Signatur: BStU, MfS, BV Karl-Marx-Stadt, Abt. XX, Nr. 309, Bl. 222-223
Während des Volksaufstands vom 17. Juni 1953 kam es im Bezirk Karl-Marx-Stadt zu vergleichsweise wenig Streiks und Demonstrationen. Am 18. Juni meldete die MfS-Bezirksverwaltung in Karl-Marx-Stadt der zentralen Einsatzleitung in Berlin den Verlauf der Streiks in einzelnen Betrieben.
Vom 16. bis 21. Juni 1953 kam es in fast 700 Städten und Gemeinden der DDR zu Demonstrationen und Streiks. Begann der 17. Juni noch als Arbeiteraufstand, entwickelte er sich schnell zum Volksaufstand weiter. Er nahm vielerorts revolutionäre Züge an, bevor er mit Hilfe von russischen Panzern unterdrückt wurde. SED und Stasi bezeichneten die Vorkommnisse offiziell als einen vom westlichen Ausland gesteuerten "Putschversuch faschistischer Agenten und Provokateure".
Im Bezirk Karl-Marx-Stadt lagen die Streikzentren in den Städten Freiberg, Crimmitschau, Tannenberg, Penig, und in Werdau. Eine Besonderheit der Streiks im Bezirk war, dass sie erst in der Nacht vom 17. zum 18. Juni begannen. Grund für die Arbeitsniederlegung war hier neben Normenerhöhung und der Verschlechterung der Lebensbedingungen vor allem die Verhängung des Ausnahmezustandes selbst. So traten die Metallarbeiter des VEB Wälzlagerwerks Fraureuth am frühen Morgen des 18. Juni in den Streik. Zuvor hatte die Parteileitung des Betriebes versucht, die Arbeiter einzuschüchtern. Der Parteisekretär sollte Abteilung für Abteilung die Verhängung des Ausnahmezustandes verkünden und auf die Konsequenzen von Streiks hinweisen.
In der Pause um 2:00 Uhr begann der Sekretär mit der Verlesung des Ausnahmebefehls. Zwar nahmen die Arbeiter hier nach ersten Protesten die Arbeit wieder auf. Als der Sekretär jedoch in die nächste Abteilung ging, kamen 250 bis 300 Arbeiter aus verschiedenen Abteilungen zusammen. Es kam zu heftigen Diskussionen, die bis zum Ende der Nachtschicht dauerten. Als die Arbeiter der Frühschicht zur Arbeit erschienen, versammelte sich die komplette Belegschaft und formulierte Forderungen zur Normenfrage, zu freien Wahlen und politischen Veränderungen. Als die Arbeiter jedoch einen Demonstrationszug zur Stadtkommandantur beginnen wollten, mussten sie feststellen, dass sowjetische Soldaten und Volkspolizisten die Werkseingänge besetzt hatten. Nach erfolgreichen Protesten zogen sich die Soldaten jedoch schnell wieder zurück.
Dem Streik im Wälzlagerwerk schlossen sich auch andere Betriebe an, so z.B. das Vereinte Trikotagenwerk und der VEB Wärmetechnik in Crimmitschau. Die Streiks dauerten oft den ganzen Tag. Nachdem die Belegschaft des Wälzlagerwerks eine 22-köpfige Kommission gewählt hatte, nahmen die Streikenden hier die Arbeit wieder auf. Die Kommission verhandelte mit der SED und der Werkleitung und überbrachte die Forderungen der Arbeiter. Währenddessen nahm die MfS-Kreisdienststelle Werdau acht sogenannte Rädelsführer fest.
Für die Freilassung ihrer inhaftierten Kollegen legte die Belegschaft im Wälzlagerwerk am 19. Juni erneut für mehrere Stunden die Arbeit nieder. Am 22. Juni versuchten Arbeiter in Fraureuth die Sirenen in Gang zu setzen, um damit zu einer Demonstration aufzurufen. Dieser Versuch schlug aber fehl, denn die Staatssicherheit hatte die Sirenen außer Betrieb gesetzt. Bis auf zwei Verhaftete kamen alle Inhaftierten am 1. Juli wieder auf freien Fuß. Die beiden verbliebenen Häftlinge wurden zu mehrmonatigen Gefängnisstrafen verurteilt. In der vorliegenden Meldung an die zentrale Einsatzleitung in Berlin vom 18. Juni 1953 wird der Ablauf der Streiks in Betrieben aus dem Bezirk Karl-Marx-Stadt geschildert.
Fernschreiben - Fernspruch - Funkspruch
Nr. [handschriftliche Ergänzung: 294]
Angenommen
durch [Auslassung]
am [Auslassung]
Uhrzeit [Auslassung]
weiter an [Auslassung]
Datum [Auslassung]
Zeit [Auslassung]
durch wen [Auslassung]
Aufgenommen
von [Auslassung]
durch [Auslassung]
am [Auslassung]; Zeit [Auslassung]
Rangzeichen: [Auslassung]
Karl-Marx-Stadt, den 18.06.1953
Absender: MfS, Bezirksverwaltung Karl-Marx-Stadt, Abt. VI
An MfS, Berlin - Lichtenberg - Einsatzleitung
Betreff: Feindarbeit im Bezirk Karl-Marx-Stadt
Bezug:
Hierdurchsetzen wir Sieüber weitere gegnerischeTätigkeit in dem Bezirk Karl—Marx—Stadt inKenntnis :
Am 18.06.53 , 11.00 Uhr, haben 1.300 Bauerbeiter derBau —Uni an Freiberg , z.Zt. beschäftigt inder Zinkhütteund bei Pharma Frauensteiner Str. die Arbeit niedergelegt.
Von Seitender Bauarbeiter werden folgende Forderungen gestellt:
[handschriftliche Ergänzung: Orig. Abt. 3]
Reallohn an Preise angleichen — richtigeEinstufung— Abschaffung des Normensystems— Regierung abdanken, — Neuwahlen — Aufhebung des Ausnahmezustandes— Klärung der Bezahlung während der Streikzeit.
Vondenin Aufstand befindlichen Arbeiternwurde eine Kommission gebildet, welche um 13.00 Uhr eine Tagung anberaumt hatte.
Zur Verstärkung der Dienststelle wurden 8 Genossen der Bezirksverwaltung sofort abgeordnet. Die Dienststelle erhielt Anweisung, die Kommissionssitzungen zuüberwachen, die Kommissionsmitlgieder festzustellen , und da es sich hierbei um äusserst grosse Hetzer halten soll, evtl. zu beschatten und in den Abednstundenfestzunehmen.
Nach den letzten Meldungen unserer Kreisdienststelle Werdau,wurdedie Arbeit in Welzlagerwerk Fraureuth um 8.35 Uhr wieder aufgenommen. Von Seitender Belegschaft wurde eine Kommission gewählt, die in Verbindung mit der BPO, BGL, Werksleitung ‚sowie dem 1. Sekretär der SED—Kreisleitung Besprechungendurchführen, um die Forderungen der Belegschaft zu klären. Die Forderungen sind nunmehr folgende :
[handschriftliche Ergänzung: Orig. Abt. 3]
Herabsetzung der Normen auf den Stand vom 31.12.52. Von der Demonstration wurde nicht mehr gesprochen.
Eine weitere gewählte Kommission soll mit dem Stadtkommandanten von Werdau Rücksprache nehmen und Klärung herbeiführen, warum die Verhängung des Ausnahmezustandes erfolgt ist.
Der Belegschaftwurde von Seitender Versammlungsleitung versprochen, vondem Ergebnis der Verhandlungen über den Betriebsfunk laufendzu berichten. Die allgemeine Stimmung hat sich nach Klärung dieser Fragen verbessert.
Die Nachtschicht ist nach Hause gegangen.
Eine selbständige Abteilung ist eine Organisationsstruktur in der MfS-Zentrale, die durch den Minister oder einen seiner Stellvertreter direkt angeleitet und durch militärische Einzelleiter geführt wurde. Die weiter untergliederten Abteilungen prägten Linien aus (z. B. Abt. XIV; Linienprinzip) oder blieben auf die Zentrale beschränkt (z. B. Abt. X). Die eng umrissenen Zuständigkeiten mit operativer Verantwortung und Federführung orientierten sich an geheimdienstlichen Praktiken (Telefonüberwachung) oder Arbeitsfeldern (Bewaffnung, chemischer Dienst).
Im Zusammenhang mit der Verwaltungsreform der DDR vom Sommer 1952 wurden die fünf Länderverwaltungen für Staatssicherheit (LVfS) in 14 Bezirksverwaltungen umgebildet. Daneben bestanden die Verwaltung für Staatssicherheit Groß-Berlin und die Objektverwaltung "W" (Wismut) mit den Befugnissen einer BV. Letztere wurde 1982 als zusätzlicher Stellvertreterbereich "W" in die Struktur der BV Karl-Marx-Stadt eingegliedert.
Der Apparat der Zentrale des MfS Berlin und der der BV waren analog strukturiert und nach dem Linienprinzip organisiert. So waren die Hauptabteilung II in der Zentrale bzw. die Abteilungen II der BV für die Schwerpunkte der Spionageabwehr zuständig usw. Auf der Linie der Hauptverwaltung A waren die Abteilung XV der BV aktiv. Einige Zuständigkeiten behielt sich die Zentrale vor: so die Militärabwehr (Hauptabteilung I) und die internationalen Verbindungen (Abteilung X) oder die Arbeit des Büros für Besuchs- und Reiseangelegenheiten in Westberlin (Abteilung XVII). Für einige Aufgabenstellungen wurde die Bildung bezirklicher Struktureinheiten für unnötig erachtet. So gab es in den 60er und 70er Jahren für die Abteilung XXI und das Büro der Leitung II Referenten für Koordinierung (RfK) bzw. Offiziere BdL II. Für spezifische Aufgaben gab es territorial bedingte Diensteinheiten bei einigen BV, z. B. in Leipzig ein selbständiges Referat (sR) Messe, in Rostock die Abt. Hafen.
An der Spitze der BV standen der Leiter (Chef) und zwei Stellv. Operativ. Der Stellv. für Aufklärung fungierte zugleich als Leiter der Abt. XV. Die Schaffung des Stellvertreterbereichs Operative Technik im MfS Berlin im Jahre 1986 führte in den BV zur Bildung von Stellv. für Operative Technik/Sicherstellung.
Die Kreisdienststellen waren neben den Objektdienststellen die territorial zuständigen Diensteinheiten. Sie waren entsprechend den regionalen Gegebenheiten unterschiedlich strukturiert und personell ausgestattet. Einige verfügten über ein Referat zur komplexen Spionageabwehr oder zur Sicherung der Volkswirtschaft und andere nur über spezialisierte Mitarbeiter in diesen Bereichen. Ihre Aufgaben waren die Kontrolle der Wirtschaft, des Verkehrswesens, des Staatsapparates, des Gesundheitswesens, der kulturellen Einrichtungen, der Volksbildung, ggf. von Einrichtungen des Hoch- und Fachschulwesens, wissenschaftlich-technischer Einrichtungen sowie die Überwachung besonders interessierender Personenkreise.
Die Kreisdienststellen waren maßgeblich an den Genehmigungsverfahren für dienstliche bzw. private Auslandsreisen beteiligt, führten Sicherheitsüberprüfungen durch und erstellten Stimmungs- und Lageberichte. Zur Realisierung der Aufgaben bedurfte es einer engen Zusammenarbeit mit den Partnern des POZW, insbesondere mit der Volkspolizei, den Räten und anderen Einrichtungen der Kreise. Die Kreisdienststellen unterhielten ständige Verbindungen zu den SED Kreisleitungen. Zwei Drittel der hauptamtlichen Mitarbeiter der Kreisdienststellen waren operativ tätig. Die Kreisdienststellen führten 50 Prozent der IM und bearbeiteten etwa 60 Prozent der OV zu einzelnen Personen oder Gruppen.
Die Kreisdienststellen gliederten sich in 2 bis 16 Fachreferate sowie das Referat Auswertung und Information (ZAIG) und die Wache/Militärische Sicherungsgruppe. In jeder Kreisdienststelle gab es einen Offizier, der teilweise oder ganz (IM-führender Mitarbeiter/XV) für die Belange der HV A vor Ort zuständig war.
Signatur: BStU, MfS, BV Karl-Marx-Stadt, Abt. XX, Nr. 309, Bl. 222-223
Während des Volksaufstands vom 17. Juni 1953 kam es im Bezirk Karl-Marx-Stadt zu vergleichsweise wenig Streiks und Demonstrationen. Am 18. Juni meldete die MfS-Bezirksverwaltung in Karl-Marx-Stadt der zentralen Einsatzleitung in Berlin den Verlauf der Streiks in einzelnen Betrieben.
Vom 16. bis 21. Juni 1953 kam es in fast 700 Städten und Gemeinden der DDR zu Demonstrationen und Streiks. Begann der 17. Juni noch als Arbeiteraufstand, entwickelte er sich schnell zum Volksaufstand weiter. Er nahm vielerorts revolutionäre Züge an, bevor er mit Hilfe von russischen Panzern unterdrückt wurde. SED und Stasi bezeichneten die Vorkommnisse offiziell als einen vom westlichen Ausland gesteuerten "Putschversuch faschistischer Agenten und Provokateure".
Im Bezirk Karl-Marx-Stadt lagen die Streikzentren in den Städten Freiberg, Crimmitschau, Tannenberg, Penig, und in Werdau. Eine Besonderheit der Streiks im Bezirk war, dass sie erst in der Nacht vom 17. zum 18. Juni begannen. Grund für die Arbeitsniederlegung war hier neben Normenerhöhung und der Verschlechterung der Lebensbedingungen vor allem die Verhängung des Ausnahmezustandes selbst. So traten die Metallarbeiter des VEB Wälzlagerwerks Fraureuth am frühen Morgen des 18. Juni in den Streik. Zuvor hatte die Parteileitung des Betriebes versucht, die Arbeiter einzuschüchtern. Der Parteisekretär sollte Abteilung für Abteilung die Verhängung des Ausnahmezustandes verkünden und auf die Konsequenzen von Streiks hinweisen.
In der Pause um 2:00 Uhr begann der Sekretär mit der Verlesung des Ausnahmebefehls. Zwar nahmen die Arbeiter hier nach ersten Protesten die Arbeit wieder auf. Als der Sekretär jedoch in die nächste Abteilung ging, kamen 250 bis 300 Arbeiter aus verschiedenen Abteilungen zusammen. Es kam zu heftigen Diskussionen, die bis zum Ende der Nachtschicht dauerten. Als die Arbeiter der Frühschicht zur Arbeit erschienen, versammelte sich die komplette Belegschaft und formulierte Forderungen zur Normenfrage, zu freien Wahlen und politischen Veränderungen. Als die Arbeiter jedoch einen Demonstrationszug zur Stadtkommandantur beginnen wollten, mussten sie feststellen, dass sowjetische Soldaten und Volkspolizisten die Werkseingänge besetzt hatten. Nach erfolgreichen Protesten zogen sich die Soldaten jedoch schnell wieder zurück.
Dem Streik im Wälzlagerwerk schlossen sich auch andere Betriebe an, so z.B. das Vereinte Trikotagenwerk und der VEB Wärmetechnik in Crimmitschau. Die Streiks dauerten oft den ganzen Tag. Nachdem die Belegschaft des Wälzlagerwerks eine 22-köpfige Kommission gewählt hatte, nahmen die Streikenden hier die Arbeit wieder auf. Die Kommission verhandelte mit der SED und der Werkleitung und überbrachte die Forderungen der Arbeiter. Währenddessen nahm die MfS-Kreisdienststelle Werdau acht sogenannte Rädelsführer fest.
Für die Freilassung ihrer inhaftierten Kollegen legte die Belegschaft im Wälzlagerwerk am 19. Juni erneut für mehrere Stunden die Arbeit nieder. Am 22. Juni versuchten Arbeiter in Fraureuth die Sirenen in Gang zu setzen, um damit zu einer Demonstration aufzurufen. Dieser Versuch schlug aber fehl, denn die Staatssicherheit hatte die Sirenen außer Betrieb gesetzt. Bis auf zwei Verhaftete kamen alle Inhaftierten am 1. Juli wieder auf freien Fuß. Die beiden verbliebenen Häftlinge wurden zu mehrmonatigen Gefängnisstrafen verurteilt. In der vorliegenden Meldung an die zentrale Einsatzleitung in Berlin vom 18. Juni 1953 wird der Ablauf der Streiks in Betrieben aus dem Bezirk Karl-Marx-Stadt geschildert.
Am 18.06.53 , gegen 8.00 Uhr ‚legte die Belegschaft der WEMA Rochlitz die Arbeit nieder und forderte eine Versammlung durchzuführen. In dieserVersammlungwurde zum Ausdruck gebracht,dass die Arbeiter sich mitden streikenden Arbeitern in Berlin solidarisch erklären sollen und forderten einen Solidaritätsstreik.
Weiterhin wurde in der Versammlung vorgebracht,dass in Berlin 16 Arbeiter von der VP erschossenwordenwären.
Vondem Genossen [anonymisiert], Ltr. der Organisationund Propaganda der SED - Kreisleitung wurde entsprechende Aufklärungsarbeit geleistet und die Versammlung kam zu der Ansicht,sich nicht mit Provokateuren vergleichen zuwollen und nahme die Arbeit wiederauf.
[handschriftliche Ergänzung: Orig. Abt. 3]
Diese Versammlung trug einen gut organisierten Charakter, was besonders dadurchzum Ausdrukc kam, dass auch Arbeiter welche ihre Nachtsch icht beendet hatten, an dieser Versammlung teilnahmen.
Als Rädelsführer kommen der [anonymisiert], Mitgl. der CDU und ein gewisser [anonymisiert],parteilos in Frage. [anonymisiert] hatte eine Liste von Fragen aufgestellt, die er in der Diskussion immer wieder vorbrachte.
Die Arbeit wurde um 9.00 vonden267 beschäftigten Personen wieder aufgenommen.
Desweiteren wurde in einigen Betrieben unseres Bezirkes festgestellt, dass die BPO gefälschte Schreiben erhielten, die angeblich vom ZK der SED verfasst wordenseien. Diese Schreiben trugen denPoststempel SED ZK Berlin N 54 Wilheom Pieck Str. 1, Zentralhaus der Einheit, Ruf 42 00 56.
[handschriftliche Ergänzung: Orig. Abt. 5]
Inhaltlich besagten diese Schreiben dass das Portrait vom Gen. Malenkow überall und an sichtbarer Stelle angebracht werden soll.Aufgrund, dass dieses Genosse [durchgestrichen: nicht] Dahlem nicht getan habe bzw.nicht durchgeführt habe,sei er verhaftet worden.
Als Unterschrift wurde angegeben; gez. Axel oder gez. Mandel, ZK der SED Kaderabteilung.
Diese Schreiben erhieltendie BPO der VEB-Sächs. Alluminium-Metallwaren-Werke Glauchau, die VEB- Wirkerei Mittweida, [durchgestrichen: und]
Durch die Dienststelle Marienberg wurde und mitgeteilt, dass am gestrigen Tage der Thomas Ignat geb. 27.07.91 in Faustinov Krs.Lasky Polen, wohnh. Lengefeld, [anonymisiert] und der [anonymisiert], wohnh. Lengefeld, [anonymisiert], beide Mitglieder der SED, beschäftigt im IKA - LeuchtenbauLengefeld, beimParteisekretär Hans Öhm vorstellig geworden sind und die sen aufgefordert haben, die Belegschaft zum Streik aufzurufen, da die Arbeiter in Berlin auch streiken würden. Die SED-Kreisleitung [durchgestrichen: wr] Marienberg wurde mit der Überprüfung beauftragt.
Am 18.06.53 , 1.00 Uhr wurde vondem [anonymisiert] Kraftfahrer beim VPKA Rochlicht festgestellt, dass auf der Strasse zwischen Erlau und Lauenhain eine provokatorische Parole geschriebenwar. Text: " Weg mit Ulbricht".
Der Täter ist unbekannt.
Vom Erkennungsdienst des VPKA Rochlichtz wurde diese Parole bildlich festgehalten.
[handschriftliche Ergänzung: Orig. Abt. 5]
[Unterschrift: i.V. Otto]
( Schneider )
Oberstleutnant
Eine selbständige Abteilung ist eine Organisationsstruktur in der MfS-Zentrale, die durch den Minister oder einen seiner Stellvertreter direkt angeleitet und durch militärische Einzelleiter geführt wurde. Die weiter untergliederten Abteilungen prägten Linien aus (z. B. Abt. XIV; Linienprinzip) oder blieben auf die Zentrale beschränkt (z. B. Abt. X). Die eng umrissenen Zuständigkeiten mit operativer Verantwortung und Federführung orientierten sich an geheimdienstlichen Praktiken (Telefonüberwachung) oder Arbeitsfeldern (Bewaffnung, chemischer Dienst).
Im Zusammenhang mit der Verwaltungsreform der DDR vom Sommer 1952 wurden die fünf Länderverwaltungen für Staatssicherheit (LVfS) in 14 Bezirksverwaltungen umgebildet. Daneben bestanden die Verwaltung für Staatssicherheit Groß-Berlin und die Objektverwaltung "W" (Wismut) mit den Befugnissen einer BV. Letztere wurde 1982 als zusätzlicher Stellvertreterbereich "W" in die Struktur der BV Karl-Marx-Stadt eingegliedert.
Der Apparat der Zentrale des MfS Berlin und der der BV waren analog strukturiert und nach dem Linienprinzip organisiert. So waren die Hauptabteilung II in der Zentrale bzw. die Abteilungen II der BV für die Schwerpunkte der Spionageabwehr zuständig usw. Auf der Linie der Hauptverwaltung A waren die Abteilung XV der BV aktiv. Einige Zuständigkeiten behielt sich die Zentrale vor: so die Militärabwehr (Hauptabteilung I) und die internationalen Verbindungen (Abteilung X) oder die Arbeit des Büros für Besuchs- und Reiseangelegenheiten in Westberlin (Abteilung XVII). Für einige Aufgabenstellungen wurde die Bildung bezirklicher Struktureinheiten für unnötig erachtet. So gab es in den 60er und 70er Jahren für die Abteilung XXI und das Büro der Leitung II Referenten für Koordinierung (RfK) bzw. Offiziere BdL II. Für spezifische Aufgaben gab es territorial bedingte Diensteinheiten bei einigen BV, z. B. in Leipzig ein selbständiges Referat (sR) Messe, in Rostock die Abt. Hafen.
An der Spitze der BV standen der Leiter (Chef) und zwei Stellv. Operativ. Der Stellv. für Aufklärung fungierte zugleich als Leiter der Abt. XV. Die Schaffung des Stellvertreterbereichs Operative Technik im MfS Berlin im Jahre 1986 führte in den BV zur Bildung von Stellv. für Operative Technik/Sicherstellung.
Die Kreisdienststellen waren neben den Objektdienststellen die territorial zuständigen Diensteinheiten. Sie waren entsprechend den regionalen Gegebenheiten unterschiedlich strukturiert und personell ausgestattet. Einige verfügten über ein Referat zur komplexen Spionageabwehr oder zur Sicherung der Volkswirtschaft und andere nur über spezialisierte Mitarbeiter in diesen Bereichen. Ihre Aufgaben waren die Kontrolle der Wirtschaft, des Verkehrswesens, des Staatsapparates, des Gesundheitswesens, der kulturellen Einrichtungen, der Volksbildung, ggf. von Einrichtungen des Hoch- und Fachschulwesens, wissenschaftlich-technischer Einrichtungen sowie die Überwachung besonders interessierender Personenkreise.
Die Kreisdienststellen waren maßgeblich an den Genehmigungsverfahren für dienstliche bzw. private Auslandsreisen beteiligt, führten Sicherheitsüberprüfungen durch und erstellten Stimmungs- und Lageberichte. Zur Realisierung der Aufgaben bedurfte es einer engen Zusammenarbeit mit den Partnern des POZW, insbesondere mit der Volkspolizei, den Räten und anderen Einrichtungen der Kreise. Die Kreisdienststellen unterhielten ständige Verbindungen zu den SED Kreisleitungen. Zwei Drittel der hauptamtlichen Mitarbeiter der Kreisdienststellen waren operativ tätig. Die Kreisdienststellen führten 50 Prozent der IM und bearbeiteten etwa 60 Prozent der OV zu einzelnen Personen oder Gruppen.
Die Kreisdienststellen gliederten sich in 2 bis 16 Fachreferate sowie das Referat Auswertung und Information (ZAIG) und die Wache/Militärische Sicherungsgruppe. In jeder Kreisdienststelle gab es einen Offizier, der teilweise oder ganz (IM-führender Mitarbeiter/XV) für die Belange der HV A vor Ort zuständig war.
Meldung zu erneuten Streiks im Bezirk Karl-Marx-Stadt Dokument, 4 Seiten
Fernschreiben zu Vorkommnissen im Bezirk Karl-Marx-Stadt während des Volksaufstands des 17. Juni 1953 Dokument, 4 Seiten
Fernschreiben der Bezirksverwaltung Karl-Marx-Stadt zu verhinderten Streikaktionen Dokument, 1 Seite
Meldung einer Arbeitsniederlegung in Freiberg Dokument, 1 Seite