Signatur: BStU, MfS, BV Erfurt, AIM, Nr. 208/87, Bl. 82-84
Universitäten und Technische Hochschulen in der alten Bundesrepublik waren für die Stasi von großem Interesse. Vorrangig ging es ihr dabei um Wirtschafts- und Technikspionage.
Universitäten und Technische Hochschulen in der alten Bundesrepublik waren für die Stasi von großem Interesse. Vorrangig ging es ihr dabei um Wirtschafts- und Technikspionage. 1985 warb die Stasi einen Erfurter Diplom-Ingenieur als Inoffiziellen Mitarbeiter "Peter Lux" an. Sein Auftrag: Er sollte im Westen unter falschem Namen Verbindungen zu Wissenschaftlern aus seinem Forschungsbereich, der Pneumatik, aufnehmen. "Peter Lux" gelang es schnell, Kontakte an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen (RWTH) zu knüpfen und in führende Forscherkreise vorzudringen. Zwischen 1985 und 1987 lieferte er der Stasi eine Fülle an Informationen. In jener Zeit war er pro Monat jeweils für eine Woche in Aachen.
Bis Februar 1986 gelang es dem IM, seine Kontakte zur RWTH Aachen so auszubauen, dass er ins Institut für Hydraulik eingeladen wurde. Die Aachener Mitarbeiter führten den Spitzel durch ihre Versuchshalle und den Computerraum. Abschließend lud ihn ein Professor zu einem Fach-Kolloquium nach Aachen ein.
Seine Fragen nach unseren Wettbewerben wurde von mir so beantwortet, daß wir in die Größenordnung der Fa. [geschwärzt] einzuordnen sind. Er kannte diese Firmen und auch ihr Angebot.
Wir sprachen zuerst etwas über den Presseabbau allgemein und kamen dann sehr schnell zur Problematik meiner Dissertation, die im Grunde über dynamische Massenkraftkompensation an Hebelpressen handelt und wir diskutierten diese Probleme sehr detailliert und ich konnte Prof. [geschwärzt] von der Notwendigkeit meines Besuches überzeugen, er war sehr schnell mit dem Problem vertraut und nach einem Gespräch von ca. 1 1/2 Stunden rief er einen Mann, einen Assistenten zu sich, der auf einem ähnlichen Gebiet dort Forschung betreibt und der praktisch auch hierzu aussagefähig wäre. Da diese Forschung auch noch nicht weiter ist, bat ich ihn, meine Thematik der Arbeit doch aus seiner Sicht international einzuordnen und er bestätigte mir, daß auf diesem Gebiet noch nichts da sei.
Es wurde von ihm ein gewisser Dr. [geschwärzt] gerufen, der erklärte mir seine Problematik Kraftsimulation als Beispiel und wir diskutierten also mit Prof. [geschwärzt] bis ca. 12:00 Uhr. Er entschuldigte sich dann, das er nachmittags Vorlesung halten mußte, und wir verblieben so, daß der Herr [geschwärzt] mir das Institut zeigt, auf Empfehlung von Prof. [geschwärzt] soll er mir Institut, Versuchshallen und alle Mitarbeiter, die zumindest zu dieser Thematik was sagen können, vorstellen. Danach gingen wir essen, der Herr [geschwärzt] und ich auf Rechnung des Institutes und danach zeigte mir Herr [geschwärzt] die gesamte Versuchshalle und die zur Zeit laufenden Versuche. Ich konnte also in dieser Hinsicht mir alles ansehen und den derzeitigen Stand einschätzen. Danach wurde ich den Institutsmitarbeitern vorgestellt, die auf dem Gebiet der Rechentechnik zu tun haben und konnte auch den Rechnerraum oder Computerraum sehen. Wir hatten dort ein Gespräch von ca. 1 Stunde, danach setzten wir uns nochmals über das Problem der Rechnersimulation an hydraulischen Pressen auseinander, so daß wir ca. 16:30 Uhr von Prof. [geschwärzt] erneut empfangen wurden. Dort im Zimmer saß bereits ein gewisser Dr. [geschwärzt]. Dieser [geschwärzt] ist sozusagen Oberingenieur im Institut und gleichzeitig der 2. Mann dort; sehr jung, Durchschnittsalter der Assistenten ca. 30 bis 35 Jahre. Dieser [geschwärzt] ist gleichzeitig auch Sekretär der Arbeitsgruppe digitale Simulation hydraulischer Kreise – von [geschwärzt] genannt user-group. Diese user-group wird von ihm so verstanden als Anwendergruppe, die die Ergebnisse der Computersoftware, die man in Zusammenarbeit mit Institut und Industrie über längere Zeit sich erarbeitet hat, und die nun über eine user-group vermarktet werden soll.
Mitglieder der user-group sind einmal nach Angaben von Prof. [geschwärzt] das Institut für Hydraulik und Pneumatik der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen, angesehene Hydraulikfirmen und Anwender, die also in dieser Form diese digitale Simulation und die Software selbst für sich in Anspruch nehmen können.
Im Zusammenhang mit der Verwaltungsreform der DDR vom Sommer 1952 wurden die fünf Länderverwaltungen für Staatssicherheit (LVfS) in 14 Bezirksverwaltungen umgebildet. Daneben bestanden die Verwaltung für Staatssicherheit Groß-Berlin und die Objektverwaltung "W" (Wismut) mit den Befugnissen einer BV. Letztere wurde 1982 als zusätzlicher Stellvertreterbereich "W" in die Struktur der BV Karl-Marx-Stadt eingegliedert.
Der Apparat der Zentrale des MfS Berlin und der der BV waren analog strukturiert und nach dem Linienprinzip organisiert. So waren die Hauptabteilung II in der Zentrale bzw. die Abteilungen II der BV für die Schwerpunkte der Spionageabwehr zuständig usw. Auf der Linie der Hauptverwaltung A waren die Abteilung XV der BV aktiv. Einige Zuständigkeiten behielt sich die Zentrale vor: so die Militärabwehr (Hauptabteilung I) und die internationalen Verbindungen (Abteilung X) oder die Arbeit des Büros für Besuchs- und Reiseangelegenheiten in Westberlin (Abteilung XVII). Für einige Aufgabenstellungen wurde die Bildung bezirklicher Struktureinheiten für unnötig erachtet. So gab es in den 60er und 70er Jahren für die Abteilung XXI und das Büro der Leitung II Referenten für Koordinierung (RfK) bzw. Offiziere BdL II. Für spezifische Aufgaben gab es territorial bedingte Diensteinheiten bei einigen BV, z. B. in Leipzig ein selbständiges Referat (sR) Messe, in Rostock die Abt. Hafen.
An der Spitze der BV standen der Leiter (Chef) und zwei Stellv. Operativ. Der Stellv. für Aufklärung fungierte zugleich als Leiter der Abt. XV. Die Schaffung des Stellvertreterbereichs Operative Technik im MfS Berlin im Jahre 1986 führte in den BV zur Bildung von Stellv. für Operative Technik/Sicherstellung.
Inoffizielle Mitarbeiter (IM) waren das wichtigste Instrument des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS), um primär Informationen über Bürger, die Gesellschaft, ihre Institutionen und Organisationen der DDR oder im Ausland zu gewinnen. Unter Umständen hatten IM auf Personen oder Ereignisse in der DDR steuernden Einfluss zu nehmen.
In der DDR-Gesellschaft hießen sie "Spitzel", "Denunzianten" oder "Kundschafter". Mit der deutschen Einheit hat sich die Bezeichnung Inoffizieller Mitarbeiter des MfS für die heimlichen Zuträger etabliert. Sie lieferten u. a. Informationen über Stimmungen und Meinungen in der Bevölkerung.
Die SED-Führung wollte stets über die konkrete Situation und Lage in der DDR unterrichtet sein. Die IM hatten den Auftrag, "staatsgefährdende" Bestrebungen zu ermitteln, was beim MfS "politisch ideologische Diversion" bzw. "politische Untergrundtätigkeit" hieß. Der Bogen hierfür war weit gespannt und reichte von einer privaten Meinungsäußerung bis hin zu politischen Aktivitäten. Überdies sollten sie, wenn auch selten, direkt auf gesellschaftliche Entwicklungen oder einzelne Personen einwirken.
Die IM waren das wichtigste Repressionsinstrument in der DDR. IM wurden auf bestimmte Schwerpunkte angesetzt, von denen tatsächliche oder vermeintliche Gefahren ausgehen konnten. Diese Objekte und Territorien, Bereiche oder Personen waren so zahlreich, dass die geheimpolizeiliche Durchdringung tendenziell den Charakter einer flächendeckenden Überwachung annahm.
Die Anzahl der vom MfS geführten inoffiziellen Mitarbeiter umfasste im Jahre 1989 ungefähr 189.000 IM, darunter 173.000 IM der Abwehrdiensteinheiten, ferner 13.400 IM in der DDR und 1.550 IM in der Bundesrepublik, die von der Hauptverwaltung A geführt wurden, sowie diverse andere wie Zelleninformatoren usw. Auf 89 DDR-Bürger kam somit ein IM. In der Zeit von 1950 bis 1989 gab es insgesamt ca. 620.000 IM.
Die Entwicklung des IM-Netzes ist nicht allein von einem kontinuierlichen Anstieg geprägt, sondern verweist auf besondere Wachstumsphasen in Zeiten innergesellschaftlicher Krisen wie dem 17. Juni 1953 oder am Vorabend des Mauerbaus. Im Zuge der deutsch-deutschen Entspannungspolitik wurde das IM-Netz ebenfalls erweitert. So umfasste es Mitte der 70er Jahre – hochgerechnet – über 200.000 IM. Angesichts wachsender oppositioneller Bewegungen hatte es in den 80er Jahren gleichfalls ein hohes Niveau.
Die flächendeckende Überwachung der Gesellschaft fiel regional recht unterschiedlich aus. Im Land Brandenburg, das die Bezirke Cottbus, Frankfurt (Oder) und Potsdam vereint, war sie stärker als in Thüringen. Die höchste IM-Dichte wies der ehemalige Bezirk Cottbus auf.
Das MfS operierte formal nach territorialen Gesichtspunkten und Sicherungsbereichen, setzte jedoch operative Schwerpunkte in der geheimpolizeilichen Arbeit. Bezogen auf das Gesamtministerium lagen diese – sowohl auf Kreis-, als auch auf Bezirks- und Hauptabteilungsebene – bei der Volkswirtschaft, der Spionageabwehr und auf der "politischen Untergrundtätigkeit", der "Bearbeitung " von oppositionellen Milieus und den Kirchen.
Die Motive zur Kooperation mit dem MfS waren überwiegend ideeller, seltener materieller Natur, noch seltener war Erpressung der Grund. Die Kooperation währte durchschnittlich sechs bis zehn Jahre oder länger. Augenfällig ist, dass darunter nicht wenige soziale Aufsteiger waren. Der Anteil von weiblichen IM lag in der DDR bei 17 Prozent, in der Bundesrepublik bei 28 Prozent. Über die Hälfte der IM war Mitglied der SED. Von den 2,3 Mio. Mitgliedern der Partei ausgehend, waren 4 bis 5 Prozent zuletzt inoffiziell aktiv, d. h. jedes zwanzigste SED-Mitglied.
Das MfS differenzierte IM nach Kategorien: Gesellschaftliche Mitarbeiter für Sicherheit, IM zur Sicherung und Durchdringung des Verantwortungsbereichs, IM im besonderen Einsatz, Führungs-IM und IM zur Sicherung der Konspiration und des Verbindungswesens. Die wichtigste Kategorie waren IM mit "Feindverbindungen" bzw. solche, die Personen zu "bearbeiten" hatten, die "im Verdacht der Feindtätigkeit" standen. Im Laufe der 80er Jahre nahm der Anteil von IM in der Kategorie IMB bis Dezember 1988 auf rund 3.900 zu.
Der Anteil von Bundesbürgern oder Ausländern unter den IM des MfS betrug nicht einmal 2 Prozent. 1989 waren mindestens 3.000 Bundesbürger inoffiziell im Dienste des MfS, zusätzlich mehrere Hundert Ausländer. In der Zeit von 1949 bis 1989 waren insgesamt mindestens 12.000 Bundesbürger und Westberliner IM.
Die operativen Ziele des MfS waren über die gesamte Bundesrepublik Deutschland verteilt. Darüber hinaus gab es Schwerpunkte in Europa, im Nahen Osten und Asien, nachgeordnet auch in Afrika und Lateinamerika. Nachrichtendienstliche Schwerpunkte waren vor allem die Wissenschafts- und Technikspionage, erst danach die politische und mit etwas Abstand die Militärspionage. Die Bundesrepublik Deutschland wurde folglich vor allem als Ressource zur Systemstabilisierung genutzt.
Die politische Spionage diente vornehmlich dazu, die politische Gefährdungslage des herrschenden Systems in der DDR bestimmen zu können. Dieses Profil deutet an, dass die Spionage der Bewahrung des Status quo dienen sollte. Von einer Unterwanderung der Bundesrepublik war die Geheimpolizei zahlenmäßig weit entfernt. Vielmehr waren ihre inoffiziellen Mitarbeiter damit beschäftigt, das DDR-System zu stabilisieren.
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Signatur: BStU, MfS, BV Erfurt, AIM, Nr. 208/87, Bl. 82-84
Universitäten und Technische Hochschulen in der alten Bundesrepublik waren für die Stasi von großem Interesse. Vorrangig ging es ihr dabei um Wirtschafts- und Technikspionage.
Universitäten und Technische Hochschulen in der alten Bundesrepublik waren für die Stasi von großem Interesse. Vorrangig ging es ihr dabei um Wirtschafts- und Technikspionage. 1985 warb die Stasi einen Erfurter Diplom-Ingenieur als Inoffiziellen Mitarbeiter "Peter Lux" an. Sein Auftrag: Er sollte im Westen unter falschem Namen Verbindungen zu Wissenschaftlern aus seinem Forschungsbereich, der Pneumatik, aufnehmen. "Peter Lux" gelang es schnell, Kontakte an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen (RWTH) zu knüpfen und in führende Forscherkreise vorzudringen. Zwischen 1985 und 1987 lieferte er der Stasi eine Fülle an Informationen. In jener Zeit war er pro Monat jeweils für eine Woche in Aachen.
Bis Februar 1986 gelang es dem IM, seine Kontakte zur RWTH Aachen so auszubauen, dass er ins Institut für Hydraulik eingeladen wurde. Die Aachener Mitarbeiter führten den Spitzel durch ihre Versuchshalle und den Computerraum. Abschließend lud ihn ein Professor zu einem Fach-Kolloquium nach Aachen ein.
Meine Erläuterungen gingen dahin, daß wir in dieser Form auch Interesse zeigen an diesem Programm, da wir Anwender sind. Dieses Ansinnen wurde vom Prof. [geschwärzt] auch akzeptiert und ich konnte ihm auch nachweisen, inwiefern wir Auftragsrisiken und Auftragsannahmerisiken von bestimmten Kundenkreisen, die sehr spezielle Pressen haben wollen oder bei uns in Auftrag stellen, in Auftrag geben, können wir also schon in einer frühen Phase in dieser Hinsicht direkte Aussagen über das Fertigungs- und Annahmerisiko eines solchen Auftrages dem Kunden gegenüber sagen. Diese würden uns, unschwer zu erkennen, Wettbewerbsvorteile verschaffen in dem Moment, wenn wir sehr schnell flexibel sind. Das wurde auch erkannt. Diese Wettbewerbsvorteile habe ich natürlich nicht in dieser Form zum Ausdruck gebracht. Bloß, es ist unschwer, daß so ein Mittel dazu natürlich benutzt werden kann.
Prof. [geschwärzt] sagte mir abschließend dazu, daß ein derartiges Ansinnen, in einer user-group mitarbeiten zu können, er nicht allein entscheiden könne, sondern daß dies in Form eines Schriftstücks von unseren Herren der Geschäftsleitung an die Hochschule gerichtet, speziell an den Prorektor, daß er das in dieser Form nicht allein entscheiden könne, sondern daß der Prorektor ein Mitspracherecht hat.
Das sagte ich ihm zu, daß ein Schreiben in dieser Form von uns kommt. Er erkundigte sich nach dem Namen unseres Generaldirektors. Ich gab ihn an mit Herrn [geschwärzt] und weiterhin wurde ich von ihm zum 7. Aachener Kolloquium eingeladen, in dem praktisch die gesamte Industrie, Anwender und die gesamte Forschungsstrecke vertreten sind. Es wird in dieser Form ein Fachkolloquium sein, welches im Euro-Kongreß von Aachen stattfindet. Der Abschluß dieses Kolloquiums soll in einem festlichen Rahmen im Rathaus stattfinden, wo verantwortliche Leute in diesem Fachbereich vertreten sind und wo Prof. [geschwärzt] zugesagt hat, mich diesem Personenkreis vorzustellen. Dieses Angebot machte er von sich heraus, mit der Bemerkung, daß dieses die Aufnahme in die user-group positiv beeinflussen wird. Ich sagt ihm aber, daß er uns eine Einladung zuschicken müsse und speziell an den Dr. [geschwärzt] diese Einladung schicken müsse, und daß dort geprüft würde, ob ich dann kommen könne oder nicht. Er sagte mir dies zu, daß dies schnellstmöglich geschieht und somit verblieben wir.
Bei meiner Verabschiedung sagte er mir, daß ich ihn zu jeder Zeit anrufen könne, wenn ich Fragen zu speziellen Problemen hätte und wir könnten also in dieser Form telefonisch oder auch anders in Kontakt bleiben. Das Problem der weiteren Kontaktaufnahme ist von mir nicht weiter besprochen worden mit ihm.
gez. "Peter Lux"
Im Zusammenhang mit der Verwaltungsreform der DDR vom Sommer 1952 wurden die fünf Länderverwaltungen für Staatssicherheit (LVfS) in 14 Bezirksverwaltungen umgebildet. Daneben bestanden die Verwaltung für Staatssicherheit Groß-Berlin und die Objektverwaltung "W" (Wismut) mit den Befugnissen einer BV. Letztere wurde 1982 als zusätzlicher Stellvertreterbereich "W" in die Struktur der BV Karl-Marx-Stadt eingegliedert.
Der Apparat der Zentrale des MfS Berlin und der der BV waren analog strukturiert und nach dem Linienprinzip organisiert. So waren die Hauptabteilung II in der Zentrale bzw. die Abteilungen II der BV für die Schwerpunkte der Spionageabwehr zuständig usw. Auf der Linie der Hauptverwaltung A waren die Abteilung XV der BV aktiv. Einige Zuständigkeiten behielt sich die Zentrale vor: so die Militärabwehr (Hauptabteilung I) und die internationalen Verbindungen (Abteilung X) oder die Arbeit des Büros für Besuchs- und Reiseangelegenheiten in Westberlin (Abteilung XVII). Für einige Aufgabenstellungen wurde die Bildung bezirklicher Struktureinheiten für unnötig erachtet. So gab es in den 60er und 70er Jahren für die Abteilung XXI und das Büro der Leitung II Referenten für Koordinierung (RfK) bzw. Offiziere BdL II. Für spezifische Aufgaben gab es territorial bedingte Diensteinheiten bei einigen BV, z. B. in Leipzig ein selbständiges Referat (sR) Messe, in Rostock die Abt. Hafen.
An der Spitze der BV standen der Leiter (Chef) und zwei Stellv. Operativ. Der Stellv. für Aufklärung fungierte zugleich als Leiter der Abt. XV. Die Schaffung des Stellvertreterbereichs Operative Technik im MfS Berlin im Jahre 1986 führte in den BV zur Bildung von Stellv. für Operative Technik/Sicherstellung.
Inoffizielle Mitarbeiter (IM) waren das wichtigste Instrument des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS), um primär Informationen über Bürger, die Gesellschaft, ihre Institutionen und Organisationen der DDR oder im Ausland zu gewinnen. Unter Umständen hatten IM auf Personen oder Ereignisse in der DDR steuernden Einfluss zu nehmen.
In der DDR-Gesellschaft hießen sie "Spitzel", "Denunzianten" oder "Kundschafter". Mit der deutschen Einheit hat sich die Bezeichnung Inoffizieller Mitarbeiter des MfS für die heimlichen Zuträger etabliert. Sie lieferten u. a. Informationen über Stimmungen und Meinungen in der Bevölkerung.
Die SED-Führung wollte stets über die konkrete Situation und Lage in der DDR unterrichtet sein. Die IM hatten den Auftrag, "staatsgefährdende" Bestrebungen zu ermitteln, was beim MfS "politisch ideologische Diversion" bzw. "politische Untergrundtätigkeit" hieß. Der Bogen hierfür war weit gespannt und reichte von einer privaten Meinungsäußerung bis hin zu politischen Aktivitäten. Überdies sollten sie, wenn auch selten, direkt auf gesellschaftliche Entwicklungen oder einzelne Personen einwirken.
Die IM waren das wichtigste Repressionsinstrument in der DDR. IM wurden auf bestimmte Schwerpunkte angesetzt, von denen tatsächliche oder vermeintliche Gefahren ausgehen konnten. Diese Objekte und Territorien, Bereiche oder Personen waren so zahlreich, dass die geheimpolizeiliche Durchdringung tendenziell den Charakter einer flächendeckenden Überwachung annahm.
Die Anzahl der vom MfS geführten inoffiziellen Mitarbeiter umfasste im Jahre 1989 ungefähr 189.000 IM, darunter 173.000 IM der Abwehrdiensteinheiten, ferner 13.400 IM in der DDR und 1.550 IM in der Bundesrepublik, die von der Hauptverwaltung A geführt wurden, sowie diverse andere wie Zelleninformatoren usw. Auf 89 DDR-Bürger kam somit ein IM. In der Zeit von 1950 bis 1989 gab es insgesamt ca. 620.000 IM.
Die Entwicklung des IM-Netzes ist nicht allein von einem kontinuierlichen Anstieg geprägt, sondern verweist auf besondere Wachstumsphasen in Zeiten innergesellschaftlicher Krisen wie dem 17. Juni 1953 oder am Vorabend des Mauerbaus. Im Zuge der deutsch-deutschen Entspannungspolitik wurde das IM-Netz ebenfalls erweitert. So umfasste es Mitte der 70er Jahre – hochgerechnet – über 200.000 IM. Angesichts wachsender oppositioneller Bewegungen hatte es in den 80er Jahren gleichfalls ein hohes Niveau.
Die flächendeckende Überwachung der Gesellschaft fiel regional recht unterschiedlich aus. Im Land Brandenburg, das die Bezirke Cottbus, Frankfurt (Oder) und Potsdam vereint, war sie stärker als in Thüringen. Die höchste IM-Dichte wies der ehemalige Bezirk Cottbus auf.
Das MfS operierte formal nach territorialen Gesichtspunkten und Sicherungsbereichen, setzte jedoch operative Schwerpunkte in der geheimpolizeilichen Arbeit. Bezogen auf das Gesamtministerium lagen diese – sowohl auf Kreis-, als auch auf Bezirks- und Hauptabteilungsebene – bei der Volkswirtschaft, der Spionageabwehr und auf der "politischen Untergrundtätigkeit", der "Bearbeitung " von oppositionellen Milieus und den Kirchen.
Die Motive zur Kooperation mit dem MfS waren überwiegend ideeller, seltener materieller Natur, noch seltener war Erpressung der Grund. Die Kooperation währte durchschnittlich sechs bis zehn Jahre oder länger. Augenfällig ist, dass darunter nicht wenige soziale Aufsteiger waren. Der Anteil von weiblichen IM lag in der DDR bei 17 Prozent, in der Bundesrepublik bei 28 Prozent. Über die Hälfte der IM war Mitglied der SED. Von den 2,3 Mio. Mitgliedern der Partei ausgehend, waren 4 bis 5 Prozent zuletzt inoffiziell aktiv, d. h. jedes zwanzigste SED-Mitglied.
Das MfS differenzierte IM nach Kategorien: Gesellschaftliche Mitarbeiter für Sicherheit, IM zur Sicherung und Durchdringung des Verantwortungsbereichs, IM im besonderen Einsatz, Führungs-IM und IM zur Sicherung der Konspiration und des Verbindungswesens. Die wichtigste Kategorie waren IM mit "Feindverbindungen" bzw. solche, die Personen zu "bearbeiten" hatten, die "im Verdacht der Feindtätigkeit" standen. Im Laufe der 80er Jahre nahm der Anteil von IM in der Kategorie IMB bis Dezember 1988 auf rund 3.900 zu.
Der Anteil von Bundesbürgern oder Ausländern unter den IM des MfS betrug nicht einmal 2 Prozent. 1989 waren mindestens 3.000 Bundesbürger inoffiziell im Dienste des MfS, zusätzlich mehrere Hundert Ausländer. In der Zeit von 1949 bis 1989 waren insgesamt mindestens 12.000 Bundesbürger und Westberliner IM.
Die operativen Ziele des MfS waren über die gesamte Bundesrepublik Deutschland verteilt. Darüber hinaus gab es Schwerpunkte in Europa, im Nahen Osten und Asien, nachgeordnet auch in Afrika und Lateinamerika. Nachrichtendienstliche Schwerpunkte waren vor allem die Wissenschafts- und Technikspionage, erst danach die politische und mit etwas Abstand die Militärspionage. Die Bundesrepublik Deutschland wurde folglich vor allem als Ressource zur Systemstabilisierung genutzt.
Die politische Spionage diente vornehmlich dazu, die politische Gefährdungslage des herrschenden Systems in der DDR bestimmen zu können. Dieses Profil deutet an, dass die Spionage der Bewahrung des Status quo dienen sollte. Von einer Unterwanderung der Bundesrepublik war die Geheimpolizei zahlenmäßig weit entfernt. Vielmehr waren ihre inoffiziellen Mitarbeiter damit beschäftigt, das DDR-System zu stabilisieren.
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Verpflichtungserklärung des IMB "Peter Lux" Dokument, 1 Seite
Abschlussbericht zum IMB "Peter Lux" über das Ende der Zusammenarbeit Dokument, 3 Seiten
Bericht über die Beobachtung einer Delegation der RWTH Aachen beim Besuch in Dresden Dokument, 14 Seiten
Bewertung von Zeitungsartikeln über den Besuch einer Delegation der RWTH Aachen in Dresden Dokument, 2 Seiten