Signatur: BStU, MfS, BV Neubrandenburg, AU, Nr. 109/53, Bd. 2, Bl. 282-289
Bei einer Diskussion während des Volksaufstandes in Torgelow trat ein Brigadier auf und legte seine Gedanken zu den Ereignissen, die zur Zuspitzung der Lage 1953 führten, dar. Die Stasi nahm eine Abschrift und auch seine Stellungnahme zur Rede als Beweismittel zum Untersuchungsvorgang gegen den Arbeiter.
Der Bezirk Neubrandenburg war wie die anderen Bezirke im Norden auch kein Zentrum des Volksaufstandes. Ein wichtiger Grund hierfür war die agrarisch geprägte Struktur Mecklenburgs. Zudem gelangten die Nachrichten aus dem Süden der DDR nur langsam bis zur Bevölkerung im Norden. Polizei, MfS und SED waren hier ausnahmsweise besser informiert und konnten sich auf Unruhen vorbereiten.
Trotzdem kam es vereinzelt zu Unruhen. Im Bezirk Neubrandenburg kam es in 29 Städten und Gemeinden zu Aktionen, die von Streiks über Demonstrationen bis hin zu Versuchen reichten, politische Gefangene zu befreien. Einzelne Aktionen wie Forderungen nach Auflösung der LPG (Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft), die Abnahme von Bildern führender Mitglieder der Staats- und Parteiführung an öffentliche Stellen oder Solidaritätskundgebungen mit den streikenden Arbeitern und Bauern führten zu Verhaftungen und Verurteilungen.
Auf einer Belegschaftsversammlung der Bau-Union Nord-Ost Torgelow hielt ein Genosse der IG Bauholz ein Referat. In der anschließenden Diskussion trat ein Brigadier auf und legte seine Gedanken zu den Ereignissen, die zur Zuspitzung der Lage 1953 führten, dar. Die Stasi nahm eine Abschrift und auch seine Stellungnahme zur Rede als Beweismittel zum Untersuchungsvorgang gegen den Arbeiter.
Kolleginnen und Kollegen! Auch heute stehe ich als [unterstrichen: Beides] vor Euch, Als Christ und Marxist!
Als Christ mit aller Liebe und Wahrheit und als Marxist mit der Lehre des Sozialismus! Die Geschichte erwähnt sogar Christus und ihre Wissenschaft leugnet nicht, daß er gelebt hat. Das hieße: Marx oder Lenin, Mozart oder Beethoven, Rubens oder Rembrandt, Schiller oder Shakespeare aus der Geschichte wegzudenken. ob Kant oder Darwin, auch Kopernikus müßte man letzen Endes Recht geben, sonst wären einige Lehrstühle in sich zusammengefallen. So hat jeder Mensch seine eigne Philosophie. Und so brachte jeder für sich eine Wissenschaft, die unser kultureller Aufstieg ursprunglich war. Dabei fallen mir August Bebels Worte ein, die er in seinen alten Tagen gesprochen hat: "Verstoßt keine suchende Seele!" Und wenn Lenin sagte "Jedes Land hat und geht seinen eigenen Sozialismus!" so hat man in Kreisen Radikalsozialisten, deren Hörer ich war vor 3 3/4 Jahren, mir meine Fragen bzw. die dargebrachten Sätze nicht verleugnet. Ohne den Vorgenannten wäre der Weg zum Sozialismus gar nicht möglich! Und so stehe ich auch heute vor Euch mit der Wahrheit und halte mich an Tatsachen, die von unten nach oben verschwiegen werden. Ich fühle mich sonst mitschuldig, wenn unsere Regierung noch einmal zum Lügner gemacht werden sollte! Und wieder rufe ich aus: "Die Schuldigen sucht in euren eigenen Reihen!
Man hat die Kader noch nicht genug geprüft! Weil ich die Wahrheit sage, das paßt eben vielen nicht. Ja, warum?
Weil ich in jeden Menschen einen Mitmenschen sehe. Ich arbeite nach oben hin, um jeden Armen der Ärmsten zu helfen und lehne ich jeden Dienstgrad ab, den ich mir nicht ehrlich verdient hatte. Nur lehnte man mich ab, vor allen von Partei und Gewerkschaftsseiten, da ich bestimmte Leute da angesetzt hätte, wo ihre Arbeitskraft zum Wohle des Volkes dienlicher ist. So war es schon früher und man kann nicht verstehen, daß man mich trotz nie ruhender Schriftsätze unangetastet gelassen hat. Wenn ich zum Beispiel kein Nitzscheverehrer war, so hätte mich doch der Sadist Hitler bestrafen lassen können. Ihm war auch nicht fremd, daß ich 14 Jahre vor seiner Machtergreifung Hörer von Karl Liebknecht, Rosa Luxemburg, Otto Rühle, Oertel usw. war. Sie wußten aber eines, daß ich nicht hasse, auch wenn ich sie innen und außen ablehnte.
[anonymisiert] stoßen mich aus der Klasse der Arbeiterschaft, sie sehen in mir einen gefährlichen Politiker, einen Juristen, eine verkrachte Existenz. Warum so schnell ein Vorurteil? Ich bin mir bewußt, daß ich Politikern gegenüberstehe, die Lehrgänge und Schulen hinter sich haben. Ich bin nur durch die Volksschule gegangen, doch mein ganzes absolviertes halbes Jahrhundert war eine harte Lebensschule. Mein Reichtum war mein Lernen und Auseinanderhalten von wissenschaftlichen Schriften, die ich gelesen und was wissenswert war, mir eingeprägt habe und auch nicht wegzudenken ist. Diese Herren glauben mir auch nicht, daß ich bis zum letzten Tag meines Eintrittes zur Bau-Union am 16. Oktober 1952 im Beruf gestanden habe. Auch hierüber laßt mich zum Schluß meiner Rede zurückkommen.
Die Regierung ist seit Wochen bemüht, Verbesserungen und Erleichterungen dem Volke zu bringen und doch versucht man diese von unten herauf zu sabotieren. Nur zwei Beispiele: daß uns Arbeitern die Normen vom 9. April zugesprochen worden sind, paßt vielen nicht und daß ich noch unter euch, meine Lieben bin, paßt [anonymisiert] und wenigen 2 Anhängern auch nicht. Ich bin überzeugt, daß die Regierung mir wegen meiner Offenheit, die ich aus größter Nächsten- und Wahrheitsliebe
Im Zusammenhang mit der Verwaltungsreform der DDR vom Sommer 1952 wurden die fünf Länderverwaltungen für Staatssicherheit (LVfS) in 14 Bezirksverwaltungen umgebildet. Daneben bestanden die Verwaltung für Staatssicherheit Groß-Berlin und die Objektverwaltung "W" (Wismut) mit den Befugnissen einer BV. Letztere wurde 1982 als zusätzlicher Stellvertreterbereich "W" in die Struktur der BV Karl-Marx-Stadt eingegliedert.
Der Apparat der Zentrale des MfS Berlin und der der BV waren analog strukturiert und nach dem Linienprinzip organisiert. So waren die Hauptabteilung II in der Zentrale bzw. die Abteilungen II der BV für die Schwerpunkte der Spionageabwehr zuständig usw. Auf der Linie der Hauptverwaltung A waren die Abteilung XV der BV aktiv. Einige Zuständigkeiten behielt sich die Zentrale vor: so die Militärabwehr (Hauptabteilung I) und die internationalen Verbindungen (Abteilung X) oder die Arbeit des Büros für Besuchs- und Reiseangelegenheiten in Westberlin (Abteilung XVII). Für einige Aufgabenstellungen wurde die Bildung bezirklicher Struktureinheiten für unnötig erachtet. So gab es in den 60er und 70er Jahren für die Abteilung XXI und das Büro der Leitung II Referenten für Koordinierung (RfK) bzw. Offiziere BdL II. Für spezifische Aufgaben gab es territorial bedingte Diensteinheiten bei einigen BV, z. B. in Leipzig ein selbständiges Referat (sR) Messe, in Rostock die Abt. Hafen.
An der Spitze der BV standen der Leiter (Chef) und zwei Stellv. Operativ. Der Stellv. für Aufklärung fungierte zugleich als Leiter der Abt. XV. Die Schaffung des Stellvertreterbereichs Operative Technik im MfS Berlin im Jahre 1986 führte in den BV zur Bildung von Stellv. für Operative Technik/Sicherstellung.
Ein Untersuchungsvorgang war eine bei einem strafrechtlichen Ermittlungsverfahren des MfS und ggf. dem späteren Gerichtsverfahren entstandene Akte, die den Hergang des Strafverfahrens widerspiegelt und auch häufig Informationen zur Strafvollstreckung enthält.
Untersuchungsvorgänge zeigen die offizielle wie auch die inoffizielle Ebene des Verfahrens. Sie enthalten sowohl das strafprozessual legale Material (Haftbefehl, Vernehmungsprotokolle, Anklageschrift, Verhandlungsprotokoll, Urteil u. a.) als auch Dokumente geheimpolizeilichen Charakters, etwa zu konspirativen Ermittlungsmaßnahmen operativer Abteilungen oder Berichte von Zelleninformatoren.
Ein archivierter Untersuchungsvorgang kann bis zu sieben Bestandteile umfassen: Gerichtsakte, Beiakte zur Gerichtsakte, Handakte zur Gerichtsakte, Handakte zum Ermittlungsverfahren, Beiakte zur Handakte des Ermittlungsverfahrens, manchmal auch Vollstreckungsakten und ggf. die Akte des Revisions- oder Kassationsverfahrens.
Beginn einer freiheitsentziehenden Maßnahme, Ergreifung eines Beschuldigten oder Angeklagten aufgrund eines richterlichen Haftbefehls (§ 114 StPO/1949, § 142 StPO/1952, §§ 6 Abs. 3, 124 StPO/1968). Zu unterscheiden von der vorläufigen Festnahme und der Zuführung.
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Signatur: BStU, MfS, BV Neubrandenburg, AU, Nr. 109/53, Bd. 2, Bl. 282-289
Bei einer Diskussion während des Volksaufstandes in Torgelow trat ein Brigadier auf und legte seine Gedanken zu den Ereignissen, die zur Zuspitzung der Lage 1953 führten, dar. Die Stasi nahm eine Abschrift und auch seine Stellungnahme zur Rede als Beweismittel zum Untersuchungsvorgang gegen den Arbeiter.
Der Bezirk Neubrandenburg war wie die anderen Bezirke im Norden auch kein Zentrum des Volksaufstandes. Ein wichtiger Grund hierfür war die agrarisch geprägte Struktur Mecklenburgs. Zudem gelangten die Nachrichten aus dem Süden der DDR nur langsam bis zur Bevölkerung im Norden. Polizei, MfS und SED waren hier ausnahmsweise besser informiert und konnten sich auf Unruhen vorbereiten.
Trotzdem kam es vereinzelt zu Unruhen. Im Bezirk Neubrandenburg kam es in 29 Städten und Gemeinden zu Aktionen, die von Streiks über Demonstrationen bis hin zu Versuchen reichten, politische Gefangene zu befreien. Einzelne Aktionen wie Forderungen nach Auflösung der LPG (Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft), die Abnahme von Bildern führender Mitglieder der Staats- und Parteiführung an öffentliche Stellen oder Solidaritätskundgebungen mit den streikenden Arbeitern und Bauern führten zu Verhaftungen und Verurteilungen.
Auf einer Belegschaftsversammlung der Bau-Union Nord-Ost Torgelow hielt ein Genosse der IG Bauholz ein Referat. In der anschließenden Diskussion trat ein Brigadier auf und legte seine Gedanken zu den Ereignissen, die zur Zuspitzung der Lage 1953 führten, dar. Die Stasi nahm eine Abschrift und auch seine Stellungnahme zur Rede als Beweismittel zum Untersuchungsvorgang gegen den Arbeiter.
an den Tag gelegt habe, nicht zürnt, ich vertraue auch ihr, daß sie einer 6 köpfigen Familie wegen zu offener Ehrlichkeit, die ich gesagt habe, den Vater behalten läßt, der bemüht ist, ehrlich am Aufbau mitzuarbeiten. Das sollen keine schönen Reden sein, denn alle, die mich kennen, kennen mich nur als einen Mann der Tat.
Durch bessere Taten kennen wir vieles verlöschen, was wir an Fehlern begangen haben, was aber vergessen wird, läßt sich nie aufholen.
Daß ich am Schlusse meiner Diskussionsrede vergessen hatte, Ernst Thälmann hochleben zu lassen, ist bestimmt nicht absichtlich geschehen. Ich hätte mir dazu eine Liste vorlegen sollen, wo auch Namen erschienen wären, die [anonymisiert] aus der alten Kampfzeit völlig unbekannt oder unangenehm gewesen wären. [anonymisiert] hat allen Grund ihn besonders zu verehren! Ich wünschte, wir [unterstrichen: drei] könnten heute miteinander diskutieren und mein alter lieber Ernst würde mir Unparteiischen die Hand drücken dafür, daß ich der alte Revolutionär geblieben bin.
Er sagte: "ich achte Deine Gesinnung, ich achte aber auch deine Religion!" Das Urteil, wer von uns dreien mehr im Widerspruch steht, überlasse ich hiermit meinen Kollegen: [anonymisiert], indem er mich vor der Öffentlichkeit verflucht hat. Ernst Thälmanns Achtung vor meiner Gesinnung oder ich mit meiner Rede vom 15. Juli!
Als Christ sind mir auch die heute von mir Angegriffenen wert, auch sie meine Herren [anonymisiert], in der Erwartung, daß auch sie ihre Fehler und [unterstrichen: Fehlurteile] erkennen, zumal unsere Regierung sich ehrlich zu ihren Fehlern bekennt, wiewohl sie infolge entstellter Berichte teils unschuldig ist, anderenteils kann ich die Regierung nicht ganz von der Schuld lossprechen, da sie ihre Mitarbeiter [durchgestrichen: nich] zuviel vertraute und ihre Kontrollen vernachlässigte. Ich hatte am 15.07. gesagt, wenn ich diesen und jenen verehre, so ist das alles Privatsache! Nur muß ich wissen, was ich bei etwaigen Urteilen auseinander zu halten habe. Z.B. die Persönlichkeit selbst, sein Innenleben im täglichen Umgang inner- und außerhalb seines Familienkreises, seine Lehren aber auch bestimmte Leitsätze wie zum Beispiel in Schillers "Glocke" verankert sind und für die Menschheit zum ewigen Kulturbestand wurden.
Mein Motto ist: "Romane, die besten sind's gewesen, die ich gelebt und nicht gelesen" und so hatte ich nie Zeit, einen Gutenberg oder Ullstein Roman in die Hand zu nehmen, höchst, daß ich meinen Kindern ein Märchen aus Andersen vorlas.
Ihr werdet verstehen, daß ich mit Namen aufwarten muß, deren Werke und Lehren auszulegen noch Stunden in Anspruch nehmen würde, nur muß ich an diese und jene Männer erinnern um zu beweisen, daß, was vergänglich, was Gut, was Böse und was ewigen Bestand hat. Überall, ob in Lenins oder Karl Marxschriften fand ich die Grundlage zum Baustein meines eigenen Lebens und so gründete ich im vorgerückten, gereiften Jahren meine Familie und blieb Sozialist, also Streiter für das Recht.
So weinte ich keiner gemachten Erfahrung eine Träne nach, auch wo ich in früher Jugend der "rote Sohn" dem Elternhaus mehr entrückte. Ich hatte mein eigenes Evangelium, so daß ich nie einseitig oder gar einsam wurde. Ich schäme mich auch nicht zu sagen, daß ich auch heute noch gern im ältesten Buch aller Bücher lese, wo nur Wahrheit steht und von keiner Wissenschaft bestritten wird, "denn Recht muß doch Recht bleiben, und dem werden alle Herzen zufallen" sagt der Psalmist 94 V 15
Als echter Lutheraner kann ich kein Bibelforscher sein und will ich damit nur richtig stellen als was man mich verdächtigt. Ich will den interessierten Herren nur die Fahndung nach mir leicht machen. Ich bin ein ehrlicher Arbeiter wie alle meine Kollegen, ein Arbeiter wie ihn unser hart geprüftes Deutschland braucht. Ich [unkenntlich] schwärme
Im Zusammenhang mit der Verwaltungsreform der DDR vom Sommer 1952 wurden die fünf Länderverwaltungen für Staatssicherheit (LVfS) in 14 Bezirksverwaltungen umgebildet. Daneben bestanden die Verwaltung für Staatssicherheit Groß-Berlin und die Objektverwaltung "W" (Wismut) mit den Befugnissen einer BV. Letztere wurde 1982 als zusätzlicher Stellvertreterbereich "W" in die Struktur der BV Karl-Marx-Stadt eingegliedert.
Der Apparat der Zentrale des MfS Berlin und der der BV waren analog strukturiert und nach dem Linienprinzip organisiert. So waren die Hauptabteilung II in der Zentrale bzw. die Abteilungen II der BV für die Schwerpunkte der Spionageabwehr zuständig usw. Auf der Linie der Hauptverwaltung A waren die Abteilung XV der BV aktiv. Einige Zuständigkeiten behielt sich die Zentrale vor: so die Militärabwehr (Hauptabteilung I) und die internationalen Verbindungen (Abteilung X) oder die Arbeit des Büros für Besuchs- und Reiseangelegenheiten in Westberlin (Abteilung XVII). Für einige Aufgabenstellungen wurde die Bildung bezirklicher Struktureinheiten für unnötig erachtet. So gab es in den 60er und 70er Jahren für die Abteilung XXI und das Büro der Leitung II Referenten für Koordinierung (RfK) bzw. Offiziere BdL II. Für spezifische Aufgaben gab es territorial bedingte Diensteinheiten bei einigen BV, z. B. in Leipzig ein selbständiges Referat (sR) Messe, in Rostock die Abt. Hafen.
An der Spitze der BV standen der Leiter (Chef) und zwei Stellv. Operativ. Der Stellv. für Aufklärung fungierte zugleich als Leiter der Abt. XV. Die Schaffung des Stellvertreterbereichs Operative Technik im MfS Berlin im Jahre 1986 führte in den BV zur Bildung von Stellv. für Operative Technik/Sicherstellung.
Ein Untersuchungsvorgang war eine bei einem strafrechtlichen Ermittlungsverfahren des MfS und ggf. dem späteren Gerichtsverfahren entstandene Akte, die den Hergang des Strafverfahrens widerspiegelt und auch häufig Informationen zur Strafvollstreckung enthält.
Untersuchungsvorgänge zeigen die offizielle wie auch die inoffizielle Ebene des Verfahrens. Sie enthalten sowohl das strafprozessual legale Material (Haftbefehl, Vernehmungsprotokolle, Anklageschrift, Verhandlungsprotokoll, Urteil u. a.) als auch Dokumente geheimpolizeilichen Charakters, etwa zu konspirativen Ermittlungsmaßnahmen operativer Abteilungen oder Berichte von Zelleninformatoren.
Ein archivierter Untersuchungsvorgang kann bis zu sieben Bestandteile umfassen: Gerichtsakte, Beiakte zur Gerichtsakte, Handakte zur Gerichtsakte, Handakte zum Ermittlungsverfahren, Beiakte zur Handakte des Ermittlungsverfahrens, manchmal auch Vollstreckungsakten und ggf. die Akte des Revisions- oder Kassationsverfahrens.
Beginn einer freiheitsentziehenden Maßnahme, Ergreifung eines Beschuldigten oder Angeklagten aufgrund eines richterlichen Haftbefehls (§ 114 StPO/1949, § 142 StPO/1952, §§ 6 Abs. 3, 124 StPO/1968). Zu unterscheiden von der vorläufigen Festnahme und der Zuführung.
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Signatur: BStU, MfS, BV Neubrandenburg, AU, Nr. 109/53, Bd. 2, Bl. 282-289
Bei einer Diskussion während des Volksaufstandes in Torgelow trat ein Brigadier auf und legte seine Gedanken zu den Ereignissen, die zur Zuspitzung der Lage 1953 führten, dar. Die Stasi nahm eine Abschrift und auch seine Stellungnahme zur Rede als Beweismittel zum Untersuchungsvorgang gegen den Arbeiter.
Der Bezirk Neubrandenburg war wie die anderen Bezirke im Norden auch kein Zentrum des Volksaufstandes. Ein wichtiger Grund hierfür war die agrarisch geprägte Struktur Mecklenburgs. Zudem gelangten die Nachrichten aus dem Süden der DDR nur langsam bis zur Bevölkerung im Norden. Polizei, MfS und SED waren hier ausnahmsweise besser informiert und konnten sich auf Unruhen vorbereiten.
Trotzdem kam es vereinzelt zu Unruhen. Im Bezirk Neubrandenburg kam es in 29 Städten und Gemeinden zu Aktionen, die von Streiks über Demonstrationen bis hin zu Versuchen reichten, politische Gefangene zu befreien. Einzelne Aktionen wie Forderungen nach Auflösung der LPG (Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft), die Abnahme von Bildern führender Mitglieder der Staats- und Parteiführung an öffentliche Stellen oder Solidaritätskundgebungen mit den streikenden Arbeitern und Bauern führten zu Verhaftungen und Verurteilungen.
Auf einer Belegschaftsversammlung der Bau-Union Nord-Ost Torgelow hielt ein Genosse der IG Bauholz ein Referat. In der anschließenden Diskussion trat ein Brigadier auf und legte seine Gedanken zu den Ereignissen, die zur Zuspitzung der Lage 1953 führten, dar. Die Stasi nahm eine Abschrift und auch seine Stellungnahme zur Rede als Beweismittel zum Untersuchungsvorgang gegen den Arbeiter.
für kein Deutschland über alles, sondern für unser Väter Gut, die Künder geistiger ewiger Dinge waren.
Der Weg zum Sozialismus ist fürwahr der Schwerste. Die Epoche ist jetzt da, nachdem uns soviel ungezählte Wegbereiter vorangegangen sind. Stein- und Eiszeit, Renaissance-, Barock- Rokoko- und Biedermeierzeit und wieviel Zeiten lagen ehedem und dazwischen und unser Menschentum sollte sich Glücklich preisen, einen Aufbruch zu erleben der dem Chauvinismus, den Völkerhaß besiegeln wird, und die Menschheit wird erkennen, daß der Sozialismus doch der beste und schönste Weg ist zum Weltfrieden! Mit aller Aufgeschlossenheit, Ehrlichkeit, Ausdauer, Kraft, Liebe und Glauben kann er nur gegangen werden.
Unsere heutige Zeit ist von besonderer Bedeutung und erinnere ich an die Worte Lenins, und bitte ich gut aufzumerken, da ich euch ein geschichtliches Beispiel geben möchte aus diesen ihr selbst eure Schlüsse ziehen sollt, nämlich: "was auf dem Wege des Fanatismus gesündigt werden kann." Noch vor wenigen Jahren fragten sich die Menschen, daß sie nicht verstehen könnten, daß zwischen Frankreich und Deutschland so ein Haß bestünde. Die Brutstätte liegt 250 Jahre zurück. Zu der Zeit erhob sich Frankreich über alle Nationen Germanentums. Ludwig XIV. gewann die Oberhand durch Einführung all ihrer Sitten, Sprache und Gebräuche. Mein einziger Vorwurf, den ich Friedrich, den II. mache. Diese Hirnüberhebung Frankreichs wurde erst nach dem ersten Weltkrieg gebrochen, wo deren Sprache aus den Kreisen der Intelligenz durch unser Zutun, der Sozialisten gebrochen wurde. Diese wahre Demütigung mußten wir Deutsche erst erkennen. Daher versteht mich richtig, wenn ich damals sagte: "sie sollen uns nicht ganz russisch machen", denn nicht die Sowjets haben uns ihre Lehre, die ich hochschätze - aufdiktiert, sondern wir selbst. So sind wir ganz automatisch, um dem Volk Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, gezwungen, mit der Geschichte mitzugehen. Und weiter bitte ich euch, mich recht zu verstehen, wenn ich damals betonte: ihre Namen und Bilder verkündete man wohl, aber nicht ihre Lehren", und das Karl-Marx-Jahr soll nicht 1954 schon vergessen sein. Es wäre furchtbar, wenn seine Worte wahr werden sollten, "daß bei nicht Innehaltung seiner Lehre, sein Name nicht mehr genannt, also aus der Geschichte gestrichen werden sollte. "Daher soll uns das Karl-Marx-Jahr besonders tiefe Erinnerung und Verpflichtung sein! Heute im Aufbau des Sozialismus habe ich auf Anordnung der Regierung am 15.07. [unterstrichen: das] gesagt, was mich bewegte und halte ich aufrecht, wenn ich gesagt habe: "daß die Gewerkschaft in Gemeinschaft der Intelligenz zum 17. Juni die Hauptschuld trägt. Diese allein ist das große Bindeglied, das sich in die ganze Arbeiterschaft hineinleben mußte. Statt ihre untergeordneten Funktionäre in der Produktion zu beschäftigen, wurden sie durch Termine und Versammlungen entfremdet. Man gründete zuletzt Gruppenorganisationen und stiftet von unseren sauren Groschen Prämien, zuletzt ist jeder Schaffende Funktionär!
Ich bin überzeugt, daß mit meiner Initiative jeder Arbeiter Gewerkschaftler ist!
Ich war bereits auf halbem Fege, indem ich Abhandlung auf Abhandlung verfertigte. Kulturelle Berichte meinerseits schlafen auch in Schubkästen unserer Bau-Union und Gott weiß wo noch. Ion bin eben ein ganz unbedeutender Arbeiter. Die oben Sitzenden förderten sich selbst und der Kleine war auf sich selbst gestellt. So werde ich auch den Eindruck nicht los, als wenn man noch mit meinem Geistesgut verdienen wollte. Lieber Kollege [anonymisiert]! Nimm Deinen Aushang vom 20.06. zur Hand und meinen Brief vom 07.06.! Beides ist von mir aus der Seele geschrieben und Du willst heute den Stab über mich
Im Zusammenhang mit der Verwaltungsreform der DDR vom Sommer 1952 wurden die fünf Länderverwaltungen für Staatssicherheit (LVfS) in 14 Bezirksverwaltungen umgebildet. Daneben bestanden die Verwaltung für Staatssicherheit Groß-Berlin und die Objektverwaltung "W" (Wismut) mit den Befugnissen einer BV. Letztere wurde 1982 als zusätzlicher Stellvertreterbereich "W" in die Struktur der BV Karl-Marx-Stadt eingegliedert.
Der Apparat der Zentrale des MfS Berlin und der der BV waren analog strukturiert und nach dem Linienprinzip organisiert. So waren die Hauptabteilung II in der Zentrale bzw. die Abteilungen II der BV für die Schwerpunkte der Spionageabwehr zuständig usw. Auf der Linie der Hauptverwaltung A waren die Abteilung XV der BV aktiv. Einige Zuständigkeiten behielt sich die Zentrale vor: so die Militärabwehr (Hauptabteilung I) und die internationalen Verbindungen (Abteilung X) oder die Arbeit des Büros für Besuchs- und Reiseangelegenheiten in Westberlin (Abteilung XVII). Für einige Aufgabenstellungen wurde die Bildung bezirklicher Struktureinheiten für unnötig erachtet. So gab es in den 60er und 70er Jahren für die Abteilung XXI und das Büro der Leitung II Referenten für Koordinierung (RfK) bzw. Offiziere BdL II. Für spezifische Aufgaben gab es territorial bedingte Diensteinheiten bei einigen BV, z. B. in Leipzig ein selbständiges Referat (sR) Messe, in Rostock die Abt. Hafen.
An der Spitze der BV standen der Leiter (Chef) und zwei Stellv. Operativ. Der Stellv. für Aufklärung fungierte zugleich als Leiter der Abt. XV. Die Schaffung des Stellvertreterbereichs Operative Technik im MfS Berlin im Jahre 1986 führte in den BV zur Bildung von Stellv. für Operative Technik/Sicherstellung.
Ein Untersuchungsvorgang war eine bei einem strafrechtlichen Ermittlungsverfahren des MfS und ggf. dem späteren Gerichtsverfahren entstandene Akte, die den Hergang des Strafverfahrens widerspiegelt und auch häufig Informationen zur Strafvollstreckung enthält.
Untersuchungsvorgänge zeigen die offizielle wie auch die inoffizielle Ebene des Verfahrens. Sie enthalten sowohl das strafprozessual legale Material (Haftbefehl, Vernehmungsprotokolle, Anklageschrift, Verhandlungsprotokoll, Urteil u. a.) als auch Dokumente geheimpolizeilichen Charakters, etwa zu konspirativen Ermittlungsmaßnahmen operativer Abteilungen oder Berichte von Zelleninformatoren.
Ein archivierter Untersuchungsvorgang kann bis zu sieben Bestandteile umfassen: Gerichtsakte, Beiakte zur Gerichtsakte, Handakte zur Gerichtsakte, Handakte zum Ermittlungsverfahren, Beiakte zur Handakte des Ermittlungsverfahrens, manchmal auch Vollstreckungsakten und ggf. die Akte des Revisions- oder Kassationsverfahrens.
Beginn einer freiheitsentziehenden Maßnahme, Ergreifung eines Beschuldigten oder Angeklagten aufgrund eines richterlichen Haftbefehls (§ 114 StPO/1949, § 142 StPO/1952, §§ 6 Abs. 3, 124 StPO/1968). Zu unterscheiden von der vorläufigen Festnahme und der Zuführung.
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Stasi-Aufzeichnung der Rede eines Brigadiers in Torgelow während des Volksaufstandes Dokument, 6 Seiten
Urteil gegen einen Brigadier wegen "Boykotthetze" während des Volksaufstandes Dokument, 12 Seiten
Belegschaftsversammlung im Elektromotorenwerk Wernigerode am 18. Juni 1953 Audio, 1 Stunde, 13 Minuten, 14 Sekunden
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