Signatur: BStU, MfS, HA I, Nr. 2602, Bl. 20
Zur besseren Orientierung fertigte die Stasi eine genaue Karte des Gebietes westlich der Grenzschleuse Lübeck-Schlutup an.
Über Schlupflöcher im Eisernen Vorhang schmuggelte das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) unbemerkt Dokumente, Agenten und Sonderkommandos zwischen Ost und West hin und her. Der Geheimpolizei stand dafür ein ausgeklügeltes System an "Grenzschleusen" zur Verfügung, die sich gut versteckt in dichten Wäldern und an abgelegenen Orten befanden. In den überlieferten Unterlagen sind sie sehr detailreich beschreiben.
In den frühen 50ern war es noch üblich, dass die einzelnen Diensteinheiten der Staatssicherheit ihre Agenten in Eigenregie über die Grenze schmuggelten. Dadurch sollte deren Sicherheit gewährleistet werden. Später gingen die so genannten "Operativen Grenzschleusen" (OGS) in den Verantwortungsbereich der Hauptabteilung I (Überwachung der Nationalen Volksarmee und der Grenztruppen) über. In einigen Fällen wurden diese auch durch die Hauptabteilung VIII (Beobachtung, Ermittlung, Durchsuchung, Festnahme) und dem Auslandsgeheimdienst Hauptverwaltung A genutzt, mussten aber vorher jeweils bei der HA I beantragt werden.
Es gab verschiedene Möglichkeiten, die innerdeutsche Grenze zu überwinden. Eine war die Benutzung eines verdeckten Tores im Grenzzaun, das sich mit wenigen Handgriffen öffnen ließ. Der Weg zu diesen "operativ-technisch abgesicherten Grenzübergangsstellen" durch den Grenzstreifen war mit in den Boden eingelassenen "Rundeisen" gekennzeichnet. Während diese Form von Grenzschleuse hauptsächlich dazu diente, um Treffen zwischen Agenten und ihren Führungsoffizieren zu ermöglichen, wurden über sogenannte "Wurfschleusen" Dokumente, Tonbänder oder Filmdosen ausgetauscht.
Das auf der Karte skizzierte gebiet jenseits der Grenzschleuse zeigt den kleinen Ort Schlutup bei Lübeck. Dahin gelangten Personen, die die dortige Grenzschleuse nutzten als erstes nach einem heimlichen Übertritt. Zur besseren Orientierung fertigte die Staatssicherheit eine genaue Skizze der Umgebung an.
Die handgefertigte Skizze zeigt eine exakte Karte eines Teils des Ortes Schlutup bei Lübeck. Hier betrieb die Staatssicherheit eine Grenzschleuse, durch die man heimlich in die Bundesrepublik gelangen konnte. Die Karte sollte zur Orientierung dienen.
Als Operative Grenzschleuse (OGS) bezeichnete das MfS Übertrittsstellen, die sich in der Regel in dichten Wäldern oder anderen unübersichtlichen Stellen an der DDR-Westgrenze und an der Grenze zu Westberlin befanden. Auf diesem Weg wurden Personen (zumeist IM) oder Material (z. B. Dokumente, Filme, technisches Gerät) vom MfS unter Umgehung der Grenzkontrollen unbemerkt über die innerdeutsche Grenze gebracht. Entsprechend unterschied es Personenschleusen (OGS/P) und Materialschleusen (OGS/M).
Grundsätzlich standen die OGS unter der Verantwortung der Grenzaufklärung der Hauptabteilung I. Diese übergab aber auch geeignete Grenzabschnitte an die Hauptabteilung VIII und die HV A, die eigenständig OGS unterhielten. Bei der Durchführung und Absicherung von Schleusungen wurden auf westlichem Territorium spezielle IM eingesetzt (IME/Grenze, Grenz-IM, Schleuser).
Fotodokumentation der Grenzschleuse Lübeck-Schlutup auf westlicher Seite Dokument, 3 Seiten
Skizze des Gebietes um die Grenzschleuse in Lübeck-Schlutup Dokument, 1 Seite
Panoramaaufnahmen der Umgebung der Grenzschleuse Lübeck-Schlutup Dokument, 3 Seiten
Fotodokumentation der Grenzschleuse Lübeck-Schlutup auf östlicher Seite Dokument, 4 Seiten