Signatur: BStU, MfS, HA VI, Vi, Nr. 2
Ein Stasi-Mitarbeiter filmte Mitte der 1980er Jahre von West-Berlin aus die Grenzübergangsstelle Friedrichstraße/Zimmerstraße und die belebte Umgebung. Währenddessen kommentierte er das Gefilmte.
Mitte der 1980er Jahre filmte ein Stasi-Mitarbeiter von West-Berliner Seite aus die Umgebung am Checkpoint Charlie. Der infolge des Mauerbaus im August 1961 von den West-Alliierten eingerichtete Grenzübergang an der Friedrichstraße und Zimmerstraße war zuvor ein Ort zahlreicher Fluchten aus Ost-Berlin gewesen. So hatte die für die Überwachung der Grenzübergangsstellen von Ost nach West zuständige Hauptabteilung (HA) VI des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) den Checkpoint Charlie stets im Visier.
Besonders in den Blick nahm der Stasi-Mitarbeiter in seinem knapp acht Minuten langen Video neben gastronomischen Betrieben und markanten Bauwerken (z. B. das Mauermuseum und das Axel-Springer-Haus), auch eine Demonstrantin sowie die DDR-Wachposten im Wachturm direkt am Grenzübergang. Obwohl diese zur Tarnung die Uniformen der Grenztruppen trugen, gehörten sie der HA VI des MfS an.
[Sprecher:]
Ja, wir stehen hier in der Kochstraße, Ecke Friedrichstraße, genauer gesagt in der Friedrichstraße und schauen über die Kreuzung Kochstraße zum Checkpoint Charlie.
[unverständlich wegen Tonschnitt] der Abgelegenheit ist hier reger Verkehr. Allen Nationen die in Berlin vertreten sind, sind hier anzutreffen. Hier gibt es alte Häuser und neue Häuser, uralte und ganz neue. Hier vorne ist ein neuer Block.
In der fünften Etage hat man wohl keine Gardinen. Deshalb sind ständig die Jalousien runter.
[Straßenlärm und Geräusche von der Baustelle]
Wir stehen jetzt auf der Ecke Kochstraße/Friedrichstraße und schauen zurück in die Friedrichstraße zu den Neubauten und den Altbauten. Der Imbiss, der hier früher stand, ist nicht mehr da. Der muss einem Neubau weichen. Aber dafür hat ja jetzt dort hinter dem Bus sein altes Geschäft wiedereröffnet.
[Straßenverkehrslärm]
Viele Diplomaten fahren hier über den Checkpoint Charlie über die Grenze. Direkt auf der Ecke Kochstraße/Friedrichstraße, hier eine Gaststätte in der Friedrichstraße schließen sich die Kontrollgebäude der Allierten an. Und dahinter ist der Checkpoint Charlie.
Hier rechts ist die Ausstellung von Dr. Hildebrandt. Das ist das Schaufenster von Dr. Hildebrandt und hier rechts ist der Eingang.
Verrückte gibt es überall.
[Fahrzeuglärm vom Grenzverkehr]
[Vermutlich ein Passant:]
Eine tolle Kamera.
[Sprecher:]
Ich demonstriere, demonstriere, was hat das für einen Sinn?
Das ist ein Imbiss, direkt am Checkpoint. Die Geschäfte scheinen gut zu gehen.
Und so filmen wir uns gegenseitig.
[Baulärm]
Hier ist die Ecke Koch-/Friedrichstraße.
Hier stand mal ne Imbissbude.
[Bau- und Verkehrslärm]
Wir blicken jetzt die Kochstraße über die Friedrichstraße hinaus in Richtung Axel-Springer-Haus.
Zwanzig vor vier. Mittwoch.
Die erste Kneipe ist die richtige. Der Kaffee schmeckt gut, aber die Küche ist ein Dreckstall. Die zweite ist nicht so gut. Dahinter ist ein kleiner Gemüseladen, der ist lächerlich und dann kommt das Arbeitsamt, wo alle hoffen.
Tja. 5. Etage.
[Passantin:]
Hallo, wir sind hier. Hallo, hallo, drehen Sie bitte die Kamera jetzt um! Rum!
[anonymisiert]
[anonymisiert]
[anonymisiert]
[anonymisiert]
Hauptabteilung VI (Passkontrolle, Tourismus, Interhotel)
Die Hauptabteilung VI befasste sich mit dem grenzüberschreitenden Reiseverkehr. Sie wurde 1970 durch Fusion der Arbeitsgruppen "Passkontrolle und Fahndung" und "Sicherung des Reiseverkehrs" sowie der Zoll-Abwehr (Überwachung der Zoll-Mitarbeiter) gebildet. Die Hauptabteilung VI hatte an den Grenzübergängen der DDR die Reisenden zu kontrollieren und abzufertigen. Deshalb waren die DDR-Passkontrolleure hauptamtliche Mitarbeiter der Hauptabteilung VI. Zur Tarnung trugen sie Uniformen der Grenztruppen. Zunächst war 1950 die Grenzpolizei mit der Grenzabfertigung beauftragt worden.
Bei der Hauptabteilung VI wurden die Daten der Einreisenden einer ersten Analyse unterzogen, um politisch-operativ interessante Personen herauszufiltern. Die Grenzkontrolle umfasste für die Hauptabteilung VI auch die Überwachung der westlichen Grenzkontrollstellen, in Westberlin auch die der Flughäfen Tegel und Tempelhof sowie der Polizei und des Grenzzolldienstes. Zum Verantwortungsbereich der Hauptabteilung VI gehörte die lückenlose Überwachung der Transitstrecken von und nach Westberlin. Bei ihr liefen Avisierungen für bevorzugte Grenzabfertigungen zusammen.
1970 übernahm sie von der Hauptabteilung XX/5 die Aufgabe, Fluchtversuche zu unterbinden und Fluchthelfer im Westen zu verfolgen, was 1975/76 zu Teilen an die Zentrale Koordinierungsgruppe überging (Republikflucht). Die Hauptabteilung VI überwachte touristische Einrichtungen in der DDR, darunter die Reisebüros und die Interhotels. Ebenso kontrollierte sie DDR-Bürger bei ihren Reisen ins sozialistische Ausland, um Kontakte zu westlichen Staatsbürgern und Fluchtversuche ggf. zu unterbinden.
Die Operativgruppen des MfS in der ČSSR, Ungarn und Bulgarien waren ihr von 1970 bis 1989 unterstellt. 1989 gab sie deren Leitung an die Hauptabteilung II (HA II) ab. Im Verantwortungsbereich der Hauptabteilung VI wurden 1979–1981 drei Mordanschläge auf den Fluchthelfer Wolfgang Welsch durchgeführt, die dieser nur knapp überlebte.
Charakteristisch für die Hauptabteilung VI war die enge Kooperation mit vielen MfS-Diensteinheiten und anderen Institutionen wie Grenztruppen und Zoll, da im Bereich der Hauptabteilung VI eine Vielzahl von relevanten Erstinformationen und Daten zusammenkam. 1985 führte die Hauptabteilung VI 1.064 IM, darunter 67 West-IM, von denen 62 in Westberlin lebten.
Organisationsstruktur in der MfS-Zentrale, die durch den Minister oder einen seiner Stellvertreter direkt angeleitet wurde. Die zuletzt 13 Hauptabteilungen wurden durch Einzelleiter geführt. Die weiter untergliederten und nach dem Linienprinzip tätigen HA waren für komplexe, abgegrenzte Bereiche operativ zuständig und federführend verantwortlich. Der Zuschnitt der Zuständigkeitsbereiche war an Ressorts oder geheimdienstlichen Praktiken (z. B. Verkehrswesen, Beobachtung, Funkspionage) orientiert.
Bilddokumentation über Dreharbeiten zu einem James Bond-Film am Checkpoint Charlie Dokument, 6 Seiten
Bericht über Dreharbeiten zu einem James Bond-Film am Checkpoint Charlie Dokument, 2 Seiten
Luftbildaufnahmen der Grenzübergangsstelle Friedrichstraße und des Checkpoint Charlie 3 Fotografien
Fotoalbum von Erich Mielke zum Mauerbau in Berlin Dokument, 30 Seiten