Signatur: BArch, MfS, HA XVIII, Nr. 17152, Bl. 72-73
In 80er Jahren kamen in der DDR die ersten Heimcomputer auf den Markt. Wie eine Aufstellung des Amts für Preise in den Unterlagen der Staatssicherheit zeigt, war die Anschaffung der Geräte mit sehr hohen Kosten verbunden.
In den 70er und 80er Jahren erlebte die Mikroelektronik einen weltweiten Aufschwung, von dem auch die DDR nicht unberührt blieb. Auf der 6. Tagung des Zentralkomitees der SED im Juni 1977 erklärte die politische Führungsspitze sie zur Schlüsseltechnologie, in die bis 1989 Milliarden flossen. Das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) besorgte im Westen die nicht einfuhrgestattete Hard- und Software sowie das nötige "Know-how" für die Produktion und Ausbildung von Fachpersonal.
Mit der neuen wirtschaftspolitischen Ausrichtung kamen Mitte der 80er Jahre die ersten Heimcomputer in der DDR auf den Markt. Diese hielten zwar auch Einzug in die Privathaushalte. Im Vergleich zum Westen waren sie in der DDR aber vor allem in Einrichtungen, wie Schulen, Jugendclubs und Volkseigenen Betrieben, zu finden. Die geringen Produktionszahlen und hohen Kaufpreise machten eine flächendeckende private Nutzung unmöglich.
Auch das MfS behielt diese Entwicklungen im Blick. In den Unterlagen der für die Volkswirtschaft zuständigen HA XVIII findet sich eine Aufstellung des Amts für Preise vom 27. Juni 1989. Das Dokument zeigt auf, wie teuer Computer in der DDR waren: Mit 2.450 Mark allein für das Gerät (ohne Bildschirm) betrug der Kaufpreis eines Kleincomputers KC 87 color zu dieser Zeit fast das Doppelte des monatlichen Durchschnittseinkommens. Im Falle des KC 85/4 war es sogar mehr als das Dreifache.
Amt für Preise
- Inspektion -
Berlin, 27.06.1989
[Unterschrift: [unleserlich]
Information
zum Stand der Neufestsetzung der Verbraucherpreise für Kleincomputer
Seit 1987 werden der Bevölkerung Kleincomputer angeboten, für die gegenwärtig folgende Preise gelten:
KC 87 s/w; 2.150,— M/Stück
KC 87 color; 2.450,— M/Stück
KC 85/3; 3.250,— M/Stück
KC 85/4; 4.600,— M/Stück.
Die Preise für KC 87 s/w, KC 87 color und KC 85/3 wurden zum 12.12.1988 erstmalig zurückgeführt. Die Produktion ist bereits eingestellt. Der KC 85/4 wurde 1989 neu in das Angebot aufgenommen und wird bis 31.12.1989 für die Bevölkerung produziert.
Es ist vorgesehen, im IV. Quartal die Produktion des KC "compact" neu in die Produktion aufzunehmen (Serienproduktion ab April 1990).
Gegenüber den bisherigen Typen hat dieser Computer eine höhere Speicherkapazität und kann kostengünstiger produziert werden.
Es ist vorgesehen, bei einem Verbraucherpreis von 2.300,— M 1990 ca. 20 TStück an die Bevölkerung zu verkaufen.
Das erfordert, die bisherigen Bestände der gegenwärtig im Angebot befindlichen Kleincomputer kurzfristig abzubauen. Deshalb wird von den Genossen Halbritter, Briksa und Meier vorgeschlagen, die Einführungspreise für die Kleincomputer wie folgt zurückzuführen:
KC 87 s/w 990,-- M/Stück
KC 87 color 1.300,-- M/Stück
KC 85/3 1.700,-- M/Stück
KC 85/4 2.150,-- M/Stück.
Für die Zubehörteile zu diesen Grundgeräten ist vorgeschlagen worden, die Preise analog zurückzuführen.
Es wird eingeschätzt, daß die Bestände zu diesem EVP abgesetzt werden können.
Die gegenwärtig vorhandene produktgebundene Abgabe zwischen 246,— M und 1.041,— M bei den einzelnen Erzeugnissen reicht bei weitem nicht aus, die Rückführung vorzunehmen.
Hauptabteilung XVIII (Volkswirtschaft)
Nach dem Vorbild der "Verwaltung für Wirtschaft" in der sowjetischen Hauptverwaltung für Staatssicherheit erhielt das am 8.2.1950 gebildete MfS eine Einrichtung, die zunächst unter der Bezeichnung Abteilung III bzw. Hauptabteilung III agierte. Vorläufer war die von Mielke geleitete Hauptverwaltung zum Schutz der Volkswirtschaft im MdI. Die Kernaufgaben bestanden in der Sabotageabwehr, im Schutz des Volkseigentums und in der Überwachung der Betriebe. Für die SAG Wismut wurde 1951 eine separate Struktureinheit, die Objektverwaltung "W" gegründet.
1955 wurde die systematische Überprüfung von Leitungskadern (später Sicherheitsüberprüfungen), 1957 der Aufbau des Informantennetzes, die Zusammenarbeit mit staatlichen Leitern und Parteisekretären, der Aufbau von Operativgruppen und Objektdienststellen sowie die Gewinnung von IM für Schlüsselpositionen in wirtschaftsleitenden Organen, Betrieben und Institutionen etabliert. Mit der Auflösung der Abteilung VI erhielt die HA III den Auftrag zur Sicherung volkswirtschaftlicher Maßnahmen auf dem Gebiet der Landesverteidigung.
1964 erfolgte im Zusammenhang mit den Reformen in der DDR-Volkswirtschaft die Umbenennung der HA III in HA XVIII. Die neue Struktur basierte auf dem Produktionsprinzip, das zunächst auf die führenden Wirtschaftszweige Bau und Industrie fokussiert war. Andere Wirtschaftsobjekte wurden nach dem Territorialprinzip von den Kreisdienststellen bearbeitet. Der HA XVIII in der Zentrale entsprachen gemäß dem Linienprinzip auf der Bezirksebene die Abteilungen XVIII der Bezirksverwaltungen. Sicherungsschwerpunkte waren vor allem Außenhandel, Wissenschaft und Technik sowie die Verteidigungsindustrie. Mit der Richtlinie 1/82 wurde der Akzent auf die Gewährleistung der inneren Stabilität verschoben. Strukturelle Auswirkungen hatte insbesondere die Hochtechnologie Mikroelektronik. 1983 wurde die für den Bereich KoKo zuständige AG BKK aus der für den Außenhandel zuständigen Abteilung 7 der HA XVIII herausgelöst.
Zuletzt wies die Organisationsstruktur 6 Arbeitsbereiche und 62 Referate auf. Sie diente vor allem der Aufklärung gegnerischer Geheimdienste ("Arbeit im und nach dem Operationsgebiet"), der inneren Abwehrarbeit in den Betrieben und Institutionen, der Gewährleistung der inneren Stabilität, der Wahrung von Sicherheit, Ordnung und Geheimnisschutz sowie der Unterstützung der Wirtschaft durch "effektivitäts- und leistungsfördernde Maßnahmen". Leiter der HA XVIII waren Knoppe (1950–1953), Hofmann (1953–1957), Weidauer (1957–1963), Mittig (1964–1974) und Kleine (1974–1989). Der hauptamtliche Mitarbeiterbestand stieg 1954–1989 von 93 auf 646, auf der gesamten Linie XVIII waren es zuletzt 1623. 1989 arbeiteten für die Linie XVIII ca. 11.000 IM.
Signatur: BArch, MfS, HA XVIII, Nr. 17152, Bl. 72-73
In 80er Jahren kamen in der DDR die ersten Heimcomputer auf den Markt. Wie eine Aufstellung des Amts für Preise in den Unterlagen der Staatssicherheit zeigt, war die Anschaffung der Geräte mit sehr hohen Kosten verbunden.
In den 70er und 80er Jahren erlebte die Mikroelektronik einen weltweiten Aufschwung, von dem auch die DDR nicht unberührt blieb. Auf der 6. Tagung des Zentralkomitees der SED im Juni 1977 erklärte die politische Führungsspitze sie zur Schlüsseltechnologie, in die bis 1989 Milliarden flossen. Das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) besorgte im Westen die nicht einfuhrgestattete Hard- und Software sowie das nötige "Know-how" für die Produktion und Ausbildung von Fachpersonal.
Mit der neuen wirtschaftspolitischen Ausrichtung kamen Mitte der 80er Jahre die ersten Heimcomputer in der DDR auf den Markt. Diese hielten zwar auch Einzug in die Privathaushalte. Im Vergleich zum Westen waren sie in der DDR aber vor allem in Einrichtungen, wie Schulen, Jugendclubs und Volkseigenen Betrieben, zu finden. Die geringen Produktionszahlen und hohen Kaufpreise machten eine flächendeckende private Nutzung unmöglich.
Auch das MfS behielt diese Entwicklungen im Blick. In den Unterlagen der für die Volkswirtschaft zuständigen HA XVIII findet sich eine Aufstellung des Amts für Preise vom 27. Juni 1989. Das Dokument zeigt auf, wie teuer Computer in der DDR waren: Mit 2.450 Mark allein für das Gerät (ohne Bildschirm) betrug der Kaufpreis eines Kleincomputers KC 87 color zu dieser Zeit fast das Doppelte des monatlichen Durchschnittseinkommens. Im Falle des KC 85/4 war es sogar mehr als das Dreifache.
Die Umbewertungsdifferenzen für die Bestände im Handel betragen ca. 15,0 Mio M und werden durch das Amt für Preise erstattet. Der Stichtag der Rückführung ist noch nicht festgelegt.
Die Einreichung der Vorlage durch die Minister, Halbritter, Meier und Briksa, kann erst erfolgen, wenn durch die SPK die auf der Grundlage der neuen Preise entstehenden Auswirkungen auf die Planauflagen 1989 u.a. bei den Kennziffern Nettoproduktion und Nettogewinn in Höhe von 7,2 Mio M entschieden sind.
Ein entsprechender Antrag durch den Minister für Elektrotechnik/ Elektronik an den Vorsitzenden der Staatlichen Plankommission und den Minister der Finanzen wurde am 26.06.1989 gestellt.
Anlage
[Unterschrift]
Müller
Leiter der Inspektion
Hauptabteilung XVIII (Volkswirtschaft)
Nach dem Vorbild der "Verwaltung für Wirtschaft" in der sowjetischen Hauptverwaltung für Staatssicherheit erhielt das am 8.2.1950 gebildete MfS eine Einrichtung, die zunächst unter der Bezeichnung Abteilung III bzw. Hauptabteilung III agierte. Vorläufer war die von Mielke geleitete Hauptverwaltung zum Schutz der Volkswirtschaft im MdI. Die Kernaufgaben bestanden in der Sabotageabwehr, im Schutz des Volkseigentums und in der Überwachung der Betriebe. Für die SAG Wismut wurde 1951 eine separate Struktureinheit, die Objektverwaltung "W" gegründet.
1955 wurde die systematische Überprüfung von Leitungskadern (später Sicherheitsüberprüfungen), 1957 der Aufbau des Informantennetzes, die Zusammenarbeit mit staatlichen Leitern und Parteisekretären, der Aufbau von Operativgruppen und Objektdienststellen sowie die Gewinnung von IM für Schlüsselpositionen in wirtschaftsleitenden Organen, Betrieben und Institutionen etabliert. Mit der Auflösung der Abteilung VI erhielt die HA III den Auftrag zur Sicherung volkswirtschaftlicher Maßnahmen auf dem Gebiet der Landesverteidigung.
1964 erfolgte im Zusammenhang mit den Reformen in der DDR-Volkswirtschaft die Umbenennung der HA III in HA XVIII. Die neue Struktur basierte auf dem Produktionsprinzip, das zunächst auf die führenden Wirtschaftszweige Bau und Industrie fokussiert war. Andere Wirtschaftsobjekte wurden nach dem Territorialprinzip von den Kreisdienststellen bearbeitet. Der HA XVIII in der Zentrale entsprachen gemäß dem Linienprinzip auf der Bezirksebene die Abteilungen XVIII der Bezirksverwaltungen. Sicherungsschwerpunkte waren vor allem Außenhandel, Wissenschaft und Technik sowie die Verteidigungsindustrie. Mit der Richtlinie 1/82 wurde der Akzent auf die Gewährleistung der inneren Stabilität verschoben. Strukturelle Auswirkungen hatte insbesondere die Hochtechnologie Mikroelektronik. 1983 wurde die für den Bereich KoKo zuständige AG BKK aus der für den Außenhandel zuständigen Abteilung 7 der HA XVIII herausgelöst.
Zuletzt wies die Organisationsstruktur 6 Arbeitsbereiche und 62 Referate auf. Sie diente vor allem der Aufklärung gegnerischer Geheimdienste ("Arbeit im und nach dem Operationsgebiet"), der inneren Abwehrarbeit in den Betrieben und Institutionen, der Gewährleistung der inneren Stabilität, der Wahrung von Sicherheit, Ordnung und Geheimnisschutz sowie der Unterstützung der Wirtschaft durch "effektivitäts- und leistungsfördernde Maßnahmen". Leiter der HA XVIII waren Knoppe (1950–1953), Hofmann (1953–1957), Weidauer (1957–1963), Mittig (1964–1974) und Kleine (1974–1989). Der hauptamtliche Mitarbeiterbestand stieg 1954–1989 von 93 auf 646, auf der gesamten Linie XVIII waren es zuletzt 1623. 1989 arbeiteten für die Linie XVIII ca. 11.000 IM.
"Operative Information" über den Ost-Berliner Computerclub im Haus der jungen Talente vom 12. Januar 1988 Dokument, 2 Seiten
Notizen aus der Politbürositzung zur Schürer-Mittag-Kontroverse Dokument, 29 Seiten
Information der Zentralen Arbeitsgruppe Geheimnisschutz zur privaten Nutzung von Computern Dokument, 12 Seiten
Einfuhrverbot der DDR-Zollverwaltung für das Computerspiel "Kreml" Dokument, 1 Seite