Signatur: BStU, MfS, HA VII, Di, Nr. 7, Bild 4-54
Am 23. Oktober 1956 forderten Studenten der Budapester Universitäten auf einer Großdemonstration bürgerliche Freiheitsrechte, ein parlamentarisches Regierungssystem und nationale Unabhängigkeit. Sie bekundeten damit ihre Sympathie für einen Arbeiteraufstand in Polen drei Monate zuvor. Zudem verlangten die Demonstranten die Rückkehr von Imre Nagy als Ministerpräsident. Er hatte das Land von 1953 bis 1955 regiert und dabei einige Reformen angestoßen.
Hintergrund dieser Entwicklung war der XX. Parteitag der KPdSU. Nach dem Tod des sowjetischen Diktators Josef Stalin drei Jahre zuvor hatte Kreml-Chef Nikita Chruschtschow im Februar 1956 in einer "Geheimrede" mit den Verbrechen seines Vorgängers abgerechnet. Die beginnende Entstalinisierung ermöglichte Reformen in den Ostblockstaaten.
Die anfangs friedliche Demonstration in Budapest wandelte sich schnell zu einem landesweiten Straßenkampf. Sowjetische Truppen traten den Demonstranten noch in der Nacht entgegen. Aus den Reihen des ungarischen Staatssicherheitsdienstes Államvédelmi Hatóság (ÁVH) wurde in die Menge geschossen. Im ganzen Land begann ein Generalstreik, der das öffentliche Leben lähmte. Im Zuge der Demonstrationen kam es gar zur Lynchjustiz an Mitarbeitern des ÁVH sowie an Parteifunktionären. Erneut schossen Angehörige der Geheimpolizei auf Demonstranten.
Die sowjetische Führung machte den ungarischen Parteichef Ernő Gerő für die Lage verantwortlich und setzte ihn ab. Imre Nagy wurde daraufhin vom Zentralkomitee der Partei der Ungarischen Werktätigen (MDP) zum Ministerpräsidenten berufen.
Als sich der neue Regierungschef für freie Wahlen aussprach und die Neutralität sowie den Austritts Ungarns aus dem Warschauer Pakt erklärte, marschierten weitere Truppen der Roten Armee in Budapest ein und besetzten dort auch das Parlamentsgebäude. Gleichzeitig verhandelte Staatsminister János Kádár, ohne Wissen seines Ministerpräsidenten, in Moskau über eine Absetzung der Regierung Nagy. Kádár selbst avancierte nach der zweiten Intervention der sowjetischen Truppen am 4. November 1956 zum Ministerpräsidenten.
Während der Ereignisse stellte der Westen den Aufständischen militärische Unterstützung in Aussicht, was den Widerstand weiter anspornte. Über 2500 Demonstranten verloren bei der Niederschlagung des Aufstandes ihr Leben, hunderttausende flohen ins westliche Ausland.
Der ungarische Volksaufstand vom Herbst 1956 löste beim Ministerium für Staatssicherheit (MfS) Unruhe aus. Die Erinnerungen an den Volksaufstand in der DDR vom 17. Juni 1953 waren noch frisch und die ostdeutsche Geheimpolizei wollte ein Überspringen der explosiven Stimmung auf das eigene Land um jeden Preis verhindern. In der SED-Parteizeitung "Neues Deutschland" war schon am 25. Oktober von einem "Putsch konterrevolutionärer Elemente" die Rede. Die DDR-Führung und das MfS sahen sich gezwungen die Bevölkerung durch Abschreckung zu disziplinieren und sozialpolitisches Entgegenkommen zu beruhigen.
In einer Dia-Serie für Propagandazwecke wählte das MfS einige Bilder des Aufstandes aus. Sie sollten zeigen, mit welchem "Brutalität" die "konterrevolutionären" Ungarn gehandelt hätten und wie die Revolution ihr Ende fand. Es handelt sich hier um eine Auswahl von Bildern der Dia-Serie. Das Material diente der Schulung von MfS-Mitarbeitern.
Das Schwarzweißfoto zeigt eine große Menschenmenge auf dem Platz der Republik in Budapest. Sie steht vor einem großen Podest, von welchem augenscheinlich Reden gehalten werden. Folgender Text ist auf dem Bild zu lesen: "Mehr als 50.000 Menschen nahmen an der Versammlung teil, die am 29. März 1957 vor dem Parteihaus auf dem Platz der Republik stattfand."
Organisationsstruktur in der MfS-Zentrale, die durch den Minister oder einen seiner Stellvertreter direkt angeleitet wurde. Die zuletzt 13 Hauptabteilungen wurden durch Einzelleiter geführt. Die weiter untergliederten und nach dem Linienprinzip tätigen HA waren für komplexe, abgegrenzte Bereiche operativ zuständig und federführend verantwortlich. Der Zuschnitt der Zuständigkeitsbereiche war an Ressorts oder geheimdienstlichen Praktiken (z. B. Verkehrswesen, Beobachtung, Funkspionage) orientiert.
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Signatur: BStU, MfS, HA VII, Di, Nr. 7, Bild 4-54
Am 23. Oktober 1956 forderten Studenten der Budapester Universitäten auf einer Großdemonstration bürgerliche Freiheitsrechte, ein parlamentarisches Regierungssystem und nationale Unabhängigkeit. Sie bekundeten damit ihre Sympathie für einen Arbeiteraufstand in Polen drei Monate zuvor. Zudem verlangten die Demonstranten die Rückkehr von Imre Nagy als Ministerpräsident. Er hatte das Land von 1953 bis 1955 regiert und dabei einige Reformen angestoßen.
Hintergrund dieser Entwicklung war der XX. Parteitag der KPdSU. Nach dem Tod des sowjetischen Diktators Josef Stalin drei Jahre zuvor hatte Kreml-Chef Nikita Chruschtschow im Februar 1956 in einer "Geheimrede" mit den Verbrechen seines Vorgängers abgerechnet. Die beginnende Entstalinisierung ermöglichte Reformen in den Ostblockstaaten.
Die anfangs friedliche Demonstration in Budapest wandelte sich schnell zu einem landesweiten Straßenkampf. Sowjetische Truppen traten den Demonstranten noch in der Nacht entgegen. Aus den Reihen des ungarischen Staatssicherheitsdienstes Államvédelmi Hatóság (ÁVH) wurde in die Menge geschossen. Im ganzen Land begann ein Generalstreik, der das öffentliche Leben lähmte. Im Zuge der Demonstrationen kam es gar zur Lynchjustiz an Mitarbeitern des ÁVH sowie an Parteifunktionären. Erneut schossen Angehörige der Geheimpolizei auf Demonstranten.
Die sowjetische Führung machte den ungarischen Parteichef Ernő Gerő für die Lage verantwortlich und setzte ihn ab. Imre Nagy wurde daraufhin vom Zentralkomitee der Partei der Ungarischen Werktätigen (MDP) zum Ministerpräsidenten berufen.
Als sich der neue Regierungschef für freie Wahlen aussprach und die Neutralität sowie den Austritts Ungarns aus dem Warschauer Pakt erklärte, marschierten weitere Truppen der Roten Armee in Budapest ein und besetzten dort auch das Parlamentsgebäude. Gleichzeitig verhandelte Staatsminister János Kádár, ohne Wissen seines Ministerpräsidenten, in Moskau über eine Absetzung der Regierung Nagy. Kádár selbst avancierte nach der zweiten Intervention der sowjetischen Truppen am 4. November 1956 zum Ministerpräsidenten.
Während der Ereignisse stellte der Westen den Aufständischen militärische Unterstützung in Aussicht, was den Widerstand weiter anspornte. Über 2500 Demonstranten verloren bei der Niederschlagung des Aufstandes ihr Leben, hunderttausende flohen ins westliche Ausland.
Der ungarische Volksaufstand vom Herbst 1956 löste beim Ministerium für Staatssicherheit (MfS) Unruhe aus. Die Erinnerungen an den Volksaufstand in der DDR vom 17. Juni 1953 waren noch frisch und die ostdeutsche Geheimpolizei wollte ein Überspringen der explosiven Stimmung auf das eigene Land um jeden Preis verhindern. In der SED-Parteizeitung "Neues Deutschland" war schon am 25. Oktober von einem "Putsch konterrevolutionärer Elemente" die Rede. Die DDR-Führung und das MfS sahen sich gezwungen die Bevölkerung durch Abschreckung zu disziplinieren und sozialpolitisches Entgegenkommen zu beruhigen.
In einer Dia-Serie für Propagandazwecke wählte das MfS einige Bilder des Aufstandes aus. Sie sollten zeigen, mit welchem "Brutalität" die "konterrevolutionären" Ungarn gehandelt hätten und wie die Revolution ihr Ende fand. Es handelt sich hier um eine Auswahl von Bildern der Dia-Serie. Das Material diente der Schulung von MfS-Mitarbeitern.
Das Bild zeigt eine grobe Karte der Ostblock-Staaten. Kleine Dreiecke markieren die Hauptstädte Berlin, Warschau, Prag und Budapest. Dort seien laut Legende "konterrevolutionäre Aufstände" geplant. Große blaue Pfeilen zeigen die angebliche geplante Ausbreitung dieser Bewegungen von Berlin nach Warschau und weiter in die Sowjetunion und über Österreich nach Prag, Budapest in die übrigen sozialistischen Länder. Auf dem gebiet der Sowjetunion findet sich eine angedeutete zeichnung eines Atompilzes.
Organisationsstruktur in der MfS-Zentrale, die durch den Minister oder einen seiner Stellvertreter direkt angeleitet wurde. Die zuletzt 13 Hauptabteilungen wurden durch Einzelleiter geführt. Die weiter untergliederten und nach dem Linienprinzip tätigen HA waren für komplexe, abgegrenzte Bereiche operativ zuständig und federführend verantwortlich. Der Zuschnitt der Zuständigkeitsbereiche war an Ressorts oder geheimdienstlichen Praktiken (z. B. Verkehrswesen, Beobachtung, Funkspionage) orientiert.
Inszenierte fiktive Sachverhalte und Vorwände, die bei bestimmten Personen gewünschte Verhaltensweisen auslösen und/oder das MfS in die Lage versetzen sollten, an bestimmte Informationen zu gelangen, wobei der nachrichtendienstliche Hintergrund der Vorgänge unerkannt bleiben sollte. Die Legende sollte glaubwürdig sein und auf realen, überprüfbaren Gegebenheiten beruhen. Je nach operativer Zielsetzung gab es die Reise-, Ermittlungs-, Gesprächs-, Kontakt-, Ausweich- und Rückzugslegenden.
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Am 23. Oktober 1956 forderten Studenten der Budapester Universitäten auf einer Großdemonstration bürgerliche Freiheitsrechte, ein parlamentarisches Regierungssystem und nationale Unabhängigkeit. Sie bekundeten damit ihre Sympathie für einen Arbeiteraufstand in Polen drei Monate zuvor. Zudem verlangten die Demonstranten die Rückkehr von Imre Nagy als Ministerpräsident. Er hatte das Land von 1953 bis 1955 regiert und dabei einige Reformen angestoßen.
Hintergrund dieser Entwicklung war der XX. Parteitag der KPdSU. Nach dem Tod des sowjetischen Diktators Josef Stalin drei Jahre zuvor hatte Kreml-Chef Nikita Chruschtschow im Februar 1956 in einer "Geheimrede" mit den Verbrechen seines Vorgängers abgerechnet. Die beginnende Entstalinisierung ermöglichte Reformen in den Ostblockstaaten.
Die anfangs friedliche Demonstration in Budapest wandelte sich schnell zu einem landesweiten Straßenkampf. Sowjetische Truppen traten den Demonstranten noch in der Nacht entgegen. Aus den Reihen des ungarischen Staatssicherheitsdienstes Államvédelmi Hatóság (ÁVH) wurde in die Menge geschossen. Im ganzen Land begann ein Generalstreik, der das öffentliche Leben lähmte. Im Zuge der Demonstrationen kam es gar zur Lynchjustiz an Mitarbeitern des ÁVH sowie an Parteifunktionären. Erneut schossen Angehörige der Geheimpolizei auf Demonstranten.
Die sowjetische Führung machte den ungarischen Parteichef Ernő Gerő für die Lage verantwortlich und setzte ihn ab. Imre Nagy wurde daraufhin vom Zentralkomitee der Partei der Ungarischen Werktätigen (MDP) zum Ministerpräsidenten berufen.
Als sich der neue Regierungschef für freie Wahlen aussprach und die Neutralität sowie den Austritts Ungarns aus dem Warschauer Pakt erklärte, marschierten weitere Truppen der Roten Armee in Budapest ein und besetzten dort auch das Parlamentsgebäude. Gleichzeitig verhandelte Staatsminister János Kádár, ohne Wissen seines Ministerpräsidenten, in Moskau über eine Absetzung der Regierung Nagy. Kádár selbst avancierte nach der zweiten Intervention der sowjetischen Truppen am 4. November 1956 zum Ministerpräsidenten.
Während der Ereignisse stellte der Westen den Aufständischen militärische Unterstützung in Aussicht, was den Widerstand weiter anspornte. Über 2500 Demonstranten verloren bei der Niederschlagung des Aufstandes ihr Leben, hunderttausende flohen ins westliche Ausland.
Der ungarische Volksaufstand vom Herbst 1956 löste beim Ministerium für Staatssicherheit (MfS) Unruhe aus. Die Erinnerungen an den Volksaufstand in der DDR vom 17. Juni 1953 waren noch frisch und die ostdeutsche Geheimpolizei wollte ein Überspringen der explosiven Stimmung auf das eigene Land um jeden Preis verhindern. In der SED-Parteizeitung "Neues Deutschland" war schon am 25. Oktober von einem "Putsch konterrevolutionärer Elemente" die Rede. Die DDR-Führung und das MfS sahen sich gezwungen die Bevölkerung durch Abschreckung zu disziplinieren und sozialpolitisches Entgegenkommen zu beruhigen.
In einer Dia-Serie für Propagandazwecke wählte das MfS einige Bilder des Aufstandes aus. Sie sollten zeigen, mit welchem "Brutalität" die "konterrevolutionären" Ungarn gehandelt hätten und wie die Revolution ihr Ende fand. Es handelt sich hier um eine Auswahl von Bildern der Dia-Serie. Das Material diente der Schulung von MfS-Mitarbeitern.
Das Schwarzweißfoto zeigt eine Aufnahme von Imre Nagy der eine Rede hält. Imre Nagy regierte Ungarn von 1953 bis 1955.
Organisationsstruktur in der MfS-Zentrale, die durch den Minister oder einen seiner Stellvertreter direkt angeleitet wurde. Die zuletzt 13 Hauptabteilungen wurden durch Einzelleiter geführt. Die weiter untergliederten und nach dem Linienprinzip tätigen HA waren für komplexe, abgegrenzte Bereiche operativ zuständig und federführend verantwortlich. Der Zuschnitt der Zuständigkeitsbereiche war an Ressorts oder geheimdienstlichen Praktiken (z. B. Verkehrswesen, Beobachtung, Funkspionage) orientiert.
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Begleitton zu einem Dia-Vortrag über den Volksaufstand 1956 in Ungarn Audio, 33 Minuten, 3 Sekunden
Bericht über die Trauerfeier für Imre Nagy in Budapest Dokument, 2 Seiten
Fotos einer schwarzen "Trauerfahne" für den Volksaufstand in Ungarn 3 Fotografien
Schlussbericht zum Untersuchungsvorgang gegen zwei Arbeiter wegen "Kriegshetze" Dokument, 1 Seite