Signatur: BStU, MfS, HA VI, Nr. 14165, Bl. 77-102
Weisung des Leiters der zum MfS gehörenden Passkontrolleinheit am Grenzübergang Heinrich-Heine-Straße. Das Dokument enthält detaillierte Informationen über das Gelände, die technische Ausstattung und die Zusammenarbeit der eingesetzten Einheiten..
An den Grenzübergangsstellen (GüSt) zwischen der DDR und der Bundesrepublik war das MfS stets präsent. Die militärische Sicherung der Grenze und der Übergänge übernahmen die Grenztruppen, die dem Ministerium für Nationale Verteidigung unterstanden. Die Zollabfertigung der Reisenden war Aufgabe von Mitarbeitern der Zollverwaltung. Die Passkontrolleinheiten (PKE) aber, die Ein- und Ausreisen kontrollierten, unterstanden der Hauptabteilung VI des Ministeriums für Staatssicherheit.
Das vorliegende Dokument ist eine Weisung des Leiters der PKE über die "Gewährleistung einer hohen Sicherheit und Ordnung" am Grenzübergang. Darin legt er fest, über welche Fähigkeiten seine Leute verfügen sollten, wie sie sich zu verhalten hatten und wie die Zusammenarbeit mit Grenztruppen und Zoll gestaltet werden sollte. Die Weisung enthält detaillierte Informationen über die GüSt, ihre Gebäude und Anlagen, ihr Umfeld sowie die dort eingesetzten Mitarbeiter und deren Bewaffnung.
Hauptabteilung VI Berlin, 13.12.1978
WE Heinrich-Heine-Straße
Weisung zur Gewährleistung einer hohen Sicherheit und Ordnung sowie die Abwehr von Terrorverbrechen an der Grenz-übereangestelle Heinrich-Heine-Straße
Einleitung
Die zuverlässige Sicherung der Staatsgrenze der Deutschen
Demokratischen Republik und ihrer Grenzübergangsstellen ist eine politisch-militärische und politisch-operative Aufgabe, die die ständige Vervollkommnung des Systems zur Sicherung der Grenzübergangsstelle und die Erhöhung der Wachsamkeit. Disziplin und Ordnung der an der Grenzübergangsstelle tätigen Organe verlangt.
Die Realisierung der dem Ministerium für Staatssicherheit übertragenen Aufgabenstellung erfordert von jedem Angehörigen der Paßkontrolleinheit hohe tschekistische Verantwortung. Einsatzbereitschaft sowie die ständige revolutionäre Wachsamkeit.
Die in letzter Zeit gegen die Staatsgrenze und ihre Grenzübergangsstellen vorgetragenen Terrorhandlungen sind durch eine außerordentlich hohe Gesellschaftsgefährlichkeit, rücksichtslose Brutalität und Gefährdung von Leben und Gesundheit gekennzeichnet.
Die vorliegende Anweidung legt unter Berücksichtigung der spezifischen Besonderheiten der Grenzübergangsstelle Heinrich Heine-Straße die grundsätzlichen Aufgaben und Zuständigkeitsbereiche zur Gewährleistung einer hohen Sicherheit und Ordnung sowie zur Abwehr von Terrorverbrechen an der Grenzübergangsstelle Heinrich-Heine-Straße für alle Organe des Zusammenwirkens verbindlich fest.
1.1 Charakter der Grenzübergangsstelle Heinrich-Heine-Straße
Die Grenzübergangsstelle Heinrich-Heine-Straße ist eine Strassenübergangsstelle an der Staatsgrenze der DDR nach Berlin (West). Sie liegt in einem dichtbesiedelten Wohngebiet der Hauptstadt der DDR im Stadtbezirk Berlin-Mitte und grenzt an Berlin (West) (an das amerikanische Besatzungsgebiet), dem Stadtbezirk Berlin-Kreuzberg.
Über die Grenzübergangsstelle Heinrich-Heine-Straße reisen:
- Bürger der BRD mit Kfz und als Fußgänger
Hauptabteilung VI (Passkontrolle, Tourismus, Interhotel)
Die Hauptabteilung VI befasste sich mit dem grenzüberschreitenden Reiseverkehr. Sie wurde 1970 durch Fusion der Arbeitsgruppen "Passkontrolle und Fahndung" und "Sicherung des Reiseverkehrs" sowie der Zoll-Abwehr (Überwachung der Zoll-Mitarbeiter) gebildet. Die Hauptabteilung VI hatte an den Grenzübergängen der DDR die Reisenden zu kontrollieren und abzufertigen. Deshalb waren die DDR-Passkontrolleure hauptamtliche Mitarbeiter der Hauptabteilung VI. Zur Tarnung trugen sie Uniformen der Grenztruppen. Zunächst war 1950 die Grenzpolizei mit der Grenzabfertigung beauftragt worden.
Bei der Hauptabteilung VI wurden die Daten der Einreisenden einer ersten Analyse unterzogen, um politisch-operativ interessante Personen herauszufiltern. Die Grenzkontrolle umfasste für die Hauptabteilung VI auch die Überwachung der westlichen Grenzkontrollstellen, in Westberlin auch die der Flughäfen Tegel und Tempelhof sowie der Polizei und des Grenzzolldienstes. Zum Verantwortungsbereich der Hauptabteilung VI gehörte die lückenlose Überwachung der Transitstrecken von und nach Westberlin. Bei ihr liefen Avisierungen für bevorzugte Grenzabfertigungen zusammen.
1970 übernahm sie von der Hauptabteilung XX/5 die Aufgabe, Fluchtversuche zu unterbinden und Fluchthelfer im Westen zu verfolgen, was 1975/76 zu Teilen an die Zentrale Koordinierungsgruppe überging (Republikflucht). Die Hauptabteilung VI überwachte touristische Einrichtungen in der DDR, darunter die Reisebüros und die Interhotels. Ebenso kontrollierte sie DDR-Bürger bei ihren Reisen ins sozialistische Ausland, um Kontakte zu westlichen Staatsbürgern und Fluchtversuche ggf. zu unterbinden.
Die Operativgruppen des MfS in der ČSSR, Ungarn und Bulgarien waren ihr von 1970 bis 1989 unterstellt. 1989 gab sie deren Leitung an die Hauptabteilung II (HA II) ab. Im Verantwortungsbereich der Hauptabteilung VI wurden 1979–1981 drei Mordanschläge auf den Fluchthelfer Wolfgang Welsch durchgeführt, die dieser nur knapp überlebte.
Charakteristisch für die Hauptabteilung VI war die enge Kooperation mit vielen MfS-Diensteinheiten und anderen Institutionen wie Grenztruppen und Zoll, da im Bereich der Hauptabteilung VI eine Vielzahl von relevanten Erstinformationen und Daten zusammenkam. 1985 führte die Hauptabteilung VI 1.064 IM, darunter 67 West-IM, von denen 62 in Westberlin lebten.
An den Grenzübergangsstellen (Güst) der DDR führten Passkontrolleinheiten (PKE) der Staatssicherheit die Identitätskontrollen und Fahndungsmaßnahmen durch und überwachten auf diese Weise den gesamten grenzüberschreitenden Verkehr. Im Zuge der Kontrollen realisierten sie auch operative Maßnahmen im Auftrag anderer Diensteinheiten des MfS. Die in den Uniformen der Grenztruppen auftretenden Angehörigen der PKE gehörten zur Linie VI des MfS (Passkontrolle, Tourismus, Interhotel).
Die Passkontrolle war seit 1962 in der Kompetenz des MfS, als das Aufgabengebiet vom Amt für Zoll und Kontrolle des Warenverkehrs auf die damals neu gegründete Arbeitsgruppe Passkontrolle und Fahndung überging. Hintergrund war u. a. die sich nach dem Mauerbau entwickelnde Fluchthilfe.
Signatur: BStU, MfS, HA VI, Nr. 14165, Bl. 77-102
Weisung des Leiters der zum MfS gehörenden Passkontrolleinheit am Grenzübergang Heinrich-Heine-Straße. Das Dokument enthält detaillierte Informationen über das Gelände, die technische Ausstattung und die Zusammenarbeit der eingesetzten Einheiten..
An den Grenzübergangsstellen (GüSt) zwischen der DDR und der Bundesrepublik war das MfS stets präsent. Die militärische Sicherung der Grenze und der Übergänge übernahmen die Grenztruppen, die dem Ministerium für Nationale Verteidigung unterstanden. Die Zollabfertigung der Reisenden war Aufgabe von Mitarbeitern der Zollverwaltung. Die Passkontrolleinheiten (PKE) aber, die Ein- und Ausreisen kontrollierten, unterstanden der Hauptabteilung VI des Ministeriums für Staatssicherheit.
Das vorliegende Dokument ist eine Weisung des Leiters der PKE über die "Gewährleistung einer hohen Sicherheit und Ordnung" am Grenzübergang. Darin legt er fest, über welche Fähigkeiten seine Leute verfügen sollten, wie sie sich zu verhalten hatten und wie die Zusammenarbeit mit Grenztruppen und Zoll gestaltet werden sollte. Die Weisung enthält detaillierte Informationen über die GüSt, ihre Gebäude und Anlagen, ihr Umfeld sowie die dort eingesetzten Mitarbeiter und deren Bewaffnung.
- Einwohner von Berlin (West) und Ausländer sowie DDR-Bürger im Wirtschaftsverkehr;
- akkreditierte Angehörige von diplomatischen Vertretungen in der DDR als Fußgänger und mit Pkw.
Durch die zentrale Lage bietet unsere Grenzübergangsstelle günstige Verkehrsbedingungen zu den zentralen staatlichen und wirtschaftlichen Organen unserer Republik, zu den Gebäuden ausländischer Vertretungen sowie zu den Kulturstätten und anderen Einrichtungen in der Hauptstadt.
Die Zufahrtstraßen der Grenzübergangsstelle sind dicht besiedelt und die Grenzübergangsstelle selbst ist mit Wohnhäusern sowohl in ihren Flanken als auch im Hinterland und im Vorfeld umgeben.
Die Grenzübergangsstelle ist dadurch von allen Seiten von diesen Wohnhäusern einzusehen.
1.2 Operative Schwerpunkte
Politisch-operative Schwerpunkte im Hinterland sind:
1. Die an der rechten Flanke angrenzende 10-klassige POS Heinrich-Heine unter Beachtung evtl. Geiselnahme von Kindern;
2. die am Köllnischen Park gelegene Parteihochschule "Karl Marx" unter Beachtung evtl. Geiselnahme von Mitarbeitern dieser Schule bzw. Repräsentanten unseres Staates;
3. das in der Fritz-Meckert-Straße gelegene Internat der Bauarbeiter hinsichtlich eines Grenzdurchbruchs unter Alkoholeinfluß usw.;
4. durch die in unmittelbarer Nähe der Grenzübergangsstelle liegende Berliner Druckerei hinsichtlich Ansammlung von Menschengruppen zu den Schichtablösungszeiten unter Beachtung der bisher bekannten Vorgehensweisen bei Terrorhandlungen mit Gruppenbildung und gemeinschaftliches Vorgehen, um eine größere Wirkung zu erreichen.
Politisch-operative Schwerpunkte innerhalb der Grenzübergangsstelle:
1. Die Kräfte der PKE, gegen die sich die Angriffe des Gegners, vor allem auf die Außenposten richten können;
2. die Kräfte des GZA, die durch ihre Kontrollen besonders stark mit dem Gegner in Berührung kommen und daher vielen Angriffen ausgesetzt sind;
Hauptabteilung VI (Passkontrolle, Tourismus, Interhotel)
Die Hauptabteilung VI befasste sich mit dem grenzüberschreitenden Reiseverkehr. Sie wurde 1970 durch Fusion der Arbeitsgruppen "Passkontrolle und Fahndung" und "Sicherung des Reiseverkehrs" sowie der Zoll-Abwehr (Überwachung der Zoll-Mitarbeiter) gebildet. Die Hauptabteilung VI hatte an den Grenzübergängen der DDR die Reisenden zu kontrollieren und abzufertigen. Deshalb waren die DDR-Passkontrolleure hauptamtliche Mitarbeiter der Hauptabteilung VI. Zur Tarnung trugen sie Uniformen der Grenztruppen. Zunächst war 1950 die Grenzpolizei mit der Grenzabfertigung beauftragt worden.
Bei der Hauptabteilung VI wurden die Daten der Einreisenden einer ersten Analyse unterzogen, um politisch-operativ interessante Personen herauszufiltern. Die Grenzkontrolle umfasste für die Hauptabteilung VI auch die Überwachung der westlichen Grenzkontrollstellen, in Westberlin auch die der Flughäfen Tegel und Tempelhof sowie der Polizei und des Grenzzolldienstes. Zum Verantwortungsbereich der Hauptabteilung VI gehörte die lückenlose Überwachung der Transitstrecken von und nach Westberlin. Bei ihr liefen Avisierungen für bevorzugte Grenzabfertigungen zusammen.
1970 übernahm sie von der Hauptabteilung XX/5 die Aufgabe, Fluchtversuche zu unterbinden und Fluchthelfer im Westen zu verfolgen, was 1975/76 zu Teilen an die Zentrale Koordinierungsgruppe überging (Republikflucht). Die Hauptabteilung VI überwachte touristische Einrichtungen in der DDR, darunter die Reisebüros und die Interhotels. Ebenso kontrollierte sie DDR-Bürger bei ihren Reisen ins sozialistische Ausland, um Kontakte zu westlichen Staatsbürgern und Fluchtversuche ggf. zu unterbinden.
Die Operativgruppen des MfS in der ČSSR, Ungarn und Bulgarien waren ihr von 1970 bis 1989 unterstellt. 1989 gab sie deren Leitung an die Hauptabteilung II (HA II) ab. Im Verantwortungsbereich der Hauptabteilung VI wurden 1979–1981 drei Mordanschläge auf den Fluchthelfer Wolfgang Welsch durchgeführt, die dieser nur knapp überlebte.
Charakteristisch für die Hauptabteilung VI war die enge Kooperation mit vielen MfS-Diensteinheiten und anderen Institutionen wie Grenztruppen und Zoll, da im Bereich der Hauptabteilung VI eine Vielzahl von relevanten Erstinformationen und Daten zusammenkam. 1985 führte die Hauptabteilung VI 1.064 IM, darunter 67 West-IM, von denen 62 in Westberlin lebten.
An den Grenzübergangsstellen (Güst) der DDR führten Passkontrolleinheiten (PKE) der Staatssicherheit die Identitätskontrollen und Fahndungsmaßnahmen durch und überwachten auf diese Weise den gesamten grenzüberschreitenden Verkehr. Im Zuge der Kontrollen realisierten sie auch operative Maßnahmen im Auftrag anderer Diensteinheiten des MfS. Die in den Uniformen der Grenztruppen auftretenden Angehörigen der PKE gehörten zur Linie VI des MfS (Passkontrolle, Tourismus, Interhotel).
Die Passkontrolle war seit 1962 in der Kompetenz des MfS, als das Aufgabengebiet vom Amt für Zoll und Kontrolle des Warenverkehrs auf die damals neu gegründete Arbeitsgruppe Passkontrolle und Fahndung überging. Hintergrund war u. a. die sich nach dem Mauerbau entwickelnde Fluchthilfe.
Lageplan der Grenzübergangsstelle Heinrich-Heine-Straße in Berlin Dokument, 1 Seite
Dissertation: Die Abwehr von Terror- und anderen politisch-operativ bedeutsamen Gewaltakten gegen Grenzsicherungskräfte an der Staatsgrenze der DDR Dokument, 462 Seiten
Information über die Lage an der Grenze in Ost-Berlin am Abend des Mauerfalls Dokument, 11 Seiten
Einführung eines Zusatzgeräts zum Einleiten von Tränengas in PKW-Innenräume Dokument, 1 Seite