Signatur: BStU, MfS, BV Neubrandenburg, AU, Nr. 109/53, Bd. 2, Bl. 282-289
Bei einer Diskussion während des Volksaufstandes in Torgelow trat ein Brigadier auf und legte seine Gedanken zu den Ereignissen, die zur Zuspitzung der Lage 1953 führten, dar. Die Stasi nahm eine Abschrift und auch seine Stellungnahme zur Rede als Beweismittel zum Untersuchungsvorgang gegen den Arbeiter.
Der Bezirk Neubrandenburg war wie die anderen Bezirke im Norden auch kein Zentrum des Volksaufstandes. Ein wichtiger Grund hierfür war die agrarisch geprägte Struktur Mecklenburgs. Zudem gelangten die Nachrichten aus dem Süden der DDR nur langsam bis zur Bevölkerung im Norden. Polizei, MfS und SED waren hier ausnahmsweise besser informiert und konnten sich auf Unruhen vorbereiten.
Trotzdem kam es vereinzelt zu Unruhen. Im Bezirk Neubrandenburg kam es in 29 Städten und Gemeinden zu Aktionen, die von Streiks über Demonstrationen bis hin zu Versuchen reichten, politische Gefangene zu befreien. Einzelne Aktionen wie Forderungen nach Auflösung der LPG (Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft), die Abnahme von Bildern führender Mitglieder der Staats- und Parteiführung an öffentliche Stellen oder Solidaritätskundgebungen mit den streikenden Arbeitern und Bauern führten zu Verhaftungen und Verurteilungen.
Auf einer Belegschaftsversammlung der Bau-Union Nord-Ost Torgelow hielt ein Genosse der IG Bauholz ein Referat. In der anschließenden Diskussion trat ein Brigadier auf und legte seine Gedanken zu den Ereignissen, die zur Zuspitzung der Lage 1953 führten, dar. Die Stasi nahm eine Abschrift und auch seine Stellungnahme zur Rede als Beweismittel zum Untersuchungsvorgang gegen den Arbeiter.
an den Tag gelegt habe, nicht zürnt, ich vertraue auch ihr, daß sie einer 6 köpfigen Familie wegen zu offener Ehrlichkeit, die ich gesagt habe, den Vater behalten läßt, der bemüht ist, ehrlich am Aufbau mitzuarbeiten. Das sollen keine schönen Reden sein, denn alle, die mich kennen, kennen mich nur als einen Mann der Tat.
Durch bessere Taten kennen wir vieles verlöschen, was wir an Fehlern begangen haben, was aber vergessen wird, läßt sich nie aufholen.
Daß ich am Schlusse meiner Diskussionsrede vergessen hatte, Ernst Thälmann hochleben zu lassen, ist bestimmt nicht absichtlich geschehen. Ich hätte mir dazu eine Liste vorlegen sollen, wo auch Namen erschienen wären, die [anonymisiert] aus der alten Kampfzeit völlig unbekannt oder unangenehm gewesen wären. [anonymisiert] hat allen Grund ihn besonders zu verehren! Ich wünschte, wir [unterstrichen: drei] könnten heute miteinander diskutieren und mein alter lieber Ernst würde mir Unparteiischen die Hand drücken dafür, daß ich der alte Revolutionär geblieben bin.
Er sagte: "ich achte Deine Gesinnung, ich achte aber auch deine Religion!" Das Urteil, wer von uns dreien mehr im Widerspruch steht, überlasse ich hiermit meinen Kollegen: [anonymisiert], indem er mich vor der Öffentlichkeit verflucht hat. Ernst Thälmanns Achtung vor meiner Gesinnung oder ich mit meiner Rede vom 15. Juli!
Als Christ sind mir auch die heute von mir Angegriffenen wert, auch sie meine Herren [anonymisiert], in der Erwartung, daß auch sie ihre Fehler und [unterstrichen: Fehlurteile] erkennen, zumal unsere Regierung sich ehrlich zu ihren Fehlern bekennt, wiewohl sie infolge entstellter Berichte teils unschuldig ist, anderenteils kann ich die Regierung nicht ganz von der Schuld lossprechen, da sie ihre Mitarbeiter [durchgestrichen: nich] zuviel vertraute und ihre Kontrollen vernachlässigte. Ich hatte am 15.07. gesagt, wenn ich diesen und jenen verehre, so ist das alles Privatsache! Nur muß ich wissen, was ich bei etwaigen Urteilen auseinander zu halten habe. Z.B. die Persönlichkeit selbst, sein Innenleben im täglichen Umgang inner- und außerhalb seines Familienkreises, seine Lehren aber auch bestimmte Leitsätze wie zum Beispiel in Schillers "Glocke" verankert sind und für die Menschheit zum ewigen Kulturbestand wurden.
Mein Motto ist: "Romane, die besten sind's gewesen, die ich gelebt und nicht gelesen" und so hatte ich nie Zeit, einen Gutenberg oder Ullstein Roman in die Hand zu nehmen, höchst, daß ich meinen Kindern ein Märchen aus Andersen vorlas.
Ihr werdet verstehen, daß ich mit Namen aufwarten muß, deren Werke und Lehren auszulegen noch Stunden in Anspruch nehmen würde, nur muß ich an diese und jene Männer erinnern um zu beweisen, daß, was vergänglich, was Gut, was Böse und was ewigen Bestand hat. Überall, ob in Lenins oder Karl Marxschriften fand ich die Grundlage zum Baustein meines eigenen Lebens und so gründete ich im vorgerückten, gereiften Jahren meine Familie und blieb Sozialist, also Streiter für das Recht.
So weinte ich keiner gemachten Erfahrung eine Träne nach, auch wo ich in früher Jugend der "rote Sohn" dem Elternhaus mehr entrückte. Ich hatte mein eigenes Evangelium, so daß ich nie einseitig oder gar einsam wurde. Ich schäme mich auch nicht zu sagen, daß ich auch heute noch gern im ältesten Buch aller Bücher lese, wo nur Wahrheit steht und von keiner Wissenschaft bestritten wird, "denn Recht muß doch Recht bleiben, und dem werden alle Herzen zufallen" sagt der Psalmist 94 V 15
Als echter Lutheraner kann ich kein Bibelforscher sein und will ich damit nur richtig stellen als was man mich verdächtigt. Ich will den interessierten Herren nur die Fahndung nach mir leicht machen. Ich bin ein ehrlicher Arbeiter wie alle meine Kollegen, ein Arbeiter wie ihn unser hart geprüftes Deutschland braucht. Ich [unkenntlich] schwärme
Im Zusammenhang mit der Verwaltungsreform der DDR vom Sommer 1952 wurden die fünf Länderverwaltungen für Staatssicherheit (LVfS) in 14 Bezirksverwaltungen umgebildet. Daneben bestanden die Verwaltung für Staatssicherheit Groß-Berlin und die Objektverwaltung "W" (Wismut) mit den Befugnissen einer BV. Letztere wurde 1982 als zusätzlicher Stellvertreterbereich "W" in die Struktur der BV Karl-Marx-Stadt eingegliedert.
Der Apparat der Zentrale des MfS Berlin und der der BV waren analog strukturiert und nach dem Linienprinzip organisiert. So waren die Hauptabteilung II in der Zentrale bzw. die Abteilungen II der BV für die Schwerpunkte der Spionageabwehr zuständig usw. Auf der Linie der Hauptverwaltung A waren die Abteilung XV der BV aktiv. Einige Zuständigkeiten behielt sich die Zentrale vor: so die Militärabwehr (Hauptabteilung I) und die internationalen Verbindungen (Abteilung X) oder die Arbeit des Büros für Besuchs- und Reiseangelegenheiten in Westberlin (Abteilung XVII). Für einige Aufgabenstellungen wurde die Bildung bezirklicher Struktureinheiten für unnötig erachtet. So gab es in den 60er und 70er Jahren für die Abteilung XXI und das Büro der Leitung II Referenten für Koordinierung (RfK) bzw. Offiziere BdL II. Für spezifische Aufgaben gab es territorial bedingte Diensteinheiten bei einigen BV, z. B. in Leipzig ein selbständiges Referat (sR) Messe, in Rostock die Abt. Hafen.
An der Spitze der BV standen der Leiter (Chef) und zwei Stellv. Operativ. Der Stellv. für Aufklärung fungierte zugleich als Leiter der Abt. XV. Die Schaffung des Stellvertreterbereichs Operative Technik im MfS Berlin im Jahre 1986 führte in den BV zur Bildung von Stellv. für Operative Technik/Sicherstellung.
Ein Untersuchungsvorgang war eine bei einem strafrechtlichen Ermittlungsverfahren des MfS und ggf. dem späteren Gerichtsverfahren entstandene Akte, die den Hergang des Strafverfahrens widerspiegelt und auch häufig Informationen zur Strafvollstreckung enthält.
Untersuchungsvorgänge zeigen die offizielle wie auch die inoffizielle Ebene des Verfahrens. Sie enthalten sowohl das strafprozessual legale Material (Haftbefehl, Vernehmungsprotokolle, Anklageschrift, Verhandlungsprotokoll, Urteil u. a.) als auch Dokumente geheimpolizeilichen Charakters, etwa zu konspirativen Ermittlungsmaßnahmen operativer Abteilungen oder Berichte von Zelleninformatoren.
Ein archivierter Untersuchungsvorgang kann bis zu sieben Bestandteile umfassen: Gerichtsakte, Beiakte zur Gerichtsakte, Handakte zur Gerichtsakte, Handakte zum Ermittlungsverfahren, Beiakte zur Handakte des Ermittlungsverfahrens, manchmal auch Vollstreckungsakten und ggf. die Akte des Revisions- oder Kassationsverfahrens.
Beginn einer freiheitsentziehenden Maßnahme, Ergreifung eines Beschuldigten oder Angeklagten aufgrund eines richterlichen Haftbefehls (§ 114 StPO/1949, § 142 StPO/1952, §§ 6 Abs. 3, 124 StPO/1968). Zu unterscheiden von der vorläufigen Festnahme und der Zuführung.
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Bei einer Diskussion während des Volksaufstandes in Torgelow trat ein Brigadier auf und legte seine Gedanken zu den Ereignissen, die zur Zuspitzung der Lage 1953 führten, dar. Die Stasi nahm eine Abschrift und auch seine Stellungnahme zur Rede als Beweismittel zum Untersuchungsvorgang gegen den Arbeiter.
Der Bezirk Neubrandenburg war wie die anderen Bezirke im Norden auch kein Zentrum des Volksaufstandes. Ein wichtiger Grund hierfür war die agrarisch geprägte Struktur Mecklenburgs. Zudem gelangten die Nachrichten aus dem Süden der DDR nur langsam bis zur Bevölkerung im Norden. Polizei, MfS und SED waren hier ausnahmsweise besser informiert und konnten sich auf Unruhen vorbereiten.
Trotzdem kam es vereinzelt zu Unruhen. Im Bezirk Neubrandenburg kam es in 29 Städten und Gemeinden zu Aktionen, die von Streiks über Demonstrationen bis hin zu Versuchen reichten, politische Gefangene zu befreien. Einzelne Aktionen wie Forderungen nach Auflösung der LPG (Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft), die Abnahme von Bildern führender Mitglieder der Staats- und Parteiführung an öffentliche Stellen oder Solidaritätskundgebungen mit den streikenden Arbeitern und Bauern führten zu Verhaftungen und Verurteilungen.
Auf einer Belegschaftsversammlung der Bau-Union Nord-Ost Torgelow hielt ein Genosse der IG Bauholz ein Referat. In der anschließenden Diskussion trat ein Brigadier auf und legte seine Gedanken zu den Ereignissen, die zur Zuspitzung der Lage 1953 führten, dar. Die Stasi nahm eine Abschrift und auch seine Stellungnahme zur Rede als Beweismittel zum Untersuchungsvorgang gegen den Arbeiter.
für kein Deutschland über alles, sondern für unser Väter Gut, die Künder geistiger ewiger Dinge waren.
Der Weg zum Sozialismus ist fürwahr der Schwerste. Die Epoche ist jetzt da, nachdem uns soviel ungezählte Wegbereiter vorangegangen sind. Stein- und Eiszeit, Renaissance-, Barock- Rokoko- und Biedermeierzeit und wieviel Zeiten lagen ehedem und dazwischen und unser Menschentum sollte sich Glücklich preisen, einen Aufbruch zu erleben der dem Chauvinismus, den Völkerhaß besiegeln wird, und die Menschheit wird erkennen, daß der Sozialismus doch der beste und schönste Weg ist zum Weltfrieden! Mit aller Aufgeschlossenheit, Ehrlichkeit, Ausdauer, Kraft, Liebe und Glauben kann er nur gegangen werden.
Unsere heutige Zeit ist von besonderer Bedeutung und erinnere ich an die Worte Lenins, und bitte ich gut aufzumerken, da ich euch ein geschichtliches Beispiel geben möchte aus diesen ihr selbst eure Schlüsse ziehen sollt, nämlich: "was auf dem Wege des Fanatismus gesündigt werden kann." Noch vor wenigen Jahren fragten sich die Menschen, daß sie nicht verstehen könnten, daß zwischen Frankreich und Deutschland so ein Haß bestünde. Die Brutstätte liegt 250 Jahre zurück. Zu der Zeit erhob sich Frankreich über alle Nationen Germanentums. Ludwig XIV. gewann die Oberhand durch Einführung all ihrer Sitten, Sprache und Gebräuche. Mein einziger Vorwurf, den ich Friedrich, den II. mache. Diese Hirnüberhebung Frankreichs wurde erst nach dem ersten Weltkrieg gebrochen, wo deren Sprache aus den Kreisen der Intelligenz durch unser Zutun, der Sozialisten gebrochen wurde. Diese wahre Demütigung mußten wir Deutsche erst erkennen. Daher versteht mich richtig, wenn ich damals sagte: "sie sollen uns nicht ganz russisch machen", denn nicht die Sowjets haben uns ihre Lehre, die ich hochschätze - aufdiktiert, sondern wir selbst. So sind wir ganz automatisch, um dem Volk Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, gezwungen, mit der Geschichte mitzugehen. Und weiter bitte ich euch, mich recht zu verstehen, wenn ich damals betonte: ihre Namen und Bilder verkündete man wohl, aber nicht ihre Lehren", und das Karl-Marx-Jahr soll nicht 1954 schon vergessen sein. Es wäre furchtbar, wenn seine Worte wahr werden sollten, "daß bei nicht Innehaltung seiner Lehre, sein Name nicht mehr genannt, also aus der Geschichte gestrichen werden sollte. "Daher soll uns das Karl-Marx-Jahr besonders tiefe Erinnerung und Verpflichtung sein! Heute im Aufbau des Sozialismus habe ich auf Anordnung der Regierung am 15.07. [unterstrichen: das] gesagt, was mich bewegte und halte ich aufrecht, wenn ich gesagt habe: "daß die Gewerkschaft in Gemeinschaft der Intelligenz zum 17. Juni die Hauptschuld trägt. Diese allein ist das große Bindeglied, das sich in die ganze Arbeiterschaft hineinleben mußte. Statt ihre untergeordneten Funktionäre in der Produktion zu beschäftigen, wurden sie durch Termine und Versammlungen entfremdet. Man gründete zuletzt Gruppenorganisationen und stiftet von unseren sauren Groschen Prämien, zuletzt ist jeder Schaffende Funktionär!
Ich bin überzeugt, daß mit meiner Initiative jeder Arbeiter Gewerkschaftler ist!
Ich war bereits auf halbem Fege, indem ich Abhandlung auf Abhandlung verfertigte. Kulturelle Berichte meinerseits schlafen auch in Schubkästen unserer Bau-Union und Gott weiß wo noch. Ion bin eben ein ganz unbedeutender Arbeiter. Die oben Sitzenden förderten sich selbst und der Kleine war auf sich selbst gestellt. So werde ich auch den Eindruck nicht los, als wenn man noch mit meinem Geistesgut verdienen wollte. Lieber Kollege [anonymisiert]! Nimm Deinen Aushang vom 20.06. zur Hand und meinen Brief vom 07.06.! Beides ist von mir aus der Seele geschrieben und Du willst heute den Stab über mich
Im Zusammenhang mit der Verwaltungsreform der DDR vom Sommer 1952 wurden die fünf Länderverwaltungen für Staatssicherheit (LVfS) in 14 Bezirksverwaltungen umgebildet. Daneben bestanden die Verwaltung für Staatssicherheit Groß-Berlin und die Objektverwaltung "W" (Wismut) mit den Befugnissen einer BV. Letztere wurde 1982 als zusätzlicher Stellvertreterbereich "W" in die Struktur der BV Karl-Marx-Stadt eingegliedert.
Der Apparat der Zentrale des MfS Berlin und der der BV waren analog strukturiert und nach dem Linienprinzip organisiert. So waren die Hauptabteilung II in der Zentrale bzw. die Abteilungen II der BV für die Schwerpunkte der Spionageabwehr zuständig usw. Auf der Linie der Hauptverwaltung A waren die Abteilung XV der BV aktiv. Einige Zuständigkeiten behielt sich die Zentrale vor: so die Militärabwehr (Hauptabteilung I) und die internationalen Verbindungen (Abteilung X) oder die Arbeit des Büros für Besuchs- und Reiseangelegenheiten in Westberlin (Abteilung XVII). Für einige Aufgabenstellungen wurde die Bildung bezirklicher Struktureinheiten für unnötig erachtet. So gab es in den 60er und 70er Jahren für die Abteilung XXI und das Büro der Leitung II Referenten für Koordinierung (RfK) bzw. Offiziere BdL II. Für spezifische Aufgaben gab es territorial bedingte Diensteinheiten bei einigen BV, z. B. in Leipzig ein selbständiges Referat (sR) Messe, in Rostock die Abt. Hafen.
An der Spitze der BV standen der Leiter (Chef) und zwei Stellv. Operativ. Der Stellv. für Aufklärung fungierte zugleich als Leiter der Abt. XV. Die Schaffung des Stellvertreterbereichs Operative Technik im MfS Berlin im Jahre 1986 führte in den BV zur Bildung von Stellv. für Operative Technik/Sicherstellung.
Ein Untersuchungsvorgang war eine bei einem strafrechtlichen Ermittlungsverfahren des MfS und ggf. dem späteren Gerichtsverfahren entstandene Akte, die den Hergang des Strafverfahrens widerspiegelt und auch häufig Informationen zur Strafvollstreckung enthält.
Untersuchungsvorgänge zeigen die offizielle wie auch die inoffizielle Ebene des Verfahrens. Sie enthalten sowohl das strafprozessual legale Material (Haftbefehl, Vernehmungsprotokolle, Anklageschrift, Verhandlungsprotokoll, Urteil u. a.) als auch Dokumente geheimpolizeilichen Charakters, etwa zu konspirativen Ermittlungsmaßnahmen operativer Abteilungen oder Berichte von Zelleninformatoren.
Ein archivierter Untersuchungsvorgang kann bis zu sieben Bestandteile umfassen: Gerichtsakte, Beiakte zur Gerichtsakte, Handakte zur Gerichtsakte, Handakte zum Ermittlungsverfahren, Beiakte zur Handakte des Ermittlungsverfahrens, manchmal auch Vollstreckungsakten und ggf. die Akte des Revisions- oder Kassationsverfahrens.
Beginn einer freiheitsentziehenden Maßnahme, Ergreifung eines Beschuldigten oder Angeklagten aufgrund eines richterlichen Haftbefehls (§ 114 StPO/1949, § 142 StPO/1952, §§ 6 Abs. 3, 124 StPO/1968). Zu unterscheiden von der vorläufigen Festnahme und der Zuführung.
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Signatur: BStU, MfS, BV Neubrandenburg, AU, Nr. 109/53, Bd. 2, Bl. 282-289
Bei einer Diskussion während des Volksaufstandes in Torgelow trat ein Brigadier auf und legte seine Gedanken zu den Ereignissen, die zur Zuspitzung der Lage 1953 führten, dar. Die Stasi nahm eine Abschrift und auch seine Stellungnahme zur Rede als Beweismittel zum Untersuchungsvorgang gegen den Arbeiter.
Der Bezirk Neubrandenburg war wie die anderen Bezirke im Norden auch kein Zentrum des Volksaufstandes. Ein wichtiger Grund hierfür war die agrarisch geprägte Struktur Mecklenburgs. Zudem gelangten die Nachrichten aus dem Süden der DDR nur langsam bis zur Bevölkerung im Norden. Polizei, MfS und SED waren hier ausnahmsweise besser informiert und konnten sich auf Unruhen vorbereiten.
Trotzdem kam es vereinzelt zu Unruhen. Im Bezirk Neubrandenburg kam es in 29 Städten und Gemeinden zu Aktionen, die von Streiks über Demonstrationen bis hin zu Versuchen reichten, politische Gefangene zu befreien. Einzelne Aktionen wie Forderungen nach Auflösung der LPG (Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft), die Abnahme von Bildern führender Mitglieder der Staats- und Parteiführung an öffentliche Stellen oder Solidaritätskundgebungen mit den streikenden Arbeitern und Bauern führten zu Verhaftungen und Verurteilungen.
Auf einer Belegschaftsversammlung der Bau-Union Nord-Ost Torgelow hielt ein Genosse der IG Bauholz ein Referat. In der anschließenden Diskussion trat ein Brigadier auf und legte seine Gedanken zu den Ereignissen, die zur Zuspitzung der Lage 1953 führten, dar. Die Stasi nahm eine Abschrift und auch seine Stellungnahme zur Rede als Beweismittel zum Untersuchungsvorgang gegen den Arbeiter.
brechen? Nein, Willi, der Sängerwettstreit entstand edleren Motiven! Kehre um! und bleibe wie Du unter uns nur als konsequenter Sozialist beliebt bist. Verleugne nicht meine ehrliche Mitarbeit auf [unterstrichen: allen sozialen] Gebieten, was letztenendes mit dazu beigetragen hat, daß der 17. Juni spurlos auf unserem Objekt vorüber gegangen ist. Alle Achtung auch unserem [anonymisiert], der sich rückhaltlos unter seine Arbeiter stellte. Der Fanatiker mag mich ruhig beleidigen, ich zürne ihm trotz allem nicht, da ich weiß, daß ich kein Meckerer war. Ich habe das gesagt, was die Regierung wollte, um den Weg zum Sozialismus [unterstrichen: sauber] zu halten. Der mich heute haßt, kann schon in Kürze, wenn er Gewissen hat, bereuen! Hier noch Beispiele zu bringen, würde ins Unermeßliche gehen und liegt es mir ferne, durch Gleichnisse meine Mitmenschen zu überzeugen. Nur Selbstüberzeugung macht wahr!
Ich habe nur die Zeit und ihre Ursachen geschildert, diese man jetzt abzustellen bemüht ist, darum liegt die Sorge des Menschen in der Hand der Gewerkschaft. Vereinfach den Verwaltungsapparat und steige ab vom Amtsschimmel! Tue nicht das, was du äußerlich bekämpfst! Denke an das Handwerk und ihre Lehrlinge. Die Berufsberatungsstellen haben an den fachlich könnenden Lehrlingen viel gesündigt. Bereinige Dein Namensschild! Im Aufbau des Sozialismus müßte der Titel "Bonze" schon umlängst aus der Arbeitergeschichte gestrichen sein! Wenn man mich bei der Gewerkschaftsführung ob meines Idealismus verlachte, so ist die Zeit doch endlich angebrochen wo beides ineinander geschweißt werden muß, denn Sozialismus verlangt Idealismus! Eine Staatsanwältin schrieb mir vor wenigen Jahren: "Kommen sie zu uns, [anonymisiert], solche Menschen brauchen wir! "Ich führte mit dieser Frau einmal eine Unterredung von früh 8 bis nachmittag 4 Uhr und hatten wir die Mittagsmahlzeit dabei ganz vergessen vor Vertiefung. Ich kann aus dieser Besprechung nur berichten, daß ich Recht behalten habe, nämlich man darf nicht die Parteizugehörigkeit von einer Sache oder Dienstbereitschaft abhängig machen! Die Partei muß regieren und die Gewerkschaft dirigieren und so ist meine Einstellung über 3 Jahrzehnte, Wegweiser zu sein, um der Regierung ihren errungenen Weg [unterstrichen: mitwegen] bahnen zu helfen. Ist es richtig, wenn ihr einen Bahnbrecher zu offener Ehrlichkeit aus der Gewerkschaft stoßt?
Ich bin bereit, bei meiner Ehrlichkeit gegen mich selbst bei der Staatsanwaltschaft Anklage zu erheben, nur kann ich für dies und jenen Sessel nicht mehr garantieren, letztenendes wird mir die Regierung dankbar sein. Tatsache bleibt, daß wenn ich auch aus der Arbeiterschaft durch ganz vereinzelte Genossen ausgestoßen worden bin, ich meinem guten Ruf unter der Arbeiterschaft behalten werde. Wenn ich mich zum Sprecher gemacht habe, so habe ich gesprochen für Millionen deutscher Kollegen und Kolleginnen, als Arbeiter aus dem Volke [unterstrichen: zum] Volke, und habe, mich in [unterstrichen: dem] Rahmen gehalten, wie es Genosse und Parteisekretär [anonymisiert] im Auftrage der Regierung zum Ausdruck gebracht hatte. Ich hatte mich an Tatsachenmaterial gehalten und blieb auch gelassen, als ein Polizeimajor mit 4 Chargen eintrat, diese man untaktischer Weise zu der Betriebsversammlung geholt oder eingeladen hatte. Auch hier war es unsere ureigenste Angelegenheit, doch was soll ich unsere KVP fürchten, wo auch sie aus dem Arbeiterstand hervorgegangen sind. Alle damaligen Anwesenden wissen, daß ich noch zu einigen Punkten meiner Rede, um Entstellung zu vermeiden, sprechen wollte, was mir rechtlich zustand. Doch Herr [anonymisiert] verkündete den Schluß der Versammlung, damit hatte [anonymisiert] praktisch das Wort, laut Tagesordnung, von Direktor [anonymisiert] und [anonymisiert] genommen, ihre Meinung alle gern noch gehört hätten. Bei ordnungsgemäßen Verlauf der Tagesordnung hätte sich das Trauer-
Im Zusammenhang mit der Verwaltungsreform der DDR vom Sommer 1952 wurden die fünf Länderverwaltungen für Staatssicherheit (LVfS) in 14 Bezirksverwaltungen umgebildet. Daneben bestanden die Verwaltung für Staatssicherheit Groß-Berlin und die Objektverwaltung "W" (Wismut) mit den Befugnissen einer BV. Letztere wurde 1982 als zusätzlicher Stellvertreterbereich "W" in die Struktur der BV Karl-Marx-Stadt eingegliedert.
Der Apparat der Zentrale des MfS Berlin und der der BV waren analog strukturiert und nach dem Linienprinzip organisiert. So waren die Hauptabteilung II in der Zentrale bzw. die Abteilungen II der BV für die Schwerpunkte der Spionageabwehr zuständig usw. Auf der Linie der Hauptverwaltung A waren die Abteilung XV der BV aktiv. Einige Zuständigkeiten behielt sich die Zentrale vor: so die Militärabwehr (Hauptabteilung I) und die internationalen Verbindungen (Abteilung X) oder die Arbeit des Büros für Besuchs- und Reiseangelegenheiten in Westberlin (Abteilung XVII). Für einige Aufgabenstellungen wurde die Bildung bezirklicher Struktureinheiten für unnötig erachtet. So gab es in den 60er und 70er Jahren für die Abteilung XXI und das Büro der Leitung II Referenten für Koordinierung (RfK) bzw. Offiziere BdL II. Für spezifische Aufgaben gab es territorial bedingte Diensteinheiten bei einigen BV, z. B. in Leipzig ein selbständiges Referat (sR) Messe, in Rostock die Abt. Hafen.
An der Spitze der BV standen der Leiter (Chef) und zwei Stellv. Operativ. Der Stellv. für Aufklärung fungierte zugleich als Leiter der Abt. XV. Die Schaffung des Stellvertreterbereichs Operative Technik im MfS Berlin im Jahre 1986 führte in den BV zur Bildung von Stellv. für Operative Technik/Sicherstellung.
Ein Untersuchungsvorgang war eine bei einem strafrechtlichen Ermittlungsverfahren des MfS und ggf. dem späteren Gerichtsverfahren entstandene Akte, die den Hergang des Strafverfahrens widerspiegelt und auch häufig Informationen zur Strafvollstreckung enthält.
Untersuchungsvorgänge zeigen die offizielle wie auch die inoffizielle Ebene des Verfahrens. Sie enthalten sowohl das strafprozessual legale Material (Haftbefehl, Vernehmungsprotokolle, Anklageschrift, Verhandlungsprotokoll, Urteil u. a.) als auch Dokumente geheimpolizeilichen Charakters, etwa zu konspirativen Ermittlungsmaßnahmen operativer Abteilungen oder Berichte von Zelleninformatoren.
Ein archivierter Untersuchungsvorgang kann bis zu sieben Bestandteile umfassen: Gerichtsakte, Beiakte zur Gerichtsakte, Handakte zur Gerichtsakte, Handakte zum Ermittlungsverfahren, Beiakte zur Handakte des Ermittlungsverfahrens, manchmal auch Vollstreckungsakten und ggf. die Akte des Revisions- oder Kassationsverfahrens.
Beginn einer freiheitsentziehenden Maßnahme, Ergreifung eines Beschuldigten oder Angeklagten aufgrund eines richterlichen Haftbefehls (§ 114 StPO/1949, § 142 StPO/1952, §§ 6 Abs. 3, 124 StPO/1968). Zu unterscheiden von der vorläufigen Festnahme und der Zuführung.
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Stasi-Aufzeichnung der Rede eines Brigadiers in Torgelow während des Volksaufstandes Dokument, 6 Seiten
Urteil gegen einen Brigadier wegen "Boykotthetze" während des Volksaufstandes Dokument, 12 Seiten
Belegschaftsversammlung im Elektromotorenwerk Wernigerode am 18. Juni 1953 Audio, 1 Stunde, 13 Minuten, 14 Sekunden
Schlusswort Manfred Smolkas beim Strafprozess vor dem Bezirksgericht Erfurt Audio, 42 Minuten, 25 Sekunden