Signatur: BStU, MfS, HA XX, Nr. 1833, Bl. 295-297
Einige Wochen nach Ende des VIII. Turn- und Sportfestes der DDR informierte ein ungenannter Parteigenosse die Stasi über die extrem unfreundliche Stimmung gegenüber Berliner Gästen. Er warnte abschließend vor Konflikten bei anstehenden Fußballspielen in Leipzig.
Vom 27. Juli bis 2. August 1987 fand in Leipzig das VIII. und letzte Turn- und Sportfest der DDR statt. Es stand unter dem Motto "Gesund und leistungsfähig, lebensfroh und optimistisch, für Frieden und Sozialismus. Treibt alle Sport!" Über 72.000 Teilnehmer aus der gesamten DDR kamen hier zusammen.
Organisiert wurde die Veranstaltung vom Deutschen Turn- und Sportbund (DTSB) der DDR, der von der SED-Führung angeleitet wurde. Das Großereignis war eine Leistungsschau des Breiten- und Spitzensportes. Das MfS hatte für einen störungsfreien Ablauf des Ereignisses zu sorgen. Alle Tätigkeiten der Stasi dafür liefen unter der Bezeichnung Aktion "Lebensfreude". Die Stasi beobachtete und bewachte auch die ausländischen Gäste - darunter der IOC-Präsident Juan Antonio Samaranch und andere hochrangige Repräsentanten der internationalen Sportwelt. Hauptverantwortlich hierfür war die Hauptabteilung XX (Staatsapparat, Kultur, Kirche, Untergrund) mit ihrer Arbeitsgruppe Ausländer.
In der vorliegenden Information berichtet ein Mitglied der Berliner Delegation über die Erlebnisse seines Leipzig-Aufenthaltes beim VIII. Turn- und Sportfest - besonders über die abwertende Behandlung der Berliner Gäste. Schon die Eröffnungsveranstaltung begann für Berliner unerfreulich - mit einem Pfeifkonzert wurde ihr Einzug ins Stadion begleitet. Auch außerhalb schlug den Berlinern Antipathie entgegen - teilweise wurden sie wüst beschimpft oder Autos mit Berliner Kennzeichen demoliert. Als Grund der Ressentiments wird die Bevorzugung der Hauptstadt gegenüber den anderen Städten und Regionen der DDR genannt.
Berlin, 18. August 1987
Information zum Deutschen Turn- und Sportfest in Leipzig
Meine Dienststellung brachte es mit sich, daß ich in der Zeit vom 26. Juli bis 3. August zum VIII. Turn- und Sportfest und zur XI. Kinder- und Jugendspartakiade der DDR in Leipzig in der Berliner Delegationsleitung arbeiten konnte. Es war nicht mein erstes Turn- und Sportfest und nicht meine erste Spartakiade, sondern ein vielfach wiederholter Einsatz. Einige Erlebnisse dieses Leipzig-Aufenthaltes veranlassen mich, darüber zu berichten:
Die Berliner Delegation, die sich zum größten Teil aus Kindern und Jugendlichen zusammensetzte, die an der XI. Kinder- und Jugendspartakiade der DDR teilnahmen, wurde in Leipzig-Nordost untergebracht und von den direkten Gastgebern (Schulhausmeistern, Schuldirektoren, Küchenkräften) sehr freundlich betreut. Dieses an und für sich friedliche und freundliche Bild trügt.
Vom ersten Tag unseres Aufenthaltes an berichteten uns zahlreiche Spartakiade- und Turnfestteilnehmer aus unserer Berliner Delegation, daß sie in bisher nicht gekannter Weise sowohl durch Leipziger Bürger, insbesondere durch Jugendliche, aber auch durch viele Erwachsene, als auch durch Turnfest- und Spartakiadeteilnehmer aus fast allen anderen Bezirken der Republik angefeindet und teilweise im übelsten Sinne angepöbelt wurden. Ausdruck dessen war u. a. die Eröffnungsveranstaltung auf dem Karl-Marx-Platz, die mit einem politischen Skandal aus unserer Sicht begann, indem nämlich bei der Begrüßung der Berliner Delegation ein fürchterliches Pfeifkonzert ausbrach, was die westdeutsche Nachrichtenagentur dpa in ihrer Meldung von dieser Eröffnungsveranstaltung dazu veranlaßte die Überschrift zu wählen "Beifall für Honecker, Pfiffe für Berlin".
Für die Mißfallenskundgebungen in Größenordnungen zeichneten vor allen Dingen rund 12.000 Turnfestteilnehmer aus dem Bezirk Leipzig, die die sogenannte Osttribüne bildeten, der Übungsverband Lehrlinge, gebildet aus Lehrlingen aus allen Bezirken der DDR und der Übungsverband Kinder- und Jugendsportschulen, gebildet aus den 9. Klassen der Kinder- und Jugendsportschulen aus allen Bezirken der DDR, verantwortlich.
Aber auch die Mehrzahl der Bezirksdelegationen schloß sich diesem Pfeifkonzert an.
Hauptabteilung XX (Staatsapparat, Kultur, Kirchen, Untergrund)
Die Hauptabteilung XX bildete den Kernbereich der politischen Repression und Überwachung der Staatssicherheit. In Struktur und Tätigkeit passte sie sich mehrfach an die sich wandelnden Bedingungen der Herrschaftssicherung an. Die Diensteinheit ging 1964 durch Umbenennung aus der Hauptatbeilung V hervor, die ihrerseits in den Abteilungen V und VI (1950–1953) ihre Vorläufer hatte.
Die Hauptabteilung XX und die ihr nachgeordneten Abteilungen XX in den Bezirksverwaltungen (Linie XX) sowie entsprechende Arbeitsbereiche in den KD überwachten wichtige Teile des Staatsapparates (u. a. Justiz, Gesundheitswesen und bis 1986 das Post- und Fernmeldewesen), die Blockparteien und Massenorganisationen, den Kultur- und Sportbereich, die Medien und die Kirchen sowie SED-Sonderobjekte und Parteibetriebe. Federführend war die Hauptabteilung XX auch bei der Bekämpfung der "politischen Untergrundtätigkeit" (PUT), also der Opposition.
Ab der zweiten Hälfte der 50er Jahre und verstärkt seit dem Beginn der Entspannungspolitik fühlte sich das SED-Regime zunehmend durch die "politisch-ideologische Diversion" (PiD) bedroht. Die Schwächung der "Arbeiter-und-Bauern-Macht" durch "ideologische Aufweichung und Zersetzung" galt als Hauptinstrument des Westens bei der Unterminierung der DDR. Auch bei der Bekämpfung der PiD hatte die Hauptabteilung XX innerhalb des MfS die Federführung.
Das Erstarken der Bürgerrechtsbewegung (Friedens-, Umwelt- und Menschenrechtsgruppen) in der DDR führte in den 80er Jahren zu einem weiteren Bedeutungszuwachs der Linie XX. In der DA 2/85 bestätigte Minister Mielke dementsprechend die Federführung der Hauptabteilung XX bei der Bekämpfung der PUT.
Im Verlauf der fast 40-jährigen Entwicklung der Hauptabteilung XX veränderte sich ihre Struktur mehrfach. In der Endphase verfügte sie über neun operative Abteilungen und vier Funktionalorgane der Leitung (Sekretariat, Arbeitsgruppe der Leitung, Koordinierungsgruppe des Leiters, Auswertungs- und Kontrollgruppe).
Die Hauptabteilung V lag ab 1953 zunächst im unmittelbaren Anleitungsbereich von Mielke in seiner Eigenschaft als 1. Stellvertreter des Staatssicherheitschefs. Ab 1955 war der stellvertretende Minister Bruno Beater und 1964–1974 der stellv. Minister Fritz Schröder auf der Ebene der MfS-Leitung für die Hauptabteilung XX zuständig. Beide waren zuvor selbst (Beater 1953–1955, Schröder 1955–1963) Leiter der Hauptabteilung V. Seit 1975 gehörte die Hauptabteilung XX zum Verantwortungsbereich von Mielkes Stellvertreter Rudi Mittig. Von 1964 bis zur Auflösung des MfS leitete Kienberg die Hauptabteilung XX. Ihm standen seit 1965 zwei Stellvertreter zur Seite.
1954 waren in der Hauptabteilung V insgesamt 139 Mitarbeiter beschäftigt. Im Herbst 1989 verfügte die Hauptabteilung XX über 461 Mitarbeiter, von denen mehr als 200 als IM-führende Mitarbeiter eingesetzt waren.
In den 15 Bezirksverwaltungen waren auf der Linie XX im Oktober 1989 insgesamt knapp 1.000 Kader und damit auf der gesamten Linie XX fast 1.500 hauptamtliche Mitarbeiter im Einsatz. Gleichzeitig konnte allein die Hauptabteilung XX mit etwas mehr als 1.500 IM auf einen überdurchschnittlich hohen Bestand an inoffiziellen Kräften zurückgreifen. Ihrem Aufgabenprofil entsprechend spiegelt sich nicht zuletzt in der Entwicklung der Hauptabteilung XX auch die Geschichte von Opposition, Widerstand und politischer Dissidenz in der DDR. Im Herbst 1989 wurden von der Diensteinheit 31 Operative Vorgänge (10 Prozent aller Operativen Vorgänge im Berliner Ministeriumsbereich) und 59 Operative Personenkontrollen (8,7 Prozent) bearbeitet.
Hauptabteilung XX (Staatsapparat, Kultur, Kirchen, Untergrund)
Die Hauptabteilung XX bildete den Kernbereich der politischen Repression und Überwachung der Staatssicherheit. In Struktur und Tätigkeit passte sie sich mehrfach an die sich wandelnden Bedingungen der Herrschaftssicherung an. Die Diensteinheit ging 1964 durch Umbenennung aus der Hauptatbeilung V hervor, die ihrerseits in den Abteilungen V und VI (1950–1953) ihre Vorläufer hatte.
Die Hauptabteilung XX und die ihr nachgeordneten Abteilungen XX in den Bezirksverwaltungen (Linie XX) sowie entsprechende Arbeitsbereiche in den KD überwachten wichtige Teile des Staatsapparates (u. a. Justiz, Gesundheitswesen und bis 1986 das Post- und Fernmeldewesen), die Blockparteien und Massenorganisationen, den Kultur- und Sportbereich, die Medien und die Kirchen sowie SED-Sonderobjekte und Parteibetriebe. Federführend war die Hauptabteilung XX auch bei der Bekämpfung der "politischen Untergrundtätigkeit" (PUT), also der Opposition.
Ab der zweiten Hälfte der 50er Jahre und verstärkt seit dem Beginn der Entspannungspolitik fühlte sich das SED-Regime zunehmend durch die "politisch-ideologische Diversion" (PiD) bedroht. Die Schwächung der "Arbeiter-und-Bauern-Macht" durch "ideologische Aufweichung und Zersetzung" galt als Hauptinstrument des Westens bei der Unterminierung der DDR. Auch bei der Bekämpfung der PiD hatte die Hauptabteilung XX innerhalb des MfS die Federführung.
Das Erstarken der Bürgerrechtsbewegung (Friedens-, Umwelt- und Menschenrechtsgruppen) in der DDR führte in den 80er Jahren zu einem weiteren Bedeutungszuwachs der Linie XX. In der DA 2/85 bestätigte Minister Mielke dementsprechend die Federführung der Hauptabteilung XX bei der Bekämpfung der PUT.
Im Verlauf der fast 40-jährigen Entwicklung der Hauptabteilung XX veränderte sich ihre Struktur mehrfach. In der Endphase verfügte sie über neun operative Abteilungen und vier Funktionalorgane der Leitung (Sekretariat, Arbeitsgruppe der Leitung, Koordinierungsgruppe des Leiters, Auswertungs- und Kontrollgruppe).
Die Hauptabteilung V lag ab 1953 zunächst im unmittelbaren Anleitungsbereich von Mielke in seiner Eigenschaft als 1. Stellvertreter des Staatssicherheitschefs. Ab 1955 war der stellvertretende Minister Bruno Beater und 1964–1974 der stellv. Minister Fritz Schröder auf der Ebene der MfS-Leitung für die Hauptabteilung XX zuständig. Beide waren zuvor selbst (Beater 1953–1955, Schröder 1955–1963) Leiter der Hauptabteilung V. Seit 1975 gehörte die Hauptabteilung XX zum Verantwortungsbereich von Mielkes Stellvertreter Rudi Mittig. Von 1964 bis zur Auflösung des MfS leitete Kienberg die Hauptabteilung XX. Ihm standen seit 1965 zwei Stellvertreter zur Seite.
1954 waren in der Hauptabteilung V insgesamt 139 Mitarbeiter beschäftigt. Im Herbst 1989 verfügte die Hauptabteilung XX über 461 Mitarbeiter, von denen mehr als 200 als IM-führende Mitarbeiter eingesetzt waren.
In den 15 Bezirksverwaltungen waren auf der Linie XX im Oktober 1989 insgesamt knapp 1.000 Kader und damit auf der gesamten Linie XX fast 1.500 hauptamtliche Mitarbeiter im Einsatz. Gleichzeitig konnte allein die Hauptabteilung XX mit etwas mehr als 1.500 IM auf einen überdurchschnittlich hohen Bestand an inoffiziellen Kräften zurückgreifen. Ihrem Aufgabenprofil entsprechend spiegelt sich nicht zuletzt in der Entwicklung der Hauptabteilung XX auch die Geschichte von Opposition, Widerstand und politischer Dissidenz in der DDR. Im Herbst 1989 wurden von der Diensteinheit 31 Operative Vorgänge (10 Prozent aller Operativen Vorgänge im Berliner Ministeriumsbereich) und 59 Operative Personenkontrollen (8,7 Prozent) bearbeitet.
1976 gegründet; 1980 unter Beibehaltung des Namens in die HA II eingegliedert. Ihre Aufgaben waren vor allem Sicherung, Kontrolle und "Bearbeitung" von Ausländern, insbesondere "Freiheitskämpfern/Patrioten", Emigranten und deren Familienangehörigen sowie Abwehrarbeit unter den in der DDR zeitweilig oder dauerhaft wohnenden Ausländern.
1976 gegründet; 1980 unter Beibehaltung des Namens in die HA II eingegliedert. Ihre Aufgaben waren vor allem Sicherung, Kontrolle und "Bearbeitung" von Ausländern, insbesondere "Freiheitskämpfern/Patrioten", Emigranten und deren Familienangehörigen sowie Abwehrarbeit unter den in der DDR zeitweilig oder dauerhaft wohnenden Ausländern.
Organisationsstruktur in der MfS-Zentrale, die durch den Minister oder einen seiner Stellvertreter direkt angeleitet wurde. Die zuletzt 13 Hauptabteilungen wurden durch Einzelleiter geführt. Die weiter untergliederten und nach dem Linienprinzip tätigen HA waren für komplexe, abgegrenzte Bereiche operativ zuständig und federführend verantwortlich. Der Zuschnitt der Zuständigkeitsbereiche war an Ressorts oder geheimdienstlichen Praktiken (z. B. Verkehrswesen, Beobachtung, Funkspionage) orientiert.
Organisationsstruktur in der MfS-Zentrale, die durch den Minister oder einen seiner Stellvertreter direkt angeleitet wurde. Die zuletzt 13 Hauptabteilungen wurden durch Einzelleiter geführt. Die weiter untergliederten und nach dem Linienprinzip tätigen HA waren für komplexe, abgegrenzte Bereiche operativ zuständig und federführend verantwortlich. Der Zuschnitt der Zuständigkeitsbereiche war an Ressorts oder geheimdienstlichen Praktiken (z. B. Verkehrswesen, Beobachtung, Funkspionage) orientiert.
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Signatur: BStU, MfS, HA XX, Nr. 1833, Bl. 295-297
Einige Wochen nach Ende des VIII. Turn- und Sportfestes der DDR informierte ein ungenannter Parteigenosse die Stasi über die extrem unfreundliche Stimmung gegenüber Berliner Gästen. Er warnte abschließend vor Konflikten bei anstehenden Fußballspielen in Leipzig.
Vom 27. Juli bis 2. August 1987 fand in Leipzig das VIII. und letzte Turn- und Sportfest der DDR statt. Es stand unter dem Motto "Gesund und leistungsfähig, lebensfroh und optimistisch, für Frieden und Sozialismus. Treibt alle Sport!" Über 72.000 Teilnehmer aus der gesamten DDR kamen hier zusammen.
Organisiert wurde die Veranstaltung vom Deutschen Turn- und Sportbund (DTSB) der DDR, der von der SED-Führung angeleitet wurde. Das Großereignis war eine Leistungsschau des Breiten- und Spitzensportes. Das MfS hatte für einen störungsfreien Ablauf des Ereignisses zu sorgen. Alle Tätigkeiten der Stasi dafür liefen unter der Bezeichnung Aktion "Lebensfreude". Die Stasi beobachtete und bewachte auch die ausländischen Gäste - darunter der IOC-Präsident Juan Antonio Samaranch und andere hochrangige Repräsentanten der internationalen Sportwelt. Hauptverantwortlich hierfür war die Hauptabteilung XX (Staatsapparat, Kultur, Kirche, Untergrund) mit ihrer Arbeitsgruppe Ausländer.
In der vorliegenden Information berichtet ein Mitglied der Berliner Delegation über die Erlebnisse seines Leipzig-Aufenthaltes beim VIII. Turn- und Sportfest - besonders über die abwertende Behandlung der Berliner Gäste. Schon die Eröffnungsveranstaltung begann für Berliner unerfreulich - mit einem Pfeifkonzert wurde ihr Einzug ins Stadion begleitet. Auch außerhalb schlug den Berlinern Antipathie entgegen - teilweise wurden sie wüst beschimpft oder Autos mit Berliner Kennzeichen demoliert. Als Grund der Ressentiments wird die Bevorzugung der Hauptstadt gegenüber den anderen Städten und Regionen der DDR genannt.
In den Folgetagen erlebten wir vielfach, daß selbst kleine Kinder (sieben-, achtjährige Kinder), die an Spartakiadewettkämpfen teilnehmen wollten, durch die Leipziger Bevölkerung bewußt in die falsche Richtung gelenkt wurden, damit sie zu spät zum Wettkampf kämen.
Es gab kaum eine Begegnung der Berliner Sportler, die alle durch ihren einheitlichen Trainingsanzug klar erkenntlich waren, mit Sportlern bzw. Bürgern aus Leipzig und anderen Bezirken der DDR, in denen nicht auf mehr oder weniger drastische Weise die Antipathie gegenüber Berlin und seinen Bewohnern zum Ausdruck gebracht wurde.
Das führte so weit, daß von uns nach Leipzig in das Zentrale Org-Büro delegierte Sportfreunde bei der Einweisung in ihre Tätigkeit die freundliche Mitteilung mit auf den Weg bekamen, sich möglichst nicht als Berliner zu erkennen zu geben, da man sonst für die Konsequenzen nicht gerade stehen könne.
Diverse Kollegen von mir aus Berlin haben selbst unangenehme Erlebnisse gehabt.
Da wurde zum Beispiel dem Sportredakteur [anonymisiert] vom Sportecho in einem Leipziger Exquisit-Geschäft der Verkauf eines Jackets verweigert, nachdem die Verkäuferin mitbekommen hatte, daß [anonymisiert] einen Berliner Personalausweis hat.
Dem Leiter des Büros der SV Dynamo Berlin, Genossen [anonymisiert] wurden während der etwa 1 1/2 stündigen Abschlußveranstaltung im Zentralstadion am ordnungsgemäß abgestellten Pkw beide Nebelscheinwerfer zertrümmert, obwohl genügend Volkspolizei das Terrain rund um das Stadion und damit auch den Parkplatz sicherte und bewachte.
Beim Festzug am Vorabend des Abschlusses des Turn- und Sportfestes habe ich selbst erlebt, wie Hunderte von vorbeiziehenden Delegierten anderer Bezirke, das Vorauskommando der Berliner Delegation, das an einer bestimmten Stelle aufgebaut war, um die mitgeführten Requisiten zu bewachen, in übelster Weise beschimpft hat.
Dem Vizepräsidenten des DTSB, Klaus Eichler, wurde ebenfalls das Auto demoliert, da er eine Berliner Nummer hatte. Anderen leitenden Genossen des DTSB-Bundesvorstandes verweigerten Kfz-Werkstätten Hilfeleistung mit dem Bemerken, sie möchten ihr Auto in Berlin ganz machen lassen, Leipziger Ersatzteile gäbe es für Berliner nicht.
Bei Einkäufen in Kaufhallen in Leipzig wurden wir auf übelste Weise beschimpft. Wir sollten unsere "Fresserei" doch möglichst aus Berlin mitbringen, dahin geht ja sowieso alles. Und in dieser Richtung gab es eine ganze Reise weiterer Aktivitäten negativster Art, so daß ich sagen muß, daß ich in einer solchen kompakten Art und Weise noch niemals in meinerllangjährigen Laufbahn die Antipathie gegenüber Berlin und seinen Bewohnern gespürt habe.
Hauptabteilung XX (Staatsapparat, Kultur, Kirchen, Untergrund)
Die Hauptabteilung XX bildete den Kernbereich der politischen Repression und Überwachung der Staatssicherheit. In Struktur und Tätigkeit passte sie sich mehrfach an die sich wandelnden Bedingungen der Herrschaftssicherung an. Die Diensteinheit ging 1964 durch Umbenennung aus der Hauptatbeilung V hervor, die ihrerseits in den Abteilungen V und VI (1950–1953) ihre Vorläufer hatte.
Die Hauptabteilung XX und die ihr nachgeordneten Abteilungen XX in den Bezirksverwaltungen (Linie XX) sowie entsprechende Arbeitsbereiche in den KD überwachten wichtige Teile des Staatsapparates (u. a. Justiz, Gesundheitswesen und bis 1986 das Post- und Fernmeldewesen), die Blockparteien und Massenorganisationen, den Kultur- und Sportbereich, die Medien und die Kirchen sowie SED-Sonderobjekte und Parteibetriebe. Federführend war die Hauptabteilung XX auch bei der Bekämpfung der "politischen Untergrundtätigkeit" (PUT), also der Opposition.
Ab der zweiten Hälfte der 50er Jahre und verstärkt seit dem Beginn der Entspannungspolitik fühlte sich das SED-Regime zunehmend durch die "politisch-ideologische Diversion" (PiD) bedroht. Die Schwächung der "Arbeiter-und-Bauern-Macht" durch "ideologische Aufweichung und Zersetzung" galt als Hauptinstrument des Westens bei der Unterminierung der DDR. Auch bei der Bekämpfung der PiD hatte die Hauptabteilung XX innerhalb des MfS die Federführung.
Das Erstarken der Bürgerrechtsbewegung (Friedens-, Umwelt- und Menschenrechtsgruppen) in der DDR führte in den 80er Jahren zu einem weiteren Bedeutungszuwachs der Linie XX. In der DA 2/85 bestätigte Minister Mielke dementsprechend die Federführung der Hauptabteilung XX bei der Bekämpfung der PUT.
Im Verlauf der fast 40-jährigen Entwicklung der Hauptabteilung XX veränderte sich ihre Struktur mehrfach. In der Endphase verfügte sie über neun operative Abteilungen und vier Funktionalorgane der Leitung (Sekretariat, Arbeitsgruppe der Leitung, Koordinierungsgruppe des Leiters, Auswertungs- und Kontrollgruppe).
Die Hauptabteilung V lag ab 1953 zunächst im unmittelbaren Anleitungsbereich von Mielke in seiner Eigenschaft als 1. Stellvertreter des Staatssicherheitschefs. Ab 1955 war der stellvertretende Minister Bruno Beater und 1964–1974 der stellv. Minister Fritz Schröder auf der Ebene der MfS-Leitung für die Hauptabteilung XX zuständig. Beide waren zuvor selbst (Beater 1953–1955, Schröder 1955–1963) Leiter der Hauptabteilung V. Seit 1975 gehörte die Hauptabteilung XX zum Verantwortungsbereich von Mielkes Stellvertreter Rudi Mittig. Von 1964 bis zur Auflösung des MfS leitete Kienberg die Hauptabteilung XX. Ihm standen seit 1965 zwei Stellvertreter zur Seite.
1954 waren in der Hauptabteilung V insgesamt 139 Mitarbeiter beschäftigt. Im Herbst 1989 verfügte die Hauptabteilung XX über 461 Mitarbeiter, von denen mehr als 200 als IM-führende Mitarbeiter eingesetzt waren.
In den 15 Bezirksverwaltungen waren auf der Linie XX im Oktober 1989 insgesamt knapp 1.000 Kader und damit auf der gesamten Linie XX fast 1.500 hauptamtliche Mitarbeiter im Einsatz. Gleichzeitig konnte allein die Hauptabteilung XX mit etwas mehr als 1.500 IM auf einen überdurchschnittlich hohen Bestand an inoffiziellen Kräften zurückgreifen. Ihrem Aufgabenprofil entsprechend spiegelt sich nicht zuletzt in der Entwicklung der Hauptabteilung XX auch die Geschichte von Opposition, Widerstand und politischer Dissidenz in der DDR. Im Herbst 1989 wurden von der Diensteinheit 31 Operative Vorgänge (10 Prozent aller Operativen Vorgänge im Berliner Ministeriumsbereich) und 59 Operative Personenkontrollen (8,7 Prozent) bearbeitet.
Hauptabteilung XX (Staatsapparat, Kultur, Kirchen, Untergrund)
Die Hauptabteilung XX bildete den Kernbereich der politischen Repression und Überwachung der Staatssicherheit. In Struktur und Tätigkeit passte sie sich mehrfach an die sich wandelnden Bedingungen der Herrschaftssicherung an. Die Diensteinheit ging 1964 durch Umbenennung aus der Hauptatbeilung V hervor, die ihrerseits in den Abteilungen V und VI (1950–1953) ihre Vorläufer hatte.
Die Hauptabteilung XX und die ihr nachgeordneten Abteilungen XX in den Bezirksverwaltungen (Linie XX) sowie entsprechende Arbeitsbereiche in den KD überwachten wichtige Teile des Staatsapparates (u. a. Justiz, Gesundheitswesen und bis 1986 das Post- und Fernmeldewesen), die Blockparteien und Massenorganisationen, den Kultur- und Sportbereich, die Medien und die Kirchen sowie SED-Sonderobjekte und Parteibetriebe. Federführend war die Hauptabteilung XX auch bei der Bekämpfung der "politischen Untergrundtätigkeit" (PUT), also der Opposition.
Ab der zweiten Hälfte der 50er Jahre und verstärkt seit dem Beginn der Entspannungspolitik fühlte sich das SED-Regime zunehmend durch die "politisch-ideologische Diversion" (PiD) bedroht. Die Schwächung der "Arbeiter-und-Bauern-Macht" durch "ideologische Aufweichung und Zersetzung" galt als Hauptinstrument des Westens bei der Unterminierung der DDR. Auch bei der Bekämpfung der PiD hatte die Hauptabteilung XX innerhalb des MfS die Federführung.
Das Erstarken der Bürgerrechtsbewegung (Friedens-, Umwelt- und Menschenrechtsgruppen) in der DDR führte in den 80er Jahren zu einem weiteren Bedeutungszuwachs der Linie XX. In der DA 2/85 bestätigte Minister Mielke dementsprechend die Federführung der Hauptabteilung XX bei der Bekämpfung der PUT.
Im Verlauf der fast 40-jährigen Entwicklung der Hauptabteilung XX veränderte sich ihre Struktur mehrfach. In der Endphase verfügte sie über neun operative Abteilungen und vier Funktionalorgane der Leitung (Sekretariat, Arbeitsgruppe der Leitung, Koordinierungsgruppe des Leiters, Auswertungs- und Kontrollgruppe).
Die Hauptabteilung V lag ab 1953 zunächst im unmittelbaren Anleitungsbereich von Mielke in seiner Eigenschaft als 1. Stellvertreter des Staatssicherheitschefs. Ab 1955 war der stellvertretende Minister Bruno Beater und 1964–1974 der stellv. Minister Fritz Schröder auf der Ebene der MfS-Leitung für die Hauptabteilung XX zuständig. Beide waren zuvor selbst (Beater 1953–1955, Schröder 1955–1963) Leiter der Hauptabteilung V. Seit 1975 gehörte die Hauptabteilung XX zum Verantwortungsbereich von Mielkes Stellvertreter Rudi Mittig. Von 1964 bis zur Auflösung des MfS leitete Kienberg die Hauptabteilung XX. Ihm standen seit 1965 zwei Stellvertreter zur Seite.
1954 waren in der Hauptabteilung V insgesamt 139 Mitarbeiter beschäftigt. Im Herbst 1989 verfügte die Hauptabteilung XX über 461 Mitarbeiter, von denen mehr als 200 als IM-führende Mitarbeiter eingesetzt waren.
In den 15 Bezirksverwaltungen waren auf der Linie XX im Oktober 1989 insgesamt knapp 1.000 Kader und damit auf der gesamten Linie XX fast 1.500 hauptamtliche Mitarbeiter im Einsatz. Gleichzeitig konnte allein die Hauptabteilung XX mit etwas mehr als 1.500 IM auf einen überdurchschnittlich hohen Bestand an inoffiziellen Kräften zurückgreifen. Ihrem Aufgabenprofil entsprechend spiegelt sich nicht zuletzt in der Entwicklung der Hauptabteilung XX auch die Geschichte von Opposition, Widerstand und politischer Dissidenz in der DDR. Im Herbst 1989 wurden von der Diensteinheit 31 Operative Vorgänge (10 Prozent aller Operativen Vorgänge im Berliner Ministeriumsbereich) und 59 Operative Personenkontrollen (8,7 Prozent) bearbeitet.
1976 gegründet; 1980 unter Beibehaltung des Namens in die HA II eingegliedert. Ihre Aufgaben waren vor allem Sicherung, Kontrolle und "Bearbeitung" von Ausländern, insbesondere "Freiheitskämpfern/Patrioten", Emigranten und deren Familienangehörigen sowie Abwehrarbeit unter den in der DDR zeitweilig oder dauerhaft wohnenden Ausländern.
1976 gegründet; 1980 unter Beibehaltung des Namens in die HA II eingegliedert. Ihre Aufgaben waren vor allem Sicherung, Kontrolle und "Bearbeitung" von Ausländern, insbesondere "Freiheitskämpfern/Patrioten", Emigranten und deren Familienangehörigen sowie Abwehrarbeit unter den in der DDR zeitweilig oder dauerhaft wohnenden Ausländern.
1953 gegründet. Aufgaben: Leitung der SV Dynamo; dabei u. a. Anleitung und Koordinierung der Bezirksleitungen SV Dynamo, der Sportklubs bzw. Sportgemeinschaften SC/SG Dynamo sowie Förderung bestimmter Sportarten, Sektionen – so z. B. Kampfsport und Fallschirmausbildung.
Organisationsstruktur in der MfS-Zentrale, die durch den Minister oder einen seiner Stellvertreter direkt angeleitet wurde. Die zuletzt 13 Hauptabteilungen wurden durch Einzelleiter geführt. Die weiter untergliederten und nach dem Linienprinzip tätigen HA waren für komplexe, abgegrenzte Bereiche operativ zuständig und federführend verantwortlich. Der Zuschnitt der Zuständigkeitsbereiche war an Ressorts oder geheimdienstlichen Praktiken (z. B. Verkehrswesen, Beobachtung, Funkspionage) orientiert.
Organisationsstruktur in der MfS-Zentrale, die durch den Minister oder einen seiner Stellvertreter direkt angeleitet wurde. Die zuletzt 13 Hauptabteilungen wurden durch Einzelleiter geführt. Die weiter untergliederten und nach dem Linienprinzip tätigen HA waren für komplexe, abgegrenzte Bereiche operativ zuständig und federführend verantwortlich. Der Zuschnitt der Zuständigkeitsbereiche war an Ressorts oder geheimdienstlichen Praktiken (z. B. Verkehrswesen, Beobachtung, Funkspionage) orientiert.
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Signatur: BStU, MfS, HA XX, Nr. 1833, Bl. 295-297
Einige Wochen nach Ende des VIII. Turn- und Sportfestes der DDR informierte ein ungenannter Parteigenosse die Stasi über die extrem unfreundliche Stimmung gegenüber Berliner Gästen. Er warnte abschließend vor Konflikten bei anstehenden Fußballspielen in Leipzig.
Vom 27. Juli bis 2. August 1987 fand in Leipzig das VIII. und letzte Turn- und Sportfest der DDR statt. Es stand unter dem Motto "Gesund und leistungsfähig, lebensfroh und optimistisch, für Frieden und Sozialismus. Treibt alle Sport!" Über 72.000 Teilnehmer aus der gesamten DDR kamen hier zusammen.
Organisiert wurde die Veranstaltung vom Deutschen Turn- und Sportbund (DTSB) der DDR, der von der SED-Führung angeleitet wurde. Das Großereignis war eine Leistungsschau des Breiten- und Spitzensportes. Das MfS hatte für einen störungsfreien Ablauf des Ereignisses zu sorgen. Alle Tätigkeiten der Stasi dafür liefen unter der Bezeichnung Aktion "Lebensfreude". Die Stasi beobachtete und bewachte auch die ausländischen Gäste - darunter der IOC-Präsident Juan Antonio Samaranch und andere hochrangige Repräsentanten der internationalen Sportwelt. Hauptverantwortlich hierfür war die Hauptabteilung XX (Staatsapparat, Kultur, Kirche, Untergrund) mit ihrer Arbeitsgruppe Ausländer.
In der vorliegenden Information berichtet ein Mitglied der Berliner Delegation über die Erlebnisse seines Leipzig-Aufenthaltes beim VIII. Turn- und Sportfest - besonders über die abwertende Behandlung der Berliner Gäste. Schon die Eröffnungsveranstaltung begann für Berliner unerfreulich - mit einem Pfeifkonzert wurde ihr Einzug ins Stadion begleitet. Auch außerhalb schlug den Berlinern Antipathie entgegen - teilweise wurden sie wüst beschimpft oder Autos mit Berliner Kennzeichen demoliert. Als Grund der Ressentiments wird die Bevorzugung der Hauptstadt gegenüber den anderen Städten und Regionen der DDR genannt.
Wir haben uns in der Delegationsleitung natürlich über diese Dinge sehr ausführlich unterhalten und all diesen Provokationen eine Offensive des Lächelns gegenübergestellt, was zum Ende immerhin den Erfolg hatte, daß es keine besonderen Vorkommnisse gab, in die Berliner Sportler oder Funktionäre verwickelt waren.
Das Hauptproblem zeigte sich in vielen Gesprächen, die wir versuchten, mit Leipzigern, vor allem mit Leipzigern zu führen. Sie brachten uns dann immer zum Ausdruck, daß sie eigentlich gegen uns als Person überhaupt nichts einzuwenden hätten, daß sie aber mit ihrem Verhalten darauf hinweisen wollten, daß Partei- und Regierung Leipzig und übrige Bezirke der Republik zugunsten Berlins zu stark vernachlässigten.
Auf einen Nenner gebracht kann man sagen, daß es ein zehntausendfaches Mißfallen gegenüber der bestätigten, vom XI. Parteitag einstimmig beschlossenen Parteipolitik, bei der Eröffnungsveranstaltung gegeben hat.
So jedenfalls sind unsere Eindrücke aus den Leipziger Turnfesttagen und daraus abgeleitet ergeben sich sicherlich eine Reihe von Schlußfolgerungen für die Vorbereitung der BFC-Mannschaft zum Spiel gegen den 1. FC Lok Leipzig in Leipzig, weil inzwischen es nicht mehr das Mißfallen oder die unsachliche Meinungsäußerung eines zugegebener Weise größeren Kreises von Fußballanhängern ist, das gegen den BFC spricht, Stellung nimmt, sondern es ist inzwischen, so ist unsere Erkenntnis, die einheitliche Volksmeinung, zumindestens in Leipzig aber auch in vielen anderen Städten und Bezirken der Republik, so zum Beispiel Magdeburg, wo wir ähnliches erlebt, oder mit deren Bezirksdelegation wir ähnliche Erlebnisse hatten.
Man muß also, wenn am 22. August in Leipzig gespielt wird, sich nicht mehr darauf einrichten, gegen ein paar tausend Fußballanhänger des FC Lok zu spielen, sondern es wird wahrscheinlich auch die Gefahr bestehen, daß es Ausschreitungen größerer Art schon im Vorfeld gibt, in die auch Kräfte einbezogen werden können, die eigentlich mit dem Fußball nichts zu tun haben.
Hauptabteilung XX (Staatsapparat, Kultur, Kirchen, Untergrund)
Die Hauptabteilung XX bildete den Kernbereich der politischen Repression und Überwachung der Staatssicherheit. In Struktur und Tätigkeit passte sie sich mehrfach an die sich wandelnden Bedingungen der Herrschaftssicherung an. Die Diensteinheit ging 1964 durch Umbenennung aus der Hauptatbeilung V hervor, die ihrerseits in den Abteilungen V und VI (1950–1953) ihre Vorläufer hatte.
Die Hauptabteilung XX und die ihr nachgeordneten Abteilungen XX in den Bezirksverwaltungen (Linie XX) sowie entsprechende Arbeitsbereiche in den KD überwachten wichtige Teile des Staatsapparates (u. a. Justiz, Gesundheitswesen und bis 1986 das Post- und Fernmeldewesen), die Blockparteien und Massenorganisationen, den Kultur- und Sportbereich, die Medien und die Kirchen sowie SED-Sonderobjekte und Parteibetriebe. Federführend war die Hauptabteilung XX auch bei der Bekämpfung der "politischen Untergrundtätigkeit" (PUT), also der Opposition.
Ab der zweiten Hälfte der 50er Jahre und verstärkt seit dem Beginn der Entspannungspolitik fühlte sich das SED-Regime zunehmend durch die "politisch-ideologische Diversion" (PiD) bedroht. Die Schwächung der "Arbeiter-und-Bauern-Macht" durch "ideologische Aufweichung und Zersetzung" galt als Hauptinstrument des Westens bei der Unterminierung der DDR. Auch bei der Bekämpfung der PiD hatte die Hauptabteilung XX innerhalb des MfS die Federführung.
Das Erstarken der Bürgerrechtsbewegung (Friedens-, Umwelt- und Menschenrechtsgruppen) in der DDR führte in den 80er Jahren zu einem weiteren Bedeutungszuwachs der Linie XX. In der DA 2/85 bestätigte Minister Mielke dementsprechend die Federführung der Hauptabteilung XX bei der Bekämpfung der PUT.
Im Verlauf der fast 40-jährigen Entwicklung der Hauptabteilung XX veränderte sich ihre Struktur mehrfach. In der Endphase verfügte sie über neun operative Abteilungen und vier Funktionalorgane der Leitung (Sekretariat, Arbeitsgruppe der Leitung, Koordinierungsgruppe des Leiters, Auswertungs- und Kontrollgruppe).
Die Hauptabteilung V lag ab 1953 zunächst im unmittelbaren Anleitungsbereich von Mielke in seiner Eigenschaft als 1. Stellvertreter des Staatssicherheitschefs. Ab 1955 war der stellvertretende Minister Bruno Beater und 1964–1974 der stellv. Minister Fritz Schröder auf der Ebene der MfS-Leitung für die Hauptabteilung XX zuständig. Beide waren zuvor selbst (Beater 1953–1955, Schröder 1955–1963) Leiter der Hauptabteilung V. Seit 1975 gehörte die Hauptabteilung XX zum Verantwortungsbereich von Mielkes Stellvertreter Rudi Mittig. Von 1964 bis zur Auflösung des MfS leitete Kienberg die Hauptabteilung XX. Ihm standen seit 1965 zwei Stellvertreter zur Seite.
1954 waren in der Hauptabteilung V insgesamt 139 Mitarbeiter beschäftigt. Im Herbst 1989 verfügte die Hauptabteilung XX über 461 Mitarbeiter, von denen mehr als 200 als IM-führende Mitarbeiter eingesetzt waren.
In den 15 Bezirksverwaltungen waren auf der Linie XX im Oktober 1989 insgesamt knapp 1.000 Kader und damit auf der gesamten Linie XX fast 1.500 hauptamtliche Mitarbeiter im Einsatz. Gleichzeitig konnte allein die Hauptabteilung XX mit etwas mehr als 1.500 IM auf einen überdurchschnittlich hohen Bestand an inoffiziellen Kräften zurückgreifen. Ihrem Aufgabenprofil entsprechend spiegelt sich nicht zuletzt in der Entwicklung der Hauptabteilung XX auch die Geschichte von Opposition, Widerstand und politischer Dissidenz in der DDR. Im Herbst 1989 wurden von der Diensteinheit 31 Operative Vorgänge (10 Prozent aller Operativen Vorgänge im Berliner Ministeriumsbereich) und 59 Operative Personenkontrollen (8,7 Prozent) bearbeitet.
Hauptabteilung XX (Staatsapparat, Kultur, Kirchen, Untergrund)
Die Hauptabteilung XX bildete den Kernbereich der politischen Repression und Überwachung der Staatssicherheit. In Struktur und Tätigkeit passte sie sich mehrfach an die sich wandelnden Bedingungen der Herrschaftssicherung an. Die Diensteinheit ging 1964 durch Umbenennung aus der Hauptatbeilung V hervor, die ihrerseits in den Abteilungen V und VI (1950–1953) ihre Vorläufer hatte.
Die Hauptabteilung XX und die ihr nachgeordneten Abteilungen XX in den Bezirksverwaltungen (Linie XX) sowie entsprechende Arbeitsbereiche in den KD überwachten wichtige Teile des Staatsapparates (u. a. Justiz, Gesundheitswesen und bis 1986 das Post- und Fernmeldewesen), die Blockparteien und Massenorganisationen, den Kultur- und Sportbereich, die Medien und die Kirchen sowie SED-Sonderobjekte und Parteibetriebe. Federführend war die Hauptabteilung XX auch bei der Bekämpfung der "politischen Untergrundtätigkeit" (PUT), also der Opposition.
Ab der zweiten Hälfte der 50er Jahre und verstärkt seit dem Beginn der Entspannungspolitik fühlte sich das SED-Regime zunehmend durch die "politisch-ideologische Diversion" (PiD) bedroht. Die Schwächung der "Arbeiter-und-Bauern-Macht" durch "ideologische Aufweichung und Zersetzung" galt als Hauptinstrument des Westens bei der Unterminierung der DDR. Auch bei der Bekämpfung der PiD hatte die Hauptabteilung XX innerhalb des MfS die Federführung.
Das Erstarken der Bürgerrechtsbewegung (Friedens-, Umwelt- und Menschenrechtsgruppen) in der DDR führte in den 80er Jahren zu einem weiteren Bedeutungszuwachs der Linie XX. In der DA 2/85 bestätigte Minister Mielke dementsprechend die Federführung der Hauptabteilung XX bei der Bekämpfung der PUT.
Im Verlauf der fast 40-jährigen Entwicklung der Hauptabteilung XX veränderte sich ihre Struktur mehrfach. In der Endphase verfügte sie über neun operative Abteilungen und vier Funktionalorgane der Leitung (Sekretariat, Arbeitsgruppe der Leitung, Koordinierungsgruppe des Leiters, Auswertungs- und Kontrollgruppe).
Die Hauptabteilung V lag ab 1953 zunächst im unmittelbaren Anleitungsbereich von Mielke in seiner Eigenschaft als 1. Stellvertreter des Staatssicherheitschefs. Ab 1955 war der stellvertretende Minister Bruno Beater und 1964–1974 der stellv. Minister Fritz Schröder auf der Ebene der MfS-Leitung für die Hauptabteilung XX zuständig. Beide waren zuvor selbst (Beater 1953–1955, Schröder 1955–1963) Leiter der Hauptabteilung V. Seit 1975 gehörte die Hauptabteilung XX zum Verantwortungsbereich von Mielkes Stellvertreter Rudi Mittig. Von 1964 bis zur Auflösung des MfS leitete Kienberg die Hauptabteilung XX. Ihm standen seit 1965 zwei Stellvertreter zur Seite.
1954 waren in der Hauptabteilung V insgesamt 139 Mitarbeiter beschäftigt. Im Herbst 1989 verfügte die Hauptabteilung XX über 461 Mitarbeiter, von denen mehr als 200 als IM-führende Mitarbeiter eingesetzt waren.
In den 15 Bezirksverwaltungen waren auf der Linie XX im Oktober 1989 insgesamt knapp 1.000 Kader und damit auf der gesamten Linie XX fast 1.500 hauptamtliche Mitarbeiter im Einsatz. Gleichzeitig konnte allein die Hauptabteilung XX mit etwas mehr als 1.500 IM auf einen überdurchschnittlich hohen Bestand an inoffiziellen Kräften zurückgreifen. Ihrem Aufgabenprofil entsprechend spiegelt sich nicht zuletzt in der Entwicklung der Hauptabteilung XX auch die Geschichte von Opposition, Widerstand und politischer Dissidenz in der DDR. Im Herbst 1989 wurden von der Diensteinheit 31 Operative Vorgänge (10 Prozent aller Operativen Vorgänge im Berliner Ministeriumsbereich) und 59 Operative Personenkontrollen (8,7 Prozent) bearbeitet.
1976 gegründet; 1980 unter Beibehaltung des Namens in die HA II eingegliedert. Ihre Aufgaben waren vor allem Sicherung, Kontrolle und "Bearbeitung" von Ausländern, insbesondere "Freiheitskämpfern/Patrioten", Emigranten und deren Familienangehörigen sowie Abwehrarbeit unter den in der DDR zeitweilig oder dauerhaft wohnenden Ausländern.
1976 gegründet; 1980 unter Beibehaltung des Namens in die HA II eingegliedert. Ihre Aufgaben waren vor allem Sicherung, Kontrolle und "Bearbeitung" von Ausländern, insbesondere "Freiheitskämpfern/Patrioten", Emigranten und deren Familienangehörigen sowie Abwehrarbeit unter den in der DDR zeitweilig oder dauerhaft wohnenden Ausländern.
Organisationsstruktur in der MfS-Zentrale, die durch den Minister oder einen seiner Stellvertreter direkt angeleitet wurde. Die zuletzt 13 Hauptabteilungen wurden durch Einzelleiter geführt. Die weiter untergliederten und nach dem Linienprinzip tätigen HA waren für komplexe, abgegrenzte Bereiche operativ zuständig und federführend verantwortlich. Der Zuschnitt der Zuständigkeitsbereiche war an Ressorts oder geheimdienstlichen Praktiken (z. B. Verkehrswesen, Beobachtung, Funkspionage) orientiert.
Organisationsstruktur in der MfS-Zentrale, die durch den Minister oder einen seiner Stellvertreter direkt angeleitet wurde. Die zuletzt 13 Hauptabteilungen wurden durch Einzelleiter geführt. Die weiter untergliederten und nach dem Linienprinzip tätigen HA waren für komplexe, abgegrenzte Bereiche operativ zuständig und federführend verantwortlich. Der Zuschnitt der Zuständigkeitsbereiche war an Ressorts oder geheimdienstlichen Praktiken (z. B. Verkehrswesen, Beobachtung, Funkspionage) orientiert.
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Information zur Eröffnungsveranstaltung des VIII. Turn- und Sportfestes in Leipzig 1987 Dokument, 2 Seiten
Maßnahmeplan zur Sicherung ausländischer Gäste beim VIII. Turn- und Sportfest in Leipzig 1987 Dokument, 7 Seiten
Sportschau der SV Dynamo auf dem VIII. Turn- und Sportfest in Leipzig 1987 Video, 10 Minuten, 37 Sekunden
Bilder-Serie von der Eröffnung des VIII. Turn- und Sportfestes in Leipzig 1987 5 Fotografien