Gegründet 1970 von Andreas Baader, Gudrun Ensslin, Horst Mahler und Ulrike Meinhof verstand die RAF sich als "antiimperialistische Stadtguerilla" nach südamerikanischem Vorbild. Der Gruppe gehörten bis zu ihrer Auflösung im Jahr 1998 nie mehr als 20 Personen gleichzeitig an. Die Geschichte der RAF unterteilt sich in drei "Generationen" von Terroristen, die sich zum Teil erheblich in ihrer Ideologie, Zielsetzung und auch Brutalität voneinander unterschieden.
Die RAF war verantwortlich für 34 Morde an Führungskräften aus Politik und Wirtschaft sowie ihren Fahrern und Leibwächtern. Auch Polizisten, Zollbeamten und amerikanische Soldaten verloren ihr Leben. Die Gruppe versuchte durch Entführungen inhaftierte Mitglieder frei zu pressen, verübte Sprengstoffattentate mit über 200 Verletzten und finanzierte sich durch Banküberfälle. Durch Fremdeinwirkung, Suizid, Hungerstreik oder Krankheit kamen 27 Mitglieder und Unterstützer der RAF ums Leben.
Die Staatssicherheit hatte großes Interesse an der RAF. Sie sammelte zunächst Informationen über die Terroristen und beobachtete deren Aktivitäten in der Bundesrepublik. Die Geheimpolizei befürchtete, dass sich die RAF auch gegen das SED-Regime richten könnte. Um die Terroristen besser überwachen zu können, billigte sie bereits in den 70er Jahren Ein- und Ausreisen der Terroristen über den Ostberliner Flughafen-Schönefeld.
Anfang der 80er Jahre intensivierten sich die Kontakte zwischen den Terroristen und der Staatssicherheit. Die RAF bat das MfS um Unterstützung bei der Unterbringung von ausstiegswilligen RAF-Mitgliedern. Überraschend machte das MfS das Angebot, diese in der DDR aufzunehmen. Das MfS verbarg die Ex-Terroristen vor der bundesdeutschen Fahndung und verschaffte ihnen neue Identitäten. Sie wurden in Operativen Personenkontrollen (OPK) "bearbeitet", also beobachtet und kontrolliert, sowie später auch als Inoffizielle Mitarbeiter (IM) angeworben.
Von der Aufnahme der RAF-Aussteiger versprach sich die Stasi Erkenntnisse über die Absichten der Gruppe. Vor allem hatte die Staatssicherheit nun ein Faustpfand in den Händen, falls die aktiven Gruppenmitglieder doch noch gegen die DDR vorgehen würden. Zugleich schätzte die Stasi die "antiimperialistische" Ausrichtung der RAF. Stasi-Minister Mielke erwog sogar, die Linksterroristen in einem militärischen Konfliktfall hinter den feindlichen Linien einzusetzen.
Die Staatssicherheit unterstützte die RAF richtiggehend. So sorgte sie für die Freilassung in Osteuropa inhaftierter RAF-Mitglieder. Mehrfach ließ das MfS die bundesdeutsche Fahndung ins Leere laufen, indem sie beispielsweise "falsche Fährten" legte. Mitarbeiter der Abteilung XXII gewährten in der ersten Hälfte der 80er Jahre aktiven RAF-Mitgliedern Unterschlupf im "Objekt 74", einer geheimen Unterkunft bei Frankfurt/Oder, und trainierten sie auf einem Schießplatz im Umgang mit Waffen.