Hinweise auf Terrordrohungen zur Fußball-Weltmeisterschaft 1974
Signatur: BStU, MfS, ZAIG, Nr. 4089, Bl. 9-14
Die Fußball-Weltmeisterschaft 1974 war begleitet von Terrordrohungen. Die Stasi behielt die Lage genau im Auge – auch um schnell auf eine mögliche Bedrohung der DDR-Mannschaft reagieren zu können.
Schon vor dem Anpfiff des ersten Spiels ging es bei der Weltmeisterschaft um mehr als sportlichen Wettkampf. Weltpolitisch war die Entspannung zwischen den Blöcken in Turbulenzen geraten: In Chile hatte sich das Militär an die Macht geputscht und den sozialistischen Präsidenten Salvador Allende gestürzt. Die USA hatten den Putsch zumindest geduldet, die Sowjetunion protestierte scharf. Und auch das Verhältnis der beiden deutschen Staaten war belastet. Im April 1974 war Günter Guillaume enttarnt worden, ein Agent der Staatssicherheit im Umfeld von Bundeskanzler Willy Brandt.
Bei der WM kam es entsprechend zu politisch aufgeladenen Begegnungen. Die Auslosung der Vorrundengruppen hatte ausgerechnet Spiele der Mannschaft der DDR gegen Chile und, besonders pikant, die Bundesrepublik ergeben.
Gleichzeitig überschattete die Angst vor terroristischen Anschlägen die Weltmeisterschaft. Das Attentat palästinensischer Terroristen auf die israelische Mannschaft bei den Olympischen Spielen in München lag gerade einmal zwei Jahre zurück - und pünktlich zur Weltmeisterschaft erreichten die westdeutschen Sicherheitsbehörden neue Terrorwarnungen. So erhielt die Münchner Polizei eine Morddrohung der IRA gegen zwei protestantische Spieler der schottischen Mannschaft und ein angeblich von der RAF stammender Kettenbrief drohte mit einem Raketenanschlag auf das Hamburger Volksparkstadion – am Tage des Spiels zwischen der DDR und der Bundesrepublik dort.
Der Stasi kam in dieser Lage die Aufgabe zu, die Teilnahme der DDR an der Weltmeisterschaft "abzusichern". Sie sammelte dazu alle Informationen zu möglichen terroristischen Bedrohungen. Die Zentrale Auswertungs- und Informationsgruppe (ZAIG) fasste die Erkenntnisse regelmäßig zusammen und gab sie an die Parteiführung weiter.
Metadaten
- Diensteinheit:
- Zentrale Auswertungs- und Informationsgruppe
- Datum:
- 21.5.1974
Ministerium für Staatssicherheit
Streng geheim!
Um Rückgabe wird gebeten!
Nr. 404/74
Information über bekanntgewordene Hinweise im Zusammenhang mit der Vorbereitung der Fußballweltmeisterschaft 1974 in der BRD vom 13.6. bis 6.7.1974
Dem MfS liegen im Zusammenhang mit der Vorbereitung der Endrunde der Fußballweltmeisterschaft 1974 in der BRD erste Hinweise vor. Diese beruhen in der Mehrzahl auf offiziellen Verlautbarungen westlicher Publikationsorgane, die aber im wesentlichen durch interne Informationen des MfS bestätigt wurden.
Die Mehrzahl dieser Hinweise enthält Angaben über
- mögliche Aktivitäten terroristischen Charakters bzw. geplante Demonstrationen links- und rechtsextremistischer Kräfte im Verlaufe der Endrunde der Fußballweltmeisterschaft;
- mögliche Erscheinungen und Vorkommnisse im Zusammenhang mit der Teilnahme der DDR-Mannschaft an dieser Endrunde und über