Signatur: BStU, MfS, HA XX, ZMA, Nr. 20037, Bl. 103-104
1984 sollten sowohl die Band BAP als auch Udo Lindenberg Tourneen in der DDR absolvieren. Kurzfristig sagten die staatlichen Stellen die Konzertreihen jedoch ab – aus politischen Gründen.
1984 sollten sowohl die Band BAP als auch Udo Lindenberg Konzertreihen in der DDR absolvieren. Kurz vor Beginn der Tournee von BAP im Januar 1984 kam es jedoch zum Eklat zwischen der Band und den zuständigen staatlichen Stellen. Die Gruppe weigerte sich, ein der SED politisch missliebiges Lied aus ihrem Repertoire zu streichen. Die Tournee wurde daraufhin abgesagt. Ebenfalls im Januar besuchte Udo Lindenberg unangemeldet eine befreundete DDR-Band in Ostberlin und bat einen FDJ-Funktionär dazu, den er im Rahmen seines Auftritts im Palast der Republik kennengelernt hatte. Offiziell wurde der Besuch nicht angemeldet.
Die staatlichen Stellen, die den Einfluss Lindenbergs auf seine Fans in der DDR ohnehin argwöhnisch betrachteten, reagierten alarmiert. Auch Lindenberg stand bereits im Verdacht, seine Tournee für unerwünschte politische Äußerungen missbrauchen zu wollen. Ein "sachkundiger Berater", so ein weiterer Verdacht, könnte ihm dabei geholfen haben, die Genehmigung für die Konzertreihe durchzusetzen. Das vorliegende Dokument fasst den Beschluss des Zentralrats der FDJ in Absprache mit Egon Krenz zusammen, die Tournee abzusagen. Der FDJ-Funktionär, der Lindenberg zu dem unangemeldeten Besuch begleitet hatte, wird darin als der mögliche politische Insider vermutet. Er wurde aller Ämter enthoben.
Information zu Vorkommnissen im Zusammenhang mit den abgesetzten Gastspielen der BRD-Rockgruppe "BAP" und dem Aufenthalt des BRD-Rocksängers Udo Lindenberg am 15.1.84 in der Hauptstadt der DDR, Berlin
Am 16.1.84 informierte Gen. Eberhard Aurich, 1. Sekretär des ZR der FDJ, nach Konsultationen mit Gen. Egon Krenz, Mitglied des Politbüros und Sekretär des ZK der SED, über folgende Einschätzungen bzw. Festlegungen:
1. Der Leiter der Abteilung Festival des Politischen Liedes im ZR der FDJ hat mit der Aufrechterhaltung der Kontakte zu Udo Lindenberg und weiteren Personen seiner Verbindungskreise und der Unterlassung einer Information an seine Vorgesetzten über den Besuch des Udo Lindenberg am 15.1.84 zumindest politisch verantwortungs1os gehandelt. Es wird nicht ausgeschlossen, daß [geschwärzt] diese Kontakte und damit im Zusammenhang stehende Aktivitäten zu Auftritten des Udo Lindenberg in der DDR absichtlich ohne Wissen leitender Funktionäre organisiert.
Einen Nachweis gibt es nicht. Es wird aber auch als auffällig beurteilt, daß einige von Udo Lindenberg verwandten Termini sonst nicht im Westen gebräuchlich sind.
2. Der [geschwärzt] wird sofort durch seinen Vorgesetzten, Gen. [geschwärzt] wegen nicht gemeldeter Westkontakte mit einem Verweis bestraft.
Im Interesse der Gewährleistung einer guten Qualität der Veranstaltungen "Festival des politischen Liedes" im Februar 1984 wird [geschwärzt] erst danach aus dem ZR der FDJ entlassen, da zur Zeit die möglichen negativen Auswirkungen noch nicht überblickt werden.
3. Es wurde mit dem Minister für Kultur und der Konzert- und Gastspieldirektion vereinbart, daß Auftritte von Rockgruppen aus dem Ausland in Zukunft nur noch mit Zustimmung des ZR der FDJ erfolgen.
Die vorgesehene "BAP"-Tournee war nicht mit dem ZR der FDJ abgestimmt.
Es entspricht auch nicht den Tatsachen, daß die Einladung der Gruppe "BAP" zur Veranstaltung "Rock für den Frieden" auf Wunsch des ZR der FDJ erfolgt sei. Die FDD hatte gegen die Teilnahme nach Konsultationen mit der SDAJ keine Einwände.
Für das vorgesehene Tourneeprogramm (18. - 30.1.84) gibt es einen Ersatzvorschlag, welcher mit der FDJ abgestimmt ist, Ziel ist es dabei, möglichst Enttäuschungen bei Jugendlichen etwas abzubremsen.
Die ZMA dienten der Schriftgutverwaltung operativer Diensteinheiten. Sie wurden überwiegend personenbezogen geführt und entstanden im Kontext der Erfassung auf Kerblochkarten (KK) bzw. Sichtlochkarten (SLK) sowie vor allem in Vorverdichtungs-, Such- und Hinweiskarteien (VSH).
In ZMA wurden Vermerke und zusammengetragene Unterlagen (sog. sogenannte "Originalinformationen") verwahrt. Der Zugang fand über die o. g. Karteien (KK, SLK, VSH) statt. ZMA waren zu meist als Hängeregistraturen mit numerischer Ablage organisiert. ZMA über Personen, die nicht zu einem registrierten Vorgang (Registrierung) geführt hatten, für die operative Arbeit nicht mehr benötigt, aber als bedeutsam betrachtet wurden (z. B. Ergebnisse aus Sicherheitsüberprüfungen), kamen in der Abteilung XII als "Archiviertes Material über Personen" (Personenablage, Allgemeine/AP) zur Ablage.
Signatur: BStU, MfS, HA XX, ZMA, Nr. 20037, Bl. 103-104
1984 sollten sowohl die Band BAP als auch Udo Lindenberg Tourneen in der DDR absolvieren. Kurzfristig sagten die staatlichen Stellen die Konzertreihen jedoch ab – aus politischen Gründen.
1984 sollten sowohl die Band BAP als auch Udo Lindenberg Konzertreihen in der DDR absolvieren. Kurz vor Beginn der Tournee von BAP im Januar 1984 kam es jedoch zum Eklat zwischen der Band und den zuständigen staatlichen Stellen. Die Gruppe weigerte sich, ein der SED politisch missliebiges Lied aus ihrem Repertoire zu streichen. Die Tournee wurde daraufhin abgesagt. Ebenfalls im Januar besuchte Udo Lindenberg unangemeldet eine befreundete DDR-Band in Ostberlin und bat einen FDJ-Funktionär dazu, den er im Rahmen seines Auftritts im Palast der Republik kennengelernt hatte. Offiziell wurde der Besuch nicht angemeldet.
Die staatlichen Stellen, die den Einfluss Lindenbergs auf seine Fans in der DDR ohnehin argwöhnisch betrachteten, reagierten alarmiert. Auch Lindenberg stand bereits im Verdacht, seine Tournee für unerwünschte politische Äußerungen missbrauchen zu wollen. Ein "sachkundiger Berater", so ein weiterer Verdacht, könnte ihm dabei geholfen haben, die Genehmigung für die Konzertreihe durchzusetzen. Das vorliegende Dokument fasst den Beschluss des Zentralrats der FDJ in Absprache mit Egon Krenz zusammen, die Tournee abzusagen. Der FDJ-Funktionär, der Lindenberg zu dem unangemeldeten Besuch begleitet hatte, wird darin als der mögliche politische Insider vermutet. Er wurde aller Ämter enthoben.
Die vorgesehene Tournee des Udo Lindenberg in der DDR wird nicht stattfinden.
Zunächst wird sich dazu bis nach dem Festival des politischen Liedes überhaupt nicht geäußert.
Danach wird eine entsprechende Begründung dem Udo Lindenberg mitgeteilt. Dabei soll etl. auch die Ablösung des [geschwärzt] genutzt werden.
Die ZMA dienten der Schriftgutverwaltung operativer Diensteinheiten. Sie wurden überwiegend personenbezogen geführt und entstanden im Kontext der Erfassung auf Kerblochkarten (KK) bzw. Sichtlochkarten (SLK) sowie vor allem in Vorverdichtungs-, Such- und Hinweiskarteien (VSH).
In ZMA wurden Vermerke und zusammengetragene Unterlagen (sog. sogenannte "Originalinformationen") verwahrt. Der Zugang fand über die o. g. Karteien (KK, SLK, VSH) statt. ZMA waren zu meist als Hängeregistraturen mit numerischer Ablage organisiert. ZMA über Personen, die nicht zu einem registrierten Vorgang (Registrierung) geführt hatten, für die operative Arbeit nicht mehr benötigt, aber als bedeutsam betrachtet wurden (z. B. Ergebnisse aus Sicherheitsüberprüfungen), kamen in der Abteilung XII als "Archiviertes Material über Personen" (Personenablage, Allgemeine/AP) zur Ablage.
Information über einen unangemeldeten Besuch Udo Lindenbergs in Ost-Berlin Dokument, 2 Seiten
Zusammenfassung der Übertragung eines Konzerts von Udo Lindenberg im SFB Dokument, 1 Seite
Aktivitätenplan am Tag des Udo-Lindenberg-Konzertes im Palast der Republik Dokument, 2 Seiten
Brief des Generaldirektors der Künstler-Agentur an den Minister für Kultur Dokument, 1 Seite