Da er außer diesen Angaben und der Tatsache, daß er überall hin Zutritt hat, keinerlei Hinweise auf eine Täterschaft vorliegen, wird er vorerst noch aus den Kreis der aktiv zu bearbeitenden Personen herausgenommen, [unterstrichen: ohne jedoch von einen Verdacht vollkommen frei gesprochen zu werden. Es ist vorgesehen, auch ihn durch einen noch zu werbenden Assistenten unter Kontrolle zu nehmen.]
6. [pseudonymisiert: Hermann Fröhlich]
geb. am [anonymisiert]1920
wohnhaft: Bln.- Friedrichsfelde, [anonymisiert]
[anonymisiert] des Parkes
[pseudonymisiert: Fröhlich] wird als gutmütiger Mensch geschildert, der nicht einmal seine anfängliche Funktion als Oberwärter ausfüllen konnte, weil er zu gutmütig ist. Ihm wird eine sehr große Tierliebe nachgesagt, er arbeitet auch, ohne studiert zu haben, wissenschaftlich und hat schon verschiedene Veröffentlichungen gebracht.
Gegen [pseudonymisiert: Fröhlich] spricht, daß er einmal überall hin Zutritt hat.
Er wird jedoch ebenfalls mit aus dem Kreis der Verdächtigten herausgenommen um bei dem Auftauchen von neuen Momenten die aktive [unterstrichen: Bearbeitung wieder aufnehmen zu können.
Der [pseudonymisiert: Fröhlich] wird zur Zeit von den GI "Tierling" und "Paula" mit überwacht.]
7. [pseudonymisiert: Rudolph Niendorf]
geb.am [anonymisiert]1920
wohnhaft: Bln. 0 112, [anonymisiert]
[anonymisiert] des Tierparkes
[pseudonymisiert: Niendorf] wird von Prof. Dr. Dathe als einer der fähigsten [anonymisiert] auf zoologischen Gebiet bezeichnet, der sich im Tierpark schon einen guten Namen gemacht hat und international auch angesehen ist. In der Erforschung der Therapie bei Zootieren hat er sich schon verdient gemacht. So auch in der Rettung verschiedener Tiere, die unter Vergif-
Von 1950 bis 1968 geltende Bezeichnung für die gewöhnlichen inoffiziellen Mitarbeiter, in den ersten Jahren auch nur Informatoren genannt. 1968 wurden die GI überwiegend zu IMS. GI dienten vor allem der allgemeinen Informationsbeschaffung. Sie wurden dabei auch zunehmend zur Sicherung von Institutionen, zur Feststellung der Bevölkerungsstimmung, zur Überprüfung verdächtiger Personen, zur Verhinderung von Republikfluchten oder auch bei Ermittlungen und Fahndungen eingesetzt.
Die Kreisdienststellen waren neben den Objektdienststellen die territorial zuständigen Diensteinheiten. Sie waren entsprechend den regionalen Gegebenheiten unterschiedlich strukturiert und personell ausgestattet. Einige verfügten über ein Referat zur komplexen Spionageabwehr oder zur Sicherung der Volkswirtschaft und andere nur über spezialisierte Mitarbeiter in diesen Bereichen. Ihre Aufgaben waren die Kontrolle der Wirtschaft, des Verkehrswesens, des Staatsapparates, des Gesundheitswesens, der kulturellen Einrichtungen, der Volksbildung, ggf. von Einrichtungen des Hoch- und Fachschulwesens, wissenschaftlich-technischer Einrichtungen sowie die Überwachung besonders interessierender Personenkreise.
Die Kreisdienststellen waren maßgeblich an den Genehmigungsverfahren für dienstliche bzw. private Auslandsreisen beteiligt, führten Sicherheitsüberprüfungen durch und erstellten Stimmungs- und Lageberichte. Zur Realisierung der Aufgaben bedurfte es einer engen Zusammenarbeit mit den Partnern des POZW, insbesondere mit der Volkspolizei, den Räten und anderen Einrichtungen der Kreise. Die Kreisdienststellen unterhielten ständige Verbindungen zu den SED Kreisleitungen. Zwei Drittel der hauptamtlichen Mitarbeiter der Kreisdienststellen waren operativ tätig. Die Kreisdienststellen führten 50 Prozent der IM und bearbeiteten etwa 60 Prozent der OV zu einzelnen Personen oder Gruppen.
Die Kreisdienststellen gliederten sich in 2 bis 16 Fachreferate sowie das Referat Auswertung und Information (ZAIG) und die Wache/Militärische Sicherungsgruppe. In jeder Kreisdienststelle gab es einen Offizier, der teilweise oder ganz (IM-führender Mitarbeiter/XV) für die Belange der HV A vor Ort zuständig war.
Staatsverbrechen waren im StEG/1957 (§§ 13-27) und in Kapitel 2 des StGB/1968 (§§ 96-111) beschriebene politische Straftaten, die in die Zuständigkeit des MfS als strafrechtliches Untersuchungsorgan (HA IX) fielen, weil eine staatsfeindliche Absicht und/oder eine staatsgefährdende Wirkung unterstellt wurden.
Zu den Staatsverbrechen zählten diktaturspezifisch kodifizierte "klassische" politische Straftaten wie Hochverrat und Spionagedelikte sowie als Meinungs- und Organisationsdelikte definierte Handlungen (Staatsfeindliche Hetze, Staatsfeindliche Gruppenbildung), die in demokratischen Staaten als Ausübung von Grundrechten gelten würden, außerdem unterschiedliche Handlungen oder Unterlassungen, bei denen den Tätern eine staatsfeindlich motivierte Schädigungsabsicht unterstellt wurde (Diversion, Sabotage).
Die als Staatsverbrechen bezeichneten Straftatbestände stehen überwiegend in sowjetischer Rechtstradition und gehen letztlich auf Artikel 58 des StGB der RSFSR ("Konterrevolutionäre Verbrechen") zurück. Bis Februar 1958 wurden sie von DDR-Gerichten in Ermangelung konkreter strafrechtlicher Regelungen pauschal mit Hilfe von Artikel VI der Verfassung von 1949 ("Boykott- und Kriegshetze") geahndet.
Staatsverbrechen galten als schwere Straftaten; bei einigen Tatbeständen (Hochverrat, Spionage, Terror, Diversion, Sabotage) umfasste der Strafrahmen bis 1987 auch die Todesstrafe.
Bei der Werbung handelte es sich um die Herbeiführung einer Entscheidung von Personen (IM-Kandidat) zur inoffiziellen Zusammenarbeit mit dem MfS (bis 1968 auch gebräuchlicher bezeichnet als Anwerbung).
Im Operationsgebiet gab es selten auch die Werbung unter falscher Flagge, bei der ein Mitarbeiter des MfS als Angehöriger einer anderen Einrichtung getarnt in Erscheinung trat. Die Durchführung der Werbung war sorgfältig vorzubereiten und hatte in einen Werbungsvorschlag zu münden, der von übergeordneten Leitern bestätigt werden musste. Der Vorschlag sollte eine Analyse der Kandidatenpersönlichkeit, das Werbungsziel, die "Werbungsgrundlage" und das methodische Vorgehen, Zeit, Ort und Inhalt des geplanten "Werbegesprächs", Verhaltensvarianten, Art und Weise der Verpflichtung sowie alle Absicherungsmaßnahmen enthalten. Die getroffenen Festlegungen waren in einem Bericht zu dokumentieren.
Häufig gingen dem eigentlichen Werbungsgespräch Kontaktgespräche voraus, bei denen der Kandidat allmählich an die Werbung herangeführt werden sollte. Bei der Werbung sollten auch Interessen des Kandidaten eine Rolle spielen, da das MfS davon ausging, dass dieser für sich "Aufwand, Nutzen und Risiko" gegeneinander abwägen würde.
Das MfS unterschied drei kategorial unterschiedliche "Werbungsgrundlagen":
Letztere spielten häufig bei Werbung unter Druck, zum Beispiel unter Heranziehung kompromitierender Informationen (Kompromat) eine Rolle.
Bei der Werbung war dem Kandidaten möglichst das Gefühl zu geben, seine Entscheidung würde frei und wohlüberlegt fallen. Ihre Ernsthaftigkeit sollte durch die Preisgabe interner beruflicher oder privater Kenntnisse unterstrichen werden. Ziel der Werbung war im Regelfall eine förmliche Verpflichtung. Teil der Werbung war ein erster operativer Auftrag. Die vorab getroffenen Festlegungen waren im Werbungsvorschlag, die durchgeführte Werbung im Werbungsbericht zu dokumentieren.
Der Überprüfungsvorgang war eine Vorgangsart von 1953 bis 1960; bei Verdacht einer "feindlichen Tätigkeit" gegen eine oder mehrere Personen gerichtet. Bei Verdachtsbestätigung sollte entweder eine Verhaftung oder die Überführung in einen Operativen Vorgang (Einzelvorgang, Gruppenvorgang) erfolgen. Überprüfungsvorgänge waren zentral in der Abt. XII zu registrieren; betroffene Personen und ihre Verbindungen waren in der zentralen Personenkartei (F 16), involvierte Organisationen in der zentralen Objektkartei (F 17) zu erfassen. 1960 wurde der Überprüfungsvorgang in die Vorgangsart Vorlauf Operativ überführt.
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Signatur: BArch, MfS, AOP, Nr. 17683/62, Bd. 1, Bl. 24-33
Im April 1959 erstellte die MfS-Kreisdienststelle Lichtenberg einen Bericht über Vergiftungen im Tierpark Berlin-Friedrichsfelde. Darin listet sie die verendeten Tiere sowie mögliche Täter und Tatmotive auf.
Am 2. Juli 1955 wurde der Tierpark auf dem Gelände des enteigneten Schlossparks Friedrichsfelde in Ost-Berlin eröffnet. Seine Entstehung war eng mit den politischen Entwicklungen der Nachkriegsjahre verknüpft: Der 1844 eröffnete und weltweit renommierte Berliner Zoologische Garten gehörte nach der Teilung zum Westteil der Stadt. Im Kontext des Kalten Krieges und der Systemkonkurrenz wollte die SED-Führung verhindern, dass die DDR auf diesem Gebiet ins Hintertreffen geriet. Mit dem Aufbau eines eigenen Tierparks erhoffte sie sich internationale Anerkennung der noch jungen DDR.
Als Schau- und Handelsobjekten kam den Tieren ein hoher Wert zu. Tierpark und Zoo versuchten sich auf diesem Gebiet gegenseitig zu übertrumpfen. Jeder wollte seinen Besucherinnen und Besuchern die exotischsten Exemplare präsentieren. Ein Großteil der Tiere für Ost-Berlin kam aus sozialistischen "Bruderstaaten" wie der Sowjetunion, China oder Vietnam.
Als politisch und volkswirtschaftlich bedeutendes Objekt war der Tierpark von Beginn an staatlicher Überwachung ausgesetzt. Das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) ließ sich unter anderem über internationale Konferenzen im Tierpark und den Zustand der Tierhäuser im Winter berichten. In einzelnen Fällen ging es aber auch gezielt gegen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor.
Ab April 1958 verendeten im Tierpark Friedrichsfelde vermehrt Tiere mit Vergiftungserscheinungen. Betroffen waren sowohl Tiere in den Gehegen als auch im Quarantänelager. Als die Todesfälle Anfang 1959 zunahmen, schaltete sich das MfS ein. Wegen des Verdachts der vorsätzlichen Tötung legte die Stasi am 26. Februar 1959 einen Überprüfungsvorgang an. Darin ermittelte sie gegen mehrere Tierpfleger. Gerade in der Anfangszeit des Tierparks bedeutete der Verlust von zum Teil sehr wertvollen Tieren einen hohen Schaden. Außerdem drohte das Ansehen des Tierparks unter den Vorfällen zu leiden.
Die Ermittlungen fielen in den Zuständigkeitsbereich der MfS-Kreisdienststelle (KD) Lichtenberg, die sich direkt neben dem Tierpark befand. Durch Beobachtungen, Postüberwachung und den Einsatz geheimer Informatoren (GI) versuchte sie gemeinsam mit der Volkspolizei (VP), den Verantwortlichen für die Tiervergiftungen zu überführen.
In einem ersten zusammenfassenden Bericht von April 1959 bezeichnete die KD die Vorfälle als "Schädlingstätigkeit". Diese sei gegen einen der "größten kulturellen Erfolge[n]" der DDR und "eines der größten NAW-Projekte Berlins" gerichtet. "Schädlingstätigkeit und Sabotage" zählten gemäß § 23 Strafergänzungsgesetz vom 11. Dezember 1957 zu den Staatsverbrechen und wurden besonders schwer bestraft.
Der Bericht enthält eine Auflistung der vergifteten Tiere in den Gehegen und in der Quarantänestation. Letztere stammten aus dem Bestand eines österreichischen Tierhändlers und hatten auf ihrem Weg Richtung Westen einen Zwischenstopp im Tierpark eingelegt. Den größten Teil des Dokuments nimmt eine Aufzählung möglicher Täter und Tatmotive ein. Das MfS hat zu diesem Zeitpunkt bereits einen Hauptverdächtigen ins Visier genommen: den 24-jährige Günther Rabe (Name geändert), der seit 1. September 1955 als Tier-, später als Oberpfleger im Tierpark arbeitete.
Am Ende des Berichts betonen die beiden Verfasser von der KD Lichtenberg, dass alle Treffen der VP mit GI vorher mit der Staatssicherheit abzusprechen seien. Diese besitze außerdem ein Einspruchsrecht. Daran wird deutlich, dass das MfS bei den Ermittlungen das Sagen hatte.
tungserscheinungen erkrankt sind.
Als belastend ist bekannt, daß er einmal zu allen vergifteten Tieren Zutritt hatte, daß er über die nötigen Sachkenntnisse verfügt, um Vergiftungen vornehmen zu können und zum dritten, daß er sehr gern dem Alkohol zuspricht. Selbst Prof. Dathe sagt von ihm, daß er "säuft".
Er wird jedoch trotzdem vorläufig noch aus den Kreis der aktiv zu bearbeitenden Personen heraus genommen, so daß eine aktive Bearbeitung bei Nichtbestätigung des dringenden Verdachtes gegen die zur Zeit aktiv bearbeiteten Person sofort wieder aufgenommen werden kann.
8. [pseudonymisiert: Werner Dahlmann]
geb. [anonymisiert]1909
wohnhaft: Bln.- Friedrichsfelde, [anonymisiert]
Reviertierpfleger im Raubtierrevier
[pseudonymisiert: Dahlmann] wurde vom Prof. Dathe als eine Person geschildert, die er für diese Tat für fähig hält. [pseudonymisiert: Dahlmann] ist als ein Trinker bekannt, der bei seinen Gelagen vermutlich über seine Verhältnisse lebt, zumal seine Frau ebenfalls gern mittrinkt. Er ist in Punkto Alkohol direkt schon haltlos geworden.
Dem entgegen steht jedoch, daß er einmal nicht in die Quarantäne kann, um Vergiftungen vorzunehmen, noch kann er in die Eisbäranlage. Lediglich die Asiatische Wildkatze war unter seiner Pflege. Konkrete Angaben über seine Verdächtigung konnte der Prof. Dathe auch nicht weiter geben.
[unterstrichen: [pseudonymisiert: Dahlmann] wird deshalb zur Zeit auch nicht aktiv operativ bearbeitet. Es wurde lediglich in seiner Umgebung der GI "Karl-Heinz Lehmann" geworben, der den [pseudonymisiert: Dahlmann] unter Kontrolle nimmt.]
9. [unterstrichen: Das Personal der Futterküche]
Das Personal der Futterküche wurde bisher ebenfalls mit zum Kreis der Verdächtigten zugezählt, [unterstrichen: doch wurde dieser Verdacht wieder fallengelassen, da sie an dem Verenden der Eisbäre völlig unbeteiligt sind.]
Sie wurden vor allem deshalb verdächtigt, da angenommen werden mußte, daß das Gift mit der Nahrung verabfolgt wird. Die Möglich[handschriftliche Ergänzug: keit] bestand also, daß der Täter in der Futterküche sitzt und gewisse Futterstücke mit Gift präpariert, die dann den Tieren verabreicht werden. [unterstrichen: Die Untersuchung ergab jedoch, daß die Angestellten der Futterküche nicht informiert sind, wo die einzelnen Futterkisten hingehen und welche Tiere dort stehen, so daß eine zielstrebige Arbeit von dort aus nicht erfolgen kann, wie es aber im vorliegenden Fall vorhanden ist.]
Weiterhin konnte festgestellt werden, daß die Eisbäre drei Tage lang keine Nahrung bekommen haben, die aus der Futterküche kam und trotzdem traten bei vier Tieren Vergiftungserscheinungen auf. Wie die befragten Experten mitteilten, kann es sich hierbei nicht um ein Gift handeln, daß schon vor einiger Zeit verabfolgt wurde, sondern muß ein Gift sein, daß bereits nach kurzer Zeit wirksam wird.
Die Futterküche wird deshalb aus den Kreis der Verdächtigten heraus genommen und vorerst nicht mehr operativ bearbeitet.
10. [unterstrichen: Die Futtertransportkolonne.]
Die Futtertransportkolonne wurde bisher mit in den Kreis der Verdächtigten mit einbezogen, da sie durchaus die Möglichkeit hatten, während des Transportes des Futters gewisse Stücke das Futters ebenfalls mit Gift zu präparieren.
Dieser Verdacht mußte jedoch wieder fallen gelassen werden, da eine Statistik beweist, daß zu den Tattagen und Vortagen jeweils andere Transporteure tätig waren. Der Verdacht wäre lediglich dann weiter begründet, wenn hier ein ganze Gruppe von Schädlingen tätig wäre, die dann Hand in Hand arbeiten würde. Dieses Moment ist jedoch vorerst noch durch nichts begründet, so daß die aktive [unterstrichen: Bearbeitung der Transportkolonne vorläufig wieder eingestellt wurde. Sie werden lediglich zur Zeit noch von dem GI "Tierling" unter Kontrolle gehalten.]
Von 1950 bis 1968 geltende Bezeichnung für die gewöhnlichen inoffiziellen Mitarbeiter, in den ersten Jahren auch nur Informatoren genannt. 1968 wurden die GI überwiegend zu IMS. GI dienten vor allem der allgemeinen Informationsbeschaffung. Sie wurden dabei auch zunehmend zur Sicherung von Institutionen, zur Feststellung der Bevölkerungsstimmung, zur Überprüfung verdächtiger Personen, zur Verhinderung von Republikfluchten oder auch bei Ermittlungen und Fahndungen eingesetzt.
Die Kreisdienststellen waren neben den Objektdienststellen die territorial zuständigen Diensteinheiten. Sie waren entsprechend den regionalen Gegebenheiten unterschiedlich strukturiert und personell ausgestattet. Einige verfügten über ein Referat zur komplexen Spionageabwehr oder zur Sicherung der Volkswirtschaft und andere nur über spezialisierte Mitarbeiter in diesen Bereichen. Ihre Aufgaben waren die Kontrolle der Wirtschaft, des Verkehrswesens, des Staatsapparates, des Gesundheitswesens, der kulturellen Einrichtungen, der Volksbildung, ggf. von Einrichtungen des Hoch- und Fachschulwesens, wissenschaftlich-technischer Einrichtungen sowie die Überwachung besonders interessierender Personenkreise.
Die Kreisdienststellen waren maßgeblich an den Genehmigungsverfahren für dienstliche bzw. private Auslandsreisen beteiligt, führten Sicherheitsüberprüfungen durch und erstellten Stimmungs- und Lageberichte. Zur Realisierung der Aufgaben bedurfte es einer engen Zusammenarbeit mit den Partnern des POZW, insbesondere mit der Volkspolizei, den Räten und anderen Einrichtungen der Kreise. Die Kreisdienststellen unterhielten ständige Verbindungen zu den SED Kreisleitungen. Zwei Drittel der hauptamtlichen Mitarbeiter der Kreisdienststellen waren operativ tätig. Die Kreisdienststellen führten 50 Prozent der IM und bearbeiteten etwa 60 Prozent der OV zu einzelnen Personen oder Gruppen.
Die Kreisdienststellen gliederten sich in 2 bis 16 Fachreferate sowie das Referat Auswertung und Information (ZAIG) und die Wache/Militärische Sicherungsgruppe. In jeder Kreisdienststelle gab es einen Offizier, der teilweise oder ganz (IM-führender Mitarbeiter/XV) für die Belange der HV A vor Ort zuständig war.
Staatsverbrechen waren im StEG/1957 (§§ 13-27) und in Kapitel 2 des StGB/1968 (§§ 96-111) beschriebene politische Straftaten, die in die Zuständigkeit des MfS als strafrechtliches Untersuchungsorgan (HA IX) fielen, weil eine staatsfeindliche Absicht und/oder eine staatsgefährdende Wirkung unterstellt wurden.
Zu den Staatsverbrechen zählten diktaturspezifisch kodifizierte "klassische" politische Straftaten wie Hochverrat und Spionagedelikte sowie als Meinungs- und Organisationsdelikte definierte Handlungen (Staatsfeindliche Hetze, Staatsfeindliche Gruppenbildung), die in demokratischen Staaten als Ausübung von Grundrechten gelten würden, außerdem unterschiedliche Handlungen oder Unterlassungen, bei denen den Tätern eine staatsfeindlich motivierte Schädigungsabsicht unterstellt wurde (Diversion, Sabotage).
Die als Staatsverbrechen bezeichneten Straftatbestände stehen überwiegend in sowjetischer Rechtstradition und gehen letztlich auf Artikel 58 des StGB der RSFSR ("Konterrevolutionäre Verbrechen") zurück. Bis Februar 1958 wurden sie von DDR-Gerichten in Ermangelung konkreter strafrechtlicher Regelungen pauschal mit Hilfe von Artikel VI der Verfassung von 1949 ("Boykott- und Kriegshetze") geahndet.
Staatsverbrechen galten als schwere Straftaten; bei einigen Tatbeständen (Hochverrat, Spionage, Terror, Diversion, Sabotage) umfasste der Strafrahmen bis 1987 auch die Todesstrafe.
Der Überprüfungsvorgang war eine Vorgangsart von 1953 bis 1960; bei Verdacht einer "feindlichen Tätigkeit" gegen eine oder mehrere Personen gerichtet. Bei Verdachtsbestätigung sollte entweder eine Verhaftung oder die Überführung in einen Operativen Vorgang (Einzelvorgang, Gruppenvorgang) erfolgen. Überprüfungsvorgänge waren zentral in der Abt. XII zu registrieren; betroffene Personen und ihre Verbindungen waren in der zentralen Personenkartei (F 16), involvierte Organisationen in der zentralen Objektkartei (F 17) zu erfassen. 1960 wurde der Überprüfungsvorgang in die Vorgangsart Vorlauf Operativ überführt.
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Signatur: BArch, MfS, AOP, Nr. 17683/62, Bd. 1, Bl. 24-33
Im April 1959 erstellte die MfS-Kreisdienststelle Lichtenberg einen Bericht über Vergiftungen im Tierpark Berlin-Friedrichsfelde. Darin listet sie die verendeten Tiere sowie mögliche Täter und Tatmotive auf.
Am 2. Juli 1955 wurde der Tierpark auf dem Gelände des enteigneten Schlossparks Friedrichsfelde in Ost-Berlin eröffnet. Seine Entstehung war eng mit den politischen Entwicklungen der Nachkriegsjahre verknüpft: Der 1844 eröffnete und weltweit renommierte Berliner Zoologische Garten gehörte nach der Teilung zum Westteil der Stadt. Im Kontext des Kalten Krieges und der Systemkonkurrenz wollte die SED-Führung verhindern, dass die DDR auf diesem Gebiet ins Hintertreffen geriet. Mit dem Aufbau eines eigenen Tierparks erhoffte sie sich internationale Anerkennung der noch jungen DDR.
Als Schau- und Handelsobjekten kam den Tieren ein hoher Wert zu. Tierpark und Zoo versuchten sich auf diesem Gebiet gegenseitig zu übertrumpfen. Jeder wollte seinen Besucherinnen und Besuchern die exotischsten Exemplare präsentieren. Ein Großteil der Tiere für Ost-Berlin kam aus sozialistischen "Bruderstaaten" wie der Sowjetunion, China oder Vietnam.
Als politisch und volkswirtschaftlich bedeutendes Objekt war der Tierpark von Beginn an staatlicher Überwachung ausgesetzt. Das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) ließ sich unter anderem über internationale Konferenzen im Tierpark und den Zustand der Tierhäuser im Winter berichten. In einzelnen Fällen ging es aber auch gezielt gegen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor.
Ab April 1958 verendeten im Tierpark Friedrichsfelde vermehrt Tiere mit Vergiftungserscheinungen. Betroffen waren sowohl Tiere in den Gehegen als auch im Quarantänelager. Als die Todesfälle Anfang 1959 zunahmen, schaltete sich das MfS ein. Wegen des Verdachts der vorsätzlichen Tötung legte die Stasi am 26. Februar 1959 einen Überprüfungsvorgang an. Darin ermittelte sie gegen mehrere Tierpfleger. Gerade in der Anfangszeit des Tierparks bedeutete der Verlust von zum Teil sehr wertvollen Tieren einen hohen Schaden. Außerdem drohte das Ansehen des Tierparks unter den Vorfällen zu leiden.
Die Ermittlungen fielen in den Zuständigkeitsbereich der MfS-Kreisdienststelle (KD) Lichtenberg, die sich direkt neben dem Tierpark befand. Durch Beobachtungen, Postüberwachung und den Einsatz geheimer Informatoren (GI) versuchte sie gemeinsam mit der Volkspolizei (VP), den Verantwortlichen für die Tiervergiftungen zu überführen.
In einem ersten zusammenfassenden Bericht von April 1959 bezeichnete die KD die Vorfälle als "Schädlingstätigkeit". Diese sei gegen einen der "größten kulturellen Erfolge[n]" der DDR und "eines der größten NAW-Projekte Berlins" gerichtet. "Schädlingstätigkeit und Sabotage" zählten gemäß § 23 Strafergänzungsgesetz vom 11. Dezember 1957 zu den Staatsverbrechen und wurden besonders schwer bestraft.
Der Bericht enthält eine Auflistung der vergifteten Tiere in den Gehegen und in der Quarantänestation. Letztere stammten aus dem Bestand eines österreichischen Tierhändlers und hatten auf ihrem Weg Richtung Westen einen Zwischenstopp im Tierpark eingelegt. Den größten Teil des Dokuments nimmt eine Aufzählung möglicher Täter und Tatmotive ein. Das MfS hat zu diesem Zeitpunkt bereits einen Hauptverdächtigen ins Visier genommen: den 24-jährige Günther Rabe (Name geändert), der seit 1. September 1955 als Tier-, später als Oberpfleger im Tierpark arbeitete.
Am Ende des Berichts betonen die beiden Verfasser von der KD Lichtenberg, dass alle Treffen der VP mit GI vorher mit der Staatssicherheit abzusprechen seien. Diese besitze außerdem ein Einspruchsrecht. Daran wird deutlich, dass das MfS bei den Ermittlungen das Sagen hatte.
11. [pseudonymisiert: Günther Rabe]
geb. am [anonymisiert] 1934 in Leipzig
wohnhaft: Berlin - Lichtenberg, [anonymisiert] bei [anonymisiert]
Oberwärter im Tierpark
[pseudonymisiert: Rabe] ist die von uns am stärksten verdächtigte Person, die zur Zeit mit allen Mittel operativ von der Kreisdienststelle und der VP bearbeitet wird.
Begründung:
a. [pseudonymisiert: Rabe] hat als Oberpfleger überall hin offiziell Zutritt und ist auch im Besitz aller Schlüssel und Befugnisse, auch außerhalb der offiziellen Arbeitszeit hinzugehen/ und zu kontrollieren. So auch zur Quarantäne Station, zum ehemaligen Schloß (wo er noch nebenbei als Wärter für die dort untergebrachten Schimpansen tätig ist) sowie auch zur Eisbäranlage, wozu er einen Universalschlüssel hat.
b. [pseudonymisiert: Rabe] ist kein Freund der DDR. So erzählte er dam Mitarbeiter der Kreisdienststelle Lichtenberg, daß es zu seinen schwersten Erlebnissen gehört, daß 1953 von den "Russen" in Erfurt 10 Personen öffentlich erschossen wurden. Desweiteren will er aus dem Keller der Kreisdienststelle schon Schreie von gefolterten Gefangenen gehört haben, was ihn zur Frage veranlaßte, ob beim MfS noch Folterwerkzeuge verwandt werden.
Zu einen Genossen, der im Tierpark beschäftigt ist (GI der VP) sagte er einmalß "Du könntest schon weiter sein, wann Du nicht blasenkrank wärst, aber Du kannst ja nicht austreten". [unterstrichen: Er münzte dabei auch die Mitgliedschaft zur SED an.]
c. [pseudonymisiert: Rabe] besitzt die Charaktereigenschaften, die für solch eine Tat Voraussetzung sind. Er ist brutal und äußerst mutig.
Durch den GI "Karl-Heinz Lehmann" wurde bekannt, daß er zur Abrichtung und Gefügigmachung der Schimpansen äußerst brutal vorgeht, indem er die Schimpansen erst mit kochenden Wasser verbrüht und dann mit einen Knüppel die Tiere verprügelt. Tatsache ist, daß es [durchgestrichen: mitunter] notwendig ist, daß er den Tieren [durchgestrichen: gegenüber] mitunter grob gegenüber traten muß, um sich Respekt zu verschaffen. Keineswegs darf er jedoch dabei zur Tierquälerei greifen.
Als Beispiel seines Mutes wurde bekannt, daß einmal ein Schimpanse ausgebrochen ist und somit eine große Gefahr für die Besucher des Tierparks entstand. Verschiedene Angestellte des Tierparks, denen diese Gefahr durchaus bekannt war, flüchteten, während der [pseudonymisiert: Rabe] den Kampf allein aufnahm, wobei er sich noch Wunden holte, jedoch Sieger blieb.
d. [pseudonymisiert: Rabe] ist durch seinen langjährigen Umgang mit Tieren über das Wesen der Tiere, sowie über ihre Eigenarten informiert und kennt auch genau die Methoden, wie man Tiere Gift beibringen kann.
e. [pseudonymisiert: Rabe] erzählte einmal zu einen GI, daß sein Vater Lehrer an der Hitler - Schule in Sonthofen war. Seine Erziehung kann deshalb auch nicht sonderlich fortschrittlich sein.
f. [pseudonymisiert: Rabe] hat als Oberpfleger einen Monatsverdienst von ca. 550,-DM. Dem entgegen stehen jedoch seine großen Ausgaben. Es ist bekannt, daß der [pseudonymisiert: Rabe] in Budapest anläßlich einer Tournee des Zirkus Aeros, wo er früher tätig war, dort eine Frau schwängerte. Inwieweit er dorthin Alimente zahlt, ist noch unbekannt, wird aber noch überprüft. In Berlin hat er noch eine weitere Frau geschwängert, wohin er ebenfalls Alimente zahlen muß. Jetzt ist er seit 8 Tagen mit einer [unterstrichen: dritten Frau] verheiratet, die ebenfalls ein Kinderwartet. Diese Ausgaben stehen aber in keinen Verhältnis zu seinen Einnahmen, wenn man bedenkt, daß er sich 1957 einen teuren Fotoapparat kauft und 1958 mit seiner jetzigen Frau eine Bulgarienreise privat für
Von 1950 bis 1968 geltende Bezeichnung für die gewöhnlichen inoffiziellen Mitarbeiter, in den ersten Jahren auch nur Informatoren genannt. 1968 wurden die GI überwiegend zu IMS. GI dienten vor allem der allgemeinen Informationsbeschaffung. Sie wurden dabei auch zunehmend zur Sicherung von Institutionen, zur Feststellung der Bevölkerungsstimmung, zur Überprüfung verdächtiger Personen, zur Verhinderung von Republikfluchten oder auch bei Ermittlungen und Fahndungen eingesetzt.
Die Kreisdienststellen waren neben den Objektdienststellen die territorial zuständigen Diensteinheiten. Sie waren entsprechend den regionalen Gegebenheiten unterschiedlich strukturiert und personell ausgestattet. Einige verfügten über ein Referat zur komplexen Spionageabwehr oder zur Sicherung der Volkswirtschaft und andere nur über spezialisierte Mitarbeiter in diesen Bereichen. Ihre Aufgaben waren die Kontrolle der Wirtschaft, des Verkehrswesens, des Staatsapparates, des Gesundheitswesens, der kulturellen Einrichtungen, der Volksbildung, ggf. von Einrichtungen des Hoch- und Fachschulwesens, wissenschaftlich-technischer Einrichtungen sowie die Überwachung besonders interessierender Personenkreise.
Die Kreisdienststellen waren maßgeblich an den Genehmigungsverfahren für dienstliche bzw. private Auslandsreisen beteiligt, führten Sicherheitsüberprüfungen durch und erstellten Stimmungs- und Lageberichte. Zur Realisierung der Aufgaben bedurfte es einer engen Zusammenarbeit mit den Partnern des POZW, insbesondere mit der Volkspolizei, den Räten und anderen Einrichtungen der Kreise. Die Kreisdienststellen unterhielten ständige Verbindungen zu den SED Kreisleitungen. Zwei Drittel der hauptamtlichen Mitarbeiter der Kreisdienststellen waren operativ tätig. Die Kreisdienststellen führten 50 Prozent der IM und bearbeiteten etwa 60 Prozent der OV zu einzelnen Personen oder Gruppen.
Die Kreisdienststellen gliederten sich in 2 bis 16 Fachreferate sowie das Referat Auswertung und Information (ZAIG) und die Wache/Militärische Sicherungsgruppe. In jeder Kreisdienststelle gab es einen Offizier, der teilweise oder ganz (IM-führender Mitarbeiter/XV) für die Belange der HV A vor Ort zuständig war.
Staatsverbrechen waren im StEG/1957 (§§ 13-27) und in Kapitel 2 des StGB/1968 (§§ 96-111) beschriebene politische Straftaten, die in die Zuständigkeit des MfS als strafrechtliches Untersuchungsorgan (HA IX) fielen, weil eine staatsfeindliche Absicht und/oder eine staatsgefährdende Wirkung unterstellt wurden.
Zu den Staatsverbrechen zählten diktaturspezifisch kodifizierte "klassische" politische Straftaten wie Hochverrat und Spionagedelikte sowie als Meinungs- und Organisationsdelikte definierte Handlungen (Staatsfeindliche Hetze, Staatsfeindliche Gruppenbildung), die in demokratischen Staaten als Ausübung von Grundrechten gelten würden, außerdem unterschiedliche Handlungen oder Unterlassungen, bei denen den Tätern eine staatsfeindlich motivierte Schädigungsabsicht unterstellt wurde (Diversion, Sabotage).
Die als Staatsverbrechen bezeichneten Straftatbestände stehen überwiegend in sowjetischer Rechtstradition und gehen letztlich auf Artikel 58 des StGB der RSFSR ("Konterrevolutionäre Verbrechen") zurück. Bis Februar 1958 wurden sie von DDR-Gerichten in Ermangelung konkreter strafrechtlicher Regelungen pauschal mit Hilfe von Artikel VI der Verfassung von 1949 ("Boykott- und Kriegshetze") geahndet.
Staatsverbrechen galten als schwere Straftaten; bei einigen Tatbeständen (Hochverrat, Spionage, Terror, Diversion, Sabotage) umfasste der Strafrahmen bis 1987 auch die Todesstrafe.
Der Überprüfungsvorgang war eine Vorgangsart von 1953 bis 1960; bei Verdacht einer "feindlichen Tätigkeit" gegen eine oder mehrere Personen gerichtet. Bei Verdachtsbestätigung sollte entweder eine Verhaftung oder die Überführung in einen Operativen Vorgang (Einzelvorgang, Gruppenvorgang) erfolgen. Überprüfungsvorgänge waren zentral in der Abt. XII zu registrieren; betroffene Personen und ihre Verbindungen waren in der zentralen Personenkartei (F 16), involvierte Organisationen in der zentralen Objektkartei (F 17) zu erfassen. 1960 wurde der Überprüfungsvorgang in die Vorgangsart Vorlauf Operativ überführt.
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Gespräch des MfS mit Tierpark-Direktor Heinrich Dathe im Zuge von Ermittlungen 1959 Dokument, 3 Seiten
Gespräch mit einem Tierpfleger über eine zukünftige inoffizielle Zusammenarbeit Dokument, 1 Seite
Beschluss zur Entlassung eines Tierpflegers aus der Untersuchungshaft Dokument, 4 Seiten
Verpflichtungserklärung eines Tierpflegers Dokument, 1 Seite