Signatur: BStU, MfS, AOP, Nr. 57/56, Bl. 14
Elli Barczatis und ihr Geliebter Karl Laurenz gerieten Ende 1950 ins Visier der Staatssicherheit. Der Bericht einer ehemaligen Arbeitskollegin von Barczatis und Laurenz über ein öffentliches Treffen der beiden gab den Ausschlag für intensive Ermittlungen.
Elli Barczatis wurde Anfang der 50er Jahre vermutlich ohne ihr Wissen zur Informantin für die Organisation Gehlen, die Vorläuferin des Bundesnachrichtendienstes (BND). Der westdeutsche Geheimdienst nutzte sie als Quelle in Ost-Berlin, ohne sie offiziell in diese Tätigkeit einzuweihen. Von April 1950 bis Januar 1953 war Barczatis die Chefsekretärin des Ministerpräsidenten der DDR, Otto Grotewohl. Kurz zuvor ging sie eine Liebesbeziehung mit dem Journalisten und Übersetzer Karl Laurenz ein, der nach seinem Bruch mit der SED und den daraus resultierenden beruflichen Schwierigkeiten 1952 begonnen hatte, für die Organisation Gehlen zu spionieren. Unter dem Vorwand, Material für seine journalistische Arbeit zu sammeln, ließ er sich von Barczatis mit internen Informationen aus dem Büro des Ministerpräsidenten versorgen.
Das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) wurde früh auf die beiden aufmerksam. Nachdem es die Beziehung zwischen Barczatis und Laurenz bereits im November 1950 kritisch in den Blick genommen hatte, gab der Beobachtungsbericht einer ehemaligen Arbeitskollegin aus der Hauptverwaltung (HV) Kohle der Deutschen Wirtschaftskommission den Ausschlag für intensivere Ermittlungen. Barczatis und Laurenz arbeiteten Ende der 40er Jahre gemeinsam in der HV Kohle.
Die Kollegin, die ab Januar 1951 als Geheimer Informator (GI) "Grünspan" für die Stasi arbeitete, berichtete Anfang des Jahres von einem Treffen zwischen Barczatis und Laurenz in einer Ost-Berliner Konditorei am 30. Dezember 1950. Dort habe sie beobachtet, wie Grotewohls Sekretärin scheinbar ein "Aktenbündel" an Laurenz übergab. Dies erschien ihr verdächtig, zumal Laurenz in jüngster Vergangenheit in ein "Vorkommnis" verwickelt gewesen sei und aus der HV Kohle ausscheiden musste. Damit spielte sie vermutlich auf die zunehmenden Diskrepanzen zwischen Laurenz und der SED an, die schließlich zu seinem Parteiausschluss geführt hatten. "Grünspan" leitete den Bericht ursprünglich an ihre Dienststelle weiter, die ihn dann wiederum dem MfS zur Verfügung stellte. Eine handschriftliche Notiz zeichnet den GI als "gute Genossin" aus.
[anonymisiert]
[handschriftliche Ergänzung: gute Genossin]
Berlin, den 09.01.1951
Am Sonnabend, dem 30.12.1950, in der Zeit von etwa 15 Uhr 30 bis 18 Uhr war ich mit [manuell unterstrichen: einem Bekannten] in der HO-Gaststätte Leipziger-Ekce Friedrich-Straße, und zwar in der Konditorei. Hier sah ich Herrn [manuell unterstrichen: Laurenz], früher [manuell unterstrichen: Hauptverwaltung Kohle] der Deutschen Wirtschafts-Kommission, sitzen. Herr Laurenz sass hinter eienm Pfeiler allein an einem kleinen Tisch. Er sah sic nach allen Seiten um, worauf ich erst auf ihn aufmerksam wurde. [handschriftliche Markierung] Daraufhin sah ich mich im Kreise um, um festzustellen, ob evtl. auch Frl. Rettschlag die heute bei dem Ministerium für Industrie, Hauptabteilung Kohle, noch beschäftigt ist, anwesend wäre. [manuell unterstrichen: Fräulein Rettschlag war] während meiner Zugehörigkeit zur [manuell unterstrichen: Hauptverwaltung Kohle die Freundin des Herrn Laurenz]. In der späteren Zeit wurde mir bekannt, daß Frl. Rettschlag aufgrund des Vorkommnisses seitens der Betriebsgruppe den Rat erhalten hat, sich von Herrn Laurenz, der aus der Kohle ausscheiden mußte, zurückzuziehen. [handschriftliche Markierung] Ich stellte nun fest, daß mehrere Tische vor mir, [manuell unterstrichen: Frl. Elli Barczatis, heutige Sekretärin bei Herrn Grotewohl (früher Sekretärin bei Herrn Sobottka HV Kohle) sass.] Ich bemerkte, daß Herr Laurenz nach kurzer Zeit zahlte, sich nach Frl. Barczatis umsah und den Raum verließ. Frl. B. nahm nun aus einer von mir vorher nicht festgestellten [versuchte Unkenntlichmachung: Tsche] Tasche ein Aktenbündel, legte dieses in eine größere Tasche und verließ ohne zu bezahlen den Raum. Nach kurzer Zeit kehrte Frl. B. wieder zurück und legte eine kleinere Tasche in die größere und unterhielt sich mit der am gleichen Tisch sitzenden Dame. Ich nehme an, daß es sich um eine Kollegin handelt, denn der Austausch der Blicke konnte nur sagen, daß diese Dame Bescheid wußte.
[Unterschrift: [anonymisiert]]
[handschriftliche Ergänzung: erhalten vom Gen. Steinbach III
am 10.01.51]
[Unterschrift: Reuscher] ???
Von 1950 bis 1968 geltende Bezeichnung für die gewöhnlichen inoffiziellen Mitarbeiter, in den ersten Jahren auch nur Informatoren genannt. 1968 wurden die GI überwiegend zu IMS. GI dienten vor allem der allgemeinen Informationsbeschaffung. Sie wurden dabei auch zunehmend zur Sicherung von Institutionen, zur Feststellung der Bevölkerungsstimmung, zur Überprüfung verdächtiger Personen, zur Verhinderung von Republikfluchten oder auch bei Ermittlungen und Fahndungen eingesetzt.
Hauptverwaltung (HV) war eine Organisationseinheit in der MfS-Zentrale, die bereits ausdifferenzierte Aufgabenkomplexe in einer hierarchisch gegliederten Einheit zusammenfasst. Überwiegend durch Stellvertreter des Ministers direkt geleitet. Über das Gründungsjahrzehnt des MfS hinweg hatte nur die HV A als echte HV Bestand. Daneben war Hauptverwaltung eine Bezeichnung für Diensteinheiten im MfS ohne strukturell berechtigenden Hintergrund.
Signatur: BStU, MfS, AOP, Nr. 57/56, Bl. 18-20
Der Geheime Informator "Grünspan" informierte die Stasi ab Januar 1951 über Treffen zwischen Elli Barczatis und Karl Laurenz. Einer dieser Berichte enthält detaillierte Personenbeschreibungen und den Plan für eine weitere Beobachtung.
Elli Barczatis wurde Anfang der 50er Jahre vermutlich ohne ihr Wissen zur Informantin für die Organisation Gehlen, die Vorläuferin des Bundesnachrichtendienstes (BND). Der westdeutsche Geheimdienst nutzte sie als Quelle in Ost-Berlin, ohne sie offiziell in diese Tätigkeit einzuweihen. Von April 1950 bis Januar 1953 war Barczatis die Chefsekretärin des Ministerpräsidenten der DDR, Otto Grotewohl. Kurz zuvor ging sie eine Liebesbeziehung mit dem Journalisten und Übersetzer Karl Laurenz ein, der nach seinem Bruch mit der SED und den daraus resultierenden beruflichen Schwierigkeiten 1952 begonnen hatte, für die Organisation Gehlen zu sppionieren. Unter dem Vorwand, Material für seine journalistische Arbeit zu sammeln, ließ er sich von Barczatis mit internen Informationen aus dem Büro des Ministerpräsidenten versorgen.
Das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) wurde früh auf die beiden aufmerksam. Nachdem eine ehemalige Kollegin von Barczatis und Laurenz der Stasi Anfang Januar 1951 von einem Treffen der beiden berichtet hatte, intensivierte die Geheimpolizei ihre Ermittlungen. Die Kollegin arbeitete fortan als GI "Grünspan" für das MfS.
Ein Bericht der Abteilung III (Volkswirtschaft) vom 18. Januar 1951 fasst die Ergebnisse eines Treffens mit "Grünspan" zusammen. Neben ausführlichen Personenbeschreibungen von Barczatis, Laurenz und einer ehemaligen Kollegin der beiden enthält er auch zwei Beobachtungsberichte, darunter den ersten Bericht von Anfang Januar 1951. Aus dem Dokument geht hervor, dass eine weitere Beobachtung für den nächsten Tag angesetzt war. Über bestimmte Zeichen, wie die Position der Zeitung auf dem Tisch, sollte "Grünspan" den anwesenden MfS-Mitarbeitern signalisieren, wer sich in der Gaststätte aufhielt und ob Barczatis und Laurenz Dokumente austauschten. Wie eine nachträglich hinzugefügte Notiz zeigt, erschien am Tag der geplanten Beobachtung jedoch "keine der angegebenen Personen".
Berlin, den 18.01.1951
Bericht
Am 18.01.51 suichte ich den geheimen Mitarbeiter [handschriftliche Ergänzung: "Grünspan"] um 19:00 Uhr in der Wohnung auf. Die Wohnung liegt im 1. Stock und ist nur von dem geh. Mitarbeiter bewohnt.
Zweck der Besuche: Zusätzliche Angaben über die Angelegenheit Sylvester.
1. Zu [handschriftliche Ergänzung: Laurenz]:
[handschriftliche Markierung] [handschriftliche Ergänzung: L] hatte während seiner Dienstzeit im Ministerium, Hautpverwaltung Kohle gute Verbindung zu [anonymsiert], der damals [anonymsiert] war, und ihm jede Unterstützung mit Fahrzeugen gewährte- [anonymsiert] als Leiter der Abteilung, hat auch [handschriftliche Ergänzung: Sobottka] selbst als [anonymsiert] im Jahre 1949 ablässlich einer offiziellen Dienstfahrt nach dem Westen begleitet. Ausserdem ist es bekannt, dass [anonymsiert] mit L. zusammen verschiedene Einkäufe (Kraftwagenersatzteile) in Westberlin tätigte. [anonymsiert] ist jetzt im Ministerium für Schwerindustrie, [anonymsiert] L. ist sehr aalglatt, hat niemand besonders bevorzugt und hatte ausser zur [handschriftliche Ergänzung: Rettschlag] und [handschriftliche Ergänzung: Barczatis] kein anderes Verhältnis.
[anonymsierter Abschnitt]
[handschriftliche Ergänzung: Laurenz] kennt [handschriftliche Ergänzung: Grünspan] also sehr gut. [handschriftliche Ergänzung: L.] ist 1.80 m groß, korpulent, hat glattes Gesicht, dunkelblond, auffallend ist sein aufrechter Gang, seine grossen langsamen Schritte, trägt meistens einen grauen Mantel und grossen graue Schlapphut, Brillenträger, beobachtet alles sehr genau und hat eine eigenartige Stimme. Kurz vor dessen Entlassung aus dem Ministerium hat L. noch einen Führerschei gemacht.und sich sehr bemüht, die russische Sprache zu erlernen, vernachlässigte dabei seine Arbeit während der Dienstzeit. L. schreibt sehr gut Stenographie und Maschine. Es ist nicht bekannt, ob R. und L. sich noch treffen. [handschriftliche Markierung]
2. Zur Person [handschriftliche Ergänzung: Rettschlag]
Sie wohnt in einem Hause in Wiessenseee, das zum PKB gehört.
Das Haus wurde 1949 von den Freunden für Deutsche freigemacht. Sie wohnt allein. L. hat sie dort besucht. Der [anonymsiert] wohnt neben ihr und hat G. Mitteilung davon gemacht, dass L. offiziell bei ihr verkehrt.
Charaktereigenschaftn der [handschriftliche Ergänzung: R].
Sie ist hysterisch, wenn kein Verhältnis mit L. bestehen würde, würde sie sich einen anderen Mannsuchen. Sie könnte ihre Liebe zu L. in Hass umwandeln. Es ist aber der G. nicht bekannt, ob die beiden noch Verbindung haben.
R. ist 1,58 m groß, hat schwarzes Haar, trägt meistens Baskenmütze und einen auffällig farbigen Mantel. Sie ist ca. 48 Jahre alt. Auffällig ist, dass sie sich jetzt nicht mehr so sorgfältig wie früher kleidet.
Bei Frau [anonymsiert] war R. nie und hat auch keine persönliche Verbindung zu ihr.
b.w.
Operative Beobachtung
Die Beobachtung zählte zu den konspirativen Ermittlungsmethoden, die in der Regel von operativen Diensteinheiten in Auftrag gegeben und von hauptamtlichen Mitarbeitern der Linie VIII (Hauptabteilung VIII) durchgeführt wurden. Dabei wurden sog. Zielpersonen (Beobachtungsobjekte genannt) über einen festgelegten Zeitraum beobachtet, um Hinweise über Aufenthaltsorte, Verbindungen, Arbeitsstellen, Lebensgewohnheiten und ggf. strafbare Handlungen herauszufinden. Informationen aus Beobachtungen flossen in Operative Personenkontrollen, Operative Vorgänge oder Sicherheitsüberprüfungen ein. Im westlichen Ausland wurden Beobachtungen meist von IM unter falscher Identität ausgeführt.
Von 1950 bis 1968 geltende Bezeichnung für die gewöhnlichen inoffiziellen Mitarbeiter, in den ersten Jahren auch nur Informatoren genannt. 1968 wurden die GI überwiegend zu IMS. GI dienten vor allem der allgemeinen Informationsbeschaffung. Sie wurden dabei auch zunehmend zur Sicherung von Institutionen, zur Feststellung der Bevölkerungsstimmung, zur Überprüfung verdächtiger Personen, zur Verhinderung von Republikfluchten oder auch bei Ermittlungen und Fahndungen eingesetzt.
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Signatur: BStU, MfS, AOP, Nr. 57/56, Bl. 18-20
Der Geheime Informator "Grünspan" informierte die Stasi ab Januar 1951 über Treffen zwischen Elli Barczatis und Karl Laurenz. Einer dieser Berichte enthält detaillierte Personenbeschreibungen und den Plan für eine weitere Beobachtung.
Elli Barczatis wurde Anfang der 50er Jahre vermutlich ohne ihr Wissen zur Informantin für die Organisation Gehlen, die Vorläuferin des Bundesnachrichtendienstes (BND). Der westdeutsche Geheimdienst nutzte sie als Quelle in Ost-Berlin, ohne sie offiziell in diese Tätigkeit einzuweihen. Von April 1950 bis Januar 1953 war Barczatis die Chefsekretärin des Ministerpräsidenten der DDR, Otto Grotewohl. Kurz zuvor ging sie eine Liebesbeziehung mit dem Journalisten und Übersetzer Karl Laurenz ein, der nach seinem Bruch mit der SED und den daraus resultierenden beruflichen Schwierigkeiten 1952 begonnen hatte, für die Organisation Gehlen zu sppionieren. Unter dem Vorwand, Material für seine journalistische Arbeit zu sammeln, ließ er sich von Barczatis mit internen Informationen aus dem Büro des Ministerpräsidenten versorgen.
Das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) wurde früh auf die beiden aufmerksam. Nachdem eine ehemalige Kollegin von Barczatis und Laurenz der Stasi Anfang Januar 1951 von einem Treffen der beiden berichtet hatte, intensivierte die Geheimpolizei ihre Ermittlungen. Die Kollegin arbeitete fortan als GI "Grünspan" für das MfS.
Ein Bericht der Abteilung III (Volkswirtschaft) vom 18. Januar 1951 fasst die Ergebnisse eines Treffens mit "Grünspan" zusammen. Neben ausführlichen Personenbeschreibungen von Barczatis, Laurenz und einer ehemaligen Kollegin der beiden enthält er auch zwei Beobachtungsberichte, darunter den ersten Bericht von Anfang Januar 1951. Aus dem Dokument geht hervor, dass eine weitere Beobachtung für den nächsten Tag angesetzt war. Über bestimmte Zeichen, wie die Position der Zeitung auf dem Tisch, sollte "Grünspan" den anwesenden MfS-Mitarbeitern signalisieren, wer sich in der Gaststätte aufhielt und ob Barczatis und Laurenz Dokumente austauschten. Wie eine nachträglich hinzugefügte Notiz zeigt, erschien am Tag der geplanten Beobachtung jedoch "keine der angegebenen Personen".
3. Zur Person [handschriftliche Ergänzung: Barczatis] :
Sie ist ca. 38 Jahre alt, ein ruhiger Mensch, hat die Stelle als Sektretärin bei [handschriftliche Ergänzung: Grotewohl] nicht selbst gesucht, sondern auf Vorschlag des Personalleiters [manuell rot unterstrichen: Nöske.] G. weiß das, da Nöske sie (die G.) zuerst gefragt hatte, ob sie die Stele annehmen würde. B. hatte also kein Interesse gehabt, zum Genossen [handschriftliche Ergänzung: Grotewohl] als Sektretärin zu gehen, im Gegenteil, sie war empört darüber, dass [handschriftliche Ergänzung: Sobottka] sie freigegeben hat. B. ist heute noch mit Frau [anonymisiert] befreundet, die Bekanntschaft kommtvon der gemeinsamen Arbeit in der HA.
Sie ist ca. 38 Jahre alt, ein ruhiger Mensch, hat die Stelle als Sektretärin bei [handschriftliche Ergänzung: Grotewohl] nicht selbst gesucht, sondern auf Vorschlag des Personalleiters [manuell rot unterstrichen: Nöske.] G. weiß das, da Nöske sie (die G.) zuerst gefragt hatte, ob sie die Stele annehmen würde. B. hatte also kein Interesse gehabt, zum Genossen [handschriftliche Ergänzung: Grotewohl] als Sektretärin zu gehen, im Gegenteil, sie war empört darüber, dass [handschriftliche Ergänzung: Sobottka] sie freigegeben hat. B. ist heute noch mit Frau [anonymisiert] befreundet, die Bekanntschaft kommtvon der gemeinsamen Arbeit in der HA.
B. ist oft in der Wohnung der [anonymisiert] in Oberschöneweide. Sie unterhält diese Freundschaft offensichtlich zu dem Zweck, sich dort mit [handschriftliche Ergänzung: Laurenz] in deren Wohnung zu treffen, da die B. zu Hause keine Gelegenheit hat (sie wohnt mit ihrer Mutter, SED, und ihrer Schwester Herta zusammen). Frau [anonymisiert] ist die einzige, die vom Verhältnis der B. und [handschriftliche Ergänzung: Laurenz] weiss. G. kennt [anonymisiert] von der Arbeitsstelle her und sie haben sich seinerzeit gegenseitig Ratschläge über die Scheidunhgg der G. ausgetauscht. (G. wurde Mitte 1949 geschieden). G. hat [anonymisiert] auch in der Wohnung besucht- (Letzter Besuch im Februar 1949).
B. wird von der G. als ein angenehmer Mensch geschildert, mit dunkelblondem Bubikopf, nicht modern gekleidet.
[anonymisierter Abschnitt]
4. Zur Person der Hertha [handschriftliche Ergänzung: Barczatis]
Hertha ist die Schwester der [handschriftliche Ergänzung: Barczatis]. Sie ist westlich eingestellt und zwar eng verbunden mit einer Gruppe Kohle-Fachleuten wie [anonymisiert] die sich vor längerer Zeit nach Westberlin abgesetzt haben. Hertha ist in der Registratur bei Abteilungsleiter [anonymisiert] im Ministerium für Schwerindustrie HVerwaltung [handschriftliche Ergänzung: Kohle] beschäftigt.
5. Treffen des [handschriftliche Ergänzung: L] mit [handschriftliche Ergänzung: R] im HO am 06.04.1950 Ecke Leipziger-Friedrichstr.
G. sass mit 2 Herren, die sie bei ihrem FDGB-Urlaub kennengelernt hat, deren Namen ihr heute nicht mehr bekannt sind, im HO. [handschriftliche Ergänzung: R] kam ins Restaurant, ging an ihr vorbei und grüsste sie und setzte sich an einen NAchbartisch. Kurze Zeit darauf kam [handschriftliche Ergänzung: L.] . Er ging an den Tisch der [handschriftliche Ergänzung: R] bezahlt hatte. Beide gingen dann fort. Das Lokal war wenig besucht, es war gegen 17:30 Uhr. Es war offensichtlich, dass [handschriftliche Ergänzung: R] auf [handschriftliche Ergänzung: L] gewartet hat.
6. Treffen am 30.12.1950 im HO. Ecke Friedrich-Leipzigerstr.
G. sass mit einem persönlichen Bekannten (nicht aus dem Ministerium) im HO. Nach kurzer Zeit fiel ihr ein Mann auf, der sich nach allen Seiten umsah, jedoch sie nicht bemerkte. G. erkannte, dass es der [handschriftliche Ergänzung: L] war. Kurze Zeit darauf stand der [handschriftliche Ergänzung: L] auf und ging in den Gang. G. bemerkte, dass auch [handschriftliche Ergänzung: B.] mit einer ihr unbekannten Dame an einem anderen Tisch sass. Die beiden sassen am Tisch, als ob sie nciht zueinander gehörten. G. bemerkte, dass die [handschriftliche Ergänzung: B] vom Stuhl eine größere Anzahl
Operative Beobachtung
Die Beobachtung zählte zu den konspirativen Ermittlungsmethoden, die in der Regel von operativen Diensteinheiten in Auftrag gegeben und von hauptamtlichen Mitarbeitern der Linie VIII (Hauptabteilung VIII) durchgeführt wurden. Dabei wurden sog. Zielpersonen (Beobachtungsobjekte genannt) über einen festgelegten Zeitraum beobachtet, um Hinweise über Aufenthaltsorte, Verbindungen, Arbeitsstellen, Lebensgewohnheiten und ggf. strafbare Handlungen herauszufinden. Informationen aus Beobachtungen flossen in Operative Personenkontrollen, Operative Vorgänge oder Sicherheitsüberprüfungen ein. Im westlichen Ausland wurden Beobachtungen meist von IM unter falscher Identität ausgeführt.
Von 1950 bis 1968 geltende Bezeichnung für die gewöhnlichen inoffiziellen Mitarbeiter, in den ersten Jahren auch nur Informatoren genannt. 1968 wurden die GI überwiegend zu IMS. GI dienten vor allem der allgemeinen Informationsbeschaffung. Sie wurden dabei auch zunehmend zur Sicherung von Institutionen, zur Feststellung der Bevölkerungsstimmung, zur Überprüfung verdächtiger Personen, zur Verhinderung von Republikfluchten oder auch bei Ermittlungen und Fahndungen eingesetzt.
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Sekretärin im Visier der Stasi
Einleitung
Eröffnung des Geheimprozesses gegen Elli Barczatis und Karl Laurenz wegen Spionage
Erste Hinweise und Beginn der Ermittlungen
Bericht über die Weiterbeschäftigung von Elli Barczatis beim Ministerpräsidenten der DDR
Erster Bericht über ein Treffen von Elli Barczatis und Karl Laurenz
Bericht über ein Treffen mit GI "Grünspan"
Vermerk zur sofortigen Beschaffung der Akte von Elli Barczatis
Gruppenvorgang "Sylvester"
Beschluss über das Anlegen des Gruppenvorgangs "Sylvester"
Bericht über eine Beobachtung von Elli Barczatis in Ost-Berlin
Antrag auf Telefonüberwachung von Karl Laurenz
Karl Laurenz und die Organisation Gehlen
Bericht über eine Beobachtung von Karl Laurenz in West-Berlin
"Gänseblümchen" im Visier der Stasi
Vermerk zur Wiedereinstellung von Elli Barczatis beim Ministerpräsidenten der DDR
GI-Bericht über Falle für Elli Barczatis
Festnahme und Haft
Einlieferungsanzeige von Karl Laurenz
Einlieferungsanzeige von Elli Barczatis
Amtshilfeantrag des persönlichen Referenten Otto Grotewohls zum Verbleib von Elli Barczatis
Vermerk über die Geständnisverweigerung von Karl Laurenz
Vergleich der Staatssicherheit mit den nationalsozialistischen Geheimdiensten durch Karl Laurenz
Brief von Hertha Barczatis an Otto Grotewohl über ihre Schwester Elli
Prozess, Verurteilung und Tod
Anklageschrift gegen Karl Laurenz und Elli Barczatis
Vernehmung von Elli Barczatis im Geheimprozess gegen sie und Karl Laurenz wegen Spionage
Vernehmung von Karl Laurenz im Geheimprozess gegen ihn und Elli Barczatis wegen Spionage
Plädoyer des Staatsanwalts im Geheimprozess gegen Elli Barczatis und Karl Laurenz wegen Spionage
Schlusswort von Elli Barczatis im Geheimprozess gegen sie und Karl Laurenz wegen Spionage
Schlusswort von Karl Laurenz im Geheimprozess gegen ihn und Elli Barczatis wegen Spionage
Sitzungsbericht von Staatsanwalts Wolfgang Lindner über die Hauptverhandlung gegen Elli Barczatis und Karl Laurenz
Ablehnung der Gnadengesuche für Elli Barczatis und Karl Laurenz
Gnadengesuche für Elli Barczatis und Karl Laurenz
Vollstreckungsprotokoll der Hinrichtung von Elli Barczatis
Vollstreckungsprotokoll der Hinrichtung von Karl Laurenz
Nachklang