Signatur: BStU, MfS, ZAIG, Nr. 31030, Bl. 83-86
Zur Vorbereitung des KSZE-Expertentreffen über menschliche Kontakte in Bern 1986 verfasste die Sowjetunion für die Delegationen der sozialistischen Staaten eine Stellungnahme, die als Verhandlungsbasis mit den anderen Teilnehmerstaaten gedacht war. Das MfS wiederum bewertete und kommentierte die Vorschläge für die DDR-Delegation.
Im August 1975 unterzeichnete die DDR die Schlussakte der Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE). Auf dem Papier verpflichtete sie sich damit zur Wahrung der Menschenrechte und Grundfreiheiten im Land. Nach der Unterschrift unter das Vertragswerk beauftragte jedoch die SED ihre Geheimpolizei, unerwünschte Nebenwirkungen, wie das Beharren der Menschen auf Ausreise oder zunehmende Westkontakte, zu bekämpfen – den Bürgern der DDR also weiterhin ihre Menschenrechte vorzuenthalten.
Zur Umsetzung der Vereinbarungen der KSZE-Schlussakte fanden eine Reihe von Expertentreffen und KSZE-Folgekonferenzen an wechselnden Orten statt. Bei dem vom 15. April bis 27. Mai 1986 in Bern abgehaltenen Treffen verhandelten die Experten der Teilnehmerstaaten über Fragen der Familienzusammenführung und Ausreiseersuchen. Zwar genehmigte die Sowjetunion überraschend 36 konkrete Fälle von Ausreiseanträgen, das Treffen endete jedoch ohne Schlussdokument. Denn dieses fiel in seiner Gewichtung aus Sicht der NATO-Staaten hinter die Vereinbarungen von Madrid und Helsinki zurück.
Im Vorfeld dieses Expertentreffens hatten sich die Staaten des Warschauer Paktes auf ein einheitliches Vorgehen verständigt. Die Sowjetunion verfasste mehrere Vorschläge, wie sich die sozialistischen Staaten zu den Fragen der menschlichen Kontakte positionieren sollten. Das MfS wiederrum bewertete und kommentierte diese Vorschläge für die Delegation der DDR.
[handschriftliche Ergänzung: Am 29.4.86 duch Gen. Minister bestätigt, unleserliche Paraphe]
Meinungsäußerung zu Vorschlägen der sowjetischen Seite an die Delegationen der sozialistischen Staaten auf dem Berner Expertentreffen für ein abschließendes Dokument
Der Vorschlag zu Fragen der Familienzusammenführung und Eheschließung entspricht den Empfehlungen des Abschließenden Dokuments des Madrider Treffens.
Die Rechtsvorschriften der DDR (u. a. Verordnungen zur Regelung von Fragen der Familienzusammenführung und der Eheschließung zwischen Bürgern der Deutschen Demokratischen Republik und Ausländern vom 15. September 1983) stehen mit diesen Empfehlungen in voller Übereinstimmung.
Dem Vorschlag zum Abschluß bilateraler Vereinbarungen über die Anerkennung von Ehen zwischen Bürgern verschiedener KSZE-Staaten, die unter Einhaltung der Form und Bedingungen des Landes der Eheschließung geschlossen wurden, sollte nicht gefolgt werden. Derartige Vereinbarungen würden es grundsätzlich ermöglichen, innerstaatliche Rechtsvorschriften zu Fragen der Eheschließung mit Ausländern im Ausland zu unterlaufen.
Dem Vorschlag zur weiteren Vereinfachung der Visaerteilung für Mitarbeiter der Eisenbahn-, Flug- und Schiffahrtsgesellschaften könnte zugestimmt werden.
Dem Vorschlag zur Abschaffung diskriminierender Gesetzgebung für eigene Staatsbürger und Wanderarbeiter könnte grundsätzlich gefolgt werden. Die in der DDR aufgrund von Regierungsabkommen zeitweilig aufenthältliche Ausländer (Arbeitskräfte, Personen zur Berufsausbildung, Studenten u. a.) können die Rechte wahrnehmen, die in der Rechtsordnung der DDR vorgesehen sind und unterliegen keinerlei Diskriminierungen.
Der im Zusammenhang mit dem Jugendaustausch unterbreitete Vorschlag steht in grundsätzlicher Übereinstimmung mit der Schlußakte der Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa von 1975 und dem Abschließenden Dokument des Madrider Treffens von 1980.
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Signatur: BStU, MfS, ZAIG, Nr. 31030, Bl. 83-86
Zur Vorbereitung des KSZE-Expertentreffen über menschliche Kontakte in Bern 1986 verfasste die Sowjetunion für die Delegationen der sozialistischen Staaten eine Stellungnahme, die als Verhandlungsbasis mit den anderen Teilnehmerstaaten gedacht war. Das MfS wiederum bewertete und kommentierte die Vorschläge für die DDR-Delegation.
Im August 1975 unterzeichnete die DDR die Schlussakte der Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE). Auf dem Papier verpflichtete sie sich damit zur Wahrung der Menschenrechte und Grundfreiheiten im Land. Nach der Unterschrift unter das Vertragswerk beauftragte jedoch die SED ihre Geheimpolizei, unerwünschte Nebenwirkungen, wie das Beharren der Menschen auf Ausreise oder zunehmende Westkontakte, zu bekämpfen – den Bürgern der DDR also weiterhin ihre Menschenrechte vorzuenthalten.
Zur Umsetzung der Vereinbarungen der KSZE-Schlussakte fanden eine Reihe von Expertentreffen und KSZE-Folgekonferenzen an wechselnden Orten statt. Bei dem vom 15. April bis 27. Mai 1986 in Bern abgehaltenen Treffen verhandelten die Experten der Teilnehmerstaaten über Fragen der Familienzusammenführung und Ausreiseersuchen. Zwar genehmigte die Sowjetunion überraschend 36 konkrete Fälle von Ausreiseanträgen, das Treffen endete jedoch ohne Schlussdokument. Denn dieses fiel in seiner Gewichtung aus Sicht der NATO-Staaten hinter die Vereinbarungen von Madrid und Helsinki zurück.
Im Vorfeld dieses Expertentreffens hatten sich die Staaten des Warschauer Paktes auf ein einheitliches Vorgehen verständigt. Die Sowjetunion verfasste mehrere Vorschläge, wie sich die sozialistischen Staaten zu den Fragen der menschlichen Kontakte positionieren sollten. Das MfS wiederrum bewertete und kommentierte diese Vorschläge für die Delegation der DDR.
Dem Vorschlag (6), minderjährige Kinder mit ihren Eltern zusammenzuführen, könnte unter der Voraussetzung gefolgt werden, daß es sich dabei um solche Elternteile handelt, die das Erziehungsrecht für die Kinder besitzen.
Dem 1. Teil des Vorschlages (7) könnte unter der Voraussetzung gefolgt werden, wenn es sich um Institutionen und Organisationen handelt, die in voller Übereinstimmung mit der Rechtsordnung des jeweiligen Staates gegründet wurden.
Dem im letzten Stabsstrich unterbreiteten Vorschlag, wonach Einzelpersonen, die von solchen Gruppen eingeladen werden, die Reise in andere Teilnehmerstaaten zu gestatten, so daß sie ohne Einwilligung der einladenden Organisationen nicht durch eine andere Person ersetzt werden können, sollte nicht zugestimmt werden.
Dem Vorschlag (9), Hindernisse beseitigen, gemeinsam zum Zwecke von Kontakten und regelmäßigen Begegnungen auf der Basis familierer Bindungen zu reisen, sollte nicht zugestimmt werden.
Dem Vorschlag (10) sollte nicht gefolgt werden. Eine derartige Praxis würde ein Unterlaufen des Grundsatzes bedeuten, nach dem sich der betreffende Bürger gegenüber seinem Aufenthaltsstaat, dessen Staatsbürgerschaft er besitzt, nicht auf Rechte und Pflichten aus einer anderen Staatsbürgerschaft berufen kann.
Dem Vorschlag (15) könnte unter der Voraussetzung gefolgt werden, wenn die Kontakte der geschaffenen Gewerkschaft im Rahmen der für ihre Tätigkeit bestehenden Grundlagen und der Rechtsordnung des Staates erfolgt.
Dem Vorschlag (16) Gesetze, Verordnungen und Verfahren bezüglich Auslandsreisen, die ihren Bürgern das Verlassen ihres Landes auf ständiger oder zeitweiliger Grundlage gestatten, zu veröffentlichen, könnte gefolgt werden.
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Empfehlungen des MfS zur Vorbereitung des KSZE-Expertentreffens über menschliche Kontakte in Bern Dokument, 4 Seiten
Rede von Mielke zur Unterzeichnung des Abschlussdokuments des KSZE-Folgetreffens in Wien Dokument, 63 Seiten
"Feindliche Ausnutzung" der KSZE-Beschlüsse durch die Bundesrepublik Deutschland, die USA und Frankreich Dokument, 7 Seiten
Auswertung westdeutscher Medienberichte über die Umsetzung der KSZE-Beschlüsse in der DDR Dokument, 8 Seiten