Nichts dem Zufall überlassen

Die Antwort der Diktatur auf die vielen Unwägbarkeiten war es, die politischen Risiken so gering wie möglich zu halten und nichts dem Zufall zu überlassen. Alles wurde minutiös geplant und unter Kontrolle gehalten. In der Frage der "Fußballfans" beschloss das Zentralkomitee der SED, "Touristendelegationen" aus allen Bezirken der DDR zu bilden. Daran sollten nur DDR-Bürger teilnehmen, die "prinzipien- und charakterfest" waren und die ihre "politische Zuverlässigkeit unter Beweis gestellt haben". Sie sollten sich als sogenannte "Reisekader" schon einmal in der "ideologischen Auseinandersetzung mit dem Imperialismus" bewährt haben. Nach Möglichkeit sollten sie sich also bei einer vorangegangenen Westreise diszipliniert verhalten haben und ohne Zwischenfälle in die DDR zurückgekehrt sein.

Die Teilnehmer der Delegationen sollten jetzt erneut "klassenbewusst" auftreten und die DDR im Ausland im Sinne der Staatsführung repräsentieren. Was das bedeutete, war genau festgelegt: ordentliches und diszipliniertes Auftreten war gefordert, die Bürger sollten die DDR und "unsere Politik des Friedens würdig und offensiv" vertreten.

Das MfS sollte bei der Auswahl geeigneter Kandidaten helfen und die Delegationen "absichern". Die Geheimpolizei wollte nur verheiratete Bürgerinnen und Bürger reisen lassen, und jeweils nur ein Ehepartner durfte in den Westen - weil dies eine Rückkehr wahrscheinlicher machte. Außerdem sollten die Touristendelegationen unter ständiger Beobachtung sein. Einer von zehn Teilnehmern musste Inoffizieller Mitarbeiter (IM) oder Gesellschaftlicher Mitarbeiter für Sicherheit (GMS) der Staatssicherheit sein.