Signatur: BStU, MfS, AP, Nr. 26835/92, Bl. 80-82
Nachdem Klaus Tuchscherer sich 1976 von der DDR-Olympiamannschaft abgesetzt hatte, erklärte er sich bereit, in die DDR zurückzukehren. Bald äußerte er jedoch den Wunsch, legal nach Österreich übersiedeln zu dürfen. Die Stasi stimmte diesem Wunsch überraschend zu.
Aus Liebe zu einer jungen Österreicherin nutzte der Nordische Kombinierer Klaus Tuchscherer seine Teilnahme an den Olympischen Winterspielen 1976 in Innsbruck, um sich abzusetzen und im Westen zu bleiben. Dennoch erklärte er sich zu einer streng kontrollierten Rückkehr in die Heimat bereit, doch nicht für lange.
Von Mitte März bis Mitte April führten Mitarbeiter der Staatssicherheit insgesamt fünf Gespräche mit Klaus Tuchscherer. Immer wieder bekräftigte dieser dabei seinen Wunsch, legal nach Österreich überzusiedeln. Das letzte Treffen fand am 13. April in der Wohnung seiner Eltern statt. Dort übergab ihm Horst Gerlach von der Hauptabteilung XX/3 einen DDR-Pass, ein österreichisches Visum und Flugtickets. Alle künftigen Fragen zu seinem Aufenthaltsstatus sollte er künftig mit der Botschaft der DDR in Wien klären. Vom Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten ließ sich die Staatssicherheit allerdings zusichern, alle Tuchscherer betreffenden Fragen auch künftig mit ihr abgestimmt würden.
Am Folgetag wurden Klaus Tuchscherer und seine Begleiterin zum Flughafen Berlin-Schönefeld gefahren. Ihre Maschine der DDR-Fluggesellschaft Interflug in Richtung Wien startete um 17.00 Uhr.
Einen Tag später bestätigte Erich Mielke mit seiner Unterschrift den Erhalt der Nachricht.
Da er jedoch keine Fahrkarten hatte und auch selbst noch keine Einzelheiten über die Zugverbindung kannte, wurden ihm die von unserer Seite vorher beschafften Flugtickets für seine Reise nach Wien empfohlen.
Tuchscherer nahm diese Flugtickets entgegen und bezahlte die 520 M, [anonymisiert].
Im Anschluß daran wollte er wissen, welche Probleme bei seiner Ausreise auftreten könnten, da er noch 10.000 Schillinge und 1.000 Westmark bei sich führt. Ihm wurde erklärt, daß er dieselben bei der Ausreise angeben muß und daß dabei unsererseits keine Probleme auftreten werden. Ihm wurde empfohlen, bei künftigen Einreisen in die DDR sich an die gesetzlichen Bestimmungen zu halten.
Über das Reiseziel Tuchscherer's gab er erneut an, daß er mit [anonymisiert] gemeinsam nach wie vor die Absicht hat, zu der Schwester der Großmutter der [anonymisiert] für ca. acht Tage zu reisen. Nach Lage der Dinge, so schilderte Tuchscherer, beabsichtigt er dann zu [anonymisiert] zu fahren. Von diesem Zeitpunkt an will er die bereits beim letzten Gespräch getroffene Vereinbarung realisieren, seinen BRD-Paß von den Eltern der [anonymisiert] abzuholen und mit der entsprechenden Erklärung bei der DDR-Botschaft in Wien abgeben.
Tuchscherer wurde nochmals befragt, wer von seinem Reisetermin Kenntnis hat, worauf er antwortete, daß sie niemanden vom genauen Reisetermin informiert haben. Sie hätten lediglich [anonymisiert] mitgeteilt, daß sie zurückkommen wollen.
Tuchscherer wurde nochmals empfohlen, alle Fragen zukünftig mit der DDR-Botschaft in Wien zu regeln.
Hauptabteilung XX (Staatsapparat, Kultur, Kirchen, Untergrund)
Die Hauptabteilung XX bildete den Kernbereich der politischen Repression und Überwachung der Staatssicherheit. In Struktur und Tätigkeit passte sie sich mehrfach an die sich wandelnden Bedingungen der Herrschaftssicherung an. Die Diensteinheit ging 1964 durch Umbenennung aus der Hauptatbeilung V hervor, die ihrerseits in den Abteilungen V und VI (1950–1953) ihre Vorläufer hatte.
Die Hauptabteilung XX und die ihr nachgeordneten Abteilungen XX in den Bezirksverwaltungen (Linie XX) sowie entsprechende Arbeitsbereiche in den KD überwachten wichtige Teile des Staatsapparates (u. a. Justiz, Gesundheitswesen und bis 1986 das Post- und Fernmeldewesen), die Blockparteien und Massenorganisationen, den Kultur- und Sportbereich, die Medien und die Kirchen sowie SED-Sonderobjekte und Parteibetriebe. Federführend war die Hauptabteilung XX auch bei der Bekämpfung der "politischen Untergrundtätigkeit" (PUT), also der Opposition.
Ab der zweiten Hälfte der 50er Jahre und verstärkt seit dem Beginn der Entspannungspolitik fühlte sich das SED-Regime zunehmend durch die "politisch-ideologische Diversion" (PiD) bedroht. Die Schwächung der "Arbeiter-und-Bauern-Macht" durch "ideologische Aufweichung und Zersetzung" galt als Hauptinstrument des Westens bei der Unterminierung der DDR. Auch bei der Bekämpfung der PiD hatte die Hauptabteilung XX innerhalb des MfS die Federführung.
Das Erstarken der Bürgerrechtsbewegung (Friedens-, Umwelt- und Menschenrechtsgruppen) in der DDR führte in den 80er Jahren zu einem weiteren Bedeutungszuwachs der Linie XX. In der DA 2/85 bestätigte Minister Mielke dementsprechend die Federführung der Hauptabteilung XX bei der Bekämpfung der PUT.
Im Verlauf der fast 40-jährigen Entwicklung der Hauptabteilung XX veränderte sich ihre Struktur mehrfach. In der Endphase verfügte sie über neun operative Abteilungen und vier Funktionalorgane der Leitung (Sekretariat, Arbeitsgruppe der Leitung, Koordinierungsgruppe des Leiters, Auswertungs- und Kontrollgruppe).
Die Hauptabteilung V lag ab 1953 zunächst im unmittelbaren Anleitungsbereich von Mielke in seiner Eigenschaft als 1. Stellvertreter des Staatssicherheitschefs. Ab 1955 war der stellvertretende Minister Bruno Beater und 1964–1974 der stellv. Minister Fritz Schröder auf der Ebene der MfS-Leitung für die Hauptabteilung XX zuständig. Beide waren zuvor selbst (Beater 1953–1955, Schröder 1955–1963) Leiter der Hauptabteilung V. Seit 1975 gehörte die Hauptabteilung XX zum Verantwortungsbereich von Mielkes Stellvertreter Rudi Mittig. Von 1964 bis zur Auflösung des MfS leitete Kienberg die Hauptabteilung XX. Ihm standen seit 1965 zwei Stellvertreter zur Seite.
1954 waren in der Hauptabteilung V insgesamt 139 Mitarbeiter beschäftigt. Im Herbst 1989 verfügte die Hauptabteilung XX über 461 Mitarbeiter, von denen mehr als 200 als IM-führende Mitarbeiter eingesetzt waren.
In den 15 Bezirksverwaltungen waren auf der Linie XX im Oktober 1989 insgesamt knapp 1.000 Kader und damit auf der gesamten Linie XX fast 1.500 hauptamtliche Mitarbeiter im Einsatz. Gleichzeitig konnte allein die Hauptabteilung XX mit etwas mehr als 1.500 IM auf einen überdurchschnittlich hohen Bestand an inoffiziellen Kräften zurückgreifen. Ihrem Aufgabenprofil entsprechend spiegelt sich nicht zuletzt in der Entwicklung der Hauptabteilung XX auch die Geschichte von Opposition, Widerstand und politischer Dissidenz in der DDR. Im Herbst 1989 wurden von der Diensteinheit 31 Operative Vorgänge (10 Prozent aller Operativen Vorgänge im Berliner Ministeriumsbereich) und 59 Operative Personenkontrollen (8,7 Prozent) bearbeitet.
Hauptabteilung XX (Staatsapparat, Kultur, Kirchen, Untergrund)
Die Hauptabteilung XX bildete den Kernbereich der politischen Repression und Überwachung der Staatssicherheit. In Struktur und Tätigkeit passte sie sich mehrfach an die sich wandelnden Bedingungen der Herrschaftssicherung an. Die Diensteinheit ging 1964 durch Umbenennung aus der Hauptatbeilung V hervor, die ihrerseits in den Abteilungen V und VI (1950–1953) ihre Vorläufer hatte.
Die Hauptabteilung XX und die ihr nachgeordneten Abteilungen XX in den Bezirksverwaltungen (Linie XX) sowie entsprechende Arbeitsbereiche in den KD überwachten wichtige Teile des Staatsapparates (u. a. Justiz, Gesundheitswesen und bis 1986 das Post- und Fernmeldewesen), die Blockparteien und Massenorganisationen, den Kultur- und Sportbereich, die Medien und die Kirchen sowie SED-Sonderobjekte und Parteibetriebe. Federführend war die Hauptabteilung XX auch bei der Bekämpfung der "politischen Untergrundtätigkeit" (PUT), also der Opposition.
Ab der zweiten Hälfte der 50er Jahre und verstärkt seit dem Beginn der Entspannungspolitik fühlte sich das SED-Regime zunehmend durch die "politisch-ideologische Diversion" (PiD) bedroht. Die Schwächung der "Arbeiter-und-Bauern-Macht" durch "ideologische Aufweichung und Zersetzung" galt als Hauptinstrument des Westens bei der Unterminierung der DDR. Auch bei der Bekämpfung der PiD hatte die Hauptabteilung XX innerhalb des MfS die Federführung.
Das Erstarken der Bürgerrechtsbewegung (Friedens-, Umwelt- und Menschenrechtsgruppen) in der DDR führte in den 80er Jahren zu einem weiteren Bedeutungszuwachs der Linie XX. In der DA 2/85 bestätigte Minister Mielke dementsprechend die Federführung der Hauptabteilung XX bei der Bekämpfung der PUT.
Im Verlauf der fast 40-jährigen Entwicklung der Hauptabteilung XX veränderte sich ihre Struktur mehrfach. In der Endphase verfügte sie über neun operative Abteilungen und vier Funktionalorgane der Leitung (Sekretariat, Arbeitsgruppe der Leitung, Koordinierungsgruppe des Leiters, Auswertungs- und Kontrollgruppe).
Die Hauptabteilung V lag ab 1953 zunächst im unmittelbaren Anleitungsbereich von Mielke in seiner Eigenschaft als 1. Stellvertreter des Staatssicherheitschefs. Ab 1955 war der stellvertretende Minister Bruno Beater und 1964–1974 der stellv. Minister Fritz Schröder auf der Ebene der MfS-Leitung für die Hauptabteilung XX zuständig. Beide waren zuvor selbst (Beater 1953–1955, Schröder 1955–1963) Leiter der Hauptabteilung V. Seit 1975 gehörte die Hauptabteilung XX zum Verantwortungsbereich von Mielkes Stellvertreter Rudi Mittig. Von 1964 bis zur Auflösung des MfS leitete Kienberg die Hauptabteilung XX. Ihm standen seit 1965 zwei Stellvertreter zur Seite.
1954 waren in der Hauptabteilung V insgesamt 139 Mitarbeiter beschäftigt. Im Herbst 1989 verfügte die Hauptabteilung XX über 461 Mitarbeiter, von denen mehr als 200 als IM-führende Mitarbeiter eingesetzt waren.
In den 15 Bezirksverwaltungen waren auf der Linie XX im Oktober 1989 insgesamt knapp 1.000 Kader und damit auf der gesamten Linie XX fast 1.500 hauptamtliche Mitarbeiter im Einsatz. Gleichzeitig konnte allein die Hauptabteilung XX mit etwas mehr als 1.500 IM auf einen überdurchschnittlich hohen Bestand an inoffiziellen Kräften zurückgreifen. Ihrem Aufgabenprofil entsprechend spiegelt sich nicht zuletzt in der Entwicklung der Hauptabteilung XX auch die Geschichte von Opposition, Widerstand und politischer Dissidenz in der DDR. Im Herbst 1989 wurden von der Diensteinheit 31 Operative Vorgänge (10 Prozent aller Operativen Vorgänge im Berliner Ministeriumsbereich) und 59 Operative Personenkontrollen (8,7 Prozent) bearbeitet.
Die Allgemeine Personenablage (AP) ist Teil der Operativen Hauptablage. Sie umfasst nichtregistriertes Material über Personen (z. B. aus Sicherungsvorgängen, Sicherheitsüberprüfungen und Zentralen Materialablagen der operativen Diensteinheiten) und ist personenbezogen nutzbar über die F 16. Die Gesamtzahl beträgt in der Abteilung XII des MfS 255.016 Signaturen. Nur dort wurden durch die Abteilung X personenbezogene Informationen anderer Ostblock-Geheimpolizeien abgelegt, gekennzeichnet durch ein "X".
Die Allgemeine Personenablage (AP) ist Teil der Operativen Hauptablage. Sie umfasst nichtregistriertes Material über Personen (z. B. aus Sicherungsvorgängen, Sicherheitsüberprüfungen und Zentralen Materialablagen der operativen Diensteinheiten) und ist personenbezogen nutzbar über die F 16. Die Gesamtzahl beträgt in der Abteilung XII des MfS 255.016 Signaturen. Nur dort wurden durch die Abteilung X personenbezogene Informationen anderer Ostblock-Geheimpolizeien abgelegt, gekennzeichnet durch ein "X".
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Signatur: BStU, MfS, AP, Nr. 26835/92, Bl. 80-82
Nachdem Klaus Tuchscherer sich 1976 von der DDR-Olympiamannschaft abgesetzt hatte, erklärte er sich bereit, in die DDR zurückzukehren. Bald äußerte er jedoch den Wunsch, legal nach Österreich übersiedeln zu dürfen. Die Stasi stimmte diesem Wunsch überraschend zu.
Aus Liebe zu einer jungen Österreicherin nutzte der Nordische Kombinierer Klaus Tuchscherer seine Teilnahme an den Olympischen Winterspielen 1976 in Innsbruck, um sich abzusetzen und im Westen zu bleiben. Dennoch erklärte er sich zu einer streng kontrollierten Rückkehr in die Heimat bereit, doch nicht für lange.
Von Mitte März bis Mitte April führten Mitarbeiter der Staatssicherheit insgesamt fünf Gespräche mit Klaus Tuchscherer. Immer wieder bekräftigte dieser dabei seinen Wunsch, legal nach Österreich überzusiedeln. Das letzte Treffen fand am 13. April in der Wohnung seiner Eltern statt. Dort übergab ihm Horst Gerlach von der Hauptabteilung XX/3 einen DDR-Pass, ein österreichisches Visum und Flugtickets. Alle künftigen Fragen zu seinem Aufenthaltsstatus sollte er künftig mit der Botschaft der DDR in Wien klären. Vom Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten ließ sich die Staatssicherheit allerdings zusichern, alle Tuchscherer betreffenden Fragen auch künftig mit ihr abgestimmt würden.
Am Folgetag wurden Klaus Tuchscherer und seine Begleiterin zum Flughafen Berlin-Schönefeld gefahren. Ihre Maschine der DDR-Fluggesellschaft Interflug in Richtung Wien startete um 17.00 Uhr.
Einen Tag später bestätigte Erich Mielke mit seiner Unterschrift den Erhalt der Nachricht.
Gleichzeitig wurde ihm nochmals aufgezeigt, daß er sich auf der Basis des von den DDR-Organen ihm gegenüber gezeigten Vertrauens bei seinem Österreichaufenthalt würdig erweisen und sich an alle getroffenen Vereinbarungen halten soll. Tuchscherer sicherte erneut dieses von ihm beim letzten Gespräch gegebenen Versprechens zu.
Tuchscherer übergab seinen inzwischen aufgefundenen DTSB-Ausweis. Gleichzeitig teilte er auf eine entsprechende Frage mit, daß sie [anonymisiert] am 14.4.1976 nach Berlin-Schönefeld mit dem PKW gebracht werden.
Einschätzung des Gespräches:
Tuchscherer bedankte sich nochmals für die seinen Vorstellungen entsprechende Lösung des Problems seiner Ausreise nach Österreich. [anonymisiert] waren offensichtlich von dieser Regelung positiv beeindruckt. Charakteristisch für die Haltung [anonymisiert] waren die [anonymisiert] mehrfach geäußerten Redewendungen "des Menschen Wille ist sein Himmelsreich". Andere Kommentare wurden von den dort Anwesenden nicht gegeben.
Seitens [anonymisiert] wurde zum Abschluß des Gespräches ebenfalls der Dank ausgesprochen.
[Unterschrift]
Gerlach
Oberstleutnant
Hauptabteilung XX (Staatsapparat, Kultur, Kirchen, Untergrund)
Die Hauptabteilung XX bildete den Kernbereich der politischen Repression und Überwachung der Staatssicherheit. In Struktur und Tätigkeit passte sie sich mehrfach an die sich wandelnden Bedingungen der Herrschaftssicherung an. Die Diensteinheit ging 1964 durch Umbenennung aus der Hauptatbeilung V hervor, die ihrerseits in den Abteilungen V und VI (1950–1953) ihre Vorläufer hatte.
Die Hauptabteilung XX und die ihr nachgeordneten Abteilungen XX in den Bezirksverwaltungen (Linie XX) sowie entsprechende Arbeitsbereiche in den KD überwachten wichtige Teile des Staatsapparates (u. a. Justiz, Gesundheitswesen und bis 1986 das Post- und Fernmeldewesen), die Blockparteien und Massenorganisationen, den Kultur- und Sportbereich, die Medien und die Kirchen sowie SED-Sonderobjekte und Parteibetriebe. Federführend war die Hauptabteilung XX auch bei der Bekämpfung der "politischen Untergrundtätigkeit" (PUT), also der Opposition.
Ab der zweiten Hälfte der 50er Jahre und verstärkt seit dem Beginn der Entspannungspolitik fühlte sich das SED-Regime zunehmend durch die "politisch-ideologische Diversion" (PiD) bedroht. Die Schwächung der "Arbeiter-und-Bauern-Macht" durch "ideologische Aufweichung und Zersetzung" galt als Hauptinstrument des Westens bei der Unterminierung der DDR. Auch bei der Bekämpfung der PiD hatte die Hauptabteilung XX innerhalb des MfS die Federführung.
Das Erstarken der Bürgerrechtsbewegung (Friedens-, Umwelt- und Menschenrechtsgruppen) in der DDR führte in den 80er Jahren zu einem weiteren Bedeutungszuwachs der Linie XX. In der DA 2/85 bestätigte Minister Mielke dementsprechend die Federführung der Hauptabteilung XX bei der Bekämpfung der PUT.
Im Verlauf der fast 40-jährigen Entwicklung der Hauptabteilung XX veränderte sich ihre Struktur mehrfach. In der Endphase verfügte sie über neun operative Abteilungen und vier Funktionalorgane der Leitung (Sekretariat, Arbeitsgruppe der Leitung, Koordinierungsgruppe des Leiters, Auswertungs- und Kontrollgruppe).
Die Hauptabteilung V lag ab 1953 zunächst im unmittelbaren Anleitungsbereich von Mielke in seiner Eigenschaft als 1. Stellvertreter des Staatssicherheitschefs. Ab 1955 war der stellvertretende Minister Bruno Beater und 1964–1974 der stellv. Minister Fritz Schröder auf der Ebene der MfS-Leitung für die Hauptabteilung XX zuständig. Beide waren zuvor selbst (Beater 1953–1955, Schröder 1955–1963) Leiter der Hauptabteilung V. Seit 1975 gehörte die Hauptabteilung XX zum Verantwortungsbereich von Mielkes Stellvertreter Rudi Mittig. Von 1964 bis zur Auflösung des MfS leitete Kienberg die Hauptabteilung XX. Ihm standen seit 1965 zwei Stellvertreter zur Seite.
1954 waren in der Hauptabteilung V insgesamt 139 Mitarbeiter beschäftigt. Im Herbst 1989 verfügte die Hauptabteilung XX über 461 Mitarbeiter, von denen mehr als 200 als IM-führende Mitarbeiter eingesetzt waren.
In den 15 Bezirksverwaltungen waren auf der Linie XX im Oktober 1989 insgesamt knapp 1.000 Kader und damit auf der gesamten Linie XX fast 1.500 hauptamtliche Mitarbeiter im Einsatz. Gleichzeitig konnte allein die Hauptabteilung XX mit etwas mehr als 1.500 IM auf einen überdurchschnittlich hohen Bestand an inoffiziellen Kräften zurückgreifen. Ihrem Aufgabenprofil entsprechend spiegelt sich nicht zuletzt in der Entwicklung der Hauptabteilung XX auch die Geschichte von Opposition, Widerstand und politischer Dissidenz in der DDR. Im Herbst 1989 wurden von der Diensteinheit 31 Operative Vorgänge (10 Prozent aller Operativen Vorgänge im Berliner Ministeriumsbereich) und 59 Operative Personenkontrollen (8,7 Prozent) bearbeitet.
Hauptabteilung XX (Staatsapparat, Kultur, Kirchen, Untergrund)
Die Hauptabteilung XX bildete den Kernbereich der politischen Repression und Überwachung der Staatssicherheit. In Struktur und Tätigkeit passte sie sich mehrfach an die sich wandelnden Bedingungen der Herrschaftssicherung an. Die Diensteinheit ging 1964 durch Umbenennung aus der Hauptatbeilung V hervor, die ihrerseits in den Abteilungen V und VI (1950–1953) ihre Vorläufer hatte.
Die Hauptabteilung XX und die ihr nachgeordneten Abteilungen XX in den Bezirksverwaltungen (Linie XX) sowie entsprechende Arbeitsbereiche in den KD überwachten wichtige Teile des Staatsapparates (u. a. Justiz, Gesundheitswesen und bis 1986 das Post- und Fernmeldewesen), die Blockparteien und Massenorganisationen, den Kultur- und Sportbereich, die Medien und die Kirchen sowie SED-Sonderobjekte und Parteibetriebe. Federführend war die Hauptabteilung XX auch bei der Bekämpfung der "politischen Untergrundtätigkeit" (PUT), also der Opposition.
Ab der zweiten Hälfte der 50er Jahre und verstärkt seit dem Beginn der Entspannungspolitik fühlte sich das SED-Regime zunehmend durch die "politisch-ideologische Diversion" (PiD) bedroht. Die Schwächung der "Arbeiter-und-Bauern-Macht" durch "ideologische Aufweichung und Zersetzung" galt als Hauptinstrument des Westens bei der Unterminierung der DDR. Auch bei der Bekämpfung der PiD hatte die Hauptabteilung XX innerhalb des MfS die Federführung.
Das Erstarken der Bürgerrechtsbewegung (Friedens-, Umwelt- und Menschenrechtsgruppen) in der DDR führte in den 80er Jahren zu einem weiteren Bedeutungszuwachs der Linie XX. In der DA 2/85 bestätigte Minister Mielke dementsprechend die Federführung der Hauptabteilung XX bei der Bekämpfung der PUT.
Im Verlauf der fast 40-jährigen Entwicklung der Hauptabteilung XX veränderte sich ihre Struktur mehrfach. In der Endphase verfügte sie über neun operative Abteilungen und vier Funktionalorgane der Leitung (Sekretariat, Arbeitsgruppe der Leitung, Koordinierungsgruppe des Leiters, Auswertungs- und Kontrollgruppe).
Die Hauptabteilung V lag ab 1953 zunächst im unmittelbaren Anleitungsbereich von Mielke in seiner Eigenschaft als 1. Stellvertreter des Staatssicherheitschefs. Ab 1955 war der stellvertretende Minister Bruno Beater und 1964–1974 der stellv. Minister Fritz Schröder auf der Ebene der MfS-Leitung für die Hauptabteilung XX zuständig. Beide waren zuvor selbst (Beater 1953–1955, Schröder 1955–1963) Leiter der Hauptabteilung V. Seit 1975 gehörte die Hauptabteilung XX zum Verantwortungsbereich von Mielkes Stellvertreter Rudi Mittig. Von 1964 bis zur Auflösung des MfS leitete Kienberg die Hauptabteilung XX. Ihm standen seit 1965 zwei Stellvertreter zur Seite.
1954 waren in der Hauptabteilung V insgesamt 139 Mitarbeiter beschäftigt. Im Herbst 1989 verfügte die Hauptabteilung XX über 461 Mitarbeiter, von denen mehr als 200 als IM-führende Mitarbeiter eingesetzt waren.
In den 15 Bezirksverwaltungen waren auf der Linie XX im Oktober 1989 insgesamt knapp 1.000 Kader und damit auf der gesamten Linie XX fast 1.500 hauptamtliche Mitarbeiter im Einsatz. Gleichzeitig konnte allein die Hauptabteilung XX mit etwas mehr als 1.500 IM auf einen überdurchschnittlich hohen Bestand an inoffiziellen Kräften zurückgreifen. Ihrem Aufgabenprofil entsprechend spiegelt sich nicht zuletzt in der Entwicklung der Hauptabteilung XX auch die Geschichte von Opposition, Widerstand und politischer Dissidenz in der DDR. Im Herbst 1989 wurden von der Diensteinheit 31 Operative Vorgänge (10 Prozent aller Operativen Vorgänge im Berliner Ministeriumsbereich) und 59 Operative Personenkontrollen (8,7 Prozent) bearbeitet.
Die Allgemeine Personenablage (AP) ist Teil der Operativen Hauptablage. Sie umfasst nichtregistriertes Material über Personen (z. B. aus Sicherungsvorgängen, Sicherheitsüberprüfungen und Zentralen Materialablagen der operativen Diensteinheiten) und ist personenbezogen nutzbar über die F 16. Die Gesamtzahl beträgt in der Abteilung XII des MfS 255.016 Signaturen. Nur dort wurden durch die Abteilung X personenbezogene Informationen anderer Ostblock-Geheimpolizeien abgelegt, gekennzeichnet durch ein "X".
Die Allgemeine Personenablage (AP) ist Teil der Operativen Hauptablage. Sie umfasst nichtregistriertes Material über Personen (z. B. aus Sicherungsvorgängen, Sicherheitsüberprüfungen und Zentralen Materialablagen der operativen Diensteinheiten) und ist personenbezogen nutzbar über die F 16. Die Gesamtzahl beträgt in der Abteilung XII des MfS 255.016 Signaturen. Nur dort wurden durch die Abteilung X personenbezogene Informationen anderer Ostblock-Geheimpolizeien abgelegt, gekennzeichnet durch ein "X".
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Vorschlag zur Übersiedlung von Klaus Tuchscherer nach Österreich Dokument, 6 Seiten
Information über Hinweise zu Klaus Tuchscherers Leben in Österreich Dokument, 4 Seiten
Konzeption von Maßnahmen für die Rückkehr von Klaus Tuchscherer in die DDR Dokument, 3 Seiten
Bericht des IM "Falun" über Klaus Tuchscherer Dokument, 3 Seiten