Signatur: BStU, MfS, HA VI, Nr. 974, Bl. 10-12
Ein einziges Mal durfte Udo Lindenberg 1983 in Ostberlin ein Konzert geben. Die Stasi war in höchster Alarmbereitschaft und dokumentierte schon die Einreise des Musikers penibel.
Seit den 70er Jahren bemühte sich Udo Lindenberg um einen Gastauftritt in der DDR, wo er sich großer Beliebtheit erfreute. Der SED-Führung war der "mittelmäßige Schlagersänger der BRD" allerdings suspekt. Anlässlich des "großen Friedensfestes" der Freien Deutschen Jugend (FDJ) 1983 erwirkte Lindenberg-Manager Fritz Rau jedoch eine Auftrittsgenehmigung.
Am 25. Oktober des Jahres konnte Lindenberg ein Konzert im Palast der Republik vor ausgesuchten FDJ-Mitgliedern geben. Am Vormittag des Konzert-Tages reiste Lindenberg über den Grenzübergang Invalidenstraße nach Ost-Berlin ein. Die Stasi beobachtete und dokumentierte das Ereignis vor Ort sehr genau, wie der vorliegende Bericht zeigt. Zuständig dafür war die Hauptabteilung VI (Passkontrolle, Tourismus und Interhotels).
Rund um das Lindenberg-Konzert am Abend kam es zu zahlreichen Verhaftungen von Fans durch Stasi und Volkspolizei.
Hauptabteilung VI
PKE Invalidenstraße
Berlin, 25.10.1983
Bericht zu Film- und Fotoaufnahmen im Vorfeld und im Hinterland der Grenzübergangsstelle Invalidenstraße im Zusammenhang mit der Einreise Udo Lindenberg zum Auftritt in der Hauptstadt der DDR, Berlin
Am 25.10.1983, 11.55 Uhr, erschienen aus Richtung Invalidenstraße kommend - im westlichen Vorfeld der Güst Invalidenstraße (Planquadrat Tafel 1, D 6 a/b) - ein Fahrzeug des ZDF mit dem polizeilichen Kennzeichen
[geschwärzt]
Ford-Kombi
Farbe: weiß
besetzt mit 3 männlichen Personen.
Sie waren mit Film- und Tontechnik ausgerüstet und hielten sich anschließend im Planquadrat Tafel 1, D 8 a/b, 9 c/b auf.
Zur gleichen Zeit erschienen außerdem ca. 25 Journalisten und Fotoreporter, die sich ebenfalls in den obengenannten Planquadraten aufhielten.
In dem Zusammenhang wurden nachfolgend aufgeführte Kfz-Kennzeichen erkannt:
[geschwärzt]
Mercedes-Kombi
Farbe: weiß
[geschwärzt]
Mercedes
Farbe: weiß
Um 11.57 Uhr hielt im Planquadrat Tafel 1, D 10 a, das Fahrzeug, polizeiliches Kennzeichen
[geschwärzt]
VW–Bus
Farbe: grün,
besetzt mit 5 männlichen Personen, Aus diesem Fahrzeug entstieg der Sänger Udo Lindenberg.
Hauptabteilung VI (Passkontrolle, Tourismus, Interhotel)
Die Hauptabteilung VI befasste sich mit dem grenzüberschreitenden Reiseverkehr. Sie wurde 1970 durch Fusion der Arbeitsgruppen "Passkontrolle und Fahndung" und "Sicherung des Reiseverkehrs" sowie der Zoll-Abwehr (Überwachung der Zoll-Mitarbeiter) gebildet. Die Hauptabteilung VI hatte an den Grenzübergängen der DDR die Reisenden zu kontrollieren und abzufertigen. Deshalb waren die DDR-Passkontrolleure hauptamtliche Mitarbeiter der Hauptabteilung VI. Zur Tarnung trugen sie Uniformen der Grenztruppen. Zunächst war 1950 die Grenzpolizei mit der Grenzabfertigung beauftragt worden.
Bei der Hauptabteilung VI wurden die Daten der Einreisenden einer ersten Analyse unterzogen, um politisch-operativ interessante Personen herauszufiltern. Die Grenzkontrolle umfasste für die Hauptabteilung VI auch die Überwachung der westlichen Grenzkontrollstellen, in Westberlin auch die der Flughäfen Tegel und Tempelhof sowie der Polizei und des Grenzzolldienstes. Zum Verantwortungsbereich der Hauptabteilung VI gehörte die lückenlose Überwachung der Transitstrecken von und nach Westberlin. Bei ihr liefen Avisierungen für bevorzugte Grenzabfertigungen zusammen.
1970 übernahm sie von der Hauptabteilung XX/5 die Aufgabe, Fluchtversuche zu unterbinden und Fluchthelfer im Westen zu verfolgen, was 1975/76 zu Teilen an die Zentrale Koordinierungsgruppe überging (Republikflucht). Die Hauptabteilung VI überwachte touristische Einrichtungen in der DDR, darunter die Reisebüros und die Interhotels. Ebenso kontrollierte sie DDR-Bürger bei ihren Reisen ins sozialistische Ausland, um Kontakte zu westlichen Staatsbürgern und Fluchtversuche ggf. zu unterbinden.
Die Operativgruppen des MfS in der ČSSR, Ungarn und Bulgarien waren ihr von 1970 bis 1989 unterstellt. 1989 gab sie deren Leitung an die Hauptabteilung II (HA II) ab. Im Verantwortungsbereich der Hauptabteilung VI wurden 1979–1981 drei Mordanschläge auf den Fluchthelfer Wolfgang Welsch durchgeführt, die dieser nur knapp überlebte.
Charakteristisch für die Hauptabteilung VI war die enge Kooperation mit vielen MfS-Diensteinheiten und anderen Institutionen wie Grenztruppen und Zoll, da im Bereich der Hauptabteilung VI eine Vielzahl von relevanten Erstinformationen und Daten zusammenkam. 1985 führte die Hauptabteilung VI 1.064 IM, darunter 67 West-IM, von denen 62 in Westberlin lebten.
Organisationsstruktur in der MfS-Zentrale, die durch den Minister oder einen seiner Stellvertreter direkt angeleitet wurde. Die zuletzt 13 Hauptabteilungen wurden durch Einzelleiter geführt. Die weiter untergliederten und nach dem Linienprinzip tätigen HA waren für komplexe, abgegrenzte Bereiche operativ zuständig und federführend verantwortlich. Der Zuschnitt der Zuständigkeitsbereiche war an Ressorts oder geheimdienstlichen Praktiken (z. B. Verkehrswesen, Beobachtung, Funkspionage) orientiert.
An den Grenzübergangsstellen (Güst) der DDR führten Passkontrolleinheiten (PKE) der Staatssicherheit die Identitätskontrollen und Fahndungsmaßnahmen durch und überwachten auf diese Weise den gesamten grenzüberschreitenden Verkehr. Im Zuge der Kontrollen realisierten sie auch operative Maßnahmen im Auftrag anderer Diensteinheiten des MfS. Die in den Uniformen der Grenztruppen auftretenden Angehörigen der PKE gehörten zur Linie VI des MfS (Passkontrolle, Tourismus, Interhotel).
Die Passkontrolle war seit 1962 in der Kompetenz des MfS, als das Aufgabengebiet vom Amt für Zoll und Kontrolle des Warenverkehrs auf die damals neu gegründete Arbeitsgruppe Passkontrolle und Fahndung überging. Hintergrund war u. a. die sich nach dem Mauerbau entwickelnde Fluchthilfe.
Beginn einer freiheitsentziehenden Maßnahme, Ergreifung eines Beschuldigten oder Angeklagten aufgrund eines richterlichen Haftbefehls (§ 114 StPO/1949, § 142 StPO/1952, §§ 6 Abs. 3, 124 StPO/1968). Zu unterscheiden von der vorläufigen Festnahme und der Zuführung.
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Signatur: BStU, MfS, HA VI, Nr. 974, Bl. 10-12
Ein einziges Mal durfte Udo Lindenberg 1983 in Ostberlin ein Konzert geben. Die Stasi war in höchster Alarmbereitschaft und dokumentierte schon die Einreise des Musikers penibel.
Seit den 70er Jahren bemühte sich Udo Lindenberg um einen Gastauftritt in der DDR, wo er sich großer Beliebtheit erfreute. Der SED-Führung war der "mittelmäßige Schlagersänger der BRD" allerdings suspekt. Anlässlich des "großen Friedensfestes" der Freien Deutschen Jugend (FDJ) 1983 erwirkte Lindenberg-Manager Fritz Rau jedoch eine Auftrittsgenehmigung.
Am 25. Oktober des Jahres konnte Lindenberg ein Konzert im Palast der Republik vor ausgesuchten FDJ-Mitgliedern geben. Am Vormittag des Konzert-Tages reiste Lindenberg über den Grenzübergang Invalidenstraße nach Ost-Berlin ein. Die Stasi beobachtete und dokumentierte das Ereignis vor Ort sehr genau, wie der vorliegende Bericht zeigt. Zuständig dafür war die Hauptabteilung VI (Passkontrolle, Tourismus und Interhotels).
Rund um das Lindenberg-Konzert am Abend kam es zu zahlreichen Verhaftungen von Fans durch Stasi und Volkspolizei.
Durch die wartenden Journalisten und Fotoreporter - sowie das ZdF-Fernsehteam - wurde Lindenberg interviewt.
Es wurden Foto, Film- und Tonaufnahmen gemacht.
Nach erfolgtem Interview stieg Lindenberg in das Fahrzeug, polizeiliches Kennzeichen
[geschwärzt]
BMW
Farbe, weiß,
besetzt mit insgesamt 5 Personen, mit dem er anschließend in Begleitung eines weiteren Fahrzeuges, polizeiliches Kennzeichen
[geschwärzt]
VW–Kleinbus
Farbe, weißgrau,
besetzt mit 9 Personen, zur Einreise kam.
Die Einfahrt in Richtung Grenzübergangsstelle, die um 12.05 Uhr erfolgte, wurde von den anwesenden Film- und Bild-Journalisten dokumentarisch festgehalten, wobei auch Aufnahmen in Richtung Güst und Staatsgrenze gemacht wurden.
Während dieser Handlungen verletzten 2 Fotoreporter die Staatsgrenze um etwa 50 cm (Planquadrat Tafel 1, D 8 a).
Die Journalisten und Bildreporter, sowie das ZDF-Kamerateam verließen um 12.14 Uhr das Vorfeld der Güst Invalidenstraße.
Im Zusammenhang mit der Einreise Udo Lindenberg in die Hauptstadt der DDR, Berlin, hielten um 11.50 Uhr im Hinterland der Güst Invalidenstraße die beiden bereits vorher eingereisten Fahrzeuge, polizeiliches Kennzeichen
[geschwärzt] und
[geschwärzt]
in Höhe Einfahrt Charitè.
Bei den Insassen dieser zwei Fahrzeuge handelte es sich um
[geschwärzt]
geboren am [geschwärzt]
[geschwärzt]
geboren am [geschwärzt]
Dem Kamerateam des ARD gehörten neben dem [geschwärzt] und [geschwärzt] außerdem die Westberliner Bürger [geschwärzt] und [geschwärzt]
Hauptabteilung VI (Passkontrolle, Tourismus, Interhotel)
Die Hauptabteilung VI befasste sich mit dem grenzüberschreitenden Reiseverkehr. Sie wurde 1970 durch Fusion der Arbeitsgruppen "Passkontrolle und Fahndung" und "Sicherung des Reiseverkehrs" sowie der Zoll-Abwehr (Überwachung der Zoll-Mitarbeiter) gebildet. Die Hauptabteilung VI hatte an den Grenzübergängen der DDR die Reisenden zu kontrollieren und abzufertigen. Deshalb waren die DDR-Passkontrolleure hauptamtliche Mitarbeiter der Hauptabteilung VI. Zur Tarnung trugen sie Uniformen der Grenztruppen. Zunächst war 1950 die Grenzpolizei mit der Grenzabfertigung beauftragt worden.
Bei der Hauptabteilung VI wurden die Daten der Einreisenden einer ersten Analyse unterzogen, um politisch-operativ interessante Personen herauszufiltern. Die Grenzkontrolle umfasste für die Hauptabteilung VI auch die Überwachung der westlichen Grenzkontrollstellen, in Westberlin auch die der Flughäfen Tegel und Tempelhof sowie der Polizei und des Grenzzolldienstes. Zum Verantwortungsbereich der Hauptabteilung VI gehörte die lückenlose Überwachung der Transitstrecken von und nach Westberlin. Bei ihr liefen Avisierungen für bevorzugte Grenzabfertigungen zusammen.
1970 übernahm sie von der Hauptabteilung XX/5 die Aufgabe, Fluchtversuche zu unterbinden und Fluchthelfer im Westen zu verfolgen, was 1975/76 zu Teilen an die Zentrale Koordinierungsgruppe überging (Republikflucht). Die Hauptabteilung VI überwachte touristische Einrichtungen in der DDR, darunter die Reisebüros und die Interhotels. Ebenso kontrollierte sie DDR-Bürger bei ihren Reisen ins sozialistische Ausland, um Kontakte zu westlichen Staatsbürgern und Fluchtversuche ggf. zu unterbinden.
Die Operativgruppen des MfS in der ČSSR, Ungarn und Bulgarien waren ihr von 1970 bis 1989 unterstellt. 1989 gab sie deren Leitung an die Hauptabteilung II (HA II) ab. Im Verantwortungsbereich der Hauptabteilung VI wurden 1979–1981 drei Mordanschläge auf den Fluchthelfer Wolfgang Welsch durchgeführt, die dieser nur knapp überlebte.
Charakteristisch für die Hauptabteilung VI war die enge Kooperation mit vielen MfS-Diensteinheiten und anderen Institutionen wie Grenztruppen und Zoll, da im Bereich der Hauptabteilung VI eine Vielzahl von relevanten Erstinformationen und Daten zusammenkam. 1985 führte die Hauptabteilung VI 1.064 IM, darunter 67 West-IM, von denen 62 in Westberlin lebten.
Organisationsstruktur in der MfS-Zentrale, die durch den Minister oder einen seiner Stellvertreter direkt angeleitet wurde. Die zuletzt 13 Hauptabteilungen wurden durch Einzelleiter geführt. Die weiter untergliederten und nach dem Linienprinzip tätigen HA waren für komplexe, abgegrenzte Bereiche operativ zuständig und federführend verantwortlich. Der Zuschnitt der Zuständigkeitsbereiche war an Ressorts oder geheimdienstlichen Praktiken (z. B. Verkehrswesen, Beobachtung, Funkspionage) orientiert.
Beginn einer freiheitsentziehenden Maßnahme, Ergreifung eines Beschuldigten oder Angeklagten aufgrund eines richterlichen Haftbefehls (§ 114 StPO/1949, § 142 StPO/1952, §§ 6 Abs. 3, 124 StPO/1968). Zu unterscheiden von der vorläufigen Festnahme und der Zuführung.
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Signatur: BStU, MfS, HA VI, Nr. 974, Bl. 10-12
Ein einziges Mal durfte Udo Lindenberg 1983 in Ostberlin ein Konzert geben. Die Stasi war in höchster Alarmbereitschaft und dokumentierte schon die Einreise des Musikers penibel.
Seit den 70er Jahren bemühte sich Udo Lindenberg um einen Gastauftritt in der DDR, wo er sich großer Beliebtheit erfreute. Der SED-Führung war der "mittelmäßige Schlagersänger der BRD" allerdings suspekt. Anlässlich des "großen Friedensfestes" der Freien Deutschen Jugend (FDJ) 1983 erwirkte Lindenberg-Manager Fritz Rau jedoch eine Auftrittsgenehmigung.
Am 25. Oktober des Jahres konnte Lindenberg ein Konzert im Palast der Republik vor ausgesuchten FDJ-Mitgliedern geben. Am Vormittag des Konzert-Tages reiste Lindenberg über den Grenzübergang Invalidenstraße nach Ost-Berlin ein. Die Stasi beobachtete und dokumentierte das Ereignis vor Ort sehr genau, wie der vorliegende Bericht zeigt. Zuständig dafür war die Hauptabteilung VI (Passkontrolle, Tourismus und Interhotels).
Rund um das Lindenberg-Konzert am Abend kam es zu zahlreichen Verhaftungen von Fans durch Stasi und Volkspolizei.
die uns aus dem grenzüberschreitenden Reiseverkehr bekannt sind, an.
Die Begrüßung des Lindenberg, um 12.12 Uhr, durch einen Mitarbeiter des Zentralrates der FDJ wurde durch dieses Kamerateam gefilmt (Planquadrat Tafel 4, E 7).
Weitere Handlungen dieses Kamerateams konnten nicht festgestellt werden.
Zu diesem Zeitpunkt hielten sich ca. 35 Personen, darunter 15 - 20 Jugendliche, im Bereich Hinterland - Höhe Invalidenstraße/Ecke Schwarzer Weg auf.
Die als Zuschauer anwesenden Personen zeigten keinerlei besondere Handlungen, sondern verfolgten ohne erkennbare Aktivitäten das Ganze.
Um 12.23 Uhr verließen die Fahrzeuge sowie die anwesenden Personen das Hinterland in Richtung Hauptstadt.
Es wurde festgestellt, daß der Journalist
[geschwärzt]
der Angehörigen der Ständigen Vertretung der BRD in der DDR
[geschwärzt]
geboren am [geschwärzt]
KK - grün [geschwärzt]
Kfz [geschwärzt]
einen Film übergab. Hierbei nannte er die Telefon-Nummer [geschwärzt] mit der sich die [geschwärzt] in Verbindung setzen soll.
Weitere Handlungen wurden in diesem Zusammenhang nicht festgestellt.
Leiter der PKE
Heß
Oberstleutnant
Hauptabteilung VI (Passkontrolle, Tourismus, Interhotel)
Die Hauptabteilung VI befasste sich mit dem grenzüberschreitenden Reiseverkehr. Sie wurde 1970 durch Fusion der Arbeitsgruppen "Passkontrolle und Fahndung" und "Sicherung des Reiseverkehrs" sowie der Zoll-Abwehr (Überwachung der Zoll-Mitarbeiter) gebildet. Die Hauptabteilung VI hatte an den Grenzübergängen der DDR die Reisenden zu kontrollieren und abzufertigen. Deshalb waren die DDR-Passkontrolleure hauptamtliche Mitarbeiter der Hauptabteilung VI. Zur Tarnung trugen sie Uniformen der Grenztruppen. Zunächst war 1950 die Grenzpolizei mit der Grenzabfertigung beauftragt worden.
Bei der Hauptabteilung VI wurden die Daten der Einreisenden einer ersten Analyse unterzogen, um politisch-operativ interessante Personen herauszufiltern. Die Grenzkontrolle umfasste für die Hauptabteilung VI auch die Überwachung der westlichen Grenzkontrollstellen, in Westberlin auch die der Flughäfen Tegel und Tempelhof sowie der Polizei und des Grenzzolldienstes. Zum Verantwortungsbereich der Hauptabteilung VI gehörte die lückenlose Überwachung der Transitstrecken von und nach Westberlin. Bei ihr liefen Avisierungen für bevorzugte Grenzabfertigungen zusammen.
1970 übernahm sie von der Hauptabteilung XX/5 die Aufgabe, Fluchtversuche zu unterbinden und Fluchthelfer im Westen zu verfolgen, was 1975/76 zu Teilen an die Zentrale Koordinierungsgruppe überging (Republikflucht). Die Hauptabteilung VI überwachte touristische Einrichtungen in der DDR, darunter die Reisebüros und die Interhotels. Ebenso kontrollierte sie DDR-Bürger bei ihren Reisen ins sozialistische Ausland, um Kontakte zu westlichen Staatsbürgern und Fluchtversuche ggf. zu unterbinden.
Die Operativgruppen des MfS in der ČSSR, Ungarn und Bulgarien waren ihr von 1970 bis 1989 unterstellt. 1989 gab sie deren Leitung an die Hauptabteilung II (HA II) ab. Im Verantwortungsbereich der Hauptabteilung VI wurden 1979–1981 drei Mordanschläge auf den Fluchthelfer Wolfgang Welsch durchgeführt, die dieser nur knapp überlebte.
Charakteristisch für die Hauptabteilung VI war die enge Kooperation mit vielen MfS-Diensteinheiten und anderen Institutionen wie Grenztruppen und Zoll, da im Bereich der Hauptabteilung VI eine Vielzahl von relevanten Erstinformationen und Daten zusammenkam. 1985 führte die Hauptabteilung VI 1.064 IM, darunter 67 West-IM, von denen 62 in Westberlin lebten.
Organisationsstruktur in der MfS-Zentrale, die durch den Minister oder einen seiner Stellvertreter direkt angeleitet wurde. Die zuletzt 13 Hauptabteilungen wurden durch Einzelleiter geführt. Die weiter untergliederten und nach dem Linienprinzip tätigen HA waren für komplexe, abgegrenzte Bereiche operativ zuständig und federführend verantwortlich. Der Zuschnitt der Zuständigkeitsbereiche war an Ressorts oder geheimdienstlichen Praktiken (z. B. Verkehrswesen, Beobachtung, Funkspionage) orientiert.
An den Grenzübergangsstellen (Güst) der DDR führten Passkontrolleinheiten (PKE) der Staatssicherheit die Identitätskontrollen und Fahndungsmaßnahmen durch und überwachten auf diese Weise den gesamten grenzüberschreitenden Verkehr. Im Zuge der Kontrollen realisierten sie auch operative Maßnahmen im Auftrag anderer Diensteinheiten des MfS. Die in den Uniformen der Grenztruppen auftretenden Angehörigen der PKE gehörten zur Linie VI des MfS (Passkontrolle, Tourismus, Interhotel).
Die Passkontrolle war seit 1962 in der Kompetenz des MfS, als das Aufgabengebiet vom Amt für Zoll und Kontrolle des Warenverkehrs auf die damals neu gegründete Arbeitsgruppe Passkontrolle und Fahndung überging. Hintergrund war u. a. die sich nach dem Mauerbau entwickelnde Fluchthilfe.
Beginn einer freiheitsentziehenden Maßnahme, Ergreifung eines Beschuldigten oder Angeklagten aufgrund eines richterlichen Haftbefehls (§ 114 StPO/1949, § 142 StPO/1952, §§ 6 Abs. 3, 124 StPO/1968). Zu unterscheiden von der vorläufigen Festnahme und der Zuführung.
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Lagefilm der Stasi zum Konzert mit Udo Lindenberg im Palast der Republik Dokument, 4 Seiten
Informationen zu Aufenthalten Udo Lindenbergs in Ost-Berlin Dokument, 1 Seite
Ankunft Udo Lindenbergs am Grenzübergang Invalidenstraße am 25.10.1983 3 Fotografien
Information über die beim Lindenberg-Konzert in Ost-Berlin anwesenden Pressevertreter Dokument, 2 Seiten