Signatur: BArch, MfS, HA XX, Nr. 18524, Bl. 72-73
Der Musiker Franz Bartzsch war 1980 nach einem Auftritt in West-Berlin nicht in die DDR zurückgekehrt. Er wurde mit einem Einreiseverbot in die DDR belegt. Roland Kaiser versuchte Erich Honecker mit geschickten Argumenten zu überzeugen, Franz Bartzsch für drei Konzerte im Friedrichstadtpalast einreisen zu lassen.
Franz Bartzsch gründete zusammen mit Veronika Fischer 1974 eine Band. Er war Musiker, Sänger und Komponist und arbeitete in der DDR mit verschiedenen Bands zusammen. Nach einem Auftritt in West-Berlin im Jahr 1980 kehrte er nicht mehr in die DDR zurück.
In West-Berlin arbeitete er als Studio- und Live-Musiker unter anderem für Udo Jürgens und Roland Kaiser. Mit Roland Kaiser sollte er 1987 bei der 750-Jahr-Feier in Ost-Berlin im Friedrichstadtpalast auftreten. Da Bartzsch aber aus der DDR geflüchtet war, durfte er nicht wieder einreisen.
Deshalb bat Roland Kaiser in einem persönlichen Brief den SED-Chef Erich Honecker, Franz Bartzsch für die Konzerte im Friedrichstadtpalast einreisen zu lassen. Franz Bartzsch durfte für diese Konzerte einreisen, musste aber unter dem Pseudonym „Daniel Matthi“ auftreten.
Roland Kaiser versuchte Erich Honecker mit geschickten Argumenten zu überzeugen, Franz Bartzsch einreisen zu lassen. So seien nur mit Bartzsch, seinem musikalischen Gesamtleiter, die „höchsten Qualitätsansprüche“ des DDR-Fernsehens zu erreichen: „Bei einem Fehlen seiner Person, müßten wir also eine spürbare Qualitätsminderung hinnehmen.“
Kaiser bemühte außerdem die deutsche-deutschen Beziehungen, welche im Kulturbereich offiziell „intensiviert“ werden sollten. Mit Erfolg: Der SED-Chef stimmte der Einreise zu, indem er Kaisers Schreiben mit „Einverstanden“ quittierte.
Kaiser
Promotion
Lothar Kraatz
Handlungsbevollmächtigter
Kaiser Promotion, Wittelsbacher Str. 18,1000 Berlin 31
Generalsekretär des ZK der SED und
Vorsitzender des Staatsrates
Herrn Erich Honecker
Marx-Engels-Platz
DDR- 1020 Berlin
[handschriftliche Ergänzung: Einverstanden
[Unterschrift: Erich Honecker
9.3.87]]
Berlin, den 18.2.1987
Sehr geehrter Herr Staatsratsvorsitzender,
im Rahmen Ihrer 750 Jahr Feierlichkeiten für Berlin, hat sich mir die Möglichkeit eröffnet drei Konzerte im Friedrichstadtpalast geben zu können. Zu meiner festen Musikerbesetzung gehört ein ehemaliger Bürger Ihres Landes, Herr Franz Bartzsch (geboren am 8.6.1947 in Schmölln). Durch die Art und Weise wie er seinen
Wohnortwechsel vollzogen hat, hat er sich offensichtlich selbst der Möglichkeit beraubt, in Ihrem Land arbeiten zu können.
Bei einer Anfrage an die Künstleragentur der DDR ob eine Ausnahmeregelung möglich sei wurde mir gesagt, daß die dafür notwendige Kompetenz der Künstleragentur nicht gegeben sei.
Es handelt sich bei meinen drei Konzerten unter anderem auch um eine Aufzeichnung für das Fernsehen der DDR und unterliegt somit auch höchsten Qualitätsansprüchen.
Herr Franz Bartzsch ist nicht nur ein wesentlicher musikalischer Mitarbeiter, sondern darüberhinaus auch der musikalische Gesamtleiter.
Bei einem Fehlen seiner Person, müßten wir also eine spürbare Qualitätsminderung hinnehmen, die da es sich um die Premiere meiner Europatournee handelt, einen besonderen Verlust darstellen würde.
Ich wende mich deshalb an Sie persönlich, weil auch in unseren Medien immer mehr darüber berichtet wird, wie sehr sich der Austausch im Bereich der Kultur beider deutscher Staaten intensiviert, und glaube daher das Sie persönlich einem Künstler wie Franz Bartzsch es ermöglichen werden, an diesem Austausch teilzuhaben.
Wittelsbacher Straße 18
1000 Berlin 31
Telefon: (030)8823044
Telex: 1883008 intro d
Bankverbindung:
Bank für Handel und Industrie
BLZ 10080000
Kto.-N. 793087200
Signatur: BArch, MfS, HA XX, Nr. 18524, Bl. 72-73
Der Musiker Franz Bartzsch war 1980 nach einem Auftritt in West-Berlin nicht in die DDR zurückgekehrt. Er wurde mit einem Einreiseverbot in die DDR belegt. Roland Kaiser versuchte Erich Honecker mit geschickten Argumenten zu überzeugen, Franz Bartzsch für drei Konzerte im Friedrichstadtpalast einreisen zu lassen.
Franz Bartzsch gründete zusammen mit Veronika Fischer 1974 eine Band. Er war Musiker, Sänger und Komponist und arbeitete in der DDR mit verschiedenen Bands zusammen. Nach einem Auftritt in West-Berlin im Jahr 1980 kehrte er nicht mehr in die DDR zurück.
In West-Berlin arbeitete er als Studio- und Live-Musiker unter anderem für Udo Jürgens und Roland Kaiser. Mit Roland Kaiser sollte er 1987 bei der 750-Jahr-Feier in Ost-Berlin im Friedrichstadtpalast auftreten. Da Bartzsch aber aus der DDR geflüchtet war, durfte er nicht wieder einreisen.
Deshalb bat Roland Kaiser in einem persönlichen Brief den SED-Chef Erich Honecker, Franz Bartzsch für die Konzerte im Friedrichstadtpalast einreisen zu lassen. Franz Bartzsch durfte für diese Konzerte einreisen, musste aber unter dem Pseudonym „Daniel Matthi“ auftreten.
Roland Kaiser versuchte Erich Honecker mit geschickten Argumenten zu überzeugen, Franz Bartzsch einreisen zu lassen. So seien nur mit Bartzsch, seinem musikalischen Gesamtleiter, die „höchsten Qualitätsansprüche“ des DDR-Fernsehens zu erreichen: „Bei einem Fehlen seiner Person, müßten wir also eine spürbare Qualitätsminderung hinnehmen.“
Kaiser bemühte außerdem die deutsche-deutschen Beziehungen, welche im Kulturbereich offiziell „intensiviert“ werden sollten. Mit Erfolg: Der SED-Chef stimmte der Einreise zu, indem er Kaisers Schreiben mit „Einverstanden“ quittierte.
Kaiser
Promotion
Zum Abschluß meines Briefes möchte ich Ihnen selbstverständlich über Art und Inhalt unserer Korrespondenz Diskretion zusichern.
In der Hoffnung Ihre Zeit nicht zu sehr in Anspruch genommen zu haben und eine positive Entscheidung von Ihnen zu erhalten, verbleibe ich
mit freundlichen Grüßen
hochachtungsvoll
[Unterschrift: Roland Kaiser]
Roland Kaiser
Bitte um Ausnahmegenehmigung für die Einreise von Franz Bartzsch Dokument, 1 Seite
Durch Mielke genehmigter Handlungsvorschlag vom ZK der SED zur Einreise von Franz Bartzsch Dokument, 1 Seite
Einreiseverbot für Udo Lindenberg in die DDR Dokument, 1 Seite
Information über Unmutsäußerung des Generaldirektors der Künstleragentur Hermann Falk Dokument, 1 Seite