Protokoll über die Anlaufberatung zur Durchführung des Baus zweier Grenzübergangsstellen am 5. Dezember 1972 in Hildburghausen und Meiningen sowie am 6. Dezember 1972 in Eisfeld
Signatur: BArch, MfS, BV Suhl, Abt. VI, Nr. 60, Bl. 57-71
Eine Bauanlaufberatung dokumentiert die Planungen und Organisation für zwei Grenzübergangsstellen in Südthüringen, deren Bau im Dezember 1972 beginnen sollte.
Mit dem Bau der Berliner Mauer und der Verstärkung der innerdeutschen Grenze 1961 wurden die Grenzmaßnahmen zwischen der Bundesrepublik und der DDR drastisch verschärft. Die Grenze wurde zur Todeszone ausgebaut, Reisen in die Bundesrepublik waren für den Normalbürger nicht mehr möglich. Erst ab dem 9. September 1964 beschloss der Ministerrat der DDR, dass Rentner einmal im Jahr mit Besuchserlaubnis für höchstens vier Wochen Verwandte in der Bundesrepublik besuchen durften.
Im Rahmen der veränderten Ostpolitik unter Bundeskanzler Willy Brandt wurden Anfang der 70er Jahre eine Reihe von Verträgen zwischen der DDR, der Bundesrepublik und den Siegermächten des Zweiten Weltkriegs geschlossen, die auch zu einer Verbesserung des Reiseverkehrs führten. Diese Vereinbarungen ermöglichten es Bürgerinnen und Bürgern der Bundesrepublik, mehrmals im Jahr zu besuchsweisen oder touristischen Zwecken in die DDR einzureisen.
Der Grundlagenvertrag vom 21. Dezember 1972 zwischen der Bundesrepublik und der DDR führte auch zur Eröffnung von vier neuen Grenzübergangsstellen (GÜST): Salzwedel/Uelzen, Worbis/Duderstadt, Eisfeld/Coburg und Meiningen/Bad Neustadt, letztere beiden im Bezirk Suhl gelegen. Diese Maßnahmen resultierten in einer erhöhten Reisetätigkeit von Bürgerinnen und Bürgern der Bundesrepublik in den Bezirk Suhl.
Die vorliegende Bauanlaufberatung dokumentiert den Baubeginn der beiden Grenzübergangsstellen im Bezirk Suhl. Im vorliegenden Protokoll werden die verantwortlichen Personen benannt, Gesamtaufgabenstellung und Etappen der Baudurchführung beschrieben, sowie Unterkunfts- und Sicherheitsfragen geklärt.
Metadaten
- Datum:
- Dezember 1972
- Rechte:
- BArch
Vertrauliche Dienstsache
Nachweis-Bereich BAUST; Lfd.-Nr. 1; Jahr 72; Ausf-Nr. 20; Blatt 8
Protokoll
über die Anlaufberatung zur Durchführung der Objekte 00-55/3 und 00-55/4 am 05.12.1972 in Hildburghausen und Meiningen sowie am 06.12.1972 in Eisfeld
Anwesende: siehe Anwesenheitsliste
Gen. Jung, 1. Stellv. des Vorsitzenden des Rates des Bezirkes, eröffnet die Beratung und gibt einige grundsätzliche Ausführungen, bevor er das Wort dem Gen. Sommer, Stellv. des Vorsitzenden des Inneren, übergibt.
Gen. Sommer erläutert anhand der Beratung vom 01.12.1972 sowie der vom Ministerium übergebenen Materialien die Gesamtaufgabenstellung vom Komplex her. Die Leitungslinien zur Durchsetzung werden dargelegt,
- Gesamtverantwortlicher von zentraler Seite, Minister für Verkehrswesen
- für das Territorium, Vors. des Rates des Bezirkes, Gen. Zimmerman
Der Beauftragte des Ministeriums für Verkehrswesen, Gen. Jahnke, übernimmt die weitere Leitung der Beratung, in deren Ergebnis folgende Probleme herausgearbeitet wurden:
I. Verantwortungslinie
- Leiter des Führungsstabes, Stellv. des Inneren, Gen. Sommer
- Leiter des Baustabes, Bezirksbaudirektor, Gen. Kuhnt
- Oberbauleiter am Objekt 00-55/3, Gen. [anonymisiert]
- Oberbauleiter am Objekt 05-55/4, Gen. [anonymisiert]
- Hauptauftragnehmer Bau für Objekt 00-55/3 Straßen- und Tiefbaukombinat Suhl, Sitz Meiningen
- für das Objekt 00-55/[durchgestrichen] [handschriftliche Ergänzung: 3] Bau- und Montagekombinat Erfurt