Signatur: BStU, MfS, HV A, Nr. 224, Bl. 251-252
Im Mai 1965 nahmen Israel und die Bundesrepublik diplomatische Beziehungen auf. Dies sorgte für Verstimmungen in der arabischen Welt. Die Stasi berichtete der DDR-Führung von Überlegungen zur Teilnahme des bundesdeutschen Botschafters an der Militärparade in Jerusalem zum israelischen Unabhängigkeitstag 1967.
Am 12. Mai 1965 vereinbarten Bundeskanzler Ludwig Erhard und der israelische Premierminister Levi Eschkol die Aufnahme diplomatischer Beziehungen. Dem Datum war eine jahrelange offizielle und geheime Annäherung von Israel und der Bundesrepublik vorausgegangen.
Die DDR dagegen unterhielt anders als die übrigen Staaten des Ostblocks zu keinem Zeitpunkt diplomatische Beziehungen zu Israel. Mit ihrer offen antizionistischen Haltung fand die DDR zunehmend Anerkennung in der arabischen Welt. Im Gegensatz dazu verlor die Bundesrepublik wegen ihrer Unterstützung Israels bei den arabischen Ländern an Ansehen und musste befürchten, dass diese die DDR als souveränen Staat anerkennen könnten.
Die westdeutsche Außenpolitik war zu dieser Zeit von der "Hallstein-Doktrin" geprägt. Nahm ein Land diplomatische Beziehungen zur DDR auf, wertete die Bundesrepublik dies als "unfreundlichen Akt", der zum Abbruch der diplomatischen Kontakte führen konnte.
Der Status Jerusalems war international umstritten. Israel bemühte sich, die Stadt als seine Hauptstadt zu entwickeln. 1967 fand die Militärparade anlässlich des israelischen Nationalfeiertags am 15. Mai in Jerusalem statt und nicht mehr, wie zuvor, in Tel Aviv. Die Bundesregierung musste daher abwägen, welchen außenpolitischen Nutzen und Schaden es anrichtete, wenn der bundesdeutsche Botschafter in Israel an der Militärparade in Jerusalem teilnahm. Von diesem Abwägungsprozess handelt eine Einzelinformation der Stasi aus dem März 1967.
Ministerium für Staatssicherheit
Streng vertraulich!
Um Rückgabe wird gebeten!
Berlin, den [Auslassung]
2 Blatt
1[handschriftliche Ergänzung: 0]. Exemplar
[handschriftliche Ergänzung: [unterstrichen: nicht rausgegangen]
1. t
2. h
3. Ase
4. Win/Korth
5. Neiss
6. [unleserlich]
7. Abt. III
8. Abt. X | [unleserlich]
9. Abt. VII
10. Abl.
11. Ref. C | [unleserlich] | 12
Einzel-Information
über
einige Fragen der Beziehungen Westdeutschlands zu Israel
Ergänzend zur Information 211/67 v. 13.03.1967 wurden weitere interne Einzelheiten über die Auffassungen der westdeutschen Bundesregierung zur Teilnahme des westdeutschen Botschafters Pauls in Tel Aviv an der Parade in Jerusalem anläßlich des israelischen Unabhängigkeitstages am 15.05.1967 bekannt.
Führende westdeutsche Regierungskreise vertreten die Ansicht, daß die Teilnahme des westdeutschen Botschafters an der Parade unabhängig vom Verhalten der Botschafter anderer westlicher Staaten vorteilhaft und angebracht sei. Dies liege im Interesse der sich seit geraumer Zeit sehr positiv entwickelnden Beziehungen. Das Fernbleiben Botschafter Pauls würde von der israelischen Regierung zum Nachteil der westdeutschen Bundesregierung ausgelegt werden. Eine Teilnahme des amerikanischen Botschafters an der Parade werde erst kurz vor dem 15.5.1967 von der amerikanischen Regierung entschieden. Die meisten Staaten werden sich nach dieser Entscheidung mit richten.
Abteilung III (Funkaufklärung)
1971 aus dem Bereich III entstanden; 1983 mit der Abt. Funkabwehr zur Hauptabteilung III zusammengelegt.
Aufgaben: Funkaufklärung im Rahmen der elektronischen Kampfführung (EloKa) durch Erfassen und Analyse der Funkfrequenzen und -netze bis hin zum Satellitenfunk vor allem in der Bundesrepublik Deutschland und der NATO sowie Eindringen in diese Kommunikationsverbindungen zur Informationsgewinnung und Verhinderung des gegnerischen Eindringens in die Nachrichtenverbindungen der DDR.
Abteilung III (Funkaufklärung)
1971 aus dem Bereich III entstanden; 1983 mit der Abt. Funkabwehr zur Hauptabteilung III zusammengelegt.
Aufgaben: Funkaufklärung im Rahmen der elektronischen Kampfführung (EloKa) durch Erfassen und Analyse der Funkfrequenzen und -netze bis hin zum Satellitenfunk vor allem in der Bundesrepublik Deutschland und der NATO sowie Eindringen in diese Kommunikationsverbindungen zur Informationsgewinnung und Verhinderung des gegnerischen Eindringens in die Nachrichtenverbindungen der DDR.
Linie VII (Ministerium des Innern, Deutsche Volkspolizei)
Die Hauptabteilung VII und die ihr zugeordnete Linie VII waren für das Ministerium des Innern (MdI) und die ihm nachgeordneten Bereiche zuständig, d.h. für die Kriminalpolizei (insbesondere deren Arbeitsrichtung I/K I), die Schutz-, Verkehrs- und Bereitschaftspolizei, die Kampfgruppen, den Betriebsschutz, den Strafvollzug, das Pass- und Meldewesen, die Feuerwehr, das Deutsche Rote Kreuz, das Zentrale Aufnahmeheim in Röntgental, das Archivwesen, Geodäsie und Kartographie sowie die Politische Verwaltung des MdI, die medizinischen Einrichtungen der Volkspolizei und die Bereiche Innere Angelegenheiten der staatlichen Verwaltungen.
Zum Teil reichte der Verantwortungsbereich der Hauptabteilung bzw. Linie VII über das MdI hinaus, so etwa gegenüber der Zivilverteidigung, die seit 1977 dem MfNV unterstand. Andere nachgeordnete Bereiche des MdI wurden indes aus fachlichen Gründen von anderen Diensteinheiten der Staatssicherheit abgesichert, so etwa die Arbeitsrichtung Observation der Kriminalpolizei (I/U) (durch die Hauptabteilung VIII), das Wachkommando Missionsschutz (durch die HA II) oder die Transport- und Wasserschutzpolizei (durch die HA XIX).
Gegenüber den Kampfgruppen sowie den lokalen Abteilungen Innere Angelegenheiten teilte sich die Linie VII die Zuständigkeit mit anderen Diensteinheiten. Die Abteilung VII der Verwaltung Groß-Berlin war zeitweise auch für die "Bearbeitung" der Polizei von Westberlin zuständig.
Gleichwohl fungierte die Linie VII als Generalbevollmächtigter des Mielke-Imperiums gegenüber der Volkspolizei. Hatte sie in den 50er Jahren vor allem gegen auffällige Volkspolizisten ermittelt sowie vermutete Spionage aufgedeckt, durchleuchtete sie die Polizei in den späteren Jahren immer stärker prophylaktisch, knüpfte ein weites Netz von Zuträgern im dienstlichen wie im privaten Bereich der Volkspolizisten und beeinflusste auch zunehmend die fachlichen Entscheidungen auf Leitungsebene.
Verfügte die Abteilungen VII im MfS 1958 über 38 Mitarbeiter in drei Referaten, so wurde sie im Folgejahr zur HA aufgewertet und wuchs bis 1989 auf 319 hauptamtliche Geheimpolizisten in acht Abteilungen an. Hinzu kamen 510 Mitarbeiter in den Abteilungen VII der BV sowie 264 sogenannte Abwehroffiziere Volkspolizei, seit 1981 der verlängerte Arm der Linie VII in den KD.
1956 entstanden. Aufgaben: Förderung und Weiterentwicklung der internationalen Beziehungen des MfS, insbesondere der Zusammenarbeit mit den "Bruderorganen" sozialistischer Länder und der Zusammenarbeit mit den Sicherheitsorganen befreundeter Staaten sowie Übersetzerdienst für die Diensteinheiten des MfS.
Signatur: BStU, MfS, HV A, Nr. 224, Bl. 251-252
Im Mai 1965 nahmen Israel und die Bundesrepublik diplomatische Beziehungen auf. Dies sorgte für Verstimmungen in der arabischen Welt. Die Stasi berichtete der DDR-Führung von Überlegungen zur Teilnahme des bundesdeutschen Botschafters an der Militärparade in Jerusalem zum israelischen Unabhängigkeitstag 1967.
Am 12. Mai 1965 vereinbarten Bundeskanzler Ludwig Erhard und der israelische Premierminister Levi Eschkol die Aufnahme diplomatischer Beziehungen. Dem Datum war eine jahrelange offizielle und geheime Annäherung von Israel und der Bundesrepublik vorausgegangen.
Die DDR dagegen unterhielt anders als die übrigen Staaten des Ostblocks zu keinem Zeitpunkt diplomatische Beziehungen zu Israel. Mit ihrer offen antizionistischen Haltung fand die DDR zunehmend Anerkennung in der arabischen Welt. Im Gegensatz dazu verlor die Bundesrepublik wegen ihrer Unterstützung Israels bei den arabischen Ländern an Ansehen und musste befürchten, dass diese die DDR als souveränen Staat anerkennen könnten.
Die westdeutsche Außenpolitik war zu dieser Zeit von der "Hallstein-Doktrin" geprägt. Nahm ein Land diplomatische Beziehungen zur DDR auf, wertete die Bundesrepublik dies als "unfreundlichen Akt", der zum Abbruch der diplomatischen Kontakte führen konnte.
Der Status Jerusalems war international umstritten. Israel bemühte sich, die Stadt als seine Hauptstadt zu entwickeln. 1967 fand die Militärparade anlässlich des israelischen Nationalfeiertags am 15. Mai in Jerusalem statt und nicht mehr, wie zuvor, in Tel Aviv. Die Bundesregierung musste daher abwägen, welchen außenpolitischen Nutzen und Schaden es anrichtete, wenn der bundesdeutsche Botschafter in Israel an der Militärparade in Jerusalem teilnahm. Von diesem Abwägungsprozess handelt eine Einzelinformation der Stasi aus dem März 1967.
Nach Auffassung der westdeutschen Regierungskreise sei die Überreichung des Beglaubigungsschreibens durch die Botschafter an den Staatspräsidenten und die Gratulationscour beim Staatspräsidenten viel bedeutsamer als die Teilnahme an der Parade: An der Kundgebung am Vorabend des Unabhängigkeitstages im Stadion von Jerusalem werden alle Botschafter teilnehmen. Bei der Parade werden gemäß der für Jerusalem gültigen Waffenstillstandsbedingungen nur Infanterie ohne schwere Waffen auftreten. Die Parade selbst findet insbesondere für Jordanien eine hohe politische Beachtung.
Die Information darf im Interesse der Sicherheit der Quelle nicht öffentlich ausgewertet werden.
Quelle war eine zentrale IM-Kategorie der Hauptverwaltung A. Als Quelle wurden im sogenannten Operationsgebiet tätige inoffizielle Mitarbeiter bezeichnet, die in der Lage waren, an geheime Informationen über Aktivitäten und Absichten sowie Ressourcen und interne Lagebedingungen gegnerischer Einrichtungen zu gelangen.
Es wurden zwei Typen von Quellen unterschieden:
Zuletzt besaß die HV A (einschließlich der ihr nachgeordneten Abteilungen XV der BV) in der Bundesrepublik und Westberlin 133 A-Quellen und 449 O-Quellen.
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