Bericht über den Aufenthalt einer Reisegruppe der Volkshochschule Untermosel in der DDR
Signatur: BStU, MfS, ZOS, Nr. 2484, Bl. 299-301
Westdeutsche Reisegruppen in der DDR wurden routinemäßig von der Stasi observiert. Im vorliegenden Bericht dokumentierte die Stasi den Aufenthalt der Reisegruppe einer Volkshochschule.
Westdeutsche Reisegruppen in der DDR wurden routinemäßig von der Stasi observiert. Dabei gab es eine Abfolge des Vorgangs: Informationssammlung zur Anbahnung der Reise, Planung der Beobachtung, Ausführung während des Besuches und schließlich Beendigung der Aktion in einem "Abschlussbericht".
Der Stellvertreter des Leiters der Hauptabteilung (HA) VI (zuständig für Grenzkontrollen, Reise- und Touristenverkehr) fasste hier die für die Stasi relevanten Ereignisse des DDR-Aufenthaltes einer Reisegruppe der Volkshochschule Untermosel zusammen. Die Gruppe bestand hauptsächlich aus Mitgliedern des Sportvereins Untermosel. Wenige Monate vor der Friedlichen Revolution und dem Mauerfall wurde erklärt, dass mehrere Teilnehmer der Ansicht waren, "dass eine Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten unausbleiblich ist, ohne sich dabei zeitlich festzulegen". Abgelegt wurde das Dokument im Zentralen Operativstab (ZOS), dem Lagezentrum der Stasi.
Metadaten
- Diensteinheit:
- Zentraler Operativstab
- Datum:
- 3.5.1989
Hauptabteilung VI
Berlin, VI/OuT/fie-ma
3. Mai 1989
2138/89
Abschlußbericht (I) über den Aufenthalt einer Reisegruppe der "Volkshochschule Untermosel" in der Zeit vom 28.3. bis 1.4.1989 in den Bezirken Erfurt, Dresden und Leipzig - Aktion "Moos 1/89“
In der Zeit vom 20.3. bis l.4.1989 hielt sich über den VEB Reisebüro der DDR eine Reisegruppe der "Volkshochschule Untermosel" mit 45 Personen (Fahrt-Nr.: 108-B-009/3) unter Inanspruchnahme eines touristischen Programms in den Bezirken Erfurt, Dresden und Leipzig auf.
Die Ein- und Ausreise erfolgte über die Grenzübergangsstelle Wartha mit einem KOM, amtliches Kennzeichen [geschwärzt].
Nach Ansicht einiger Reiseteilnehmer waren die Grenzpassagen und die damit verbundene Zollkontrolle überzogen, da von einzelnen Teilnehmern die Koffer kontrolliert wurden. Beanstandungen traten dabei nicht auf.
Als Reiseleiter der Gruppe fungierte der Bürger der BRD [geschwärzt] in Koblenz Angestellter, Krankenkasse,
der jedoch nicht in Erscheinung trat und alle anfallenden Aufgaben und Probleme dem Reiseleiter der DDR überließ.
Bei den Reiseteilnehmern handelte es sich überwiegend um Mitglieder des Sportvereins Koblenz/Untermosel, der jährlich eine Fahrt ins Ausland unternimmt. Die 11. Auslandsreise führte die Mitglieder der Reisegruppe erstmals in die DDR. Den Verantwortlichen des Sportvereins war bekannt, daß Reisen über die "Volkshochschule Untermosel" staatlich gestützt werden, und man beabsichtigte somit, diese für sie günstige Möglichkeit zu nutzen. Aus diesem Grund gaben die Verantwortlichen bei der "Volkshochschule Untermosel" an, während des Aufenthaltes in der DDR einige Fachgespräche durchzuführen. Seitens des Partnerbüros der BRD "Olympia Reisen Bonn" wurde aus vorgenannten Gründen darum gebeten, für die Gruppe eine Betriebs- oder LPG-Besichtigung bzw. eine allgemeine Informationsveranstaltung in das Programm aufzunehmen, da die Gruppe beabsichtigte, eine finanzielle Stützung durch das Bundesministerium für innerdeutsche Beziehungen in Anspruch zu nehmen.