Signatur: BStU, MfS, HA PS, Fo, Nr. 22, Bild 3
Nachdem das MfS bereits die Bauarbeiten für den Palast der Republik in Ost-Berlin intensiv überwacht hatte, setzte es seine "politisch-operative" Arbeit auch nach dessen Eröffnung am 23. April 1976 fort. Die Stasi installierte Abhörtechnik und Kameras, um jederzeit über die Vorgänge im Palast informiert zu sein.
Mit der Errichtung des Palasts der Republik startete die SED-Führung 1973 ein Großprojekt in der historischen Mitte Berlins. Unter der Leitung Heinz Graffunders, eines der prominentesten Architektinnen und Architekten der DDR, entstand ein Vorzeigebau, der Politik und Vergnügungskultur an einem Ort vereinte: Während in einem Teil des Gebäudes das Parlament der DDR, die Volkskammer, untergebracht war, befanden sich in einem anderen Teil Restaurants, Bars, Cafés, eine Diskothek, ein Theater und eine Bowlingbahn. Damit stand der Palast der Republik in der Tradition der sozialdemokratischen "Volkshäuser". Gleichzeitig flossen Elemente der stalinistisch geprägten "Kulturpaläste" sowie der neuartigen "Kultur- und Kongresszentren" mit ein. Der Palast der Republik galt als architektonischer Ausdruck der Moderne und besaß enormen repräsentativen Charakter. Nach weniger als drei Jahren Bauzeit war er am ehemaligen Standort des 1950 gesprengten Stadtschlosses fertiggestellt.
Nach der Eröffnung des Palasts der Republik am 23. April 1976 überwachte die Stasi das Gebäude aufgrund seiner besonderen Bedeutung intensiv. Neben zahlreichen Akten sind im Archiv des BStU auch Fotos überliefert, die einen Einblick in die "politisch-operative Arbeit" der Staatssicherheit im Palast der Republik geben.
Volk und Staat unter einem Dach vereint – der Palast der Republik war in seiner Doppelfunktion sowohl Ort für Freizeit und Vergnügen als auch politische Veranstaltungen. Im Gebäude fand ein reger Publikumsverkehr statt, den die Stasi jederzeit im Auge behalten wollte. Außerdem empfing die SED-Führung hier prominente Gäste, deren Besuche das MfS absichern musste. Schließlich hatte der Palast der Republik als Prestigeobjekt im Zentrum Berlins eine ungemein hohe politische Bedeutung – die Stasi wollte jederzeit die Kontrolle über die Vorgänge im Gebäude behalten. Um das gewährleisten zu können, traf das MfS umfassende Maßnahmen: Es postierte "Beobachter" um das Gebäude, installierte Überwachungskameras im Innen- und Außenbereich und verwanzte die Räume. Außerdem standen der Geheimpolizei zwei operative Abhörräume im Palast zur Verfügung, in denen sie bei politischen Veranstaltungen und Volkskammertagungen mithörte.
Das vorliegende Foto vom 14. Mai 1986 zeigt zwei Offiziere des MfS vor der Hauptschaltanlage und Observationsmonitoren im Palast der Republik. Bei der Person im grauen Anzug handelt es sich um den leitenden Mitarbeiter. Besonders auffällig sind die Beschädigungen am Foto. Vermutlich zerriss es eine Stasi-Mitarbeiterin oder ein Stasi-Mitarbeiter im Zuge der Friedlichen Revolution und der Aktenvernichtung durch das MfS ab November 1989.
[Hauptschaltanlage im Palast der Republik mit zwei Stasi-Offizieren und Observationsmonitoren]
Staatsbesuch des syrischen Präsidenten Hafiz al-Assad im Palast der Republik 1 Fotografie
Fotodokumentation vom Bau des Palasts der Republik 4 Fotografien
Fotodokumentation des Bereichs um den Palast der Republik Dokument, 5 Seiten
Information über geplante Maßnahmen zur weiteren Absicherung des Bauvorhabens "Palast der Republik" Dokument, 2 Seiten