Signatur: BArch, MfS, AGM, Nr. 2065, Bl. 137
Während der X. Weltfestspiele 1973 in Ost-Berlin übernahm die Staatssicherheit die Kontrolle und Absicherung des Jugendfestivals. Im Rahmen der Aktion "Banner" waren mehr als 4.000 hauptamtliche Mitarbeiter der Geheimpolizei im Einsatz.
Die Spiele fanden vom 28. Juli bis zum 5. August 1973 in Ost-Berlin statt. Unter dem Motto "Für antiimperialistische Solidarität, Frieden und Freundschaft" kamen mehr als 25.000 Festival-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer aus 140 Ländern in die Hauptstadt der DDR, darunter auch Delegationen aus der Bundesrepublik.
Für die SED-Führung waren die Weltfestspiele Chance und Herausforderung zugleich. Sie konnte die DDR einerseits der Welt als ein offenes und selbstbewusstes Land präsentieren, fürchtete aber den westlichen Einfluss auf die eigene Jugend.
Die Planung der Weltfestspiele lag in der Verantwortung des "nationalen Vorbereitungskomitees". Es wurde 1972 unter der Leitung des Ersten Sekretärs des Zentralkomitees der SED Erich Honecker gegründet. Die Staatssicherheit war an der Vorbereitung und Durchführung der Veranstaltung beteiligt. Die generalstabsmäßig geplante Kontrolle der Spiele lief bei der Stasi unter dem Namen Aktion "Banner".
Das vorliegende Dokument der für die Absicherung von Veranstaltungen zuständigen Hauptabteilung Personenschutz (PS) listet die Anzahl der Einsatzkräfte für die Aktion "Banner" auf.
Hauptabteilung PS
Leiter
Berlin, 28. Juni 1973
Leiter der Arbeitsgruppe
des Ministers
Genossen Generalmajor Scholz
im Hause
Kräfteeinsatz zur Aktion "Banner"
Zur Lösung der übertragenen politisch-operativen Sicherungsmaßnahmen werden von der Hauptabteilung PS eingesetzt:
a) aus dem Dienstbereich der Hauptabteilung PS
1.500 Mitarbeiter [handschriftliche Ergänzung: (davon ca. 230 Res.); (lt. Gen. Sossner)]
b) kommandierte Kräfte
870 Mitarbeiter des MfS
c) vom Wachregiment "Feliks Dzierzynski"
5.150 Angehörige.
Davon befinden sich ständig im Einsatz:
a) die 1.500 Mitarbeiter der Hauptabteilung PS [handschriftliche Ergänzung: (-230 Res)]
b) 3.200 Angehörige des Wachregimentes.
Zeitweilig werden eingesetzt:
359 Mitarbeiter des MfS
1.950 Angehörige des Wachregimentes.
Der Kräfteeinsatz ist auf der Grundlage der drei Hauptveranstaltungen berechnet worden, da es bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch keine Übersicht über weitere Protokollveranstaltungen gibt.
Leiter der Hauptabteilung PS
i. V.
[Unterschrift]
Wolf
Generalmajor
Wachregiment des MfS "Feliks Dzierżyński"
Das am 1.1.1951 als "Wachbataillon A" gegründete Wachregiment des MfS, welches seit 1967 den Namen des ersten sowjetischen Geheimdienstchefs Feliks Dzierżyński trug, wuchs im Laufe der Jahrzehnte zu einer Wach- und Sicherungstruppe mit 11.000 Angehörigen an (1989). Als militärisch-operativer Arm des MfS bezeichnet, hatte das Wachregiment, in und um Ostberlin stationiert, in erster Linie die Aufgabe, Partei- und Staatsobjekte wie die Politbürosiedlung Wandlitz zu bewachen sowie zeitweilig bestimmte Einsatzräume zu beziehen, um die Sicherheit führender Repräsentanten der DDR einschließlich ihrer Gäste zu gewährleisten.
Im Krisen- und Kriegsfall sollten die "Dzierżyński-Soldaten" die SED-Parteiführung schützen und bei inneren Unruhen eingreifen. Ihre "militärisch-tschekistische" Ausbildung war auf den Orts- und Häuserkampf ausgerichtet. Die Bewaffnung bestand zuletzt neben den üblichen Infanteriewaffen aus Panzerbekämpfungsmitteln, Flugabwehrraketen und mehr als 400 Schützenpanzerwagen.
Das Wachregiment rekrutierte sich zu etwa 80 Prozent aus freiwillig drei Jahre dienenden Soldaten und Unteroffizieren. Die SED-Führung und Mielke wollten in den Angehörigen des Wachregiments politische Soldaten sehen, die in einem besonderen Treueverhältnis zur Partei- und Staatsführung stehen sollten. Ihre Sonderstellung wurde durch einen besonderen Fahneneid, Uniformen aus Offiziersstoff, Ärmelstreifen und durch eine bessere Besoldung unterstrichen.
Gegenüber anderen bewaffneten Organen entwickelten die MfS-Soldaten deshalb gelegentlich Formen überheblichen Verhaltens. Es existierte zeitweise so etwas wie ein Korpsgeist, man begriff sich als eine Art "Rote Garde". Einsätze am 17. Juni 1953 und am 13. August 1961 stellte man in der Traditionspflege besonders heraus.
Im Oktober 1989 erfolgte gegen Demonstranten in Ostberlin der letzte "Sicherungseinsatz" von kleineren Teilen des Wachregiments; danach verweigerte die Mehrheit der Soldaten den bisherigen "absoluten Gehorsam". Die Modrow-Regierung löste das Wachregiment im Dezember 1989 auf.
Die Hauptabteilung PS war hauptsächlich für den "physischen Schutz" der Partei- und Staatsführung zuständig. Dazu gehörte auch die Absicherung von Auslandsreisen und Delegationen der DDR auf internationalen Konferenzen. Auch Staatsgäste wurden durch die Hauptabteilung PS geschützt. Die HA PS entstand, als die Abteilung PS 1951 zu einer Hauptabteilung (HA) aufgewertet wurde. Ihre Hauptaufgaben bestanden in der
Im Herbst 1989 gehörten der HA PS 3.343 hauptamtliche Mitarbeiter an.
In den Bezirksverwaltung (BV) bestanden selbständige Referate PS.
Information über geplante Maßnahmen zur weiteren Absicherung des Bauvorhabens "Palast der Republik" Dokument, 2 Seiten
Befehl Nr. 13/73 zur Sicherung der X. Weltfestspiele der Jugend in Ost-Berlin Dokument, 50 Seiten
Eröffnungsfeier der X. Weltfestspiele der Jugend und Studenten 1973 in Ost-Berlin 28 Fotografien
Information der Kriminalpolizei zu verhinderten Reisen "negativer Personen" zu den X. Weltfestspielen der Jugend Dokument, 4 Seiten