Signatur: BArch, MfS, VRD, Nr. 5495, Bl. 15-16
In direkter Nachbarschaft zur ehemaligen Stasi-Zentrale in Berlin-Lichtenberg liegt bis heute das Hans-Zoschke-Stadion, die Heimat des Sportvereins SV Lichtenberg 47. Die enge Bebauung des Stasi-Areal Mitte der 70er und der trotzdem steigende Platzbedarf des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) sorgten dafür, dass die Stasi ihre Lichtenberger Zentrale auf das Gelände des angrenzenden Stadions ausdehnen wollte. Doch eine Übernahme war nicht ohne Weiteres möglich.
Bereits seit Mitte der 70er Jahre zeigte das MfS großes Interesse daran, das Gelände des Hans-Zoschke-Stadions im Zuge baulicher Erweiterungen der Stasi-Zentrale zu übernehmen. Mittlerweile war der Hauptsitz des MfS zu einem riesigen Areal von über fünf Hektar angewachsen. Seit 1979 kam nördlich des Fußball-Stadions, an der Gotlindestraße gelegen, ein neu errichteter Gebäudekomplex hinzu (Häuser 40 bis 49). Dieses Teilobjekt Gotlindestraße hatte keine direkte Verbindung zum Hauptareal. Getrennt waren die beiden Objekte nur durch das Hans-Zoschke-Stadion, wo die Fußballer von Lichtenberg 47 ihre Heimspiele austrugen.
Das Stadion war der Stasi deshalb ein Dorn im Auge. Laut MfS verhinderte es die Schaffung eines in sich geschlossenen Dienstobjekts. Dies war für die Stasi einerseits aus Sicherheitsgründen problematisch, da das Stadion zwischen den beiden Teilobjekten die Objektsicherung sowie den Transport von dienstlichen Unterlagen erschwerte. Zum anderen plante die Stasi das Hans-Zoschke-Stadion und sein Gelände für den eigenen Dienstsport zu nutzen. Deshalb bereitete die Verwaltung Rückwärtige Dienste der Stasi (VRD) die Übernahme des Stadions vor, was sich jedoch problematisch gestaltete.
Denn am 30. Juni 1982 hatte der Magistrat, die oberste Verwaltungseinheit Ost-Berlins, den Beschluss Nr. 275/82 gefasst. Er legte fest, dass eine Inanspruchnahme von Sportobjekten im Stadtgebiet nur dann erfolgen kann, wenn zum Zeitpunkt der Beanspruchung eine adäquate nutzungsfähige Ersatzanlage zur Verfügung steht. Die Stasi konnte den Sportverein also nicht einfach aus dem Hans-Zoschke-Stadion verbannen ohne ihm eine alternative Sportstätte anzubieten.
So scheiterte die Stadionübernahme durch die Stasi bis zum Ende der Geheimpolizei. Die Suche nach einer Alternativspielstätte für die Fußballer war erfolglos geblieben, da es im Ost-Berlin der späten 70er und frühen 80er schlicht zu wenige Sportplätze gab. Auch ein Stadionneubau war aufgrund von Planrückständen und knappen Baukapazitäten bis zum Mauerfall unmöglich. So ist der SV Lichtenberg 47 bis heute im Hans-Zoschke-Stadion zu Hause.
In einem Schreiben an Minister Erich Mielke beschrieb Generalmajor Günther Müller der VRD den aktuellen Stand der Übernahme des Hans-Zoschke-Stadions. Müller plante den Bau einer Sport- und Schwimmhalle mit einer Schießanlage im Kellergeschoss, nutzbar durch MfS-Mitarbeiter oder Sportler der SV Dynamo. Für den Bau plante man das Bauunternehmen VOKD Ostrava aus der Tschechoslowakei einzusetzen, welches in der Vergangenheit bereits Aufträge für das MfS durchgeführt hatte. Doch Mielke bestätigte die Vorlage nicht, wie eine handschriftliche Notiz auf dem ersten Blatt belegt.
Verwaltung Rückwärtige Dienste
Leiter
Berlin, 22. Juni 1987
[handschriftliche Ergänzung: am 29.06.1987 vom Minister behandelt u. nicht bestätigt; [Unterschrift: Müller]]
[handschriftliche Ergänzung: 3/7. [Unterschrift: [unleserlich]]]
Genossen Minister
Entsprechend den von Ihnen getroffenen Festlegungen zur weiteren Ausgestaltung des zentralen Dienstkomplexes Normannenstraße bis 1990 ist nach Realisierung der Ersatzmaßnahme für das Hans-Zoschke-Stadion dessen Übernahme und Nutzung durch das MfS im Jahre 1988 vorgesehen. Damit bietet sich für die Diensteinheiten des MfS Berlin eine effektive Möglichkeit der Durchführung des Dienst- und Freizeitsports in unmittelbarer Nähe des Dienstobjektes.
Der gegenwärtige Zustand dieser Sportstätte, die ausschließlich als Fußballstadion in der Wettkampfsaison genutzt wurde, sowie das Fehlen ausreichender Sanitär- und Umkleidemöglichkeiten lassen die ganzjährige Nutzung sowie die Durchführung vielfältiger Maßnahmen der militär-tschekistischen und -sportlichen Ausbildung nicht zu. Bauliche Veränderungen im Stadion selbst (Einordnung Sprung-, Lauf- und Wurfanlage) und die Schaffung von Sanitär- und Umkleideräumen sowie die Wärmeversorgung sind unbedingt notwendig.
Unter Zugrundelegung des mit der Übernahme des Hans-Zoschke-Stadions verbundenen notwendigen Aufwandes für das MfS schlage ich Ihnen vor, auf dem Gelände dieser Sportanlage eine Sport- und Schwimmhalle einschließlich Schießanlage im Kellergeschoß bei weitestgehender Erhaltung des Stadions zu errichten.
Damit wäre allen gegenwärtigen und künftigen Forderungen zur optimalen Gestaltung der militär-tschekistischen und -sportlichen Ausbildung auf effektive Weise entsprochen. Das würde zugleich bedeuten, daß die von Diensteinheiten zum Teil mit hohem Aufwand genutzten Kapazitäten von Sporteinrichtungen im Territorium nicht mehr in Anspruch genommen werden müssen und der Bevölkerung wieder voll zur Verfügung stehen. Zum anderen erfolgt durch die Entlastung der Sportstätten der SV Dynamo sowie des Militärsportzentrums Karlshorst.
Mit der Schaffung der vorgeschlagenen Sport- und Schwimmhalle besteht darüber hinaus die Möglichkeit, den Mitarbeitern des MfS und deren Familienangehörigen die Durchführung des Freizeitsports zu gestatten sowie im Rahmen der Patenschaftsarbeit des MfS die sportliche Betätigung zu unterstützen bzw. eine teilweise Nutzung der Schwimmhalle durch die SG Dynamo Hohenschönhausen zu prüfen.
Zur Legitimation der DDR-Geheimpolizei diente eine spezifische Ausformung der marxistisch-leninistischen Ideologie, die rückblickend als "Tschekismus" bezeichnet werden kann. Das MfS konstruierte damit ein normatives Gefüge, dessen Begriffskern die Berufung auf die 1917 von den Bolschewiki gegründete sowjetische Geheimpolizei Tscheka (oder ČK – russ.: Außerordentliche Allrussische Kommission zur Bekämpfung von Konterrevolution, Spekulation und Sabotage) war.
Daraus leitete das MfS einen Katalog von Funktionen, Selbstzuschreibungen und Verhaltensmaßgaben für die Mitarbeiter ab. Im Vokabular der Staatssicherheit tauchte der Begriff als Bezeichnung für die Mitarbeiter ("Tschekisten") sowie als daraus abgeleitetes Adjektiv ("tschekistisch ") auf. Elemente der "tschekistischen" Ideologie waren:
Aus dieser Ideologie ergab sich das normative Leitbild der "tschekistischen Persönlichkeit" für die Formung und seelisch-moralische Orientierung der MfS-Mitarbeiter als Weltanschauungskämpfer. Im Mittelpunkt standen die "tiefen Gefühle des Hasses, des Abscheus, der Abneigung und Unerbittlichkeit" als "entscheidende Grundlage für den leidenschaftlichen und unversöhnlichen Kampf gegen den Feind".
Hinzu kamen soldatische Tugenden wie bedingungslose Einsatzbereitschaft, Härte, Standhaftigkeit, Mut und Opferbereitschaft und geheimdienstliche Kompetenzen wie die Fähigkeit zur Konspiration und zur Verkörperung von operativen Legenden, die an die maskuline Kampf- und Gewaltkultur aus der Epoche der Bürgerkriege in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts anknüpften.
Diese Kombination aus Leidenschaft, Prinzipientreue und Härte wurde personifiziert in der kulthaften Überhöhung des asketisch-revolutionären Tscheka-Vorsitzenden Feliks Dzierżyński (1877–1926), dessen (nicht belegtes) Zitat: "Tschekist sein kann nur ein Mensch mit kühlem Kopf, heißem Herzen und sauberen Händen" die wohl meistzitierte Formel der "tschekistischen" Ideologie war. Sie diente der Erziehung zur "bewussten Disziplin".
Zugleich diente dieser Kult als normatives Widerlager zur Alltagskultur der geheimen Sicherheitsbürokratie, in der sich das elitäre Selbstverständnis der "Genossen erster Kategorie" (Wilhelm Zaisser 1953) in einem Gemenge von Machtbewusstsein, Privilegienwirtschaft und einer Neigung zu periodischen Alkoholexzessen niederschlug.
Historisch betrachtet war die "tschekistische" Ideologie im MfS von den Anfängen an Grundlage der inneren Verfassung, gewann jedoch als explizites Leitbild erst infolge der halbherzigen Entstalinisierung nach 1956 an Bedeutung, als Stalin und seine Leitsätze wie der von der "ständigen Verschärfung des Klassenkampfes" nicht mehr benutzt werden konnten. Die damit auch in der Sowjetunion einhergehende Dzierżyński-Renaissance führte in der DDR zur öffentlichen Aufwertung, deren Höhepunkt die Feierlichkeiten anlässlich des 100. Geburtstages Dzierżyńskis 1977 bildeten.
Bis zum Beginn der kritischen vergangenheitspolitischen Debatten in der Sowjetunion 1985/86 gewann der Tscheka-Kult zudem neben der Traditionsarbeit zum kommunistischen Antifaschismus im MfS weiter an Bedeutung. Beide dienten als Surrogat für die verblassende Sinnstiftung unter den MfS-Mitarbeitern, denen es an persönlichen Kampferfahrungen fehlte und die die sukzessive Begrenzung ihrer "außerordentlichen" Legitimation in der täglichen Verfolgungspraxis (sinkende Strafmaße, Freikauf von Häftlingen, Tätigkeit westlicher Medien von der DDR aus usw.) verarbeiten mussten.
In den Rettungs- und Rechtfertigungsversuchen im und nach dem Herbst 1989 rückten SED/PDS und MfS-Führung schnell ab von der "tschekistischen" Ideologie. Der Versuch, einen entstalinisierten "sauberen Tschekismus" zu etablieren, blieb die Ausnahme. An ihre Stelle trat ein Etatismus, der das MfS als Element "normaler" Staatlichkeit legitimierte.
Zur Legitimation der DDR-Geheimpolizei diente eine spezifische Ausformung der marxistisch-leninistischen Ideologie, die rückblickend als "Tschekismus" bezeichnet werden kann. Das MfS konstruierte damit ein normatives Gefüge, dessen Begriffskern die Berufung auf die 1917 von den Bolschewiki gegründete sowjetische Geheimpolizei Tscheka (oder ČK – russ.: Außerordentliche Allrussische Kommission zur Bekämpfung von Konterrevolution, Spekulation und Sabotage) war.
Daraus leitete das MfS einen Katalog von Funktionen, Selbstzuschreibungen und Verhaltensmaßgaben für die Mitarbeiter ab. Im Vokabular der Staatssicherheit tauchte der Begriff als Bezeichnung für die Mitarbeiter ("Tschekisten") sowie als daraus abgeleitetes Adjektiv ("tschekistisch ") auf. Elemente der "tschekistischen" Ideologie waren:
Aus dieser Ideologie ergab sich das normative Leitbild der "tschekistischen Persönlichkeit" für die Formung und seelisch-moralische Orientierung der MfS-Mitarbeiter als Weltanschauungskämpfer. Im Mittelpunkt standen die "tiefen Gefühle des Hasses, des Abscheus, der Abneigung und Unerbittlichkeit" als "entscheidende Grundlage für den leidenschaftlichen und unversöhnlichen Kampf gegen den Feind".
Hinzu kamen soldatische Tugenden wie bedingungslose Einsatzbereitschaft, Härte, Standhaftigkeit, Mut und Opferbereitschaft und geheimdienstliche Kompetenzen wie die Fähigkeit zur Konspiration und zur Verkörperung von operativen Legenden, die an die maskuline Kampf- und Gewaltkultur aus der Epoche der Bürgerkriege in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts anknüpften.
Diese Kombination aus Leidenschaft, Prinzipientreue und Härte wurde personifiziert in der kulthaften Überhöhung des asketisch-revolutionären Tscheka-Vorsitzenden Feliks Dzierżyński (1877–1926), dessen (nicht belegtes) Zitat: "Tschekist sein kann nur ein Mensch mit kühlem Kopf, heißem Herzen und sauberen Händen" die wohl meistzitierte Formel der "tschekistischen" Ideologie war. Sie diente der Erziehung zur "bewussten Disziplin".
Zugleich diente dieser Kult als normatives Widerlager zur Alltagskultur der geheimen Sicherheitsbürokratie, in der sich das elitäre Selbstverständnis der "Genossen erster Kategorie" (Wilhelm Zaisser 1953) in einem Gemenge von Machtbewusstsein, Privilegienwirtschaft und einer Neigung zu periodischen Alkoholexzessen niederschlug.
Historisch betrachtet war die "tschekistische" Ideologie im MfS von den Anfängen an Grundlage der inneren Verfassung, gewann jedoch als explizites Leitbild erst infolge der halbherzigen Entstalinisierung nach 1956 an Bedeutung, als Stalin und seine Leitsätze wie der von der "ständigen Verschärfung des Klassenkampfes" nicht mehr benutzt werden konnten. Die damit auch in der Sowjetunion einhergehende Dzierżyński-Renaissance führte in der DDR zur öffentlichen Aufwertung, deren Höhepunkt die Feierlichkeiten anlässlich des 100. Geburtstages Dzierżyńskis 1977 bildeten.
Bis zum Beginn der kritischen vergangenheitspolitischen Debatten in der Sowjetunion 1985/86 gewann der Tscheka-Kult zudem neben der Traditionsarbeit zum kommunistischen Antifaschismus im MfS weiter an Bedeutung. Beide dienten als Surrogat für die verblassende Sinnstiftung unter den MfS-Mitarbeitern, denen es an persönlichen Kampferfahrungen fehlte und die die sukzessive Begrenzung ihrer "außerordentlichen" Legitimation in der täglichen Verfolgungspraxis (sinkende Strafmaße, Freikauf von Häftlingen, Tätigkeit westlicher Medien von der DDR aus usw.) verarbeiten mussten.
In den Rettungs- und Rechtfertigungsversuchen im und nach dem Herbst 1989 rückten SED/PDS und MfS-Führung schnell ab von der "tschekistischen" Ideologie. Der Versuch, einen entstalinisierten "sauberen Tschekismus" zu etablieren, blieb die Ausnahme. An ihre Stelle trat ein Etatismus, der das MfS als Element "normaler" Staatlichkeit legitimierte.
Die Verwaltung Rückwärtige Dienste (VRD) entstand 1974 aus der HA VuW, der HV B und ihr unterstellter bzw. zugeordneter Diensteinheiten sowie der Abteilung Finanzen. Ihre Aufgaben waren die materiell-technische Sicherstellung der Arbeit der MfS-Diensteinheiten, insbesondere durch Planung und Bereitstellung des materiellen Bedarfs, Bestands- und Lagerhaltung sowie der Bilanzierung.
Dazu gehörten auch Sicherungsaufgaben zur Unterbindung jedweder Feindtätigkeit im Anleitungsbereich, vor allem in Betrieben im bzw. beim MfS sowie Erfassung, Lagerung und Verteilung und Verwertung der in den Diensteinheiten des MfS angefallenen Asservate mit Ausnahme von Zahlungsmitteln, Schmuck und Edelmetallen.
Signatur: BArch, MfS, VRD, Nr. 5495, Bl. 15-16
In direkter Nachbarschaft zur ehemaligen Stasi-Zentrale in Berlin-Lichtenberg liegt bis heute das Hans-Zoschke-Stadion, die Heimat des Sportvereins SV Lichtenberg 47. Die enge Bebauung des Stasi-Areal Mitte der 70er und der trotzdem steigende Platzbedarf des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) sorgten dafür, dass die Stasi ihre Lichtenberger Zentrale auf das Gelände des angrenzenden Stadions ausdehnen wollte. Doch eine Übernahme war nicht ohne Weiteres möglich.
Bereits seit Mitte der 70er Jahre zeigte das MfS großes Interesse daran, das Gelände des Hans-Zoschke-Stadions im Zuge baulicher Erweiterungen der Stasi-Zentrale zu übernehmen. Mittlerweile war der Hauptsitz des MfS zu einem riesigen Areal von über fünf Hektar angewachsen. Seit 1979 kam nördlich des Fußball-Stadions, an der Gotlindestraße gelegen, ein neu errichteter Gebäudekomplex hinzu (Häuser 40 bis 49). Dieses Teilobjekt Gotlindestraße hatte keine direkte Verbindung zum Hauptareal. Getrennt waren die beiden Objekte nur durch das Hans-Zoschke-Stadion, wo die Fußballer von Lichtenberg 47 ihre Heimspiele austrugen.
Das Stadion war der Stasi deshalb ein Dorn im Auge. Laut MfS verhinderte es die Schaffung eines in sich geschlossenen Dienstobjekts. Dies war für die Stasi einerseits aus Sicherheitsgründen problematisch, da das Stadion zwischen den beiden Teilobjekten die Objektsicherung sowie den Transport von dienstlichen Unterlagen erschwerte. Zum anderen plante die Stasi das Hans-Zoschke-Stadion und sein Gelände für den eigenen Dienstsport zu nutzen. Deshalb bereitete die Verwaltung Rückwärtige Dienste der Stasi (VRD) die Übernahme des Stadions vor, was sich jedoch problematisch gestaltete.
Denn am 30. Juni 1982 hatte der Magistrat, die oberste Verwaltungseinheit Ost-Berlins, den Beschluss Nr. 275/82 gefasst. Er legte fest, dass eine Inanspruchnahme von Sportobjekten im Stadtgebiet nur dann erfolgen kann, wenn zum Zeitpunkt der Beanspruchung eine adäquate nutzungsfähige Ersatzanlage zur Verfügung steht. Die Stasi konnte den Sportverein also nicht einfach aus dem Hans-Zoschke-Stadion verbannen ohne ihm eine alternative Sportstätte anzubieten.
So scheiterte die Stadionübernahme durch die Stasi bis zum Ende der Geheimpolizei. Die Suche nach einer Alternativspielstätte für die Fußballer war erfolglos geblieben, da es im Ost-Berlin der späten 70er und frühen 80er schlicht zu wenige Sportplätze gab. Auch ein Stadionneubau war aufgrund von Planrückständen und knappen Baukapazitäten bis zum Mauerfall unmöglich. So ist der SV Lichtenberg 47 bis heute im Hans-Zoschke-Stadion zu Hause.
In einem Schreiben an Minister Erich Mielke beschrieb Generalmajor Günther Müller der VRD den aktuellen Stand der Übernahme des Hans-Zoschke-Stadions. Müller plante den Bau einer Sport- und Schwimmhalle mit einer Schießanlage im Kellergeschoss, nutzbar durch MfS-Mitarbeiter oder Sportler der SV Dynamo. Für den Bau plante man das Bauunternehmen VOKD Ostrava aus der Tschechoslowakei einzusetzen, welches in der Vergangenheit bereits Aufträge für das MfS durchgeführt hatte. Doch Mielke bestätigte die Vorlage nicht, wie eine handschriftliche Notiz auf dem ersten Blatt belegt.
Für die Ausführung eines solchen Bauvorhabens hat sich der für das MfS schon langjährig, insbesondere bei der Errichtung von Sportbauten für die SV Dynamo, bewährte CSSR-Partner VOKD Ostrava bereiterklärt und einen Lösungsvorschlag erarbeitet, der eine hohe Qualität der Bauausführung und eine kurze Bauzeit sichert.
Die Bauausführung durch den CSSR-Partner ermöglicht die Fertigstellung bis 1990, wozu unser Baubetrieb durch die notwendigen Planaufgaben des laufenden Fünfjahrplanes nicht in der Lage ist.
Der Investitionsaufwand beträgt 9 Mio transferable Rubel und verteilt sich auf drei Jahresscheiben.
Aufgrund der mit der Errichtung einer Sport- und Schwimmhalle im Dienstkomplex Normannenstraße gebotenen Voraussetzungen zur weiteren Verbesserung der Dienst- und Lebensbedingungen der Angehörigen des MfS schlage ich Ihnen eine Abstimmung auf entsprechender Ebene vor, im danach weitere Arbeitsschritte einleiten zu können.
Müller
Generalmajor
Die Verwaltung Rückwärtige Dienste (VRD) entstand 1974 aus der HA VuW, der HV B und ihr unterstellter bzw. zugeordneter Diensteinheiten sowie der Abteilung Finanzen. Ihre Aufgaben waren die materiell-technische Sicherstellung der Arbeit der MfS-Diensteinheiten, insbesondere durch Planung und Bereitstellung des materiellen Bedarfs, Bestands- und Lagerhaltung sowie der Bilanzierung.
Dazu gehörten auch Sicherungsaufgaben zur Unterbindung jedweder Feindtätigkeit im Anleitungsbereich, vor allem in Betrieben im bzw. beim MfS sowie Erfassung, Lagerung und Verteilung und Verwertung der in den Diensteinheiten des MfS angefallenen Asservate mit Ausnahme von Zahlungsmitteln, Schmuck und Edelmetallen.
Information über die Nutzung des Hans-Zoschke-Stadions an Oberst Müller vom 8. Februar 1979 Dokument, 3 Seiten
Schreiben an den Oberbürgermeister von Berlin zur Verlagerung des Hans-Zoschke-Stadions von 1988 Dokument, 2 Seiten
Protokoll einer Absprache zwischen MfS und Bezirksleitung Berlin zur Verlagerung des Hans-Zoschke-Stadions von 1983 Dokument, 3 Seiten
Forderungsprogramm für eine Ersatzleistung des "Hans-Zoschke-Stadions" und der Sportanlage "Bornitzstraße" Dokument, 7 Seiten