Signatur: BStU, MfS, ZOS, Nr. 2541, Bl. 113
Karte der Stasi vom Marx-Engels-Platz und dem Palast der Republik, in dem das Konzert von Udo Lindenberg stattfand.
Am 25. Oktober 1983 spielte Udo Lindenberg zum ersten und vor dem Mauerfall einzigen Mal in der DDR. 15 Minuten dauerte der Auftritt des westdeutschen Rockers beim so genannten "Friedenskonzert" der Freien Deutschen Jugend (FDJ) im Palast der Republik in Ostberlin. In einer zweiten Hochphase des "Kalten Krieges" löste der Auftritt bei der Stasi einen umfangreichen Einsatz aus. Das geschah auch, weil Udo Lindenberg ein steter Kritiker der DDR-Verhältnisse war. Verschiedene Diensteinheiten der Geheimpolizei begleiteten die Vorbereitungen sowie das Konzert und sammelten im Anschluss die Reaktionen. Der vorliegende Lageplan des Veranstaltungsortes zeigt, wie die Stasi Gelände abschirmte. Nur zugelassene Gäste erhielten Eintritt. Dennoch versammelten sich am Rande der Absperrungen am Marstall viele Jugendliche, in der Hoffnung, einen Blick auf ihr Idol werfen zu können.
Im linken Bildbereich ist der Marx-Engels-Platz in Ost-Berlin eingezeichnet, rechts davon in der Bildmitte der Palast der Republik, wo das Konzert von Lindenberg stattfand. Das Areal um den Marx-Engels-Platz wie auch um den Palast der Republik ist mit farbigen Linien und Punkten umrandet, was auf Absperrungen und Kontrollposten hindeutet.
Unterhalb des Palastes der Republik ist der Marstall eingezeichnet. Zwischen den Gebäuden führt eine Straße entlang. Sie mündet zur Rathausbrücke (rechter Bildrand), die - laut Karte - von MfS-Posten abgesperrt wurde.
Am oberen rechten Bildrand ist eine Legende zur Karte angebracht. Daraus geht die Bedeutung der farbigen Linien und Punkte hervor.
Der Lageplan enthält in einer Legende die folgenden Erklärungen:
Inszenierte fiktive Sachverhalte und Vorwände, die bei bestimmten Personen gewünschte Verhaltensweisen auslösen und/oder das MfS in die Lage versetzen sollten, an bestimmte Informationen zu gelangen, wobei der nachrichtendienstliche Hintergrund der Vorgänge unerkannt bleiben sollte. Die Legende sollte glaubwürdig sein und auf realen, überprüfbaren Gegebenheiten beruhen. Je nach operativer Zielsetzung gab es die Reise-, Ermittlungs-, Gesprächs-, Kontakt-, Ausweich- und Rückzugslegenden.
Der Zentrale Operativstab (ZOS) wurde 1970 gegründet. Seine Aufgaben waren der Betrieb des operativen Lagezentrums mit 24-Stunden-Dienst zur Entgegennahme, Aufbereitung und Weiterleitung von Meldungen/Informationen und Führung der Gesamtübersicht zur Sicherheitslage und bestimmten Vorkommnissen (Bomben- und Sprengstoffanschläge, Brandlegungen, Überfälle, Geiselnahmen, Attentate, Erpressungen, Havarien, Vorkommnisse an der Grenze, "staatsfeindliche Hetze", Demonstrationen/Demonstrativhandlungen usw.) wie auch Durchführung von sichernden Aktionen und Einsätzen anlässlich herausragender Ereignisse der Partei- und Staatsführung.
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Udo Lindenberg bei seinem Konzert am 25.10.1983 im Palast der Republik 1 Fotografie
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