Signatur: BStU, MfS, BV Schwerin, BdL, Nr. 400027, Bl. 2-9
Einsatzplan der MfS-Bezirksverwaltung Schwerin zur Verhinderung von Demonstrationen am ersten Jahrestag des Volksaufstandes von 1953 in der DDR. Die "Aktion Bollwerk" sollte einen zweiten 17. Juni verhindern.
Vom 16. bis 21. Juni 1953 kam es in fast 700 Städten und Gemeinden der DDR zu Demonstrationen und Streiks. Begann der 17. Juni noch als Arbeiteraufstand, entwickelte er sich schnell zum Volksaufstand weiter. Er nahm vielerorts revolutionäre Züge an, bevor er mit Hilfe von russischen Panzern unterdrückt wurde. Verhaftungswellen der Stasi und Entlassungen von Tausenden angeblichen Provokateuren taten ihr Übriges, um das Volk einzuschüchtern. Aber auch für die Regierenden in der DDR war der Aufstand ein Trauma, das bis 1989 anhielt.
Die Angst der Regierenden zeigte sich vor allem zu den Jahrestagen des Volksaufstandes. Besondere Nervosität kennzeichnete den Stasi-Apparat am ersten Jahrestag. Am 24. Mai 1954 befahl Erich Mielke, vorbeugende Sicherungsmaßnahmen einzuleiten. In den Bezirksverwaltungen wurden Einsatzstäbe gebildet, die Informationen auswerteten und die verschiedenen Maßnahmen koordinierten.
Im Rahmen dieser Maßnahmen befahl am 11. Juni 1954 der Chef der Bezirksverwaltung Schwerin den Einsatzplan "Aktion Bollwerk". In ihm war festgelegt, wie alle Diensteinheiten vor und während des 17. Juni 1954 mögliche Unruhen oder Proteste verhindern sollten. Der Einsatzplan zeigt, wie die Stasi einen zweiten 17. Juni verhindern wollte. Mögliche Demonstrationen sollten im Keim erstickt werden.
[handschriftliche Ergänzung: Anordnung]
Staatssekretariat für Staatssicherheit
Bezirksverwaltung Schwerin
Schwerin, den 11. Juni 1954
Ro./Gi.
Tgb.-Nr. L./183/54
An die Leiter
Aller Kreisdienststellen
und aller Abteilungen
Einsatzplan der Bezirksverwaltung Schwerin zur Durchführung der Aktion "Bollwerk"
Um feindliche Provokationen und Störversuche vor und während des 17. Juni's zu erkennen und abzuwehren sowie Elemente, die versuchen, durch Hetze und Gerüchte die Bevölkerung in Unruhe zu setzen, ist es Aufgabe eines jeden Mitarbeiters der Bezirksverwaltung, seine Arbeit mit GI zu erhöhen und seine Initiative zu vergrößern.
Das Ziel der Bezirksverwaltung muß sein:
a) Feindliche Störversuche unmöglich zu machen,
b) Feindliche Elemente zu erkennen und festzunehmen.
Zur Durchführung dieser Aufgaben wird angeordnet:
1.) Ab 10.6.1954 8.00 Uhr wird ein Einsatzstab gebildet.
Leiter des Einsatzstabes: Major Rostock.
Vertreter: Hauptmann Schubert.
Dem Einsatzstab gehören an:
1950 entstanden; 1953 mit Abt. VI zur HA V vereinigt. Aufgaben: Sicherung zentraler Organe und Einrichtungen des Staatsapparates und der Führungsgremien der Parteien und Massenorganisationen (ohne SED und FDGB); (ab 1952) "Bearbeitung" der Kirchen, Sekten und der Zeugen Jehovas; Mitwirkung an der Durchsetzung der staatlichen Jugend-, Kultur- und Sportpolitik; "Bearbeitung" und Bekämpfung der in der DDR verbliebenen ehemaligen SPD-Mitglieder, der Ostbüros westdeutscher Parteien und des DGB, des Trotzkismus, rechtsextremistischer Gruppierungen und illegaler Organisationen, die z. B. Agententätigkeit gegen die DDR betrieben, politischer bzw. terroristischer Organisationen, die im Verdacht standen, Zentralen bzw. Agenturen westlicher Geheimdienste oder des Bundesministeriums für gesamtdeutsche Fragen zu sein, sowie illegaler Umsiedlerorganisationen, -vereinigungen, Heimatkreise und Landsmannschaften.
Im Zusammenhang mit der Verwaltungsreform der DDR vom Sommer 1952 wurden die fünf Länderverwaltungen für Staatssicherheit (LVfS) in 14 Bezirksverwaltungen umgebildet. Daneben bestanden die Verwaltung für Staatssicherheit Groß-Berlin und die Objektverwaltung "W" (Wismut) mit den Befugnissen einer BV. Letztere wurde 1982 als zusätzlicher Stellvertreterbereich "W" in die Struktur der BV Karl-Marx-Stadt eingegliedert.
Der Apparat der Zentrale des MfS Berlin und der der BV waren analog strukturiert und nach dem Linienprinzip organisiert. So waren die Hauptabteilung II in der Zentrale bzw. die Abteilungen II der BV für die Schwerpunkte der Spionageabwehr zuständig usw. Auf der Linie der Hauptverwaltung A waren die Abteilung XV der BV aktiv. Einige Zuständigkeiten behielt sich die Zentrale vor: so die Militärabwehr (Hauptabteilung I) und die internationalen Verbindungen (Abteilung X) oder die Arbeit des Büros für Besuchs- und Reiseangelegenheiten in Westberlin (Abteilung XVII). Für einige Aufgabenstellungen wurde die Bildung bezirklicher Struktureinheiten für unnötig erachtet. So gab es in den 60er und 70er Jahren für die Abteilung XXI und das Büro der Leitung II Referenten für Koordinierung (RfK) bzw. Offiziere BdL II. Für spezifische Aufgaben gab es territorial bedingte Diensteinheiten bei einigen BV, z. B. in Leipzig ein selbständiges Referat (sR) Messe, in Rostock die Abt. Hafen.
An der Spitze der BV standen der Leiter (Chef) und zwei Stellv. Operativ. Der Stellv. für Aufklärung fungierte zugleich als Leiter der Abt. XV. Die Schaffung des Stellvertreterbereichs Operative Technik im MfS Berlin im Jahre 1986 führte in den BV zur Bildung von Stellv. für Operative Technik/Sicherstellung.
1956 entstanden durch Umbenennung der Abteilung Allgemeines. Aufgaben des Büros der Leitung waren unter anderem
Von 1950 bis 1968 geltende Bezeichnung für die gewöhnlichen inoffiziellen Mitarbeiter, in den ersten Jahren auch nur Informatoren genannt. 1968 wurden die GI überwiegend zu IMS. GI dienten vor allem der allgemeinen Informationsbeschaffung. Sie wurden dabei auch zunehmend zur Sicherung von Institutionen, zur Feststellung der Bevölkerungsstimmung, zur Überprüfung verdächtiger Personen, zur Verhinderung von Republikfluchten oder auch bei Ermittlungen und Fahndungen eingesetzt.
Die Kreisdienststellen waren neben den Objektdienststellen die territorial zuständigen Diensteinheiten. Sie waren entsprechend den regionalen Gegebenheiten unterschiedlich strukturiert und personell ausgestattet. Einige verfügten über ein Referat zur komplexen Spionageabwehr oder zur Sicherung der Volkswirtschaft und andere nur über spezialisierte Mitarbeiter in diesen Bereichen. Ihre Aufgaben waren die Kontrolle der Wirtschaft, des Verkehrswesens, des Staatsapparates, des Gesundheitswesens, der kulturellen Einrichtungen, der Volksbildung, ggf. von Einrichtungen des Hoch- und Fachschulwesens, wissenschaftlich-technischer Einrichtungen sowie die Überwachung besonders interessierender Personenkreise.
Die Kreisdienststellen waren maßgeblich an den Genehmigungsverfahren für dienstliche bzw. private Auslandsreisen beteiligt, führten Sicherheitsüberprüfungen durch und erstellten Stimmungs- und Lageberichte. Zur Realisierung der Aufgaben bedurfte es einer engen Zusammenarbeit mit den Partnern des POZW, insbesondere mit der Volkspolizei, den Räten und anderen Einrichtungen der Kreise. Die Kreisdienststellen unterhielten ständige Verbindungen zu den SED Kreisleitungen. Zwei Drittel der hauptamtlichen Mitarbeiter der Kreisdienststellen waren operativ tätig. Die Kreisdienststellen führten 50 Prozent der IM und bearbeiteten etwa 60 Prozent der OV zu einzelnen Personen oder Gruppen.
Die Kreisdienststellen gliederten sich in 2 bis 16 Fachreferate sowie das Referat Auswertung und Information (ZAIG) und die Wache/Militärische Sicherungsgruppe. In jeder Kreisdienststelle gab es einen Offizier, der teilweise oder ganz (IM-führender Mitarbeiter/XV) für die Belange der HV A vor Ort zuständig war.
Am 23.7.1953 wurde durch formellen Regierungsbeschluss das Ministerium für Staatssicherheit zu einem Staatssekretariat herabgestuft und in das Ministerium des Innern (MdI) eingegliedert. Diese Maßnahme erschien als Reaktion der SED auf dessen (vermeintliches) Versagen im Zusammenhang mit dem Juniaufstand. Denn sie ging mit der Absetzung Wilhelm Zaissers als Minister, der Einsetzung Ernst Wollwebers als Staatssekretär und einer harten Abrechnung Walter Ulbrichts mit der Arbeit der Staatssicherheit auf dem 15. ZK-Plenum einher.
Die naheliegende zeitgenössische und auch heute noch vorherrschende Deutung ist nicht vollkommen zutreffend. Die Veränderung entsprach der damaligen Zuordnung der sowjetischen Staatssicherheit, die seit dem 15.3.1953 ebenfalls Teil des Innenministeriums war, und auch der der meisten anderen "Bruderorgane".
Sie war zudem schon am 30.6.1953, also noch bevor der Machtkampf in der SED Führung sich zuungunsten Zaissers entwickelt hatte, auf Betreiben von Lawrentij Berija vom SED-Politbüro beschlossen worden. Dabei ging es nicht um eine Abstrafung der DDR-Staatssicherheit, sondern um ein (kosmetisches) Entspannungssignal an den Westen. Wahrscheinlich war zu diesem Zeitpunkt Zaisser noch als Chef des erweiterten Innenministeriums vorgesehen.
Im unmittelbaren Kontext seiner Verkündung wurde der Beschluss als demonstrative Degradierung der Staatssicherheit aufgefasst, zumal Wollweber anders als sein Vorgänger nicht in das Politbüro kooptiert wurde. Das Staatssekretariat war dem Innenminister Willi Stoph gleichwohl nur formal unterstellt. Es erhielt ein eigenes Kollegium und nicht Stoph, sondern Wollweber vertrat die Staatssicherheitsangelegenheiten gegenüber der SED-Führung und in der Sicherheitskommission des ZK.
Die Staatssicherheit betreffende dienstliche Weisungen gingen ausschließlich vom Staatssekretär und seinen Stellvertretern aus, nicht vom Innenminister. Am 24.11.1955 wurde das Staatssekretariat durch Ministerratsbeschluss wieder in den Rang eines Ministeriums erhoben.
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Signatur: BStU, MfS, BV Schwerin, BdL, Nr. 400027, Bl. 2-9
Einsatzplan der MfS-Bezirksverwaltung Schwerin zur Verhinderung von Demonstrationen am ersten Jahrestag des Volksaufstandes von 1953 in der DDR. Die "Aktion Bollwerk" sollte einen zweiten 17. Juni verhindern.
Vom 16. bis 21. Juni 1953 kam es in fast 700 Städten und Gemeinden der DDR zu Demonstrationen und Streiks. Begann der 17. Juni noch als Arbeiteraufstand, entwickelte er sich schnell zum Volksaufstand weiter. Er nahm vielerorts revolutionäre Züge an, bevor er mit Hilfe von russischen Panzern unterdrückt wurde. Verhaftungswellen der Stasi und Entlassungen von Tausenden angeblichen Provokateuren taten ihr Übriges, um das Volk einzuschüchtern. Aber auch für die Regierenden in der DDR war der Aufstand ein Trauma, das bis 1989 anhielt.
Die Angst der Regierenden zeigte sich vor allem zu den Jahrestagen des Volksaufstandes. Besondere Nervosität kennzeichnete den Stasi-Apparat am ersten Jahrestag. Am 24. Mai 1954 befahl Erich Mielke, vorbeugende Sicherungsmaßnahmen einzuleiten. In den Bezirksverwaltungen wurden Einsatzstäbe gebildet, die Informationen auswerteten und die verschiedenen Maßnahmen koordinierten.
Im Rahmen dieser Maßnahmen befahl am 11. Juni 1954 der Chef der Bezirksverwaltung Schwerin den Einsatzplan "Aktion Bollwerk". In ihm war festgelegt, wie alle Diensteinheiten vor und während des 17. Juni 1954 mögliche Unruhen oder Proteste verhindern sollten. Der Einsatzplan zeigt, wie die Stasi einen zweiten 17. Juni verhindern wollte. Mögliche Demonstrationen sollten im Keim erstickt werden.
Sitz des Einsatzstabes:
Zimmer 83, Telefon-App. 59..
Die Aktion "Bollwerk" beginnt am 10.6.1954 8.00 Uhr und endet durch Sonderbefehl.
2.) Die Kreisverwaltungen sind Tag und Nacht mit einer Einsatzgruppe zu besetzen.
3.) Die Einsatzgruppe in der Bezirksverwaltung wird vom Major Rostock eingeteilt.
4.) Die Kreisverwaltungen Perleberg und Hagenow werden durch eine Einsatzgruppe verstärkt, die ihre Arbeit unter der Leitung des Kreisdienststellenleiters in den Schwerpunktbetrieben VEB Zellwolle Wittenberge, VEB Textima, RAW Wittenberge, Ölmühle Wittenberge, Elbewerft Boizenburg und Fliesenwerk "Kurt Bürger", Boizenburg aufnimmt.
a) Kreisverwaltung Perleberg:
b) Die Kreisverwaltung Hagenow wird verstärkt durch den Leutnant Klabunde.
5.) Die Abteilungen und Kreisdienststellen haben die ihnen auf der Dienstbesprechung am 2.6.54 gegebenen Hinweise über geplante Aktionen des Gegners durch GM und GI aufzuklären mit dem Ziel, Maßnahmen von Seiten des Gegners unmöglich zu machen.
6.) Alle Abteilungen und Kreisdienststellen müssen für die Dauer des Einsatzes besonderen Wert auf gute Informationen legen, die sofort dem Einsatzstab zu übergeben sind. Die Kreise melden alle 3 Stunden die Lage im Kreis.
Besondere Vorkommnisse in der Aktion "Bollwerk" sind sofort zu melden.
Im Zusammenhang mit der Verwaltungsreform der DDR vom Sommer 1952 wurden die fünf Länderverwaltungen für Staatssicherheit (LVfS) in 14 Bezirksverwaltungen umgebildet. Daneben bestanden die Verwaltung für Staatssicherheit Groß-Berlin und die Objektverwaltung "W" (Wismut) mit den Befugnissen einer BV. Letztere wurde 1982 als zusätzlicher Stellvertreterbereich "W" in die Struktur der BV Karl-Marx-Stadt eingegliedert.
Der Apparat der Zentrale des MfS Berlin und der der BV waren analog strukturiert und nach dem Linienprinzip organisiert. So waren die Hauptabteilung II in der Zentrale bzw. die Abteilungen II der BV für die Schwerpunkte der Spionageabwehr zuständig usw. Auf der Linie der Hauptverwaltung A waren die Abteilung XV der BV aktiv. Einige Zuständigkeiten behielt sich die Zentrale vor: so die Militärabwehr (Hauptabteilung I) und die internationalen Verbindungen (Abteilung X) oder die Arbeit des Büros für Besuchs- und Reiseangelegenheiten in Westberlin (Abteilung XVII). Für einige Aufgabenstellungen wurde die Bildung bezirklicher Struktureinheiten für unnötig erachtet. So gab es in den 60er und 70er Jahren für die Abteilung XXI und das Büro der Leitung II Referenten für Koordinierung (RfK) bzw. Offiziere BdL II. Für spezifische Aufgaben gab es territorial bedingte Diensteinheiten bei einigen BV, z. B. in Leipzig ein selbständiges Referat (sR) Messe, in Rostock die Abt. Hafen.
An der Spitze der BV standen der Leiter (Chef) und zwei Stellv. Operativ. Der Stellv. für Aufklärung fungierte zugleich als Leiter der Abt. XV. Die Schaffung des Stellvertreterbereichs Operative Technik im MfS Berlin im Jahre 1986 führte in den BV zur Bildung von Stellv. für Operative Technik/Sicherstellung.
1956 entstanden durch Umbenennung der Abteilung Allgemeines. Aufgaben des Büros der Leitung waren unter anderem
Von 1950 bis 1968 geltende Bezeichnung für die gewöhnlichen inoffiziellen Mitarbeiter, in den ersten Jahren auch nur Informatoren genannt. 1968 wurden die GI überwiegend zu IMS. GI dienten vor allem der allgemeinen Informationsbeschaffung. Sie wurden dabei auch zunehmend zur Sicherung von Institutionen, zur Feststellung der Bevölkerungsstimmung, zur Überprüfung verdächtiger Personen, zur Verhinderung von Republikfluchten oder auch bei Ermittlungen und Fahndungen eingesetzt.
Von 1950 bis 1968 geltende Bezeichnung für inoffizielle Mitarbeiter mit tatsächlichem oder potenziellem Zugang zu Personen oder Organisationen, die vom MfS als feindlich eingestuft wurden. Vor allem in den 50er Jahren kamen GM häufig auch im Westen zum Einsatz. Sie sollten "wertvolle Angaben" über Spionage und "illegale, antidemokratische" Aktivitäten beschaffen, gegen "feindliche Zentralen" und "Untergrundgruppen" wirken, bei der direkten "Bearbeitung" von verdächtigen Personen eingesetzt werden, "Feinde" beobachten, ferner Beweise für "Feindtätigkeit" gewinnen und zur "Zersetzung", "Zerschlagung von feindlichen Gruppierungen" beitragen. 1968 wurde diese Kategorie in IMV und IMF gesplittet.
Die Kreisdienststellen waren neben den Objektdienststellen die territorial zuständigen Diensteinheiten. Sie waren entsprechend den regionalen Gegebenheiten unterschiedlich strukturiert und personell ausgestattet. Einige verfügten über ein Referat zur komplexen Spionageabwehr oder zur Sicherung der Volkswirtschaft und andere nur über spezialisierte Mitarbeiter in diesen Bereichen. Ihre Aufgaben waren die Kontrolle der Wirtschaft, des Verkehrswesens, des Staatsapparates, des Gesundheitswesens, der kulturellen Einrichtungen, der Volksbildung, ggf. von Einrichtungen des Hoch- und Fachschulwesens, wissenschaftlich-technischer Einrichtungen sowie die Überwachung besonders interessierender Personenkreise.
Die Kreisdienststellen waren maßgeblich an den Genehmigungsverfahren für dienstliche bzw. private Auslandsreisen beteiligt, führten Sicherheitsüberprüfungen durch und erstellten Stimmungs- und Lageberichte. Zur Realisierung der Aufgaben bedurfte es einer engen Zusammenarbeit mit den Partnern des POZW, insbesondere mit der Volkspolizei, den Räten und anderen Einrichtungen der Kreise. Die Kreisdienststellen unterhielten ständige Verbindungen zu den SED Kreisleitungen. Zwei Drittel der hauptamtlichen Mitarbeiter der Kreisdienststellen waren operativ tätig. Die Kreisdienststellen führten 50 Prozent der IM und bearbeiteten etwa 60 Prozent der OV zu einzelnen Personen oder Gruppen.
Die Kreisdienststellen gliederten sich in 2 bis 16 Fachreferate sowie das Referat Auswertung und Information (ZAIG) und die Wache/Militärische Sicherungsgruppe. In jeder Kreisdienststelle gab es einen Offizier, der teilweise oder ganz (IM-führender Mitarbeiter/XV) für die Belange der HV A vor Ort zuständig war.
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Signatur: BStU, MfS, BV Schwerin, BdL, Nr. 400027, Bl. 2-9
Einsatzplan der MfS-Bezirksverwaltung Schwerin zur Verhinderung von Demonstrationen am ersten Jahrestag des Volksaufstandes von 1953 in der DDR. Die "Aktion Bollwerk" sollte einen zweiten 17. Juni verhindern.
Vom 16. bis 21. Juni 1953 kam es in fast 700 Städten und Gemeinden der DDR zu Demonstrationen und Streiks. Begann der 17. Juni noch als Arbeiteraufstand, entwickelte er sich schnell zum Volksaufstand weiter. Er nahm vielerorts revolutionäre Züge an, bevor er mit Hilfe von russischen Panzern unterdrückt wurde. Verhaftungswellen der Stasi und Entlassungen von Tausenden angeblichen Provokateuren taten ihr Übriges, um das Volk einzuschüchtern. Aber auch für die Regierenden in der DDR war der Aufstand ein Trauma, das bis 1989 anhielt.
Die Angst der Regierenden zeigte sich vor allem zu den Jahrestagen des Volksaufstandes. Besondere Nervosität kennzeichnete den Stasi-Apparat am ersten Jahrestag. Am 24. Mai 1954 befahl Erich Mielke, vorbeugende Sicherungsmaßnahmen einzuleiten. In den Bezirksverwaltungen wurden Einsatzstäbe gebildet, die Informationen auswerteten und die verschiedenen Maßnahmen koordinierten.
Im Rahmen dieser Maßnahmen befahl am 11. Juni 1954 der Chef der Bezirksverwaltung Schwerin den Einsatzplan "Aktion Bollwerk". In ihm war festgelegt, wie alle Diensteinheiten vor und während des 17. Juni 1954 mögliche Unruhen oder Proteste verhindern sollten. Der Einsatzplan zeigt, wie die Stasi einen zweiten 17. Juni verhindern wollte. Mögliche Demonstrationen sollten im Keim erstickt werden.
7.) Mit der Kreisleitung der Partei ist ständiger Kontakt zu halten. Die Partei ist über die Stimmung in der Bevölkerung zu informieren.
8.) Die Leiter der Kreisdienststellen sind für die Durchführung angewiesener Maßnahmen in ihren Kreisen voll verantwortlich. Die Hauptaufgabe ist die verstärkte Arbeit mit GI und GM, um geplante feindliche Aktionen in der Landwirtschaft und Industrie zu erkennen und ihnen wirksam entgegen treten zu können.
Die Werbung von Qualifizierten GI und GM ist voranzutreiben. Insbesondere die Kreise Güstrow und Ludwigslust, wo es am 17.6.1953 zu Arbeitsniederlegungen kam, nehmen diese Betriebe unter ständige Kontrolle.
Die Kreise Perleberg und Hagenow verstärken ihre Arbeit in den Großbetrieben und besetzen die diversionsgefährdeten Stellen in den Betrieben mit GI (konspirativ). Ständiger Kontakt ist mit den Polit-Abteilungen der MTS durch die MTS-Mitarbeiter zu halten sowie mit den GI und GM auf dem Lande, um die Lage richtig einschätzen zu können. In der Anlage erhalten die Kreise nochmals eine Aufstellung der Personen ihrer Kreise, die über den 17.6. Äußerungen tätigten.
Die Leiter der Abteilungen und Kreise nehmen die ihnen bekannten Provokateure des 17.6. unter aktive Kontrolle und machen sie, falls notwendig, sofort unschädlich.
9.) In den Kreisen sind die Alarmpläne auf die Richtigkeit und Vollständigkeit zu überprüfen. Mit den Kreisleitungen der Partei sind die Kampfgruppen in den Betrieben zu überprüfen, gute Genossen aus den Kampfgruppen sind an besonders gefährdeten Stellen einzusetzen. Die Alarmpläne der VP sind zu überprüfen, der Kontakt mit der VP ist gemäß Dienstanweisung des Ministers des Innern (zusammenarbeit der Staatssicherheit mit der VP) zu festigen.
Im Zusammenhang mit der Verwaltungsreform der DDR vom Sommer 1952 wurden die fünf Länderverwaltungen für Staatssicherheit (LVfS) in 14 Bezirksverwaltungen umgebildet. Daneben bestanden die Verwaltung für Staatssicherheit Groß-Berlin und die Objektverwaltung "W" (Wismut) mit den Befugnissen einer BV. Letztere wurde 1982 als zusätzlicher Stellvertreterbereich "W" in die Struktur der BV Karl-Marx-Stadt eingegliedert.
Der Apparat der Zentrale des MfS Berlin und der der BV waren analog strukturiert und nach dem Linienprinzip organisiert. So waren die Hauptabteilung II in der Zentrale bzw. die Abteilungen II der BV für die Schwerpunkte der Spionageabwehr zuständig usw. Auf der Linie der Hauptverwaltung A waren die Abteilung XV der BV aktiv. Einige Zuständigkeiten behielt sich die Zentrale vor: so die Militärabwehr (Hauptabteilung I) und die internationalen Verbindungen (Abteilung X) oder die Arbeit des Büros für Besuchs- und Reiseangelegenheiten in Westberlin (Abteilung XVII). Für einige Aufgabenstellungen wurde die Bildung bezirklicher Struktureinheiten für unnötig erachtet. So gab es in den 60er und 70er Jahren für die Abteilung XXI und das Büro der Leitung II Referenten für Koordinierung (RfK) bzw. Offiziere BdL II. Für spezifische Aufgaben gab es territorial bedingte Diensteinheiten bei einigen BV, z. B. in Leipzig ein selbständiges Referat (sR) Messe, in Rostock die Abt. Hafen.
An der Spitze der BV standen der Leiter (Chef) und zwei Stellv. Operativ. Der Stellv. für Aufklärung fungierte zugleich als Leiter der Abt. XV. Die Schaffung des Stellvertreterbereichs Operative Technik im MfS Berlin im Jahre 1986 führte in den BV zur Bildung von Stellv. für Operative Technik/Sicherstellung.
1956 entstanden durch Umbenennung der Abteilung Allgemeines. Aufgaben des Büros der Leitung waren unter anderem
Von 1950 bis 1968 geltende Bezeichnung für die gewöhnlichen inoffiziellen Mitarbeiter, in den ersten Jahren auch nur Informatoren genannt. 1968 wurden die GI überwiegend zu IMS. GI dienten vor allem der allgemeinen Informationsbeschaffung. Sie wurden dabei auch zunehmend zur Sicherung von Institutionen, zur Feststellung der Bevölkerungsstimmung, zur Überprüfung verdächtiger Personen, zur Verhinderung von Republikfluchten oder auch bei Ermittlungen und Fahndungen eingesetzt.
Von 1950 bis 1968 geltende Bezeichnung für inoffizielle Mitarbeiter mit tatsächlichem oder potenziellem Zugang zu Personen oder Organisationen, die vom MfS als feindlich eingestuft wurden. Vor allem in den 50er Jahren kamen GM häufig auch im Westen zum Einsatz. Sie sollten "wertvolle Angaben" über Spionage und "illegale, antidemokratische" Aktivitäten beschaffen, gegen "feindliche Zentralen" und "Untergrundgruppen" wirken, bei der direkten "Bearbeitung" von verdächtigen Personen eingesetzt werden, "Feinde" beobachten, ferner Beweise für "Feindtätigkeit" gewinnen und zur "Zersetzung", "Zerschlagung von feindlichen Gruppierungen" beitragen. 1968 wurde diese Kategorie in IMV und IMF gesplittet.
Konspiration war das Grundprinzip der nachrichtendienstlichen und geheimpolizeilichen Arbeit des MfS, das den Einsatz von inoffiziellen Kräften und anderen verdeckten Mitteln und Methoden sowie die weitgehende Geheimhaltung der eigenen Tätigkeit auch gegenüber anderen DDR-Organen und dem SED-Parteiapparat beinhaltet. Eine besondere Rolle spielt die Konspiration bei den Verhaltensregeln für IM, GMS, HIM, OibE und Führungsoffiziere, welche über die inoffiziellen Beziehungen zum MfS zu schweigen bzw. inoffizielle Handlungen für das MfS geheimzuhalten, zu tarnen oder zu verschleiern hatten.
Die Kreisdienststellen waren neben den Objektdienststellen die territorial zuständigen Diensteinheiten. Sie waren entsprechend den regionalen Gegebenheiten unterschiedlich strukturiert und personell ausgestattet. Einige verfügten über ein Referat zur komplexen Spionageabwehr oder zur Sicherung der Volkswirtschaft und andere nur über spezialisierte Mitarbeiter in diesen Bereichen. Ihre Aufgaben waren die Kontrolle der Wirtschaft, des Verkehrswesens, des Staatsapparates, des Gesundheitswesens, der kulturellen Einrichtungen, der Volksbildung, ggf. von Einrichtungen des Hoch- und Fachschulwesens, wissenschaftlich-technischer Einrichtungen sowie die Überwachung besonders interessierender Personenkreise.
Die Kreisdienststellen waren maßgeblich an den Genehmigungsverfahren für dienstliche bzw. private Auslandsreisen beteiligt, führten Sicherheitsüberprüfungen durch und erstellten Stimmungs- und Lageberichte. Zur Realisierung der Aufgaben bedurfte es einer engen Zusammenarbeit mit den Partnern des POZW, insbesondere mit der Volkspolizei, den Räten und anderen Einrichtungen der Kreise. Die Kreisdienststellen unterhielten ständige Verbindungen zu den SED Kreisleitungen. Zwei Drittel der hauptamtlichen Mitarbeiter der Kreisdienststellen waren operativ tätig. Die Kreisdienststellen führten 50 Prozent der IM und bearbeiteten etwa 60 Prozent der OV zu einzelnen Personen oder Gruppen.
Die Kreisdienststellen gliederten sich in 2 bis 16 Fachreferate sowie das Referat Auswertung und Information (ZAIG) und die Wache/Militärische Sicherungsgruppe. In jeder Kreisdienststelle gab es einen Offizier, der teilweise oder ganz (IM-führender Mitarbeiter/XV) für die Belange der HV A vor Ort zuständig war.
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Anweisung der Bezirksverwaltung Schwerin im Vorfeld des 17. Juni 1953 Dokument, 2 Seiten
Mitteilung zu den Auswirkungen des Ausnahmezustands auf das MfS im Bezirk Karl-Marx-Stadt Dokument, 1 Seite
Aufruf Erich Mielkes zu großer Wachsamkeit Dokument, 1 Seite
Analyse zum Volksaufstand im Bezirk Karl-Marx-Stadt Dokument, 74 Seiten