Bericht zum Aufenthalt einer Jugendreisegruppe zum UEFA-Cup-Halbfinalspiel in Stuttgart am 5. und 6. April 1989
Signatur: BStU, MfS, BV Dresden, Abt. VI, Nr. 5656, Bl. 2-5
Zum Hinspiel des UEFA-Cup-Halbfinals zwischen Dynamo Dresden und dem VfB Stuttgart im Jahr 1989 durften nur "sicherheitsüberprüfte" DDR-Bürger in die schwäbische Metropole reisen. Trotzdem gelang sieben Personen die Flucht.
Fußballduelle zwischen Mannschaften aus den beiden deutschen Staaten waren auch für die Stasi eine Herausforderung. Bei Heimspielen organisierte sie umfangreiche Sicherungs-, Kontroll-, und Überwachungsmaßnahmen. Vor allem "Störversuche" und mögliche "provokatorische Handlungen" von DDR-Bürgern sollten verhindert werden. Bei Spielen im Westen beschäftigte sich die Stasi vor allem mit der Auswahl der "richtigen" Fans, die mitfahren durften, so beim UEFA-Cup-Halbfinale zwischen Dynamo Dresden und dem VfB Stuttgart im Jahr 1989.
In der "Information über den Aufenthalt einer Jugendtourist-Reisegruppe zum UEFA-Cup Halbfinalspiel in Stuttgart, BRD" wird beschrieben, wie die 600 Dynamo-Fans ausgewählt wurden. Alle waren von staatlich organisierten Vereinen und Verbänden wie z.B. der Freien Deutschen Jugend (FDJ), von Dynamo Dresden oder dem Deutschen Turn- und Sportbund (DTSB) vorgeschlagen und von den einzelnen Dienststellen der Stasi "sicherheitsüberprüft" worden. Es sollten linientreue DDR-Bürger sein ohne West-Verwandtschaft, weil man vermutete, dass die Fluchtgefahr geringer wäre. Dennoch setzten sich nach dem Spiel sieben Fans ab und blieben im Westen. Sie nutzten das Spiel - in der Sichtweise der Stasi - "für den Verrat der DDR".
Metadaten
Im Rahmenprogramm besuchten die Teilnehmer das Automobil-Museum der Daimler-Benz-AG in Stuttgart.
Aufgrund der vom Partnerbüro eingeleiteten Maßnahmen gelang es, die Sicherheit der Teilnehmer und der zur Beförderung eingesetzten 15 Reisebusse des VE Verkehrskombinates Dresden ständig zu gewährleisten. Dabei wurde auch im Herangehen der zuständigen Polizeidienststellen der Stadt Stuttgart das Bemühen um die Gewährleistung der Sicherheit der DDR-Teilnehmer deutlich sichtbar. So erfolgte zum Beispiel dasAbstellen der Reisebusse direkt im Betriebsgelände der Daimler-Benz-AG und die Einsatzleitung der Polizei war ständig imKontakt mit der Reiseleitung von "Jugendtourist".
III.
Die Reise in die BRD wurde von 7 Teilnehmern für den Verrat der DDR ausgenutzt. Dabei handelte es sich um:
-[anonymisiert]
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-[anonymisiert]
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Im Falle von [anonymisiert] war die Duldung und aktive Unterstützung einer gezielten Abwerbung durch die Stuttgarter Polizei feststellbar. Dagegen wurde durch die Reiseleitung und die Repräsentanten der Ständigen Vertretung der DDR in der BRD entschiedener Protest eingelegt (siehe Anlage).
IV.
Die Vorbereitung und Realisierung der Entsendung wurde durch die zuständigen staatlichen Organe der DDR, die Bezirksbehörde der Deutschen Volkspolizei Dresden und die Ständige